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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.

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Gesichtspunkten behandelt werden, der schließlich auch die Entscheidung in allen
das Staatsganze betreffenden Fragen obliegt, so liegt die Sache wohl anders.
Und das tritt ganz besonders zutage, wenn man näher auf den Vorwurf eingeht,
der Grundgedanke der berufsständischen Vertretung sei falsch, da es Sache aller
Staatsorgane sei, das Interesse des Staates und nicht das der einzelnen wahr¬
zunehmen. Die berufsständische Vertretung sei also nicht imstande, die über¬
individuellen Elemente des Volkswillens zur Geltung zu bringen. "Praktisch
angewendet auf die Probleme der Gegenwart, lautet die Frage vor allem dahin,
ob -- demgegenüber -- die politischen Parteien geeignete Träger der überindivi¬
duellen Staatszwecke sind und ob sie in Erfüllung dieser Aufgaben durch die
Einrichtung einer berufsständischen Vertretung gehemmt werden würden. Nun
hat die Entwicklung des deutschen Parteiwesens seit 1848 gerade gezeigt, daß die
am Anfang vorhanden gewesenen höheren politischen Ideale mehr und mehr verblaßt
sind, well die Parteien sich genötigt sahen, dem dringenden Verlangen der einzelnen
Volksteile nach Vertretung ihrer Berufsklassen und Standesinteressen entgegen zu¬
kommen." Gerade diese Entwicklung spricht also wieder für die Einrichtung
berufsständischer Vertretungen. Anderseits läßt sich der Haupteinwand gegen sie
nur dadurch berücksichtigen, daß man die verschiedenartigen Aufgaben,
die durch die Volksvertretung zu erfüllen sind, trennt, weil ihre gleichzeitige
Erfüllung durch ein und dieselbe Stelle so gut wie unmöglich ist. "Wird das Ver¬
langen nach Vertretung der Sonderinteressen durch eine hierfür besonders bestimmte
Einrichtung erfüllt und werden die Parteien dieser Aufgabe enthoben, so kann das
Parlament um so reiner die überindividuellen Staatsinteressen zum Ausdruck bringen."

Herrfahrdt erörtert dann weiter die Form der berufeständischen Vertretung.
Ob sie allein entscheidend sein soll, ob mitentscheidende berufsständische Kammern zu
bilden sind, ob sie mit allgemeiner Vertretung gemischt-wird, ob sie nur beratend und
begutachtend wirken soll und an welchen Stellen dies zu geschehen hat? Und dann
weiter die schwierige Frage nach dem inneren Aufbau der berufsständischen Ver¬
tretung: Große Berufsstände oder Spezialisierte Berufsgruppen? Sachliche oder
bezirkliche Vertretung? Horizontale oder vertikale Gliederung? Vertretung freier
Verbände oder gesetzlich angeordneter Körperschaften? Dauernde Abordnung oder
jederzeitige Abberufbarkeit der Vertreter? Und schließlich die Fage der Ergänzung
der berufsständischen Vertretung durch sonstige wirtschaftliche und ideelle Gruppen.
Schon diese Zusammenstellung ergibt, wie außerordentlich verwickelt das Problem
wird, wenn man sich an seine praktische Ausgestaltung heranbegibt. Anderseits
sind alles dies bereits Fragen, die bei uns in Deutschland infolge der Aufnahme
des wirtschaftlichen Rätesystems in die Verfassung aktuell geworden sind und an
deren Lösung mitzuarbeiten bereits in das Gebiet der praktischen Politik fällt.


R. v. V.
Deutsche Juden und Ostjude".

Der unsere Zeit beherrschende Gegensatz
zwischen Judentum und Antisemitismus scheint hoffnungslos, solange die große
Schicht der zwischen Judentum und Deutschtum'unklar schwankenden israelitischen
Staatsbürger für das Gesamtbild beherrschend bleibt. Der Schwerpunkt der
ganzen Judenfrage und die einzige Möglichkeit ihrer Lösung liegt in der Behand¬
lung des Ostjudentums. Solange in Deutschland die Einwanderung der Oft¬
juden von jüdischer Seite aus nur begünstigt und niemals ausdrücklich, vom echt
deutschen politischen Standpunkt aus, bekämpft wurde, scheint es unvermeidlich,
daß die Reibungsflächen dauernd wachsen statt sich zu vermindern.

