Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.Die wirtschaftliche Bedeutung der Abstimmungsgebiete wiegend polnischer Bevölkerung man hier auch nur einen besonderen Malert, Was die materiellen WerteOberschlesiens anlangt, so rst in erster Linie Die oberschlesischen Waldungen lieferten 1912/13 1563 477 Festmeter Holz Sehr beträchtlich ist endlich der Ertrag aus der landwirtschaftlich genutzten Die wirtschaftliche Bedeutung der Abstimmungsgebiete wiegend polnischer Bevölkerung man hier auch nur einen besonderen Malert, Was die materiellen WerteOberschlesiens anlangt, so rst in erster Linie Die oberschlesischen Waldungen lieferten 1912/13 1563 477 Festmeter Holz Sehr beträchtlich ist endlich der Ertrag aus der landwirtschaftlich genutzten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0065" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336910"/> <fw type="header" place="top"> Die wirtschaftliche Bedeutung der Abstimmungsgebiete</fw><lb/> <p xml:id="ID_170" prev="#ID_169"> wiegend polnischer Bevölkerung man hier auch nur einen besonderen Malert,<lb/> den sogenannten wasserpolnischen, spricht, und daß. abgesehen von den letzten<lb/> Neichstagswahlsessionen, kein einziger Pole in den Reichstag gewählt wurde.<lb/> '</p><lb/> <p xml:id="ID_171"> Was die materiellen WerteOberschlesiens anlangt, so rst in erster Linie<lb/> sein Kohlenreichtum zu nennen; es besitzt eine solche Menge übereinander ge¬<lb/> häufter mächtiger Kohlenflötze. wie sie, wenigstens bis zu 1000 in Tiefe, nach<lb/> den bisherigen Erfahrungen der Geologen und Bergleute, auf der ganzen Erde<lb/> nicht wieder angetroffen werden. Von dem gesamten oberschlesischen Kohlenbecken<lb/> in der Größe von 5757 qkm. gleich Braunschweig und Anhalt, entfallen auf<lb/> den deutschen Anteil 2800 qkm, also beinahe die Hälfte. Bis auf 1000 in Tlkfe<lb/> werden die vorhandenen Kohlenmengen auf über 86 000 Milliarden Tonnen,<lb/> das ist 57 v. H. der gesamten Kohlenschätze Deutschlands geschätzt, während<lb/> auf das Ruhrrevier bis zu gleicher Tiefe nur 45 000 Milliarden, also nur 28 v. H.<lb/> entfallen. Anders steht das Verhältnis beider Reviere allerdings, wenn man bis<lb/> zur Tiefe von 2000 in steigen würde — tatsächlich graben wir bis jetzt nirgends<lb/> unter 1000 in Tiefe —, denn bis zu dieser Tiefe würden sich die Steinkohlen¬<lb/> vorräte Oberschlesiens auf 170000 Milliarden, die des Ruhrreviers dagegen auf<lb/> 213 000 Milliarden, also erheblich höher belaufen. Im Jahre 1912 kam ein Viertel<lb/> unserer gesamten Sleinkohlenförderung auf Oberschlesien, nämlich 41 Mill. Tonnen<lb/> im Werte von 355 Millionen Mark, von denen 34 Mill. Tonnen für 314 Mill.<lb/> Mark verkauft wurden. Es waren 58 Werke mit einer Belegschaft von un¬<lb/> gefähr 125 000 Mann daran beteiligt (im Ruhrkohlenbezirk gleichzeitig<lb/> 170 Werke mit 374 000 Belegschaft). Ferner besitzt Oberschlesien die größte<lb/> Zinkindustrie Europas (über 80 v. H. der deutschen. 