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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Weltspiegel

"Können wir uns wundern, wenn ein Gefühl tödlicher Mattigkeit, Nieder¬
geschlagenheit und des Bernichtetseins auf dem Teil Indiens ruht, wo die
Europäisierung am weitesten fortgeschritten ist? Alles Große und Bcwunderns-
werte in Indien ist in der Zeit geschaffen worden, wo es ein unabhängiges Reich
mit einer Reihe blühender Provinzen war. .... Frieden kann auch zu teuer
erkauft werden. Auch Gesetz und Ordnung, mögen sie theoretisch noch so be-
wundernswert sein, können zu einer zermalmenden Wirtschafts- und Rassentyrannei
werden, wenn sie von Fremden, aufgezwungen werden. Der Friede kann etwas
Verfluchenswertes sein, wenn er von fremder Gewaltherrschaft und wirtschaftlichem
Verderben begleitet ist."

Man hat viel und heiß darüber gestritten, ob die von Fehrenbach und
Simons unterzeichnete flehentliche Bitte um den Schiedsspruch des Präsidenten
der Vereinigten Staaten Politisch richtig war und ob sie der Würde der Nation
etwas vergab. Ich halte sie nicht für richtig. Ich bin durchaus gegen Maul¬
heldentum. Der einfachste Anstand verbietet es, scheppernd mit einem Säbel zu
rasseln, selbst wenn man einen hat. Wenn einem aber nur noch ein Kochtopf
gelassen worden ist, so kann man mit dem Scheppern höchstens Buschmänner
erschrecken oder Böswilligen Anlaß zu schnellerem Zuschlagen geben. Wir haben
ganz gewiß keinen Anlaß, uns in unserer Miserabligkeit noch auf Plätzen breit
zu machen, die wir tatsächlich nicht halten können. Aber sich noch kleiner zu
machen, als man wirklich ist, ist niemals klug und nur gerechtfertigt, wenn man
sich zum Sprunge duckt. Ich bin blindlings bereit, anzunehmen, daß der Reichs¬
minister über die Erfolgschancen seines Schrittes besser orientiert ist als ich, und
will freudig bekennen, daß ich mich geirrt habe, wenn er durch diesen Schritt dem
deutschen Westen weitere schwere Segnungen des Sieges der völkerbefreienden
Entente erspart, aber dennoch kann ein derartiges Aufgeben der eigenen Sache,
der bedingungs- und restlosen Übergabe an die Entscheidung eines Landfremden,
der obendrein eben noch Feind gewesen ist, nur mit der äußersten Notlage
entschuldigt, gerechtfertigt niemals werden. In dieser Note lag das Geständnis-
Deutschland ist ein Nichts, eine Sache, über die nicht Deutsche, sondern Fremde
Zu entscheiden haben. Daß Reichsministcr Simons trotz der Weltlage an den
endlichen Durchbruch des Rechtsgedankens so fest zu glauben vermag, wie er es
tut, ist ein schönes, ein erschütternd schönes Zeugnis für seine Idealität, und ganz
gewiß der philiströsen und verheerenden Mentalität des "Macht geht vor Recht"
vorzuziehen Aber was heißt hier Recht? Wer sthrieb dieses Recht? Ist der
Versailler Vertrag ein Ausdruck dieses Rechtsbewußtsems, das über uns entscheiden
soll? Soll ein Gesetzbuch über uns entscheiden, in dem unser Fall überhaupt
"icht vorgesehen ist? Ist es recht, wenn ein Mitglied einer Gemeinschaft für d,e
Folgen einer Katastrophe aufkommen, und nicht nur aufkommen, sondern schimpflich
büßen sol^ die7 seit? man die Auffassung des Ministers Massen wollte,
höchstens ourch seine aber nicht einmal seine alleinige Fahrwsstgkeit über alle
gekommen ist? Und gibt es nicht unter allen Umstanden ein Recht, in Freiheit,
d- h- nach den Gesetzen des eigenen Selbstbewußtseins und des eigenen Wachs¬
tums zu leben? Der einzelne kann, wenn er sich gegen das Gesetz, geschriebenes
°der ^geschriebenes, vergangen hat, wie Hebbels Kandaules, das Leben a^oder ehrlos in die Hand eines fremden Richters legen. Em Voll n,e Denn em
Volk ist nicht Vergangenheit und Gegenwart allem, em Voll ist "my Zu^und wer der ungebor-enen Generation durch Lebens^der mordet, und 1>le Verantwortung dafür wird 'hin acht erlassen, gie^d e er Mors, in." Irrtum oder um edler Grundsätze willen begangen wuroe.
Eulen VA^ an gib! hilft kein gütiger^oll mehr und em Staats¬
mann, der ein Volk aufgibt, kann dauernde Er olge nicht mehr erringen. .

So vieleWorverfehlte Maßnahme! Es geht acht um die eme
Maß,lahm-e Es geiht um d e große Entscheidung. Die Bitte an Amerika ist das
Symptom einer gefährlichen Erkrankung, die °us der N.ederlage eilest^Eine Welle des verhängnisvollsten Quietismus ist über Deutschland gekommen.


