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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr.

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obendrein den Widerstand oller nationalistischen Kräfte zu. Taktisch richtiger
scheint es, das vorläufige Wachsen oppositioneller Strömungen zu überwachen und
auf die eigene Parteimühle zu lenken, deren Ansehen man inzwischen durch
Erringung einzelner Vorteile hebt. So haben sie allerdings eine Machtprobe
abgelegt, aber selber die Verantwortung noch nicht übernommen, andererseits
jedoch ihre Teilnahme am Kabinett, die ja nicht gerade wichtige Posten umfaßt,
uur gegen das Zugeständnis der Freiheit der Schulen, Anerkennung der "weißen"
(christlichen) Arbeiterorganisationen sowie deren Teilnahme an der Bildung von
Arbeitervertretungcn zugesagt. Ohne also schon selber regieren zu müssen, hat
die Partei bereits wichtige Punkte ihres Programms durchgesetzt, gegen die Riedl
sich bisher gesträubt hatte, und ihren Einfluß bedeutend verstärkt.

Aber die Aktion des Vatikans beschränkt sich keineswegs auf Italien allein.
Bekanntlich sind auch in Frankreich die Kräfte, die gegen die parlamentarische
Routine, gegen freimaurerischen Liberalismus, sogar gegen Republikanismus
reagieren, im Wachsen begriffen. Hinzu kommt, daß Frankreichs außenpolitische
Stellung besonders im Orient nicht so glänzend ist, die Unterstützung des Vatikans
(um die sich sogar England und Amerika bemühen) entbehren zu tonnen. Man
will aber in Frankreich innerpolitisch zwar die kirchenfeindliche Politik aufgeben,
sucht aber gleichzeitig damit außenpolitische Vorteile zu erringen (u. a. auch die
Übertragung der unter spanischem Einfluß stehenden Missionen in Marokko auf
Frankreich). Man ernennt zwar einen Botschafter beim Vatikan, Hanotaux,
behält sich aber immer noch die Möglichkeit vor, ihn zurückzuziehen, was jederzeit
geschehen kann, falls Kammer oder Senat den Buogetposten für die Gesandtschaft
nicht bewilligen. Aber nicht arn den Vatikan allein beschränkt sich die Aktion
Frankreichs, man nähert sich gleichzeitig, wozu das Fest der Kanonisation der
französischen Nationalheiligen Jeanne d'Arc vortreffliche äußere Gelegenheit bietet,
den Popolari. Nicht nur den Vatikan will man gewinnen, auch die klerikalen
Kräfte des italienischen Parlaments. Man will den Klerikalismus benutzen, um,
gestützt auf eine Wiederannäherung an Italien, England gegenüber eine
energische Mittelmeer- und Oriempolitik durchführen zu können. In diesem Sinne
haben in den letzten Tagen die Abgeordneten B"ifscnd und Tinguy du Ponce
mit Mitgliedern der Popolari Fühlung genommen und durch "Havas" erklären
lassen, es sei gelungen, über die Hauptpunkte eines Programms einig zu werden,
dessen Verwirklichung von besonderer Bedeutung für das gute Einverständnis
und die Einigkeit unter den Völkern lateinischer Rasse, zumal Frankreichs und
Italiens auf sozialem, intellektuellem und politischem Gebiete sei. Die bereits
bestehenden Beziehungen zwischen italienischen und französischen sozialen Organi¬
sationen würden vertieft werden. Vielleicht würden eines Tages auch in Frank¬
reich die katholischen Kräfte mächtig genug werden, um die Massen den Einflüssen
eines gewissen Sozialismus streitig machen zu können. Frankreich habe das
größte Interesse daran, die Entwicklung der Parteien in Italien genau zu
verfolgen, um jede Gelegenheit, den beiden Ländern zu nützen, ergreifen zu
können. Diese Erklärung steht mit der, die der General von Castelnau dem
Vertreter des "Corriere d'Italia" gab, auf derselben politischen Linie. Zwei
Völker, äußerte er, mit so viel gemeinsamen Grundlagen hätten die Mission, in
der Welt den lateinischen Geist zu entwickeln und seinen Einfluß zu verstärken.
Keineswegs sei Frankreichs Annäherung an den Vatikan den Interessen Italiens
zuwider, im Gegenteil könnte angesichts der neu erwachenden Religiosität sowohl
Italiens wie Frankreichs kein Augenblick zur Herstellung einer Lntente corcimle
Zwischen den Katholiken beider Länder günstiger sein.

