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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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der gesamten Zivilisation in Frage, Die
Schrift mündet in einen Ruf an die Jugend
zu sozialistischer Ermannung, die allein den
Weltsieg des so geschauten "Preußentums"
über das innere und äußere "Engländertum"
erringen kann.

Die Quintessenz dieser beachtlicher und
beherzigenswerten Schrift ist die Überzeugung,
daß wir auch als Einheitsstaat und bei aller
Wahrung stammlicher Sonderart das Preußische
Stahlbad brauchen und daß dieses Stahlbad
heute soziale Gesinnung heißt. Marxismus
ist Verwestlichter anarchischer Sozialismus.
Die Streilforderung verrät seine widersozia¬
listische Grundgesinnung. Preußischer Sozia-
lismus aber ist autoritärer Sozialismus.
Bis hierhin gehen wir mit Spengler durch¬
aus überhin. Unser Weg scheidet sich an
dem Punkt, Wo er sür das Abendland und
für das Deutschtum auf Kultur verzichtet
und sich mit einer gewissen stoischen Freudig¬
keit zur Zivilisation bescheidet. Auch wir
glauben nicht an eine deutsche Kultur, die
man machen oder auch nur wollen kann.
Aber wir glauben an eine Bereitschaft zum
Wunder, das über uns kommen kann. Wir
Wollen nicht wie die Romantiker an der
Zivilisation und nicht am Sozialismus vor¬
bei, sondern durch sie hindurch. Nicht um
zur vereinsamenden Mystik Kammachers,
nicht um zu Walther Rathenaus "Seele",
diesem Bastard aus der Scheinehe von In¬
dividualismus und Sozialismus, sondern
um zum We-rk zu kommen und zur Schau
des Werkes in der Gemeinschaft. Sozialismus
bleibt Mechanisierung, Mosaik ist nicht Gestalt.
Aus Sozialismus soll.Korporativismus
werden.

Im Ideenerbe des Freiherr" vom Stein
sehen wir nicht wie Spengler urtümlich
preußisches Ideengut, sondern geraden
Schößling aus jener deutschen Wurzel, aus
der sich vormals Prenßentum abzweigte, um
nunmehr wieder in die Wachstumsrichtung
des Stammes zurückzukehren. In der Formel
des autoritären Sozialismus liegt uns eine
Alternative verborge", die die doppelte
Möglichkeit von organischer oder mechanischer
Autorität, von Führung oder Zwang offen¬
läßt. Auch wir secher in der Zersetzung, in

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die uns das Westlertum, der "innere Eng¬
länder", gestürzt hat, keinen Ausweg als
neue Zucht, die man als Preußisch und
sozialistisch zugleich empfinden kann. Den
Zwingherrn zur Deuischheit -- mit Fichte
zu reden -- können wir auch heute nicht
entbehren. Aber wir sehen in der Erneuerung
des körperschaftlichen Gedankens eine Lösung
und ein Symbol, die über Preußentum und ,
Sozialismus zugleich hinausführen und
bereu Linie bis zurück in eine ursprünglichere
Deutschheit verlängern. Gelingt aber das
Wunder der Leibwerdung unserer zersetzten
Volksgemeinschaft, dann wird im körperschaft¬
lich gebundenen und verantwortlich geführten
Volksganzen auch wieder Kultur möglich.
Dann versagt die Svenglersche Voraussage,
die historische Dynamik allzu einfach, welt¬
geschichtliche Ablaufe allzu typisch sieht. Wir
Prophezeien nicht, sondern wir fordern und
hoffen. Unsere Forderung schließt die seine
ein, unsere Hoffnung und unser Glaube
überflügelt seine Skepsis. Auch ein Glaube,
der Unmögliches wollte, würde vor der
lebendigen Geschichte ' in höherem Sinne
recht behalten, als die reifere Vernunft, die
sich in Verzichten bescheidet. Denn in wesen¬
haften Dingen darf nie die Berechnung des
Verstandes, darf nur die Gewalt des Lebens
uns Verzichte aufzwingen. Gegen das ver-
ständlerische entscheiden wir uns für das
tragisch-heroische Weltbild und glauben nicht,
daß wir uns damit von Oswald Spengler
M. !?. Bsehm trennen.

Politische Anfgaven der sozialistischen
Internationale. Vortrag des Herrn Dr.
P. I. Trvelstra, gehalten am 2. März
1919 in Luzern. Verlag: Schweiz, Grülli-
verein, Sektion Luzern.

Der holländische Sozialistenführer sagt
in seinem Vortrag dem Militarismus schärfste
Fehde an. Das Proletariat eines Landes
allein könne die Vertilgungsmaschinerie nicht
zertrümmern, hierzu bedürfe es der Mithilfe
der sozialistischen Internationale. Deren
Aufgabe müsse es sein, die Prinzipien der
deutschen Revolution, welche zugleich die
Prinzipien der sozialdemokratischen Revo¬
lution seien, nach den Ländern überzutragen.

