Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.Reisebriefe an den Kaiser tritt, so wird es wenige an Bord geben, die nicht von diesem Ausenthalt den Daß jeder hier an Bord stolz darauf ist, mit seinen Kräften an einer so großen Die Fahrt hinunter zur Magelhaensstraße bot im allgemeinen nichts besonderes. Beim Ansteuern der "Evangelisten" klärte es dann erfreulicherweise auf, so Es ist wohl jetzt schon möglich, ein ziemlich allgemeines Urteil über diese Herrn Konteradmiral v. Reveur-Paschwitz. Verehrter Herr Admiral! Zu unseren armen Penaten zurückgekehrt, stehen wir noch immer unter dem Reisebriefe an den Kaiser tritt, so wird es wenige an Bord geben, die nicht von diesem Ausenthalt den Daß jeder hier an Bord stolz darauf ist, mit seinen Kräften an einer so großen Die Fahrt hinunter zur Magelhaensstraße bot im allgemeinen nichts besonderes. Beim Ansteuern der „Evangelisten" klärte es dann erfreulicherweise auf, so Es ist wohl jetzt schon möglich, ein ziemlich allgemeines Urteil über diese Herrn Konteradmiral v. Reveur-Paschwitz. Verehrter Herr Admiral! Zu unseren armen Penaten zurückgekehrt, stehen wir noch immer unter dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0285" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338718"/> <fw type="header" place="top"> Reisebriefe an den Kaiser</fw><lb/> <p xml:id="ID_1018" prev="#ID_1017"> tritt, so wird es wenige an Bord geben, die nicht von diesem Ausenthalt den<lb/> Glauben mit nach Hause bringen, daran, daß die Kräfte, die Deutschland einst<lb/> hinaus hat gehen lassen in weite Fernen, mit wachsender Stärke anfangen zurück¬<lb/> zuwirken. Jetzt werden diese Kräfte wieder neu erschlossen, deren Macht sich ungeahnt<lb/> entwickeln kann, erfrischend, fördernd und stärkend für die alte Heimat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1019"> Daß jeder hier an Bord stolz darauf ist, mit seinen Kräften an einer so großen<lb/> patriotischen Begebenheit haben mitwirken zu können, das ist zweifellos.</p><lb/> <p xml:id="ID_1020"> Die Fahrt hinunter zur Magelhaensstraße bot im allgemeinen nichts besonderes.<lb/> Das Wetter wurde nach Süden immer unfreundlicher und die Unmöglichkeit der<lb/> Beobachtung an den letzten beiden Tagen zwang dazu, am Tage vor dem Eintritt in<lb/> die Straße trotz meist recht umsichtiger Luft Land auszumachen. Hierbei leisteten<lb/> die neuen chilenischen Vermessungen, die uns bereitwilligst zur Verfügung gestellt<lb/> waren, erheblichen Nutzen, indem sie die dort unsicheren englischen Karten wertvoll<lb/> ergänzten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1021"> Beim Ansteuern der „Evangelisten" klärte es dann erfreulicherweise auf, so<lb/> daß wir noch während der Nacht in die Straße einlaufen konnten. Der erwachende<lb/> Tag ließ die wundervolle Gegend in noch mächtigerer Wirkung hervortreten, als<lb/> beim letzten Male. Bei sehr frischem kalten Wind von achterm, war die Luft klar und<lb/> rein, nur ab und zu zog eine Schneeböe über die Straße hin, mit ihrem Licht und<lb/> Schatten die rauhe Szenerie prachtvoll belebend. Die frisch verschneiten Jelsen-<lb/> berge im blendendsten Weiß des Sonnenlichts und dahinter der blauschwarze Wolken¬<lb/> schatten, ein stets wechselndes immer mit neuen Effekten spielendes Bild.</p><lb/> <p xml:id="ID_1022"> Es ist wohl jetzt schon möglich, ein ziemlich allgemeines Urteil über diese<lb/> Schiffe als Seeschiffe auf dem großen Ozean abzugeben, und dies Urteil kann erfreu¬<lb/> licherweise nur das beste sein. Die Schiffe liegen ganz ausgezeichnet auf dem Wasser,<lb/> die lange Ozeandllnung nehmen sie spielend in jeder Richtung, ohne bisher Be¬<lb/> wegungen gemacht zu haben, die irgendeine Störung für den Betrieb bedeuten.<lb/> Auch die See auf dem hohen Meer haben sie stets vorzüglich genommen Die Schanze<lb/> 'se ja manchmal recht naß und wird bei Seegang, der bis an die Netzkasten heran¬<lb/> kommt und stärkere Spritzer an Deck wirft, am besten für den Verkehr gesperrt, denn die<lb/> aufgesetzten Netzkästen lassen das Wasser nicht ablaufen und die Speigatten reichen<lb/> für schnelles Abführen nicht aus, so daß dann das Wasser einige Zentimeter hoch<lb/> auf der Schanze hin und herwogt. Ebenso reicht der Wasserabfluß auf dem Vordeck<lb/> uicht aus, so daß das auf die Back geworfene Wasser bis auf das Mitteldeck achteraus<lb/> ^ause und hier mit dem Schlingern hin und her flutet. Aber das sind Kleinigkeiten,<lb/> die dem keinen Abbruch tun, daß die Schiffe als ausgezeichnete Hochseeschiffe<lb/> bezeichnet werden müssen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1023"> Herrn Konteradmiral v. Reveur-Paschwitz.