Weltspiegel

„Können wir uns wundern, wenn ein Gefühl tödlicher Mattigkeit, Nieder¬
geschlagenheit und des Bernichtetseins auf dem Teil Indiens ruht, wo die
Europäisierung am weitesten fortgeschritten ist? Alles Große und Bcwunderns-
werte in Indien ist in der Zeit geschaffen worden, wo es ein unabhängiges Reich
mit einer Reihe blühender Provinzen war. .... Frieden kann auch zu teuer
erkauft werden. Auch Gesetz und Ordnung, mögen sie theoretisch noch so be-
wundernswert sein, können zu einer zermalmenden Wirtschafts- und Rassentyrannei
werden, wenn sie von Fremden, aufgezwungen werden. Der Friede kann etwas
Verfluchenswertes sein, wenn er von fremder Gewaltherrschaft und wirtschaftlichem
Verderben begleitet ist."

Man hat viel und heiß darüber gestritten, ob die von Fehrenbach und
Simons unterzeichnete flehentliche Bitte um den Schiedsspruch des Präsidenten
der Vereinigten Staaten Politisch richtig war und ob sie der Würde der Nation
etwas vergab. Ich halte sie nicht für richtig. Ich bin durchaus gegen Maul¬
heldentum. Der einfachste Anstand verbietet es, scheppernd mit einem Säbel zu
rasseln, selbst wenn man einen hat. Wenn einem aber nur noch ein Kochtopf
gelassen worden ist, so kann man mit dem Scheppern höchstens Buschmänner
erschrecken oder Böswilligen Anlaß zu schnellerem Zuschlagen geben. Wir haben
ganz gewiß keinen Anlaß, uns in unserer Miserabligkeit noch auf Plätzen breit
zu machen, die wir tatsächlich nicht halten können. Aber sich noch kleiner zu
machen, als man wirklich ist, ist niemals klug und nur gerechtfertigt, wenn man
sich zum Sprunge duckt. Ich bin blindlings bereit, anzunehmen, daß der Reichs¬
minister über die Erfolgschancen seines Schrittes besser orientiert ist als ich, und
will freudig bekennen, daß ich mich geirrt habe, wenn er durch diesen Schritt dem
deutschen Westen weitere schwere Segnungen des Sieges der völkerbefreienden
Entente erspart, aber dennoch kann ein derartiges Aufgeben der eigenen Sache,
der bedingungs- und restlosen Übergabe an die Entscheidung eines Landfremden,
der obendrein eben noch Feind gewesen ist, nur mit der äußersten Notlage
entschuldigt, gerechtfertigt niemals werden. In dieser Note lag das Geständnis-
Deutschland ist ein Nichts, eine Sache, über die nicht Deutsche, sondern Fremde
Zu entscheiden haben. Daß Reichsministcr Simons trotz der Weltlage an den
endlichen Durchbruch des Rechtsgedankens so fest zu glauben vermag, wie er es
tut, ist ein schönes, ein erschütternd schönes Zeugnis für seine Idealität, und ganz
gewiß der philiströsen und verheerenden Mentalität des „Macht geht vor Recht"
vorzuziehen Aber was heißt hier Recht? Wer sthrieb dieses Recht? Ist der
Versailler Vertrag ein Ausdruck dieses Rechtsbewußtsems, das über uns entscheiden
soll? Soll ein Gesetzbuch über uns entscheiden, in dem unser Fall überhaupt
"icht vorgesehen ist? Ist es recht, wenn ein Mitglied einer Gemeinschaft für d,e
Folgen einer Katastrophe aufkommen, und nicht nur aufkommen, sondern schimpflich
büßen sol^ die7 seit? man die Auffassung des Ministers Massen wollte,
höchstens ourch seine aber nicht einmal seine alleinige Fahrwsstgkeit über alle
gekommen ist? Und gibt es nicht unter allen Umstanden ein Recht, in Freiheit,
d- h- nach den Gesetzen des eigenen Selbstbewußtseins und des eigenen Wachs¬
tums zu leben? Der einzelne kann, wenn er sich gegen das Gesetz, geschriebenes
°der ^geschriebenes, vergangen hat, wie Hebbels Kandaules, das Leben a^oder ehrlos in die Hand eines fremden Richters legen. Em Voll n,e Denn em
Volk ist nicht Vergangenheit und Gegenwart allem, em Voll ist «my Zu^und wer der ungebor-enen Generation durch Lebens^der mordet, und 1>le Verantwortung dafür wird 'hin acht erlassen, gie^d e er Mors, in.« Irrtum oder um edler Grundsätze willen begangen wuroe.
Eulen VA^ an gib! hilft kein gütiger^oll mehr und em Staats¬
mann, der ein Volk aufgibt, kann dauernde Er olge nicht mehr erringen. .

So vieleWorverfehlte Maßnahme! Es geht acht um die eme
Maß,lahm-e Es geiht um d e große Entscheidung. Die Bitte an Amerika ist das
Symptom einer gefährlichen Erkrankung, die °us der N.ederlage eilest^Eine Welle des verhängnisvollsten Quietismus ist über Deutschland gekommen.