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der gesamten Zivilisation in Frage, Die
Schrift mündet in einen Ruf an die Jugend
zu sozialistischer Ermannung, die allein den
Weltsieg des so geschauten „Preußentums"
über das innere und äußere „Engländertum"
erringen kann.

Die Quintessenz dieser beachtlicher und
beherzigenswerten Schrift ist die Überzeugung,
daß wir auch als Einheitsstaat und bei aller
Wahrung stammlicher Sonderart das Preußische
Stahlbad brauchen und daß dieses Stahlbad
heute soziale Gesinnung heißt. Marxismus
ist Verwestlichter anarchischer Sozialismus.
Die Streilforderung verrät seine widersozia¬
listische Grundgesinnung. Preußischer Sozia-
lismus aber ist autoritärer Sozialismus.
Bis hierhin gehen wir mit Spengler durch¬
aus überhin. Unser Weg scheidet sich an
dem Punkt, Wo er sür das Abendland und
für das Deutschtum auf Kultur verzichtet
und sich mit einer gewissen stoischen Freudig¬
keit zur Zivilisation bescheidet. Auch wir
glauben nicht an eine deutsche Kultur, die
man machen oder auch nur wollen kann.
Aber wir glauben an eine Bereitschaft zum
Wunder, das über uns kommen kann. Wir
Wollen nicht wie die Romantiker an der
Zivilisation und nicht am Sozialismus vor¬
bei, sondern durch sie hindurch. Nicht um
zur vereinsamenden Mystik Kammachers,
nicht um zu Walther Rathenaus „Seele",
diesem Bastard aus der Scheinehe von In¬
dividualismus und Sozialismus, sondern
um zum We-rk zu kommen und zur Schau
des Werkes in der Gemeinschaft. Sozialismus
bleibt Mechanisierung, Mosaik ist nicht Gestalt.
Aus Sozialismus soll.Korporativismus
werden.

Im Ideenerbe des Freiherr» vom Stein
sehen wir nicht wie Spengler urtümlich
preußisches Ideengut, sondern geraden
Schößling aus jener deutschen Wurzel, aus
der sich vormals Prenßentum abzweigte, um
nunmehr wieder in die Wachstumsrichtung
des Stammes zurückzukehren. In der Formel
des autoritären Sozialismus liegt uns eine
Alternative verborge», die die doppelte
Möglichkeit von organischer oder mechanischer
Autorität, von Führung oder Zwang offen¬
läßt. Auch wir secher in der Zersetzung, in

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die uns das Westlertum, der „innere Eng¬
länder", gestürzt hat, keinen Ausweg als
neue Zucht, die man als Preußisch und
sozialistisch zugleich empfinden kann. Den
Zwingherrn zur Deuischheit — mit Fichte
zu reden — können wir auch heute nicht
entbehren. Aber wir sehen in der Erneuerung
des körperschaftlichen Gedankens eine Lösung
und ein Symbol, die über Preußentum und ,
Sozialismus zugleich hinausführen und
bereu Linie bis zurück in eine ursprünglichere
Deutschheit verlängern. Gelingt aber das
Wunder der Leibwerdung unserer zersetzten
Volksgemeinschaft, dann wird im körperschaft¬
lich gebundenen und verantwortlich geführten
Volksganzen auch wieder Kultur möglich.
Dann versagt die Svenglersche Voraussage,
die historische Dynamik allzu einfach, welt¬
geschichtliche Ablaufe allzu typisch sieht. Wir
Prophezeien nicht, sondern wir fordern und
hoffen. Unsere Forderung schließt die seine
ein, unsere Hoffnung und unser Glaube
überflügelt seine Skepsis. Auch ein Glaube,
der Unmögliches wollte, würde vor der
lebendigen Geschichte ' in höherem Sinne
recht behalten, als die reifere Vernunft, die
sich in Verzichten bescheidet. Denn in wesen¬
haften Dingen darf nie die Berechnung des
Verstandes, darf nur die Gewalt des Lebens
uns Verzichte aufzwingen. Gegen das ver-
ständlerische entscheiden wir uns für das
tragisch-heroische Weltbild und glauben nicht,
daß wir uns damit von Oswald Spengler
M. !?. Bsehm trennen.

Politische Anfgaven der sozialistischen
Internationale. Vortrag des Herrn Dr.
P. I. Trvelstra, gehalten am 2. März
1919 in Luzern. Verlag: Schweiz, Grülli-
verein, Sektion Luzern.

Der holländische Sozialistenführer sagt
in seinem Vortrag dem Militarismus schärfste
Fehde an. Das Proletariat eines Landes
allein könne die Vertilgungsmaschinerie nicht
zertrümmern, hierzu bedürfe es der Mithilfe
der sozialistischen Internationale. Deren
Aufgabe müsse es sein, die Prinzipien der
deutschen Revolution, welche zugleich die
Prinzipien der sozialdemokratischen Revo¬
lution seien, nach den Ländern überzutragen.

