Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.Französische Grpressungs- und Linkreisungspolitik usw. Wege sind für das deutsche Volk schwer zu überwindende Schranken aufgerichtet. Französische Grpressungs- und Einkreisungspolitik vor dem deutsch-französischen Krieg' Lrich Aarwiese von em Gedächtnis unseres Volks ist nahezu alles entschwunden, was Unmittelbar nach der Schlacht von Königgrätz hatte Kaiser Franz Joseph Am 23. Juli ließ die französische Regierung durch Benedetti erklären, die Französische Grpressungs- und Linkreisungspolitik usw. Wege sind für das deutsche Volk schwer zu überwindende Schranken aufgerichtet. Französische Grpressungs- und Einkreisungspolitik vor dem deutsch-französischen Krieg' Lrich Aarwiese von em Gedächtnis unseres Volks ist nahezu alles entschwunden, was Unmittelbar nach der Schlacht von Königgrätz hatte Kaiser Franz Joseph Am 23. Juli ließ die französische Regierung durch Benedetti erklären, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0147" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338948"/> <fw type="header" place="top"> Französische Grpressungs- und Linkreisungspolitik usw.</fw><lb/> <p xml:id="ID_523" prev="#ID_522"> Wege sind für das deutsche Volk schwer zu überwindende Schranken aufgerichtet.<lb/> Je mehr aber das deutsche Volk dieser natürlichen Richtung seiner Expansion<lb/> folgt, desto sicherer kann es auf Gesundung hoffen. Den bedeutendsten Weg nach<lb/> diesem Wirkungsfeld des deutschen Volkes bildet natürlich die Donau. In dem<lb/> Maße, als die deutsche Gesamtpolitik mehr auf den Osten eingestellt<lb/> ist, ist auch unter diesem Gesichtspunkt die Voraussetzung für eine<lb/> außenpolitische Sonderaufgabe und damit für die politische „Unab¬<lb/> hängigkeit" des Südostdeutschtums gegenstandslos geworden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Französische Grpressungs- und Einkreisungspolitik<lb/> vor dem deutsch-französischen Krieg'<lb/><note type="byline"> Lrich Aarwiese</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_524"> em Gedächtnis unseres Volks ist nahezu alles entschwunden, was<lb/> über die Zeit der Schwedennot und der Reformation zurückliegt.<lb/> So äußerte sich einst Heinrich von Treitschke. Heute kann man<lb/> getrost behaupten, daß die Masse unseres Volks schon von den<lb/> politischen Vorgängen, die den deutsch-französischen Krieg mit ver¬<lb/> anlaßt haben, nichts weiß. Es erscheint daher von Wert, sich die Ereignisse<lb/> Mer Zeit erneut zu vergegenwärtigen, um daraus die Zusammenhänge der<lb/> französischen Politik von heute und damals zu erkennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_525"> Unmittelbar nach der Schlacht von Königgrätz hatte Kaiser Franz Joseph<lb/> Venetien, um dessen Besitz Italien kämpfte, an Frankreich abgetreten, und schon<lb/> bin 5. IM 18S6 verkündete Napoleon im Moniteur, Osterreich habe seine Ver¬<lb/> mittlung zur Herbeiführung eines Waffenstillstandes mit Preußen angerufen.<lb/> Das -Telegramm Napoleons, das den König Wilhelm aufforderte, die französische<lb/> Vermittlung anzunehmen und die preußischen Friedensbedingungen zu nennen,<lb/> ^af an demselben 5. Juli im Hauptquartier zu Horschwitz ein. Die Wirkung<lb/> war erschütternd. Napoleon, der soviel Zusicherungen wohlwollender Neutralität<lb/> gegeben hatte, fiel plötzlich dem Sieger in den Arm, um ihm den Siegespreis<lb/> zu verkürzen. So groß der Zorn des Königs und Bismarcks auch war, man<lb/> entschloß sich doch zu einer versöhnlichen Antwort. Die Annahme des An-rbietens<lb/> wurde ausgesprochen und Prinz Reuß mit einem eigenhändigen Brief des Königs<lb/> «ach Paris geschickt.</p><lb/> <p xml:id="ID_526" next="#ID_527"> Am 23. Juli ließ die französische Regierung durch Benedetti erklären, die<lb/> Anerkennung einer Vergrößerung Preußens könne nur in Verbindung mit der<lb/> Frage der französischen Kompensationen verhandelt werden, und am 89. Juli<lb/> «"riß der französische Minister Drouyn de l'Huys im Verein mit der Kaiserin<lb/> Eugenie in Viehs dem kränken Napoleon die Erlaubnis, die Abtretung großer<lb/> Landstriche von Deutschland zu fordern. Benedetti trug Bismarck die unerhörten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0147]
Französische Grpressungs- und Linkreisungspolitik usw.