17 v. H. der Weltindustrie),<lb/> indem es etwa 200 000 t Zink im Werte von 120 Mill. Mark förderte. Berg,<lb/> und Hültenanlagen im Kapitalwert von über 2 Milliarden Mark (nach Friedens¬<lb/> preisen!), eine Eisenindustrie, die trotzdem sie die Erze von weither holen muß, in<lb/> den Hütten- und Jndustriewerken zur Bedeutung unserer eisenverarbeitenden<lb/> Industrie sehr viel beigetragen hat, endlich Kalk-, Zement-, Schamottsteiu-, Zucker-,<lb/> Spiritus-, Holz-, chemische und Textilindustrie von größter Bedeutung. Der<lb/> Uuternchmermut in Oberschlesien ist bisher trotz der traurigen Aussichten für die<lb/> Zukunft nicht gesunken. Die Schlesische Aktiengesellschaft für Bergbau- und Zint-<lb/> hüttenbetrieb in Cipine. die Gewerkschaft Georg von Gieseke's Erben, die Ober-<lb/> schlesische Zinkhütten-Aktiengesellschaft in Katlowitz, die Oberschlesischen Kokswerke<lb/> und Chemische Fabriken-Akiiengesellschaft. die Borsigwcrke. um nur einige Namen<lb/> zu nennen: sie alle arbeiten rüstig an ihrer Instandsetzung und Erweiterung, sind<lb/> mit dem Ausbau ihrer Anlagen beschäftigt, ihre Arbeit wäre umsonst gewesen,<lb/> wenn Oberschlesien polnisch würde. > > u ! .</p><lb/> <p xml:id="ID_172"> Die oberschlesischen Waldungen lieferten 1912/13 1563 477 Festmeter Holz<lb/> darunter etwa 800000 Festmeter Nutzholz. 600 000 Festmeter Brennholz und den<lb/> Rest Stock- und Reisholz, abgesehen von dem viel geringeren Ertrag der Eichen¬<lb/> schälwaldungen an Eichenlohe. Der Gesamtwert ist bei den heutigen Preisen<lb/> gewiß auf mindestens 300 Millionen Mark zu veranschlagen.</p><lb/> <p xml:id="ID_173" next="#ID_174"> Sehr beträchtlich ist endlich der Ertrag aus der landwirtschaftlich genutzten<lb/> Fläche Oberschlesiens, der uns verloren gehen würde, falls es zu Polen käme.<lb/> zu wenig bekannte Zahlen. Nach<lb/> den Ermittlungen des Jahres 1913 — spätere liegen nicht vor und konnten auch<lb/> wegen der Kriegsverhältnisse nicht zum Vergleich herangezogen werden — wurden<lb/> von Oberschlesiens Abstimmungsgebiet geerntet: 1 Mill. Dz. Weizen (3,4 v. H.<lb/> vom Ertrag des gesamten preußischen Staates), 3,4 Mill. Dz. Roggen (3.6 v. H.),<lb/> etwas über 1 Mill Dz. Gerste (4,7 v. H ). 2^ Mill. Dz. Hafer (4.1 v. H.),<lb/> 13.5 Mill. Dz. Kartoffeln (4,7 v. H.). 0.2 Mill. Dz. Hülsenfrüchte (1.6 v. H.),<lb/> beinahe 5 Mill. Dz. Zuckerrüben (2,6 v. H.), 3,3 Mill. Dz. Futterrüben (2.2<lb/> v. H.), 30 000 Dz. Raps (9.7 v. H.), 2,6 Mill. Dz. Klee (3.5 v. H.), endlich 15,2</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0065]
Die wirtschaftliche Bedeutung der Abstimmungsgebiete
wiegend polnischer Bevölkerung man hier auch nur einen besonderen Malert,
den sogenannten wasserpolnischen, spricht, und daß. abgesehen von den letzten
Neichstagswahlsessionen, kein einziger Pole in den Reichstag gewählt wurde.
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Was die materiellen WerteOberschlesiens anlangt, so rst in erster Linie
sein Kohlenreichtum zu nennen; es besitzt eine solche Menge übereinander ge¬
häufter mächtiger Kohlenflötze. wie sie, wenigstens bis zu 1000 in Tiefe, nach
den bisherigen Erfahrungen der Geologen und Bergleute, auf der ganzen Erde
nicht wieder angetroffen werden. Von dem gesamten oberschlesischen Kohlenbecken
in der Größe von 5757 qkm. gleich Braunschweig und Anhalt, entfallen auf
den deutschen Anteil 2800 qkm, also beinahe die Hälfte. Bis auf 1000 in Tlkfe
werden die vorhandenen Kohlenmengen auf über 86 000 Milliarden Tonnen,
das ist 57 v. H. der gesamten Kohlenschätze Deutschlands geschätzt, während
auf das Ruhrrevier bis zu gleicher Tiefe nur 45 000 Milliarden, also nur 28 v. H.