Jedes Anzeichen, daß diese Verhältnisse sich ändern, ist zu begrüßen, ^n
einer tapferen und beachtenswerten Schrift "Vom nationaldeutschen Juden , Verlag
von Albert Goldschmidt, Berlin ^ 20, hat ein deutscher Jude, Dr. Max ^umann,
das Banner einer Bewegung aufgeworfen, die, vom Komsten und indisch Inter¬
nationalen einerseits, von der lauen "Zwischenschich " andererseits getrennt,
entschlossen praktisch-politische Wege im Sinne des Deutschtums gehen will. Zum
jüdischen Stamm sich bekennend, wie etwa Fontane und die vielen führenden und


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Gesichtspunkten behandelt werden, der schließlich auch die Entscheidung in allen
das Staatsganze betreffenden Fragen obliegt, so liegt die Sache wohl anders.
Und das tritt ganz besonders zutage, wenn man näher auf den Vorwurf eingeht,
der Grundgedanke der berufsständischen Vertretung sei falsch, da es Sache aller
Staatsorgane sei, das Interesse des Staates und nicht das der einzelnen wahr¬
zunehmen. Die berufsständische Vertretung sei also nicht imstande, die über¬
individuellen Elemente des Volkswillens zur Geltung zu bringen. „Praktisch
angewendet auf die Probleme der Gegenwart, lautet die Frage vor allem dahin,
ob — demgegenüber — die politischen Parteien geeignete Träger der überindivi¬
duellen Staatszwecke sind und ob sie in Erfüllung dieser Aufgaben durch die
Einrichtung einer berufsständischen Vertretung gehemmt werden würden. Nun
hat die Entwicklung des deutschen Parteiwesens seit 1848 gerade gezeigt, daß die
am Anfang vorhanden gewesenen höheren politischen Ideale mehr und mehr verblaßt
sind, well die Parteien sich genötigt sahen, dem dringenden Verlangen der einzelnen
Volksteile nach Vertretung ihrer Berufsklassen und Standesinteressen entgegen zu¬
kommen." Gerade diese Entwicklung spricht also wieder für die Einrichtung
berufsständischer Vertretungen. Anderseits läßt sich der Haupteinwand gegen sie
nur dadurch berücksichtigen, daß man die verschiedenartigen Aufgaben,
die durch die Volksvertretung zu erfüllen sind, trennt, weil ihre gleichzeitige
Erfüllung durch ein und dieselbe Stelle so gut wie unmöglich ist. „Wird das Ver¬
langen nach Vertretung der Sonderinteressen durch eine hierfür besonders bestimmte
Einrichtung erfüllt und werden die Parteien dieser Aufgabe enthoben, so kann das
Parlament um so reiner die überindividuellen Staatsinteressen zum Ausdruck bringen."

Herrfahrdt erörtert dann weiter die Form der berufeständischen Vertretung.
Ob sie allein entscheidend sein soll, ob mitentscheidende berufsständische Kammern zu
bilden sind, ob sie mit allgemeiner Vertretung gemischt-wird, ob sie nur beratend und
begutachtend wirken soll und an welchen Stellen dies zu geschehen hat? Und dann
weiter die schwierige Frage nach dem inneren Aufbau der berufsständischen Ver¬
tretung: Große Berufsstände oder Spezialisierte Berufsgruppen? Sachliche oder
bezirkliche Vertretung? Horizontale oder vertikale Gliederung? Vertretung freier
Verbände oder gesetzlich angeordneter Körperschaften? Dauernde Abordnung oder
jederzeitige Abberufbarkeit der Vertreter? Und schließlich die Fage der Ergänzung
der berufsständischen Vertretung durch sonstige wirtschaftliche und ideelle Gruppen.
Schon diese Zusammenstellung ergibt, wie außerordentlich verwickelt das Problem
wird, wenn man sich an seine praktische Ausgestaltung heranbegibt. Anderseits
sind alles dies bereits Fragen, die bei uns in Deutschland infolge der Aufnahme
des wirtschaftlichen Rätesystems in die Verfassung aktuell geworden sind und an
deren Lösung mitzuarbeiten bereits in das Gebiet der praktischen Politik fällt.


R. v. V.
Deutsche Juden und Ostjude».

Der unsere Zeit beherrschende Gegensatz
zwischen Judentum und Antisemitismus scheint hoffnungslos, solange die große
Schicht der zwischen Judentum und Deutschtum'unklar schwankenden israelitischen
Staatsbürger für das Gesamtbild beherrschend bleibt. Der Schwerpunkt der
ganzen Judenfrage und die einzige Möglichkeit ihrer Lösung liegt in der Behand¬
lung des Ostjudentums. Solange in Deutschland die Einwanderung der Oft¬
juden von jüdischer Seite aus nur begünstigt und niemals ausdrücklich, vom echt
deutschen politischen Standpunkt aus, bekämpft wurde, scheint es unvermeidlich,
daß die Reibungsflächen dauernd wachsen statt sich zu vermindern.

