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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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schweren Krise, in der die Sozialistenpartei infolge des Anschlusses einiger radikaler
Elemente an die dritte Internationale steht, ist ein weiter rechts orientiertes Kabinett,
das dann Deutschland gegenüber sofort eine aktive Gewaltpolitik einschlagen würde,
in Frankreich heute durchaus lebensfähig, und einem solchen gegenüber müßte
England, wie es bereits während der Versailler Verhandlungen getan hat, in
weitgehendem Maße kompensieren, um wenigstens den Orient zu retten. Diese
Entwicklung aber will man nach Möglichkeit hinausschieben, und dazu erhöht
man das Prestige Millerands. Ob diese Politik auf die Dauer Erfolg hat, ob
nicht England schließlich doch sowohl am Rhein wie im Orient wird zurückweichen
müssen, muß abgewartet werden. Lloyd George hat stets von der Hand in den
Mund gelebt, schon beginnt es, wie ein Artikel des Echo de Paris vermuten läßt,
den Franzosen bei dem Gedanken an eine tatsächliche Besetzung des Nuhrgebiets
selbst nicht ganz geheuer zu werden, und wenn es englischem Einfluß tatsächlich
gelingt, eine Oststaatenkonferenz in Riga zustande zu bringen, bekäme England für
eine Zeitlang wieder freies Spiel. Auch hinsichtlich der Danziger Frage bedeutet
das Luzerner Communiquö nicht eigentlich eine Schwenkung Lloyd Georges. In
einem Augenblick, da der Streik der deutschen Hafenarbeiter aller Welt in auf¬
fälliger Weise vor Augen führen muß, daß Danzig 6s tavtv nicht eigentlich ein
polnischer, vielmehr ein englischer Hafen ist, muß den Engländern naturgemäß
daran liegen, diesen Tatbestand zu vertuschen, zumal die Polen, wie die ober-
schlesischen Vorgänge beweisen, den militärischen Erfolg an der Ostfront benutzen,
"hre Position auf deutschem Gebiet zu stärken.

Zeitungsmeldungen zufolge ist das französisch-belgische Militärabkommen ab¬
geschlossen. Natürlich handelt es sich um rein defensive Maßregeln, -- wann wäre
in unseren Tagen ein Offensivbündnis geschlossen! -- und selbstverständlich wird
es geheim gehalten. Das ist vom militärischen Standpunkt aus begreiflich. Aber
wo bleibt der Völkerbund? Wo bleiben die belgischen Sozialisten? Werden sie
sich wirklich mit faustdicken Lügen abspeisen lassen wie solchen, daß das Abkommen
keine bindenden Verpflichtungen für Belgien enthalte und daß Angaben über
Truppenstärken nicht genannt seien? Wie will man militärische Maßregeln be¬
schließen, ohne sich über die Stärke der Operationskorps klar zu werden? Aber mit
äußerster Fixigkeit hat man den Augenblick einer Ministerkrise und der Kammcr-
ferien benutzt, das Abkommen perfekt werden zu lassen. Und die Sozialisten¬
führer haben nichts Eiligeres zu tun, als nach -- Georgien zu reisen. Überschrift:
Parlamentarisches Regime.-

Die Lage in Belgien ist überaus verworren. Tatsächlich existiert das KoN
zentrationskabinett nicht mehr. Die Liberalen sind zurückgetreten. Von den beiden
anderen großen Parteien, deren jede außerdem wegen der Sprachenfrage, die jeden
Monat mehr akut wird, in einen flämischen und einen wallonischen Teil aus¬
einanderzufallen droht, fühlt sich keine stark genug, allein zu regieren, währeno
andererseits auch ein Zusammenwirken unmöglich erscheint. Belgien geht der Zer¬
setzung entgegen und wird zum Kampfplatz zwischen England und Frankreich wie
zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts. Leise und unmerklich festigt Englano
seinen Einfluß in Antwerpen, wo es die Deutschen fernzuhalten bestrebt ist; nocy
ist nicht deutlich, wie weit es die flämische Bewegung, die von Monat zu Monat
stärker wird, begünstigt, aber seine Haltung in der Wielingenfrage zeigt bereits
ganz klar, daß es nicht gesonnen ist, Zeebrügge und eine freie Scheldemündung w
die Hände eines französischem Einfluß unterworfenen Belgiens kommen zu laßen^
Diese Stellung wird England mit der gleichen Zähigkeit festhalten wie die am
Bosporus, und die Belgier werden es sich mit ihrer unvorsichtig franzosenfreuno-
lichen Haltung selbst zuzuschreiben haben, wenn ihr Land statt Neutralität S"
wahren, in Stücke zerfällt und zum Kampfplatz des größeren Nachbars wird.


Menenius.


