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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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Weltspiegel

Die Ratlose". Der trotzige Sigambrer aus der Tartarei, Lenin, beginnt
zu verbrennen, was er angebetet hat, betet das Verbrannte an und fragt blut¬
wenig danach, ob sich seine Getreuesten, die deutschen Unabhängigen und kommu¬
nistischen Linkshänder, alle Finger dabei verbrennen. "Jede Verwaltungsarbeit
erfordert Spezialeigenschasten. Man kann Revolutionär und Redner ersten Ranges
sein, aber ein ganz nichtsnutziger Verwalter . . . Rußland ist ruiniert, der Ruin
erreicht einen solchen Grad, -- Kälte, Hunger und allgemeine Not -- daß es so
nicht weiter gehen kann." Folglich muß der Rätegedanke aus der Verwaltung
beseitigt und die Diktatur eingeführt werden. Der Rätegedanke ist es ja gewesen,
der das Land zugrunde gerichtet hat. Wie Lenin den Gläubigen die höchst
persönliche Autokratie, die er aufzurichten gedenkt, schmackhaft zu machen versucht,
das liest sich ungemein ergötzlich. "Was hat denn die Frage des kollektiven oder
persönlichen Regiments mit der Klassenfrage zu tun? . . . Gibt uns die englische
Bourgeoisie nicht Beispiele eines Maximums persönlicher Diktatur unter voller
Beibehaltung der Macht in den Händen der eigenen Klasse? . . . Wenn ihr an
das englische Beispiel denkt, dann wird euch die Frage der persönlichen Verbindung
besser als durch noch so viele abstrakte Resolutionen und voreingenommene Theorien
verständlich werden."

Ob der dritte allrussische Kongreß der Wassertransportarbeiter, denen Lenin
diese neue Philosophie vortrug, lange an der zähen Speise gekaut hat, ist ein all¬
russisches Geheimnis geblieben) die Herren, die bei uns noch immer mit stolzem
Feuerblick in Lenins abgetragenen Kleidern herumlaufen, schweigen sich darüber
aus. Als sie die November-Revolution machten, ist ihnen als einziger keim-
krästiger Gedanke der eingefallen, daß es bequem sei, den Affen der russischen
Umwälzer zu spielen. Sie waren zu ungebildet, um zu wissen, daß die gesunden
Grundlagen der Räteidee bei konservativen Volkswirten, den Nodbertus und
Hermann Wagener, zu finden sind, bei Volkswirten allerdings, die nicht ab¬
schreiben und übernehmen und deshalb von den fixen Popularisatoren der National¬
ökonomie nur sehr selten abgeschrieben worden sind. Das geistig erbarmungslos
ausgelaugte und unfruchtbar gewordene Deutschland der wilhelminischen Epoche
hat sich, um seinem, Gott weiß wie, zustande gekommenen Ruf als Volk der
Dichter und Denker wenigstens einigermaßen gerecht zu werden, verzweifelt auf
den bolschewistischen Rätegedanken geworfen. Im November und Dezember 1918
wandelte sich jede Berufsschicht, jeder Verein in einen Rat um, allen voran selbst¬
verständlich die Künstler und Literaten, als die haltlosesten in haltloser Zeit.
Und nun stößt der Russe, der Patentinhaber, den ganzen Kram mit einem ver¬
ächtlichen Fußtritt beiseite.

Noch steht dahin, was die Däumig und Cohen-Reuß auf dem nächsten
deutschen Räte-Kongreß, dem ratlosem Zentralrat, mit sakraler Entflammtheit weis¬
sagen werden. Ihr revolutionärer Instinkt treibt sie schon deshalb vom alten
Parlamentarismus fort, weil er die Massen ekelt oder langweilt, reicht aber
nicht aus, um sie den neuen Weg finden zu lassen. Nase und Auge dieser alt¬
gewordenen Spürhunde taugen längst nicht mehr. Und so bekläffen sie denn,
verwirrte Automaten, die Kammer der Arbeit, die sich das Reich soeben geschaffen
hat. Nicht in vollendeter Glätte, denn nicht wie eine Spielerei, geschmtzt aus
Korken, ist dies Hans des Wiederaufbaues entstanden. Bittere Jahre -- dafür
sorgt wohl schon der Parteiklüngel -- werden vertropfen, ehe der alte Rodbertus-
Gedanke brauchbare Gestalt angenommen haben und die Vertretung der deutschen
Arbeit da sitzen wird, wo jetzt die Fraktionsbonzen und ihre Steifleinenen sitzen.
Dennoch gehört ihr die Zukunft, auch in Deutschland. Schon weil die Kammer der
Arbeit eine zu einleuchtende Sache ist, um nicht auch dem Auslande zu gefallen.
Hat sie sich aber dort erst einmal durchgesetzt (z- B bei den Neuseeländern,