Jedes Anzeichen, daß diese Verhältnisse sich ändern, ist zu begrüßen, ^n
einer tapferen und beachtenswerten Schrift „Vom nationaldeutschen Juden , Verlag
von Albert Goldschmidt, Berlin ^ 20, hat ein deutscher Jude, Dr. Max ^umann,
das Banner einer Bewegung aufgeworfen, die, vom Komsten und indisch Inter¬
nationalen einerseits, von der lauen „Zwischenschich " andererseits getrennt,
entschlossen praktisch-politische Wege im Sinne des Deutschtums gehen will. Zum
jüdischen Stamm sich bekennend, wie etwa Fontane und die vielen führenden und


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[0331] Aus neuen Büchern Gesichtspunkten behandelt werden, der schließlich auch die Entscheidung in allen das Staatsganze betreffenden Fragen obliegt, so liegt die Sache wohl anders. Und das tritt ganz besonders zutage, wenn man näher auf den Vorwurf eingeht, der Grundgedanke der berufsständischen Vertretung sei falsch, da es Sache aller Staatsorgane sei, das Interesse des Staates und nicht das der einzelnen wahr¬ zunehmen. Die berufsständische Vertretung sei also nicht imstande, die über¬ individuellen Elemente des Volkswillens zur Geltung zu bringen. „Praktisch angewendet auf die Probleme der Gegenwart, lautet die Frage vor allem dahin, ob — demgegenüber — die politischen Parteien geeignete Träger der überindivi¬ duellen Staatszwecke sind und ob sie in Erfüllung dieser Aufgaben durch die Einrichtung einer berufsständischen Vertretung gehemmt werden würden. Nun hat die Entwicklung des deutschen Parteiwesens seit 1848 gerade gezeigt, daß die am Anfang vorhanden gewesenen höheren politischen Ideale mehr und mehr verblaßt sind, well die Parteien sich genötigt sahen, dem dringenden Verlangen der einzelnen Volksteile nach Vertretung ihrer Berufsklassen und Standesinteressen entgegen zu¬ kommen." Gerade diese Entwicklung spricht also wieder für die Einrichtung berufsständischer Vertretungen. Anderseits läßt sich der Haupteinwand gegen sie nur dadurch berücksichtigen, daß man die verschiedenartigen Aufgaben, die durch die Volksvertretung zu erfüllen sind, trennt, weil ihre gleichzeitige Erfüllung durch ein und dieselbe Stelle so gut wie unmöglich ist. „Wird das Ver¬ langen nach Vertretung der Sonderinteressen durch eine hierfür besonders bestimmte Einrichtung erfüllt und werden die Parteien dieser Aufgabe enthoben, so kann das Parlament um so reiner die überindividuellen Staatsinteressen zum Ausdruck bringen." Herrfahrdt erörtert dann weiter die Form der berufeständischen Vertretung. Ob sie allein entscheidend sein soll, ob mitentscheidende berufsständische Kammern zu bilden sind, ob sie mit allgemeiner Vertretung gemischt-wird, ob sie nur beratend und begutachtend wirken soll und an welchen Stellen dies zu geschehen hat? Und dann weiter die schwierige Frage nach dem inneren Aufbau der berufsständischen Ver¬ tretung: Große Berufsstände oder Spezialisierte Berufsgruppen? Sachliche oder bezirkliche Vertretung? Horizontale oder vertikale Gliederung? Vertretung freier Verbände oder gesetzlich angeordneter Körperschaften? Dauernde Abordnung oder jederzeitige Abberufbarkeit der Vertreter? Und schließlich die Fage der Ergänzung der berufsständischen Vertretung durch sonstige wirtschaftliche und ideelle Gruppen. Schon diese Zusammenstellung ergibt, wie außerordentlich verwickelt das Problem wird, wenn man sich an seine praktische Ausgestaltung heranbegibt. Anderseits sind alles dies bereits Fragen, die bei uns in Deutschland infolge der Aufnahme des wirtschaftlichen Rätesystems in die Verfassung aktuell geworden sind und an deren Lösung mitzuarbeiten bereits in das Gebiet der praktischen Politik fällt. R. v. V. Deutsche Juden und Ostjude». Der unsere Zeit beherrschende Gegensatz zwischen Judentum und Antisemitismus scheint hoffnungslos, solange die große Schicht der zwischen Judentum und Deutschtum'unklar schwankenden israelitischen Staatsbürger für das Gesamtbild beherrschend bleibt. Der Schwerpunkt der ganzen Judenfrage und die einzige Möglichkeit ihrer Lösung liegt in der Behand¬ lung des Ostjudentums. Solange in Deutschland die Einwanderung der Oft¬ juden von jüdischer Seite aus nur begünstigt und niemals ausdrücklich, vom echt deutschen politischen Standpunkt aus, bekämpft wurde, scheint es unvermeidlich, daß die Reibungsflächen dauernd wachsen statt sich zu vermindern. Jedes Anzeichen, daß diese Verhältnisse sich ändern, ist zu begrüßen, ^n einer tapferen und beachtenswerten Schrift „Vom nationaldeutschen Juden , Verlag von Albert Goldschmidt, Berlin ^ 20, hat ein deutscher Jude, Dr. Max ^umann, das Banner einer Bewegung aufgeworfen, die, vom Komsten und indisch Inter¬ nationalen einerseits, von der lauen „Zwischenschich " andererseits getrennt, entschlossen praktisch-politische Wege im Sinne des Deutschtums gehen will. Zum jüdischen Stamm sich bekennend, wie etwa Fontane und die vielen führenden und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432/331>, abgerufen am 29.06.2024.