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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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Weltspiegel

Europa zu bekommen, der Furcht vor weiteren Verwickelungen in Mittelasten,"er Besorgnis vor bolschewistischer Propaganda in Indien, unter den steten
-Mahnungen der englischen Arbeiterschaft, die bei zunehmender Abneigung gegen
das Sowjetregime an sich, eine Fortsetzung des Krieges unter allen Umstanden
verhindern will. Es geschieht gegen den Willen der englischen Rechtskreise
und gegen die Wünsche des französischen Alliierten, die eben dieselbe Rechte stärker
berücksichtigt haben will. Llohd George kann diese Politik nur durchführen, wenn
Ne erfolgreich ist. Ein Mißerfolg gefährdet nicht nur seine eigene Stellung,
Wildern erschüttert die gesamte innere Politik des Landes, das sich angesichts der
Abwicklungen in Irland und der sich immer mehr zuspitzenden Gegensätze zwischen
Arbeiterschaft und Kapital den Luxus eines neuen Wahlkampfes ohne schwere
Nachteile kaum leisten kann. Erfolge aber sind nicht möglich, wenn die Sowjet¬
unterhändler sich als unzuverlässig erweisen und die elementarsten Regeln
°lplomatischer Formen in den Wind schlagen. Es war somit selbstverständlich,
oaß Lloyd George die erste Gelegenheit, den Sowjetvertretern in dieser Beziehung
^ne scharfe Lektion zu erteilen, ergriff. Er würde sie ergriffen haben, auch wenn
ver Umschwung der militärischen Lage nicht erfolgt wäre, aber eben dieser
^wschwung bot Gelegenheit, dies in besonders nachdrücklicher Form zu tun. Das
Muck Lloyd Georges, das sür viele seiner Aktionen typisch ist, wollte es, daß
I'es gleichzeitig noch die Möglichkeit zeigte, das Prestige Millerands in Frankreich
heben und sich auf diese Weise wieder die Unterstützung der Rechten zu sichern,
^eit langem schon geht Llohd George darauf aus, die Stellung Millerands zu
Ästigen, ihm zu außenpolitischen Erfolgen zu verhelfen, damit nur Millerand und
>ein Kabinett die Macht behält und nicht von einem weiter rechts gerichteten, wie
^s. den Mehrheitsverhältnissen dex französischen Kammer eigentlich natürlich
^a're, abgelöst wird, einem Kabinett, das die zum Teil scharf englandfeindlichen,
^undestens der Bersöhnungspolitik Lloyd Georges mit ausgesprochenem Mißtrauen
begegnenden Tendenzen gewisser französischer Rechtskreise zum Ausdruck bringen,
A>r allem aber zusammen mit Belgien Deutschland gegenüber eine ausgesprochene
Gewaltpolitik verfolgen würde. Schon in Spa ist Lloyd George bestrebt gewesen,
Attllerand zu stützen, der selbst dann noch große Schwierigkeiten hatte, die Vor-
Msse an Deutschland durchzusetzen, der Eindruck der Sonderaktion Millerands
Mstchtlich der Anerkennung Wrangels (die dem russischen General jetzt schon zum
Unglück auszuschlagen droht), wurde nach Möglichkeit vertuscht, und in Luzern
"vt sich wiederum Gelegenheit, zu betonen, daß Millerand hinsichtlich Polens
^ehe gehabt hatte. Man will immer noch lieber den vorsichtigen Millerand
"is etwa den draufgängerischen Barthou. Mit Millerand ist immer noch Hoffnung,
"Ac Besetzung des Ruhrgebiets, die Frankreichs Hegemonie auf dem Festland in
geradezu bedrohlicher Weise festigen, die Franzosen überdies von dem englischen
^ohlenexport unabhängig machen würde, hinauszuschieben oder falls sie doch erfolgt,
?vzukürzen. Mit einem weiter rechts orientierten Kabinett wäre diese Möglichkeit