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Die Ratlose». Der trotzige Sigambrer aus der Tartarei, Lenin, beginnt
zu verbrennen, was er angebetet hat, betet das Verbrannte an und fragt blut¬
wenig danach, ob sich seine Getreuesten, die deutschen Unabhängigen und kommu¬
nistischen Linkshänder, alle Finger dabei verbrennen. „Jede Verwaltungsarbeit
erfordert Spezialeigenschasten. Man kann Revolutionär und Redner ersten Ranges
sein, aber ein ganz nichtsnutziger Verwalter . . . Rußland ist ruiniert, der Ruin
erreicht einen solchen Grad, — Kälte, Hunger und allgemeine Not — daß es so
nicht weiter gehen kann." Folglich muß der Rätegedanke aus der Verwaltung
beseitigt und die Diktatur eingeführt werden. Der Rätegedanke ist es ja gewesen,
der das Land zugrunde gerichtet hat. Wie Lenin den Gläubigen die höchst
persönliche Autokratie, die er aufzurichten gedenkt, schmackhaft zu machen versucht,
das liest sich ungemein ergötzlich. „Was hat denn die Frage des kollektiven oder
persönlichen Regiments mit der Klassenfrage zu tun? . . . Gibt uns die englische
Bourgeoisie nicht Beispiele eines Maximums persönlicher Diktatur unter voller
Beibehaltung der Macht in den Händen der eigenen Klasse? . . . Wenn ihr an
das englische Beispiel denkt, dann wird euch die Frage der persönlichen Verbindung
besser als durch noch so viele abstrakte Resolutionen und voreingenommene Theorien
verständlich werden."

Ob der dritte allrussische Kongreß der Wassertransportarbeiter, denen Lenin
diese neue Philosophie vortrug, lange an der zähen Speise gekaut hat, ist ein all¬
russisches Geheimnis geblieben) die Herren, die bei uns noch immer mit stolzem
Feuerblick in Lenins abgetragenen Kleidern herumlaufen, schweigen sich darüber
aus. Als sie die November-Revolution machten, ist ihnen als einziger keim-
krästiger Gedanke der eingefallen, daß es bequem sei, den Affen der russischen
Umwälzer zu spielen. Sie waren zu ungebildet, um zu wissen, daß die gesunden
Grundlagen der Räteidee bei konservativen Volkswirten, den Nodbertus und
Hermann Wagener, zu finden sind, bei Volkswirten allerdings, die nicht ab¬
schreiben und übernehmen und deshalb von den fixen Popularisatoren der National¬
ökonomie nur sehr selten abgeschrieben worden sind. Das geistig erbarmungslos
ausgelaugte und unfruchtbar gewordene Deutschland der wilhelminischen Epoche
hat sich, um seinem, Gott weiß wie, zustande gekommenen Ruf als Volk der
Dichter und Denker wenigstens einigermaßen gerecht zu werden, verzweifelt auf
den bolschewistischen Rätegedanken geworfen. Im November und Dezember 1918
wandelte sich jede Berufsschicht, jeder Verein in einen Rat um, allen voran selbst¬
verständlich die Künstler und Literaten, als die haltlosesten in haltloser Zeit.
Und nun stößt der Russe, der Patentinhaber, den ganzen Kram mit einem ver¬
ächtlichen Fußtritt beiseite.

Noch steht dahin, was die Däumig und Cohen-Reuß auf dem nächsten
deutschen Räte-Kongreß, dem ratlosem Zentralrat, mit sakraler Entflammtheit weis¬
sagen werden. Ihr revolutionärer Instinkt treibt sie schon deshalb vom alten
Parlamentarismus fort, weil er die Massen ekelt oder langweilt, reicht aber
nicht aus, um sie den neuen Weg finden zu lassen. Nase und Auge dieser alt¬
gewordenen Spürhunde taugen längst nicht mehr. Und so bekläffen sie denn,
verwirrte Automaten, die Kammer der Arbeit, die sich das Reich soeben geschaffen
hat. Nicht in vollendeter Glätte, denn nicht wie eine Spielerei, geschmtzt aus
Korken, ist dies Hans des Wiederaufbaues entstanden. Bittere Jahre — dafür
sorgt wohl schon der Parteiklüngel — werden vertropfen, ehe der alte Rodbertus-
Gedanke brauchbare Gestalt angenommen haben und die Vertretung der deutschen
Arbeit da sitzen wird, wo jetzt die Fraktionsbonzen und ihre Steifleinenen sitzen.
Dennoch gehört ihr die Zukunft, auch in Deutschland. Schon weil die Kammer der
Arbeit eine zu einleuchtende Sache ist, um nicht auch dem Auslande zu gefallen.
Hat sie sich aber dort erst einmal durchgesetzt (z- B bei den Neuseeländern,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/79>, abgerufen am 01.07.2024.