Wege sind für das deutsche Volk schwer zu überwindende Schranken aufgerichtet.
Je mehr aber das deutsche Volk dieser natürlichen Richtung seiner Expansion
folgt, desto sicherer kann es auf Gesundung hoffen. Den bedeutendsten Weg nach
diesem Wirkungsfeld des deutschen Volkes bildet natürlich die Donau. In dem
Maße, als die deutsche Gesamtpolitik mehr auf den Osten eingestellt
ist, ist auch unter diesem Gesichtspunkt die Voraussetzung für eine
außenpolitische Sonderaufgabe und damit für die politische „Unab¬
hängigkeit" des Südostdeutschtums gegenstandslos geworden.
Französische Grpressungs- und Einkreisungspolitik
vor dem deutsch-französischen Krieg'
Lrich Aarwiese von
em Gedächtnis unseres Volks ist nahezu alles entschwunden, was
über die Zeit der Schwedennot und der Reformation zurückliegt.
So äußerte sich einst Heinrich von Treitschke. Heute kann man
getrost behaupten, daß die Masse unseres Volks schon von den
politischen Vorgängen, die den deutsch-französischen Krieg mit ver¬
anlaßt haben, nichts weiß. Es erscheint daher von Wert, sich die Ereignisse
Mer Zeit erneut zu vergegenwärtigen, um daraus die Zusammenhänge der
französischen Politik von heute und damals zu erkennen.
Unmittelbar nach der Schlacht von Königgrätz hatte Kaiser Franz Joseph
Venetien, um dessen Besitz Italien kämpfte, an Frankreich abgetreten, und schon
bin 5. IM 18S6 verkündete Napoleon im Moniteur, Osterreich habe seine Ver¬
mittlung zur Herbeiführung eines Waffenstillstandes mit Preußen angerufen.
Das -Telegramm Napoleons, das den König Wilhelm aufforderte, die französische
Vermittlung anzunehmen und die preußischen Friedensbedingungen zu nennen,
^af an demselben 5. Juli im Hauptquartier zu Horschwitz ein. Die Wirkung
war erschütternd. Napoleon, der soviel Zusicherungen wohlwollender Neutralität
gegeben hatte, fiel plötzlich dem Sieger in den Arm, um ihm den Siegespreis
zu verkürzen. So groß der Zorn des Königs und Bismarcks auch war, man
entschloß sich doch zu einer versöhnlichen Antwort. Die Annahme des An-rbietens
wurde ausgesprochen und Prinz Reuß mit einem eigenhändigen Brief des Königs
«ach Paris geschickt.
Am 23. Juli ließ die französische Regierung durch Benedetti erklären, die
Anerkennung einer Vergrößerung Preußens könne nur in Verbindung mit der
Frage der französischen Kompensationen verhandelt werden, und am 89. Juli
«"riß der französische Minister Drouyn de l'Huys im Verein mit der Kaiserin
Eugenie in Viehs dem kränken Napoleon die Erlaubnis, die Abtretung großer
Landstriche von Deutschland zu fordern. Benedetti trug Bismarck die unerhörten
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |