Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Getreue heraus!
Getreue heraus!
Oft scheint's, als hätte ein Traum uns genarrt:
Ist das denn Deutschland noch immer?
Im Blödsinnsrausch dieser Gegenwart
Mit Firnis und Lügengeflimmer!
Die Ordnung zersprengt, und die Autorität
Verschlucke wie ein Tropfen im Sande)
Herrgott im Himmel hör' unser Gebet:
Heraus ihr Treuen im Lande! Das wispert, flüstert und krümmt sich geblickt)
Überzeugung schwand -- allwärts verraten --.
Nichts Aufrechtes hast du zwei Jahre lang erblickt,
Nicht Männer mit Fäusten und Taten.
Germania, Weib, voller Tränen und Weh,
Im schwarzen Büßergewande)
Wann schreist du's von Köln bis zum Bodensee:
Heraus ihr Treuen im Lande! Gerostet das Schwert) zerbrochen der Speer.
Der Haß wohnt im Land und der Zweifel,
An Hader so reich und an Liebe so leer,
Und die Treue ging gänzlich zum Teufel.
Man tanzt durch die Nächte in Jubel und Braus,
Als wucherte ringsum nicht Schande)
Wer hält noch auf Ehre? -- Der rufe: 'Heraus!
Heraus ihr Treuen im Lande! Heraus und vernichtet die lärmende Schuld,
Als des ewigen Zankens Gebieter.
Und euer Gewässer sei Kraft, sei Geduld!
So werdet des Rechtes ihr Hüter.
Heraus ihr Treuen in Not und in Leid,
Schlingt stolz allversöhnende Bande
Um deutsche Brüder zur Einigkeit)
Heraus ihr Treuen im Lande!

Hans Schimmelpfeng


Getreue heraus!
Getreue heraus!
Oft scheint's, als hätte ein Traum uns genarrt:
Ist das denn Deutschland noch immer?
Im Blödsinnsrausch dieser Gegenwart
Mit Firnis und Lügengeflimmer!
Die Ordnung zersprengt, und die Autorität
Verschlucke wie ein Tropfen im Sande)
Herrgott im Himmel hör' unser Gebet:
Heraus ihr Treuen im Lande! Das wispert, flüstert und krümmt sich geblickt)
Überzeugung schwand — allwärts verraten —.
Nichts Aufrechtes hast du zwei Jahre lang erblickt,
Nicht Männer mit Fäusten und Taten.
Germania, Weib, voller Tränen und Weh,
Im schwarzen Büßergewande)
Wann schreist du's von Köln bis zum Bodensee:
Heraus ihr Treuen im Lande! Gerostet das Schwert) zerbrochen der Speer.
Der Haß wohnt im Land und der Zweifel,
An Hader so reich und an Liebe so leer,
Und die Treue ging gänzlich zum Teufel.
Man tanzt durch die Nächte in Jubel und Braus,
Als wucherte ringsum nicht Schande)
Wer hält noch auf Ehre? — Der rufe: 'Heraus!
Heraus ihr Treuen im Lande! Heraus und vernichtet die lärmende Schuld,
Als des ewigen Zankens Gebieter.
Und euer Gewässer sei Kraft, sei Geduld!
So werdet des Rechtes ihr Hüter.
Heraus ihr Treuen in Not und in Leid,
Schlingt stolz allversöhnende Bande
Um deutsche Brüder zur Einigkeit)
Heraus ihr Treuen im Lande!

Hans Schimmelpfeng


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0107" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338908"/>
          <fw type="header" place="top"> Getreue heraus!</fw><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_2" type="poem">
            <head> Getreue heraus!</head>
            <l> Oft scheint's, als hätte ein Traum uns genarrt:<lb/>
Ist das denn Deutschland noch immer?<lb/>
Im Blödsinnsrausch dieser Gegenwart<lb/>
Mit Firnis und Lügengeflimmer!<lb/>
Die Ordnung zersprengt, und die Autorität<lb/>
Verschlucke wie ein Tropfen im Sande)<lb/>
Herrgott im Himmel hör' unser Gebet:<lb/>
Heraus ihr Treuen im Lande! Das wispert, flüstert und krümmt sich geblickt)<lb/>
Überzeugung schwand &#x2014; allwärts verraten &#x2014;.<lb/>
Nichts Aufrechtes hast du zwei Jahre lang erblickt,<lb/>
Nicht Männer mit Fäusten und Taten.<lb/>
Germania, Weib, voller Tränen und Weh,<lb/>
Im schwarzen Büßergewande)<lb/>
Wann schreist du's von Köln bis zum Bodensee:<lb/>
Heraus ihr Treuen im Lande! Gerostet das Schwert) zerbrochen der Speer.<lb/>
Der Haß wohnt im Land und der Zweifel,<lb/>
An Hader so reich und an Liebe so leer,<lb/>
Und die Treue ging gänzlich zum Teufel.<lb/>
Man tanzt durch die Nächte in Jubel und Braus,<lb/>
Als wucherte ringsum nicht Schande)<lb/>
Wer hält noch auf Ehre? &#x2014; Der rufe: 'Heraus!<lb/>
Heraus ihr Treuen im Lande! Heraus und vernichtet die lärmende Schuld,<lb/>
Als des ewigen Zankens Gebieter.<lb/>
Und euer Gewässer sei Kraft, sei Geduld!<lb/>
So werdet des Rechtes ihr Hüter.<lb/>
Heraus ihr Treuen in Not und in Leid,<lb/>
Schlingt stolz allversöhnende Bande<lb/>
Um deutsche Brüder zur Einigkeit)<lb/>
Heraus ihr Treuen im Lande! </l>
          </lg><lb/>
          <note type="byline"> Hans Schimmelpfeng</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0107] Getreue heraus! Getreue heraus! Oft scheint's, als hätte ein Traum uns genarrt: Ist das denn Deutschland noch immer? Im Blödsinnsrausch dieser Gegenwart Mit Firnis und Lügengeflimmer! Die Ordnung zersprengt, und die Autorität Verschlucke wie ein Tropfen im Sande) Herrgott im Himmel hör' unser Gebet: Heraus ihr Treuen im Lande! Das wispert, flüstert und krümmt sich geblickt) Überzeugung schwand — allwärts verraten —. Nichts Aufrechtes hast du zwei Jahre lang erblickt, Nicht Männer mit Fäusten und Taten. Germania, Weib, voller Tränen und Weh, Im schwarzen Büßergewande) Wann schreist du's von Köln bis zum Bodensee: Heraus ihr Treuen im Lande! Gerostet das Schwert) zerbrochen der Speer. Der Haß wohnt im Land und der Zweifel, An Hader so reich und an Liebe so leer, Und die Treue ging gänzlich zum Teufel. Man tanzt durch die Nächte in Jubel und Braus, Als wucherte ringsum nicht Schande) Wer hält noch auf Ehre? — Der rufe: 'Heraus! Heraus ihr Treuen im Lande! Heraus und vernichtet die lärmende Schuld, Als des ewigen Zankens Gebieter. Und euer Gewässer sei Kraft, sei Geduld! So werdet des Rechtes ihr Hüter. Heraus ihr Treuen in Not und in Leid, Schlingt stolz allversöhnende Bande Um deutsche Brüder zur Einigkeit) Heraus ihr Treuen im Lande! Hans Schimmelpfeng

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/107
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/107>, abgerufen am 22.07.2024.