" Frage gestellt, um so mehr, als das englische Weltreich sowieso in allen Fugen
^zittert und es zweifelhaft erscheint, ob man nicht, der Orientpolitik zuliebe, den
natürlich noch immer bestehenden Widerstand gegen französische Besetzung des Ruhr-
geoiets wird einschränken müssen. Schon mußte man englischerseits angesichts der
"nadezu katastrophalen Entwicklung in Mesopotamien die syrische Position aufgeben
/'lib kann den Emir Faissal, der trotz englischer Ausrüstung dem General Gouraud
^ Feld räumte, nicht mehr empfangen, schon hat man Ägypten eine Selbstver¬
waltung zugestehen müssen, deren praktische Folgen man nicht zu überschätzen braucht,"'e aber den Franzosen Gelegenheit zu erneuter Einmischung in Ägypten geben
o^rd ^_ die Kommentare der französischen Presse in dieser Hinsicht sind bezeichnend
umug Gerade diese glatte Anerkennung der ägyptischen Selbstverwaltung aber
Meuse, wie unsicher man sich in England zu fühlen beginnt. Auch muß man es
^ gefallen lassen, daß die Franzosen die englische Donaupolitik immer fühlbarer
Durchkreuzen und ihren Einfluß sowohl in Ungarn wie in Rumänien, wie in
Bulgarien ausbreiten. Bei der Zersplitterung der französischen Linken und der


Weltspiegel

Europa zu bekommen, der Furcht vor weiteren Verwickelungen in Mittelasten,«er Besorgnis vor bolschewistischer Propaganda in Indien, unter den steten
-Mahnungen der englischen Arbeiterschaft, die bei zunehmender Abneigung gegen
das Sowjetregime an sich, eine Fortsetzung des Krieges unter allen Umstanden
verhindern will. Es geschieht gegen den Willen der englischen Rechtskreise
und gegen die Wünsche des französischen Alliierten, die eben dieselbe Rechte stärker
berücksichtigt haben will. Llohd George kann diese Politik nur durchführen, wenn
Ne erfolgreich ist. Ein Mißerfolg gefährdet nicht nur seine eigene Stellung,
Wildern erschüttert die gesamte innere Politik des Landes, das sich angesichts der
Abwicklungen in Irland und der sich immer mehr zuspitzenden Gegensätze zwischen
Arbeiterschaft und Kapital den Luxus eines neuen Wahlkampfes ohne schwere
Nachteile kaum leisten kann. Erfolge aber sind nicht möglich, wenn die Sowjet¬
unterhändler sich als unzuverlässig erweisen und die elementarsten Regeln
°lplomatischer Formen in den Wind schlagen. Es war somit selbstverständlich,
oaß Lloyd George die erste Gelegenheit, den Sowjetvertretern in dieser Beziehung
^ne scharfe Lektion zu erteilen, ergriff. Er würde sie ergriffen haben, auch wenn
ver Umschwung der militärischen Lage nicht erfolgt wäre, aber eben dieser
^wschwung bot Gelegenheit, dies in besonders nachdrücklicher Form zu tun. Das
Muck Lloyd Georges, das sür viele seiner Aktionen typisch ist, wollte es, daß
I'es gleichzeitig noch die Möglichkeit zeigte, das Prestige Millerands in Frankreich
heben und sich auf diese Weise wieder die Unterstützung der Rechten zu sichern,
^eit langem schon geht Llohd George darauf aus, die Stellung Millerands zu
Ästigen, ihm zu außenpolitischen Erfolgen zu verhelfen, damit nur Millerand und
>ein Kabinett die Macht behält und nicht von einem weiter rechts gerichteten, wie
^s. den Mehrheitsverhältnissen dex französischen Kammer eigentlich natürlich
^a're, abgelöst wird, einem Kabinett, das die zum Teil scharf englandfeindlichen,
^undestens der Bersöhnungspolitik Lloyd Georges mit ausgesprochenem Mißtrauen