Und hier ist nun der Punkt, wo wahrscheinlich dem französischen Botschafter
die Gelegenheit, einen ganz großen Schlag zu führen, selten günstig erschienen ist.
Die Kombination war die: die französischen Klerikalen sichern sich durch An¬
näherung an die italienischen Einfluß auf den Vatikan. Der Vatikan verstärkt
seinen Einfluß auf Frankreich, wenn er auf die Annäherungsaktion der Klerikalen
hin Frankreich außenpolitische Vorteile einräumt, die das Ansehen der französischen


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obendrein den Widerstand oller nationalistischen Kräfte zu. Taktisch richtiger
scheint es, das vorläufige Wachsen oppositioneller Strömungen zu überwachen und
auf die eigene Parteimühle zu lenken, deren Ansehen man inzwischen durch
Erringung einzelner Vorteile hebt. So haben sie allerdings eine Machtprobe
abgelegt, aber selber die Verantwortung noch nicht übernommen, andererseits
jedoch ihre Teilnahme am Kabinett, die ja nicht gerade wichtige Posten umfaßt,
uur gegen das Zugeständnis der Freiheit der Schulen, Anerkennung der „weißen"
(christlichen) Arbeiterorganisationen sowie deren Teilnahme an der Bildung von
Arbeitervertretungcn zugesagt. Ohne also schon selber regieren zu müssen, hat
die Partei bereits wichtige Punkte ihres Programms durchgesetzt, gegen die Riedl
sich bisher gesträubt hatte, und ihren Einfluß bedeutend verstärkt.

Aber die Aktion des Vatikans beschränkt sich keineswegs auf Italien allein.
Bekanntlich sind auch in Frankreich die Kräfte, die gegen die parlamentarische
Routine, gegen freimaurerischen Liberalismus, sogar gegen Republikanismus
reagieren, im Wachsen begriffen. Hinzu kommt, daß Frankreichs außenpolitische
Stellung besonders im Orient nicht so glänzend ist, die Unterstützung des Vatikans
(um die sich sogar England und Amerika bemühen) entbehren zu tonnen. Man
will aber in Frankreich innerpolitisch zwar die kirchenfeindliche Politik aufgeben,
sucht aber gleichzeitig damit außenpolitische Vorteile zu erringen (u. a. auch die
Übertragung der unter spanischem Einfluß stehenden Missionen in Marokko auf
Frankreich). Man ernennt zwar einen Botschafter beim Vatikan, Hanotaux,
behält sich aber immer noch die Möglichkeit vor, ihn zurückzuziehen, was jederzeit
geschehen kann, falls Kammer oder Senat den Buogetposten für die Gesandtschaft
nicht bewilligen. Aber nicht arn den Vatikan allein beschränkt sich die Aktion
Frankreichs, man nähert sich gleichzeitig, wozu das Fest der Kanonisation der
französischen Nationalheiligen Jeanne d'Arc vortreffliche äußere Gelegenheit bietet,
den Popolari. Nicht nur den Vatikan will man gewinnen, auch die klerikalen
Kräfte des italienischen Parlaments. Man will den Klerikalismus benutzen, um,
gestützt auf eine Wiederannäherung an Italien, England gegenüber eine
energische Mittelmeer- und Oriempolitik durchführen zu können. In diesem Sinne
haben in den letzten Tagen die Abgeordneten B»ifscnd und Tinguy du Ponce
mit Mitgliedern der Popolari Fühlung genommen und durch „Havas" erklären
lassen, es sei gelungen, über die Hauptpunkte eines Programms einig zu werden,
dessen Verwirklichung von besonderer Bedeutung für das gute Einverständnis
und die Einigkeit unter den Völkern lateinischer Rasse, zumal Frankreichs und
Italiens auf sozialem, intellektuellem und politischem Gebiete sei. Die bereits
bestehenden Beziehungen zwischen italienischen und französischen sozialen Organi¬
sationen würden vertieft werden. Vielleicht würden eines Tages auch in Frank¬
reich die katholischen Kräfte mächtig genug werden, um die Massen den Einflüssen
eines gewissen Sozialismus streitig machen zu können. Frankreich habe das
größte Interesse daran, die Entwicklung der Parteien in Italien genau zu
verfolgen, um jede Gelegenheit, den beiden Ländern zu nützen, ergreifen zu
können. Diese Erklärung steht mit der, die der General von Castelnau dem
Vertreter des „Corriere d'Italia" gab, auf derselben politischen Linie. Zwei
Völker, äußerte er, mit so viel gemeinsamen Grundlagen hätten die Mission, in
der Welt den lateinischen Geist zu entwickeln und seinen Einfluß zu verstärken.
Keineswegs sei Frankreichs Annäherung an den Vatikan den Interessen Italiens
zuwider, im Gegenteil könnte angesichts der neu erwachenden Religiosität sowohl
Italiens wie Frankreichs kein Augenblick zur Herstellung einer Lntente corcimle
Zwischen den Katholiken beider Länder günstiger sein.

