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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Neues zur Frage des U-Bootkrieges

ergeben Hütte, ist nichts gewonnen. Und diese Redensart ist im Grunde genommen
das Einzige, was "^aval mia iMitar^ Kecorä" den unangenehmen Ausführungen
entgegenzustellen hat. Sie muß selber zugestehen, daß die Veröffentlichung
des Aufsatzes viel neues Licht auf den "dramatischen Abschnitt des Krieges" --
gemeint sind Frühjahr und Sommer 1917 -- geworfen hätte. Im April 1917,
als 900000 Tonnen Schiffsraum versenkt worden wären, hätte der Nahrungs¬
mittelbestand sür das britische Inselreich nur noch für knapp zwei Monate vor¬
gehalten. Dann habe allerdings durch Fertigstellung größerer Mengen von
Torpcdobootszerstörern das Geleitsystem wirksam eingesetzt, und am Ende des
Jahres habe man über genügend Minen verfügt, um die Hauptwege für die
deutschen Unterseeboote zu sperren.

Man beachte hierbei: dies alles ist stark übertrieben und insbesondere erst
wirksam geworden im Sommer und Herbst 1917, drei Jahre nach Kriegsausbruch!
Drei kostbare Jahre haben wir in nutzlosen, innerpolitischem Feilschen vergehen
lassen. Drei Jahre haben wir dem Gegner Zeit gegönnt, seine Maßnahmen
gegen das furchtbar drohende U-Bootgespenst zu treffen. Anstatt nur an uns,
nur an unsere Zukunft und nur an unseren Vorteil zu denken, haben wir uns
immer wieder von fremden Einflüsterungen zu schwächlichen Erwägungen und
halben Taten verleiten lassen; haben geredet, geschwatzt, Bücher gewälzt und
Noten verfaßt, und nur ganz selten -- jedenfalls im Seekriege -- haben wir
rücksichtslos zugepackt, um die äußerste Möglichkeit auf Erfolg vor unseren Sieges¬
wagen zu spannen.

Wie klar die Engländer die Gefahren des U-BootkriegeS erkannt hatten,
und wie sehr sie seine Wirkung fürchteten, geht aus den Erinnerungen hervor,
die der Admiral Lord Fisher, der Vorgänger Jellicocs als Erster Seelord,
veröffentlicht hat. Seine Betrachtungen sind gleichzeitig ein vollgültiger Beweis
dafür, daß die Form des uneingeschränkten U Bootkrieges die allein mögliche
und gerechtfertigte gewesen ist. Wenn sie von der neutralen Welt mit mißgünstigen
Augen angesehen worden ist, so trügt auch hier unsere schwächliche Zauderpolitik
die Schuld. Unsere unsichere Haltung mußte die Neutralen förmlich ins feindliche
Lager treiben, wo sie von Kriegsbeginn an trotz unserer militärischen Erfolge
den Druck der führenden politischen Faust verspürten. Ein Deutschland, das ohne
Spitzfindigkeiten und ohne Schwanken seinen Siegeswillen als einziges Kriegszicl
betont Hütte und dementsprechend unter schärfster Ausnutzung aller Kriegs¬
mittel vorgegangen wäre, hätte sich ganz anders durchgesetzt und bald genug seine
feste Stellung im Sturm des politischen Meinungsaustausches gewonnen. Unser
unsicheres Hin und Her und unser Mangel an Entschlußfähigkeit bei Auslegung
kriegsrechtlicher Fragen hat uns während des Krieges um manche politische
Freundschaft gebracht. Trotz aller Phrasen über den ewigen Frieden auf Erden
wird das Pendel zwischenstaatlicher Freundschaften immer nach dorthin ausschlagen,
wo sich ein starker Wille regt, wo Macht das Recht stützt und keinen Zweifel
darüber läßt, daß das formale Recht gegebenenfalls auch beiseite geschoben wird,
wenn das Staatsinteresse und das Wohl des gesamten Volkes solchen Schritt
erforderlich machen sollten.

Admiral Fisher veröffentlicht in seinen Erinernungen zunächst einen Brief
aus dem Jahre 1904, aus dem hervorgeht, daß von ihm damals schon die hohe
Bedeutung des Unterseebootes für den Seekrieg richtig eingeschätzt worden ist.
Es verrät die englische Unbekümmertheit. wenn er in dem Brief als wirksamste
Maßnahme hinstellt, Unterseeboote bereits vor der amtlichen Kriegserklärung auf
die fremden Häfen anzusetzen.