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[0076] Bücherschau der gesamten Zivilisation in Frage, Die Schrift mündet in einen Ruf an die Jugend zu sozialistischer Ermannung, die allein den Weltsieg des so geschauten „Preußentums" über das innere und äußere „Engländertum" erringen kann. Die Quintessenz dieser beachtlicher und beherzigenswerten Schrift ist die Überzeugung, daß wir auch als Einheitsstaat und bei aller Wahrung stammlicher Sonderart das Preußische Stahlbad brauchen und daß dieses Stahlbad heute soziale Gesinnung heißt. Marxismus ist Verwestlichter anarchischer Sozialismus. Die Streilforderung verrät seine widersozia¬ listische Grundgesinnung. Preußischer Sozia- lismus aber ist autoritärer Sozialismus. Bis hierhin gehen wir mit Spengler durch¬ aus überhin. Unser Weg scheidet sich an dem Punkt, Wo er sür das Abendland und für das Deutschtum auf Kultur verzichtet und sich mit einer gewissen stoischen Freudig¬ keit zur Zivilisation bescheidet. Auch wir glauben nicht an eine deutsche Kultur, die man machen oder auch nur wollen kann. Aber wir glauben an eine Bereitschaft zum Wunder, das über uns kommen kann. Wir Wollen nicht wie die Romantiker an der Zivilisation und nicht am Sozialismus vor¬ bei, sondern durch sie hindurch. Nicht um zur vereinsamenden Mystik Kammachers, nicht um zu Walther Rathenaus „Seele", diesem Bastard aus der Scheinehe von In¬ dividualismus und Sozialismus, sondern um zum We-rk zu kommen und zur Schau des Werkes in der Gemeinschaft. Sozialismus bleibt Mechanisierung, Mosaik ist nicht Gestalt. Aus Sozialismus soll.Korporativismus werden. Im Ideenerbe des Freiherr» vom Stein sehen wir nicht wie Spengler urtümlich preußisches Ideengut, sondern geraden Schößling aus jener deutschen Wurzel, aus der sich vormals Prenßentum abzweigte, um nunmehr wieder in die Wachstumsrichtung des Stammes zurückzukehren. In der Formel des autoritären Sozialismus liegt uns eine Alternative verborge», die die doppelte Möglichkeit von organischer oder mechanischer Autorität, von Führung oder Zwang offen¬ läßt. Auch wir secher in der Zersetzung, in die uns das Westlertum, der „innere Eng¬ länder", gestürzt hat, keinen Ausweg als neue Zucht, die man als Preußisch und sozialistisch zugleich empfinden kann. Den Zwingherrn zur Deuischheit — mit Fichte zu reden — können wir auch heute nicht entbehren. Aber wir sehen in der Erneuerung des körperschaftlichen Gedankens eine Lösung und ein Symbol, die über Preußentum und , Sozialismus zugleich hinausführen und bereu Linie bis zurück in eine ursprünglichere Deutschheit verlängern. Gelingt aber das Wunder der Leibwerdung unserer zersetzten Volksgemeinschaft, dann wird im körperschaft¬ lich gebundenen und verantwortlich geführten Volksganzen auch wieder Kultur möglich. Dann versagt die Svenglersche Voraussage, die historische Dynamik allzu einfach, welt¬ geschichtliche Ablaufe allzu typisch sieht. Wir Prophezeien nicht, sondern wir fordern und hoffen. Unsere Forderung schließt die seine ein, unsere Hoffnung und unser Glaube überflügelt seine Skepsis. Auch ein Glaube, der Unmögliches wollte, würde vor der lebendigen Geschichte ' in höherem Sinne recht behalten, als die reifere Vernunft, die sich in Verzichten bescheidet. Denn in wesen¬ haften Dingen darf nie die Berechnung des Verstandes, darf nur die Gewalt des Lebens uns Verzichte aufzwingen. Gegen das ver- ständlerische entscheiden wir uns für das tragisch-heroische Weltbild und glauben nicht, daß wir uns damit von Oswald Spengler M. !?. Bsehm trennen. Politische Anfgaven der sozialistischen Internationale. Vortrag des Herrn Dr. P. I. Trvelstra, gehalten am 2. März 1919 in Luzern. Verlag: Schweiz, Grülli- verein, Sektion Luzern. Der holländische Sozialistenführer sagt in seinem Vortrag dem Militarismus schärfste Fehde an. Das Proletariat eines Landes allein könne die Vertilgungsmaschinerie nicht zertrümmern, hierzu bedürfe es der Mithilfe der sozialistischen Internationale. Deren Aufgabe müsse es sein, die Prinzipien der deutschen Revolution, welche zugleich die Prinzipien der sozialdemokratischen Revo¬ lution seien, nach den Ländern überzutragen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/76>, abgerufen am 28.07.2024.