Und hier ist nun der Punkt, wo wahrscheinlich dem französischen Botschafter
die Gelegenheit, einen ganz großen Schlag zu führen, selten günstig erschienen ist.
Die Kombination war die: die französischen Klerikalen sichern sich durch An¬
näherung an die italienischen Einfluß auf den Vatikan. Der Vatikan verstärkt
seinen Einfluß auf Frankreich, wenn er auf die Annäherungsaktion der Klerikalen
hin Frankreich außenpolitische Vorteile einräumt, die das Ansehen der französischen


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[0331] weltspieg-l obendrein den Widerstand oller nationalistischen Kräfte zu. Taktisch richtiger scheint es, das vorläufige Wachsen oppositioneller Strömungen zu überwachen und auf die eigene Parteimühle zu lenken, deren Ansehen man inzwischen durch Erringung einzelner Vorteile hebt. So haben sie allerdings eine Machtprobe abgelegt, aber selber die Verantwortung noch nicht übernommen, andererseits jedoch ihre Teilnahme am Kabinett, die ja nicht gerade wichtige Posten umfaßt, uur gegen das Zugeständnis der Freiheit der Schulen, Anerkennung der „weißen" (christlichen) Arbeiterorganisationen sowie deren Teilnahme an der Bildung von Arbeitervertretungcn zugesagt. Ohne also schon selber regieren zu müssen, hat die Partei bereits wichtige Punkte ihres Programms durchgesetzt, gegen die Riedl sich bisher gesträubt hatte, und ihren Einfluß bedeutend verstärkt. Aber die Aktion des Vatikans beschränkt sich keineswegs auf Italien allein. Bekanntlich sind auch in Frankreich die Kräfte, die gegen die parlamentarische Routine, gegen freimaurerischen Liberalismus, sogar gegen Republikanismus reagieren, im Wachsen begriffen. Hinzu kommt, daß Frankreichs außenpolitische Stellung besonders im Orient nicht so glänzend ist, die Unterstützung des Vatikans (um die sich sogar England und Amerika bemühen) entbehren zu tonnen. Man will aber in Frankreich innerpolitisch zwar die kirchenfeindliche Politik aufgeben, sucht aber gleichzeitig damit außenpolitische Vorteile zu erringen (u. a. auch die Übertragung der unter spanischem Einfluß stehenden Missionen in Marokko auf Frankreich). Man ernennt zwar einen Botschafter beim Vatikan, Hanotaux, behält sich aber immer noch die Möglichkeit vor, ihn zurückzuziehen, was jederzeit geschehen kann, falls Kammer oder Senat den Buogetposten für die Gesandtschaft nicht bewilligen. Aber nicht arn den Vatikan allein beschränkt sich die Aktion Frankreichs, man nähert sich gleichzeitig, wozu das Fest der Kanonisation der französischen Nationalheiligen Jeanne d'Arc vortreffliche äußere Gelegenheit bietet, den Popolari. Nicht nur den Vatikan will man gewinnen, auch die klerikalen Kräfte des italienischen Parlaments. Man will den Klerikalismus benutzen, um, gestützt auf eine Wiederannäherung an Italien, England gegenüber eine energische Mittelmeer- und Oriempolitik durchführen zu können. In diesem Sinne haben in den letzten Tagen die Abgeordneten B»ifscnd und Tinguy du Ponce mit Mitgliedern der Popolari Fühlung genommen und durch „Havas" erklären lassen, es sei gelungen, über die Hauptpunkte eines Programms einig zu werden, dessen Verwirklichung von besonderer Bedeutung für das gute Einverständnis und die Einigkeit unter den Völkern lateinischer Rasse, zumal Frankreichs und Italiens auf sozialem, intellektuellem und politischem Gebiete sei. Die bereits bestehenden Beziehungen zwischen italienischen und französischen sozialen Organi¬ sationen würden vertieft werden. Vielleicht würden eines Tages auch in Frank¬ reich die katholischen Kräfte mächtig genug werden, um die Massen den Einflüssen eines gewissen Sozialismus streitig machen zu können. Frankreich habe das größte Interesse daran, die Entwicklung der Parteien in Italien genau zu verfolgen, um jede Gelegenheit, den beiden Ländern zu nützen, ergreifen zu können. Diese Erklärung steht mit der, die der General von Castelnau dem Vertreter des „Corriere d'Italia" gab, auf derselben politischen Linie. Zwei Völker, äußerte er, mit so viel gemeinsamen Grundlagen hätten die Mission, in der Welt den lateinischen Geist zu entwickeln und seinen Einfluß zu verstärken. Keineswegs sei Frankreichs Annäherung an den Vatikan den Interessen Italiens zuwider, im Gegenteil könnte angesichts der neu erwachenden Religiosität sowohl Italiens wie Frankreichs kein Augenblick zur Herstellung einer Lntente corcimle Zwischen den Katholiken beider Länder günstiger sein. Und hier ist nun der Punkt, wo wahrscheinlich dem französischen Botschafter die Gelegenheit, einen ganz großen Schlag zu führen, selten günstig erschienen ist. Die Kombination war die: die französischen Klerikalen sichern sich durch An¬ näherung an die italienischen Einfluß auf den Vatikan. Der Vatikan verstärkt seinen Einfluß auf Frankreich, wenn er auf die Annäherungsaktion der Klerikalen hin Frankreich außenpolitische Vorteile einräumt, die das Ansehen der französischen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/331>, abgerufen am 26.06.2024.