begegnenden Tendenzen gewisser französischer Rechtskreise zum Ausdruck bringen,
A>r allem aber zusammen mit Belgien Deutschland gegenüber eine ausgesprochene
Gewaltpolitik verfolgen würde. Schon in Spa ist Lloyd George bestrebt gewesen,
Attllerand zu stützen, der selbst dann noch große Schwierigkeiten hatte, die Vor-
Msse an Deutschland durchzusetzen, der Eindruck der Sonderaktion Millerands
Mstchtlich der Anerkennung Wrangels (die dem russischen General jetzt schon zum
Unglück auszuschlagen droht), wurde nach Möglichkeit vertuscht, und in Luzern
"vt sich wiederum Gelegenheit, zu betonen, daß Millerand hinsichtlich Polens
^ehe gehabt hatte. Man will immer noch lieber den vorsichtigen Millerand
"is etwa den draufgängerischen Barthou. Mit Millerand ist immer noch Hoffnung,
"Ac Besetzung des Ruhrgebiets, die Frankreichs Hegemonie auf dem Festland in
geradezu bedrohlicher Weise festigen, die Franzosen überdies von dem englischen
^ohlenexport unabhängig machen würde, hinauszuschieben oder falls sie doch erfolgt,
?vzukürzen. Mit einem weiter rechts orientierten Kabinett wäre diese Möglichkeit
" Frage gestellt, um so mehr, als das englische Weltreich sowieso in allen Fugen
^zittert und es zweifelhaft erscheint, ob man nicht, der Orientpolitik zuliebe, den
natürlich noch immer bestehenden Widerstand gegen französische Besetzung des Ruhr-
geoiets wird einschränken müssen. Schon mußte man englischerseits angesichts der
»nadezu katastrophalen Entwicklung in Mesopotamien die syrische Position aufgeben
/'lib kann den Emir Faissal, der trotz englischer Ausrüstung dem General Gouraud
^ Feld räumte, nicht mehr empfangen, schon hat man Ägypten eine Selbstver¬
waltung zugestehen müssen, deren praktische Folgen man nicht zu überschätzen braucht,"'e aber den Franzosen Gelegenheit zu erneuter Einmischung in Ägypten geben
o^rd ^_ die Kommentare der französischen Presse in dieser Hinsicht sind bezeichnend
umug Gerade diese glatte Anerkennung der ägyptischen Selbstverwaltung aber
Meuse, wie unsicher man sich in England zu fühlen beginnt. Auch muß man es
^ gefallen lassen, daß die Franzosen die englische Donaupolitik immer fühlbarer
Durchkreuzen und ihren Einfluß sowohl in Ungarn wie in Rumänien, wie in
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[0331] Weltspiegel Europa zu bekommen, der Furcht vor weiteren Verwickelungen in Mittelasten,«er Besorgnis vor bolschewistischer Propaganda in Indien, unter den steten -Mahnungen der englischen Arbeiterschaft, die bei zunehmender Abneigung gegen das Sowjetregime an sich, eine Fortsetzung des Krieges unter allen Umstanden verhindern will. Es geschieht gegen den Willen der englischen Rechtskreise und gegen die Wünsche des französischen Alliierten, die eben dieselbe Rechte stärker berücksichtigt haben will. Llohd George kann diese Politik nur durchführen, wenn Ne erfolgreich ist. Ein Mißerfolg gefährdet nicht nur seine eigene Stellung, Wildern erschüttert die gesamte innere Politik des Landes, das sich angesichts der Abwicklungen in Irland und der sich immer mehr zuspitzenden Gegensätze zwischen Arbeiterschaft und Kapital den Luxus eines neuen Wahlkampfes ohne schwere Nachteile kaum leisten kann. Erfolge aber sind nicht möglich, wenn die Sowjet¬ unterhändler sich als unzuverlässig erweisen und die elementarsten Regeln °lplomatischer Formen in den Wind schlagen. Es war somit selbstverständlich, oaß Lloyd George die erste