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schweren Krise, in der die Sozialistenpartei infolge des Anschlusses einiger radikaler
Elemente an die dritte Internationale steht, ist ein weiter rechts orientiertes Kabinett,
das dann Deutschland gegenüber sofort eine aktive Gewaltpolitik einschlagen würde,
in Frankreich heute durchaus lebensfähig, und einem solchen gegenüber müßte
England, wie es bereits während der Versailler Verhandlungen getan hat, in
weitgehendem Maße kompensieren, um wenigstens den Orient zu retten. Diese
Entwicklung aber will man nach Möglichkeit hinausschieben, und dazu erhöht
man das Prestige Millerands. Ob diese Politik auf die Dauer Erfolg hat, ob
nicht England schließlich doch sowohl am Rhein wie im Orient wird zurückweichen
müssen, muß abgewartet werden. Lloyd George hat stets von der Hand in den
Mund gelebt, schon beginnt es, wie ein Artikel des Echo de Paris vermuten läßt,
den Franzosen bei dem Gedanken an eine tatsächliche Besetzung des Nuhrgebiets
selbst nicht ganz geheuer zu werden, und wenn es englischem Einfluß tatsächlich
gelingt, eine Oststaatenkonferenz in Riga zustande zu bringen, bekäme England für
eine Zeitlang wieder freies Spiel. Auch hinsichtlich der Danziger Frage bedeutet
das Luzerner Communiquö nicht eigentlich eine Schwenkung Lloyd Georges. In
einem Augenblick, da der Streik der deutschen Hafenarbeiter aller Welt in auf¬
fälliger Weise vor Augen führen muß, daß Danzig 6s tavtv nicht eigentlich ein
polnischer, vielmehr ein englischer Hafen ist, muß den Engländern naturgemäß
daran liegen, diesen Tatbestand zu vertuschen, zumal die Polen, wie die ober-
schlesischen Vorgänge beweisen, den militärischen Erfolg an der Ostfront benutzen,
«hre Position auf deutschem Gebiet zu stärken.

Zeitungsmeldungen zufolge ist das französisch-belgische Militärabkommen ab¬
geschlossen. Natürlich handelt es sich um rein defensive Maßregeln, — wann wäre
in unseren Tagen ein Offensivbündnis geschlossen! — und selbstverständlich wird
es geheim gehalten. Das ist vom militärischen Standpunkt aus begreiflich. Aber
wo bleibt der Völkerbund? Wo bleiben die belgischen Sozialisten? Werden sie
sich wirklich mit faustdicken Lügen abspeisen lassen wie solchen, daß das Abkommen
keine bindenden Verpflichtungen für Belgien enthalte und daß Angaben über
Truppenstärken nicht genannt seien? Wie will man militärische Maßregeln be¬
schließen, ohne sich über die Stärke der Operationskorps klar zu werden? Aber mit
äußerster Fixigkeit hat man den Augenblick einer Ministerkrise und der Kammcr-
ferien benutzt, das Abkommen perfekt werden zu lassen. Und die Sozialisten¬
führer haben nichts Eiligeres zu tun, als nach — Georgien zu reisen. Überschrift:
Parlamentarisches Regime.-

Die Lage in Belgien ist überaus verworren. Tatsächlich existiert das KoN
zentrationskabinett nicht mehr. Die Liberalen sind zurückgetreten. Von den beiden
anderen großen Parteien, deren jede außerdem wegen der Sprachenfrage, die jeden
Monat mehr akut wird, in einen flämischen und einen wallonischen Teil aus¬
einanderzufallen droht, fühlt sich keine stark genug, allein zu regieren, währeno
andererseits auch ein Zusammenwirken unmöglich erscheint. Belgien geht der Zer¬
setzung entgegen und wird zum Kampfplatz zwischen England und Frankreich wie
zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts. Leise und unmerklich festigt Englano
seinen Einfluß in Antwerpen, wo es die Deutschen fernzuhalten bestrebt ist; nocy
ist nicht deutlich, wie weit es die flämische Bewegung, die von Monat zu Monat
stärker wird, begünstigt, aber seine Haltung in der Wielingenfrage zeigt bereits
ganz klar, daß es nicht gesonnen ist, Zeebrügge und eine freie Scheldemündung w
die Hände eines französischem Einfluß unterworfenen Belgiens kommen zu laßen^
Diese Stellung wird England mit der gleichen Zähigkeit festhalten wie die am
Bosporus, und die Belgier werden es sich mit ihrer unvorsichtig franzosenfreuno-
lichen Haltung selbst zuzuschreiben haben, wenn ihr Land statt Neutralität S»
wahren, in Stücke zerfällt und zum Kampfplatz des größeren Nachbars wird.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/332>, abgerufen am 24.08.2024.