Drei Monate vor Ausbruch des Krieges hat Lord Fisher in der Sitzung
des Ncichsverteidigungsausschnsses dem Premierminister eine Denkschrift vorgelegt,
die sich eingehend mit der Unterseebootsfrage befaßt und für uns von höchstem
Interesse ist. Zunächst wird in der Denkschrift ausgeführt, daß das Unterseeboot
insofern den Zusammenbruch der hergebrachten Seestrategie bedeute, als die Form
der seerechtlich anerkannten Blockade nicht mehr aufrecht zu erhalten sei. Der


Neues zur Frage des U-Bootkrieges

ergeben Hütte, ist nichts gewonnen. Und diese Redensart ist im Grunde genommen
das Einzige, was „^aval mia iMitar^ Kecorä" den unangenehmen Ausführungen
entgegenzustellen hat. Sie muß selber zugestehen, daß die Veröffentlichung
des Aufsatzes viel neues Licht auf den „dramatischen Abschnitt des Krieges" —
gemeint sind Frühjahr und Sommer 1917 — geworfen hätte. Im April 1917,
als 900000 Tonnen Schiffsraum versenkt worden wären, hätte der Nahrungs¬
mittelbestand sür das britische Inselreich nur noch für knapp zwei Monate vor¬
gehalten. Dann habe allerdings durch Fertigstellung größerer Mengen von
Torpcdobootszerstörern das Geleitsystem wirksam eingesetzt, und am Ende des
Jahres habe man über genügend Minen verfügt, um die Hauptwege für die
deutschen Unterseeboote zu sperren.

Man beachte hierbei: dies alles ist stark übertrieben und insbesondere erst
wirksam geworden im Sommer und Herbst 1917, drei Jahre nach Kriegsausbruch!
Drei kostbare Jahre haben wir in nutzlosen, innerpolitischem Feilschen vergehen
lassen. Drei Jahre haben wir dem Gegner Zeit gegönnt, seine Maßnahmen
gegen das furchtbar drohende U-Bootgespenst zu treffen. Anstatt nur an uns,
nur an unsere Zukunft und nur an unseren Vorteil zu denken, haben wir uns
immer wieder von fremden Einflüsterungen zu schwächlichen Erwägungen und
halben Taten verleiten lassen; haben geredet, geschwatzt, Bücher gewälzt und
Noten verfaßt, und nur ganz selten — jedenfalls im Seekriege — haben wir
rücksichtslos zugepackt, um die äußerste Möglichkeit auf Erfolg vor unseren Sieges¬
wagen zu spannen.

Wie klar die Engländer die Gefahren des U-BootkriegeS erkannt hatten,
und wie sehr sie seine Wirkung fürchteten, geht aus den Erinnerungen hervor,
die der Admiral Lord Fisher, der Vorgänger Jellicocs als Erster Seelord,
veröffentlicht hat. Seine Betrachtungen sind gleichzeitig ein vollgültiger Beweis
dafür, daß die Form des uneingeschränkten U Bootkrieges die allein mögliche
und gerechtfertigte gewesen ist. Wenn sie von der neutralen Welt mit mißgünstigen
Augen angesehen worden ist, so trügt auch hier unsere schwächliche Zauderpolitik
die Schuld. Unsere unsichere Haltung mußte die Neutralen förmlich ins feindliche
Lager treiben, wo sie von Kriegsbeginn an trotz unserer militärischen Erfolge
den Druck der führenden politischen Faust verspürten. Ein Deutschland, das ohne
Spitzfindigkeiten und ohne Schwanken seinen Siegeswillen als einziges Kriegszicl
betont Hütte und dementsprechend unter schärfster Ausnutzung aller Kriegs¬
mittel vorgegangen wäre, hätte sich ganz anders durchgesetzt und bald genug seine
feste Stellung im Sturm des politischen Meinungsaustausches gewonnen. Unser
unsicheres Hin und Her und unser Mangel an Entschlußfähigkeit bei Auslegung
kriegsrechtlicher Fragen hat uns während des Krieges um manche politische
Freundschaft gebracht. Trotz aller Phrasen über den ewigen Frieden auf Erden
wird das Pendel zwischenstaatlicher Freundschaften immer nach dorthin ausschlagen,
wo sich ein starker Wille regt, wo Macht das Recht stützt und keinen Zweifel
darüber läßt, daß das formale Recht gegebenenfalls auch beiseite geschoben wird,
wenn das Staatsinteresse und das Wohl des gesamten Volkes solchen Schritt
erforderlich machen sollten.

Admiral Fisher veröffentlicht in seinen Erinernungen zunächst einen Brief
aus dem Jahre 1904, aus dem hervorgeht, daß von ihm damals schon die hohe
Bedeutung des Unterseebootes für den Seekrieg richtig eingeschätzt worden ist.
Es verrät die englische Unbekümmertheit. wenn er in dem Brief als wirksamste
Maßnahme hinstellt, Unterseeboote bereits vor der amtlichen Kriegserklärung auf
die fremden Häfen anzusetzen.