Gelegenheit, den Sowjetvertretern in dieser Beziehung ^ne scharfe Lektion zu erteilen, ergriff. Er würde sie ergriffen haben, auch wenn ver Umschwung der militärischen Lage nicht erfolgt wäre, aber eben dieser ^wschwung bot Gelegenheit, dies in besonders nachdrücklicher Form zu tun. Das Muck Lloyd Georges, das sür viele seiner Aktionen typisch ist, wollte es, daß I'es gleichzeitig noch die Möglichkeit zeigte, das Prestige Millerands in Frankreich heben und sich auf diese Weise wieder die Unterstützung der Rechten zu sichern, ^eit langem schon geht Llohd George darauf aus, die Stellung Millerands zu Ästigen, ihm zu außenpolitischen Erfolgen zu verhelfen, damit nur Millerand und >ein Kabinett die Macht behält und nicht von einem weiter rechts gerichteten, wie ^s. den Mehrheitsverhältnissen dex französischen Kammer eigentlich natürlich ^a're, abgelöst wird, einem Kabinett, das die zum Teil scharf englandfeindlichen, ^undestens der Bersöhnungspolitik Lloyd Georges mit ausgesprochenem Mißtrauen begegnenden Tendenzen gewisser französischer Rechtskreise zum Ausdruck bringen, A>r allem aber zusammen mit Belgien Deutschland gegenüber eine ausgesprochene Gewaltpolitik verfolgen würde. Schon in Spa ist Lloyd George bestrebt gewesen, Attllerand zu stützen, der selbst dann noch große Schwierigkeiten hatte, die Vor- Msse an Deutschland durchzusetzen, der Eindruck der Sonderaktion Millerands Mstchtlich der Anerkennung Wrangels (die dem russischen General jetzt schon zum Unglück auszuschlagen droht), wurde nach Möglichkeit vertuscht, und in Luzern "vt sich wiederum Gelegenheit, zu betonen, daß Millerand hinsichtlich Polens ^ehe gehabt hatte. Man will immer noch lieber den vorsichtigen Millerand "is etwa den draufgängerischen Barthou. Mit Millerand ist immer noch Hoffnung, "Ac Besetzung des Ruhrgebiets, die Frankreichs Hegemonie auf dem Festland in geradezu bedrohlicher Weise festigen, die Franzosen überdies von dem englischen ^ohlenexport unabhängig machen würde, hinauszuschieben oder falls sie doch erfolgt, ?vzukürzen. Mit einem weiter rechts orientierten Kabinett wäre diese Möglichkeit " Frage gestellt, um so mehr, als das englische Weltreich sowieso in allen Fugen ^zittert und es zweifelhaft erscheint, ob man nicht, der Orientpolitik zuliebe, den natürlich noch immer bestehenden Widerstand gegen französische Besetzung des Ruhr- geoiets wird einschränken müssen. Schon mußte man englischerseits angesichts der »nadezu katastrophalen Entwicklung in Mesopotamien die syrische Position aufgeben /'lib kann den Emir Faissal, der trotz englischer Ausrüstung dem General Gouraud ^ Feld räumte, nicht mehr empfangen, schon hat man Ägypten eine Selbstver¬ waltung zugestehen müssen, deren praktische Folgen man nicht zu überschätzen braucht,"'e aber den Franzosen Gelegenheit zu erneuter Einmischung in Ägypten geben o^rd ^_ die Kommentare der französischen Presse in dieser Hinsicht sind bezeichnend umug Gerade diese glatte Anerkennung der ägyptischen Selbstverwaltung aber Meuse, wie unsicher man sich in England zu fühlen beginnt. Auch muß man es ^ gefallen lassen, daß die Franzosen die englische Donaupolitik immer fühlbarer Durchkreuzen und ihren Einfluß sowohl in Ungarn wie in Rumänien, wie in Bulgarien ausbreiten. Bei der Zersplitterung der französischen Linken und der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/331>, abgerufen am 22.07.2024.