entfallen. Anders steht das Verhältnis beider Reviere allerdings, wenn man bis
zur Tiefe von 2000 in steigen würde — tatsächlich graben wir bis jetzt nirgends
unter 1000 in Tiefe —, denn bis zu dieser Tiefe würden sich die Steinkohlen¬
vorräte Oberschlesiens auf 170000 Milliarden, die des Ruhrreviers dagegen auf
213 000 Milliarden, also erheblich höher belaufen. Im Jahre 1912 kam ein Viertel
unserer gesamten Sleinkohlenförderung auf Oberschlesien, nämlich 41 Mill. Tonnen
im Werte von 355 Millionen Mark, von denen 34 Mill. Tonnen für 314 Mill.
Mark verkauft wurden. Es waren 58 Werke mit einer Belegschaft von un¬
gefähr 125 000 Mann daran beteiligt (im Ruhrkohlenbezirk gleichzeitig
170 Werke mit 374 000 Belegschaft). Ferner besitzt Oberschlesien die größte
Zinkindustrie Europas (über 80 v. H. der deutschen. 17 v. H. der Weltindustrie),
indem es etwa 200 000 t Zink im Werte von 120 Mill. Mark förderte. Berg,
und Hültenanlagen im Kapitalwert von über 2 Milliarden Mark (nach Friedens¬
preisen!), eine Eisenindustrie, die trotzdem sie die Erze von weither holen muß, in
den Hütten- und Jndustriewerken zur Bedeutung unserer eisenverarbeitenden
Industrie sehr viel beigetragen hat, endlich Kalk-, Zement-, Schamottsteiu-, Zucker-,
Spiritus-, Holz-, chemische und Textilindustrie von größter Bedeutung. Der
Uuternchmermut in Oberschlesien ist bisher trotz der traurigen Aussichten für die
Zukunft nicht gesunken. Die Schlesische Aktiengesellschaft für Bergbau- und Zint-
hüttenbetrieb in Cipine. die Gewerkschaft Georg von Gieseke's Erben, die Ober-
schlesische Zinkhütten-Aktiengesellschaft in Katlowitz, die Oberschlesischen Kokswerke
und Chemische Fabriken-Akiiengesellschaft. die Borsigwcrke. um nur einige Namen
zu nennen: sie alle arbeiten rüstig an ihrer Instandsetzung und Erweiterung, sind
mit dem Ausbau ihrer Anlagen beschäftigt, ihre Arbeit wäre umsonst gewesen,
wenn Oberschlesien polnisch würde. > > u ! .
Die oberschlesischen Waldungen lieferten 1912/13 1563 477 Festmeter Holz
darunter etwa 800000 Festmeter Nutzholz. 600 000 Festmeter Brennholz und den
Rest Stock- und Reisholz, abgesehen von dem viel geringeren Ertrag der Eichen¬
schälwaldungen an Eichenlohe. Der Gesamtwert ist bei den heutigen Preisen
gewiß auf mindestens 300 Millionen Mark zu veranschlagen.
Sehr beträchtlich ist endlich der Ertrag aus der landwirtschaftlich genutzten
Fläche Oberschlesiens, der uns verloren gehen würde, falls es zu Polen käme.
zu wenig bekannte Zahlen. Nach
den Ermittlungen des Jahres 1913 — spätere liegen nicht vor und konnten auch
wegen der Kriegsverhältnisse nicht zum Vergleich herangezogen werden — wurden
von Oberschlesiens Abstimmungsgebiet geerntet: 1 Mill. Dz. Weizen (3,4 v. H.
vom Ertrag des gesamten preußischen Staates), 3,4 Mill. Dz. Roggen (3.6 v. H.),
etwas über 1 Mill Dz. Gerste (4,7 v. H ). 2^ Mill. Dz. Hafer (4.1 v. H.),
13.5 Mill. Dz. Kartoffeln (4,7 v. H.). 0.2 Mill. Dz. Hülsenfrüchte (1.6 v. H.),
beinahe 5 Mill. Dz. Zuckerrüben (2,6 v. H.), 3,3 Mill. Dz. Futterrüben (2.2
v. H.), 30 000 Dz. Raps (9.7 v. H.), 2,6 Mill. Dz. Klee (3.5 v. H.), endlich 15,2
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