Drei Monate vor Ausbruch des Krieges hat Lord Fisher in der Sitzung
des Ncichsverteidigungsausschnsses dem Premierminister eine Denkschrift vorgelegt,
die sich eingehend mit der Unterseebootsfrage befaßt und für uns von höchstem
Interesse ist. Zunächst wird in der Denkschrift ausgeführt, daß das Unterseeboot
insofern den Zusammenbruch der hergebrachten Seestrategie bedeute, als die Form
der seerechtlich anerkannten Blockade nicht mehr aufrecht zu erhalten sei. Der


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[0060] Neues zur Frage des U-Bootkrieges ergeben Hütte, ist nichts gewonnen. Und diese Redensart ist im Grunde genommen das Einzige, was „^aval mia iMitar^ Kecorä" den unangenehmen Ausführungen entgegenzustellen hat. Sie muß selber zugestehen, daß die Veröffentlichung des Aufsatzes viel neues Licht auf den „dramatischen Abschnitt des Krieges" — gemeint sind Frühjahr und Sommer 1917 — geworfen hätte. Im April 1917, als 900000 Tonnen Schiffsraum versenkt worden wären, hätte der Nahrungs¬ mittelbestand sür das britische Inselreich nur noch für knapp zwei Monate vor¬ gehalten. Dann habe allerdings durch Fertigstellung größerer Mengen von Torpcdobootszerstörern das Geleitsystem wirksam eingesetzt, und am Ende des Jahres habe man über genügend Minen verfügt, um die Hauptwege für die deutschen Unterseeboote zu sperren. Man beachte hierbei: dies alles ist stark übertrieben und insbesondere erst wirksam geworden im Sommer und Herbst 1917, drei Jahre nach Kriegsausbruch! Drei kostbare Jahre haben wir in nutzlosen, innerpolitischem Feilschen vergehen lassen. Drei Jahre haben wir dem Gegner Zeit gegönnt, seine Maßnahmen gegen das furchtbar drohende U-Bootgespenst zu treffen. Anstatt nur an uns, nur an unsere Zukunft und nur an unseren Vorteil zu denken, haben wir uns immer wieder von fremden Einflüsterungen zu schwächlichen Erwägungen und halben Taten verleiten lassen; haben geredet, geschwatzt, Bücher gewälzt und Noten verfaßt, und nur ganz selten — jedenfalls im Seekriege — haben wir rücksichtslos zugepackt, um die äußerste Möglichkeit auf Erfolg vor unseren Sieges¬ wagen zu spannen. Wie klar die Engländer die Gefahren des U-BootkriegeS erkannt hatten, und wie sehr sie seine Wirkung fürchteten, geht aus den Erinnerungen hervor, die der Admiral Lord Fisher, der Vorgänger Jellicocs als Erster Seelord, veröffentlicht hat. Seine Betrachtungen sind gleichzeitig ein vollgültiger Beweis dafür, daß die Form des uneingeschränkten U Bootkrieges die allein mögliche und gerechtfertigte gewesen ist. Wenn sie von der neutralen Welt mit mißgünstigen Augen angesehen worden ist, so trügt auch hier unsere schwächliche Zauderpolitik die Schuld. Unsere unsichere Haltung mußte die Neutralen förmlich ins feindliche Lager treiben, wo sie von Kriegsbeginn an trotz unserer militärischen Erfolge den Druck der führenden politischen Faust verspürten. Ein Deutschland, das ohne Spitzfindigkeiten und ohne Schwanken seinen Siegeswillen als einziges Kriegszicl betont Hütte und dementsprechend unter schärfster Ausnutzung aller Kriegs¬ mittel vorgegangen wäre, hätte sich ganz anders durchgesetzt und bald genug seine feste Stellung im Sturm des politischen Meinungsaustausches gewonnen. Unser unsicheres Hin und Her und unser Mangel an Entschlußfähigkeit bei Auslegung kriegsrechtlicher Fragen hat uns während des Krieges um manche politische Freundschaft gebracht. Trotz aller Phrasen über den ewigen Frieden auf Erden wird das Pendel zwischenstaatlicher Freundschaften immer nach dorthin ausschlagen, wo sich ein starker Wille regt, wo Macht das Recht stützt und keinen Zweifel darüber läßt, daß das formale Recht gegebenenfalls auch beiseite geschoben wird, wenn das Staatsinteresse und das Wohl des gesamten Volkes solchen Schritt erforderlich machen sollten. Admiral Fisher veröffentlicht in seinen Erinernungen zunächst einen Brief aus dem Jahre 1904, aus dem hervorgeht, daß von ihm damals schon die hohe Bedeutung des Unterseebootes für den Seekrieg richtig eingeschätzt worden ist. Es verrät die englische Unbekümmertheit. wenn er in dem Brief als wirksamste Maßnahme hinstellt, Unterseeboote bereits vor der amtlichen Kriegserklärung auf die fremden Häfen anzusetzen. Drei Monate vor Ausbruch des Krieges hat Lord Fisher in der Sitzung des Ncichsverteidigungsausschnsses dem Premierminister eine Denkschrift vorgelegt, die sich eingehend mit der Unterseebootsfrage befaßt und für uns von höchstem Interesse ist. Zunächst wird in der Denkschrift ausgeführt, daß das Unterseeboot insofern den Zusammenbruch der hergebrachten Seestrategie bedeute, als die Form der seerechtlich anerkannten Blockade nicht mehr aufrecht zu erhalten sei. Der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/60>, abgerufen am 28.07.2024.