</p><lb/> <note type="salute"> Verehrter Herr Admiral!</note><lb/> <p xml:id="ID_1024" next="#ID_1025"> Zu unseren armen Penaten zurückgekehrt, stehen wir noch immer unter dem<lb/> Eindruck eines Ereignisses, eines besonderen, das, nur aus der Alltäglichkeit heraus¬<lb/> gerissen, unseren Sinn mit Freude geschwellt hat, weil es ein Stück Heimat, nicht<lb/> u«r sein Können und seine Macht, sondern sein Wesen uns zuführte. Wir konnten<lb/> ins als Deutsche unter Deutschen fühlen, und nur der Deutsche, der in, Ausland,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0285]
Reisebriefe an den Kaiser
tritt, so wird es wenige an Bord geben, die nicht von diesem Ausenthalt den
Glauben mit nach Hause bringen, daran, daß die Kräfte, die Deutschland einst
hinaus hat gehen lassen in weite Fernen, mit wachsender Stärke anfangen zurück¬
zuwirken. Jetzt werden diese Kräfte wieder neu erschlossen, deren Macht sich ungeahnt
entwickeln kann, erfrischend, fördernd und stärkend für die alte Heimat.
Daß jeder hier an Bord stolz darauf ist, mit seinen Kräften an einer so großen
patriotischen Begebenheit haben mitwirken zu können, das ist zweifellos.
Die Fahrt hinunter zur Magelhaensstraße bot im allgemeinen nichts besonderes.
Das Wetter wurde nach Süden immer unfreundlicher und die Unmöglichkeit der
Beobachtung an den letzten beiden Tagen zwang dazu, am Tage vor dem Eintritt in
die Straße trotz meist recht umsichtiger Luft Land auszumachen. Hierbei leisteten
die neuen chilenischen Vermessungen, die uns bereitwilligst zur Verfügung gestellt
waren, erheblichen Nutzen, indem sie die dort unsicheren englischen Karten wertvoll
ergänzten.
Beim Ansteuern der „Evangelisten" klärte es dann erfreulicherweise auf, so
daß wir noch während der Nacht in die Straße einlaufen konnten. Der erwachende
Tag ließ die wundervolle Gegend in noch mächtigerer Wirkung hervortreten, als
beim letzten Male. Bei sehr frischem kalten Wind von achterm, war die Luft klar und
rein, nur ab und zu zog eine Schneeböe über die Straße hin, mit ihrem Licht und
Schatten die rauhe Szenerie prachtvoll belebend. Die frisch verschneiten Jelsen-
berge im blendendsten Weiß des Sonnenlichts und dahinter der blauschwarze Wolken¬
schatten, ein stets wechselndes immer mit neuen Effekten spielendes Bild.
Es ist wohl jetzt schon möglich, ein ziemlich allgemeines Urteil über diese
Schiffe als Seeschiffe auf dem großen Ozean abzugeben, und dies Urteil kann erfreu¬
licherweise nur das beste sein. Die Schiffe liegen ganz ausgezeichnet auf dem Wasser,
die lange Ozeandllnung nehmen sie spielend in jeder Richtung, ohne bisher Be¬
wegungen gemacht zu haben, die irgendeine Störung für den Betrieb bedeuten.
Auch die See auf dem hohen Meer haben sie stets vorzüglich genommen Die Schanze
'se ja manchmal recht naß und wird bei Seegang, der bis an die Netzkasten heran¬
kommt und stärkere Spritzer an Deck wirft, am besten für den Verkehr gesperrt, denn die
aufgesetzten Netzkästen lassen das Wasser nicht ablaufen und die Speigatten reichen
für schnelles Abführen nicht aus, so daß dann das Wasser einige Zentimeter hoch
auf der Schanze hin und herwogt. Ebenso reicht der Wasserabfluß auf dem Vordeck
uicht aus, so daß das auf die Back geworfene Wasser bis auf das Mitteldeck achteraus
^ause und hier mit dem Schlingern hin und her flutet. Aber das sind Kleinigkeiten,
die dem keinen Abbruch tun, daß die Schiffe als ausgezeichnete Hochseeschiffe
bezeichnet werden müssen.
Herrn Konteradmiral v. Reveur-Paschwitz.
Verehrter Herr Admiral!
Zu unseren armen Penaten zurückgekehrt, stehen wir noch immer unter dem
Eindruck eines Ereignisses, eines besonderen, das, nur aus der Alltäglichkeit heraus¬
gerissen, unseren Sinn mit Freude geschwellt hat, weil es ein Stück Heimat, nicht
u«r sein Können und seine Macht, sondern sein Wesen uns zuführte. Wir konnten
ins als Deutsche unter Deutschen fühlen, und nur der Deutsche, der in, Ausland,
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