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[0159] Weltspiegel „Können wir uns wundern, wenn ein Gefühl tödlicher Mattigkeit, Nieder¬ geschlagenheit und des Bernichtetseins auf dem Teil Indiens ruht, wo die Europäisierung am weitesten fortgeschritten ist? Alles Große und Bcwunderns- werte in Indien ist in der Zeit geschaffen worden, wo es ein unabhängiges Reich mit einer Reihe blühender Provinzen war. .... Frieden kann auch zu teuer erkauft werden. Auch Gesetz und Ordnung, mögen sie theoretisch noch so be- wundernswert sein, können zu einer zermalmenden Wirtschafts- und Rassentyrannei werden, wenn sie von Fremden, aufgezwungen werden. Der Friede kann etwas Verfluchenswertes sein, wenn er von fremder Gewaltherrschaft und wirtschaftlichem Verderben begleitet ist." Man hat viel und heiß darüber gestritten, ob die von Fehrenbach und Simons unterzeichnete flehentliche Bitte um den Schiedsspruch des Präsidenten der Vereinigten Staaten Politisch richtig war und ob sie der Würde der Nation etwas vergab. Ich halte sie nicht für richtig. Ich bin durchaus gegen Maul¬ heldentum. Der einfachste Anstand verbietet es, scheppernd mit einem Säbel zu rasseln, selbst wenn man einen hat. Wenn einem aber nur noch ein Kochtopf gelassen worden ist, so kann man mit dem Scheppern höchstens Buschmänner erschrecken oder Böswilligen Anlaß zu schnellerem Zuschlagen geben. Wir haben ganz gewiß keinen Anlaß, uns in unserer Miserabligkeit noch auf Plätzen breit zu machen, die wir tatsächlich nicht halten können. Aber sich noch kleiner zu machen, als man wirklich ist, ist niemals klug und nur gerechtfertigt, wenn man sich zum Sprunge duckt. Ich bin blindlings bereit, anzunehmen, daß der Reichs¬ minister über die Erfolgschancen seines Schrittes besser orientiert ist als ich, und will freudig bekennen, daß ich mich geirrt habe, wenn er durch diesen Schritt dem deutschen Westen weitere schwere Segnungen des Sieges der völkerbefreienden Entente erspart, aber dennoch kann ein derartiges Aufgeben der eigenen Sache, der bedingungs- und restlosen Übergabe an die Entscheidung eines Landfremden, der obendrein eben noch Feind gewesen ist, nur mit der äußersten Notlage entschuldigt, gerechtfertigt niemals werden. In dieser Note lag das Geständnis- Deutschland ist ein Nichts, eine Sache, über die nicht Deutsche, sondern Fremde Zu entscheiden haben. Daß Reichsministcr Simons trotz der Weltlage an den endlichen Durchbruch des Rechtsgedankens so fest zu glauben vermag, wie er es tut, ist ein schönes, ein erschütternd schönes Zeugnis für seine Idealität, und ganz gewiß der philiströsen und verheerenden Mentalität des „Macht geht vor Recht" vorzuziehen Aber was heißt hier Recht? Wer sthrieb dieses Recht? Ist der Versailler Vertrag ein Ausdruck dieses Rechtsbewußtsems, das über uns entscheiden soll? Soll ein Gesetzbuch über uns entscheiden, in dem unser Fall überhaupt "icht vorgesehen ist? Ist es recht, wenn ein Mitglied einer Gemeinschaft für d,e Folgen einer Katastrophe aufkommen, und nicht nur aufkommen, sondern schimpflich büßen sol^ die7 seit? man die Auffassung des Ministers Massen wollte, höchstens ourch seine aber nicht einmal seine alleinige Fahrwsstgkeit über alle gekommen ist? Und gibt es nicht unter allen Umstanden ein Recht, in Freiheit, d- h- nach den Gesetzen des eigenen Selbstbewußtseins und des eigenen Wachs¬ tums zu leben? Der einzelne kann, wenn er sich gegen das Gesetz, geschriebenes °der ^geschriebenes, vergangen hat, wie Hebbels Kandaules, das Leben a^oder ehrlos in die Hand eines fremden Richters legen. Em Voll n,e Denn em Volk ist nicht Vergangenheit und Gegenwart allem, em Voll ist «my Zu^und wer der ungebor-enen Generation durch Lebens^der mordet, und 1>le Verantwortung dafür wird 'hin acht erlassen, gie^d e er Mors, in.« Irrtum oder um edler Grundsätze willen begangen wuroe. Eulen VA^ an gib! hilft kein gütiger^oll mehr und em Staats¬ mann, der ein Volk aufgibt, kann dauernde Er olge nicht mehr erringen. . So vieleWorverfehlte Maßnahme! Es geht acht um die eme Maß,lahm-e Es geiht um d e große Entscheidung. Die Bitte an Amerika ist das Symptom einer gefährlichen Erkrankung, die °us der N.ederlage eilest^Eine Welle des verhängnisvollsten Quietismus ist über Deutschland gekommen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/159>, abgerufen am 28.09.2024.