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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Das Kapxsche Abenteuer

deutsche Volk, vor allem aber sein immer noch unentbchrlichster Besitz, die
Armee. Kaum ein aktiver Offizier war unter den Verschwörern gewesen und
trotzdem blieb Haß und Spott, den dieser Pulses verantwortungsloser Elemente
hinterließ, am deutschen Offizier hängen. Das Verhalten Admirals von Trvtha
und vieler anderer aktiver Offiziere in den Tagen der schwersten Krisis zeigt
aber, daß unsere Wehrmacht an der Zukunft nicht v-rzweifelu darf. Diese
Männer haben durch ihre selbstlose Hingabe die Ordnung im Lande, soviel an
ihnen war, geschützt und aufrecht erhalten. Sie haben gleichzeitig die gemein¬
gefährliche Überhebung der Verschwörer bekämpft.

Reichskanzler Bauer hat auf den Versailler Friedensvertrag als den
Hauptschuldigen an dem ganzen Chaos hingewiesen. Dieser Vertrag hat die
Stimmung der Verzweiflung in unser Volk gesät; er hat das uns ungewohnte
Söldnerheer geschaffen.

Wallensteinertum, wie es einer Söldnertruppe zu allen Zeiten anhaftet,
hat das Unheil verursacht. Mögen sich alle folgenden Regierungen bewußt
bleiben, daß die Behandlung von Söldnertruppen rücksichtsvoller sein muß als
Ac eines Volksheeres aus allgemeiner Wehrpflicht. Die Regierung EbertS und
Rostes hatte geglaubt, den Söldnertruppen, die sie im Jahre 1919 vor dein
Untergang im Bolschewismus gerettet hatten, geringere Beachtung ihrer Wünsche
und Forderungen schenken zu dürfen, als denen anderer Volksschichten. Wenn
die deutsche Regierung die Psychologie von Söldnertruppen erst begriffen haben
ivlrd. so ist nicht daran zu zweifeln, daß es dem Reichswehrministerium gelingen
wird, ähnliches Unheil für alle Zeiten zu verhüten.

Es hat sich in dieser Woche gezeigt, daß die Truppe unbedingt gehorsam
der Hand ihrer Führer liegt. Sie folgte den Generälen Walter. Mohl,
Loßberg, Schöler, die zu Ebert hielten, ebenso tadellos wie Lüttwitz andererseits.
Die Disziplin der Reichswehr hat sich bewährt; es kommt nur auf einwandfreie
Führer an. Um diese zu haben, muß das demokratische Deutschland begreifen.
der Osfiziersstcmd. der durch den Krieg und das Kappsche Abenteuer
unendlich Schweres erduldet hat. in seinen berechtigten Anliegen Gehör finden
"'usz. da nur die Waffe des Streiks nicht wie den andern Ständen zu Gebote step.
Eine echte' Demokratie ist das Gegenteil von Parteiherrschast und zieht alle
Teile des Volkes an sich heran. Dann gewinnt sie auch die ihr heute noch
Widerstrebenden.

Der vom Reichskanzler Bauer unbegreiflicherweise als Mitverschwörer be¬
zeichnete Admiral von Trotha sagte am 22. März nach seiner Entlassung zu
den sich von ihm verabschiedenden Offizieren und Beamten: ,Mr haben nach
dem verlorenen Krieg die Trümmer weggeräumt und angefangen neu zu bauen.
Es begann wieder zu grünen. Jetzt ist der Brand darüber hingegangen und
alles liegt vernichtet. Von jenem Tage an. als der Unglücksstein ins Rollen
lam. habe ich meine ganzen Gedanken und Hoffnungen dahin gerichtet, doch
ein Mann käme, der imstande wäre, die Gegensätze zusammenzubiegen, über


Grenzboten I 1920
Das Kapxsche Abenteuer

deutsche Volk, vor allem aber sein immer noch unentbchrlichster Besitz, die
Armee. Kaum ein aktiver Offizier war unter den Verschwörern gewesen und
trotzdem blieb Haß und Spott, den dieser Pulses verantwortungsloser Elemente
hinterließ, am deutschen Offizier hängen. Das Verhalten Admirals von Trvtha
und vieler anderer aktiver Offiziere in den Tagen der schwersten Krisis zeigt
aber, daß unsere Wehrmacht an der Zukunft nicht v-rzweifelu darf. Diese
Männer haben durch ihre selbstlose Hingabe die Ordnung im Lande, soviel an
ihnen war, geschützt und aufrecht erhalten. Sie haben gleichzeitig die gemein¬
gefährliche Überhebung der Verschwörer bekämpft.

Reichskanzler Bauer hat auf den Versailler Friedensvertrag als den
Hauptschuldigen an dem ganzen Chaos hingewiesen. Dieser Vertrag hat die
Stimmung der Verzweiflung in unser Volk gesät; er hat das uns ungewohnte
Söldnerheer geschaffen.

Wallensteinertum, wie es einer Söldnertruppe zu allen Zeiten anhaftet,
hat das Unheil verursacht. Mögen sich alle folgenden Regierungen bewußt
bleiben, daß die Behandlung von Söldnertruppen rücksichtsvoller sein muß als
Ac eines Volksheeres aus allgemeiner Wehrpflicht. Die Regierung EbertS und
Rostes hatte geglaubt, den Söldnertruppen, die sie im Jahre 1919 vor dein
Untergang im Bolschewismus gerettet hatten, geringere Beachtung ihrer Wünsche
und Forderungen schenken zu dürfen, als denen anderer Volksschichten. Wenn
die deutsche Regierung die Psychologie von Söldnertruppen erst begriffen haben
ivlrd. so ist nicht daran zu zweifeln, daß es dem Reichswehrministerium gelingen
wird, ähnliches Unheil für alle Zeiten zu verhüten.

Es hat sich in dieser Woche gezeigt, daß die Truppe unbedingt gehorsam
der Hand ihrer Führer liegt. Sie folgte den Generälen Walter. Mohl,
Loßberg, Schöler, die zu Ebert hielten, ebenso tadellos wie Lüttwitz andererseits.
Die Disziplin der Reichswehr hat sich bewährt; es kommt nur auf einwandfreie
Führer an. Um diese zu haben, muß das demokratische Deutschland begreifen.
der Osfiziersstcmd. der durch den Krieg und das Kappsche Abenteuer
unendlich Schweres erduldet hat. in seinen berechtigten Anliegen Gehör finden
"'usz. da nur die Waffe des Streiks nicht wie den andern Ständen zu Gebote step.
Eine echte' Demokratie ist das Gegenteil von Parteiherrschast und zieht alle
Teile des Volkes an sich heran. Dann gewinnt sie auch die ihr heute noch
Widerstrebenden.

Der vom Reichskanzler Bauer unbegreiflicherweise als Mitverschwörer be¬
zeichnete Admiral von Trotha sagte am 22. März nach seiner Entlassung zu
den sich von ihm verabschiedenden Offizieren und Beamten: ,Mr haben nach
dem verlorenen Krieg die Trümmer weggeräumt und angefangen neu zu bauen.
Es begann wieder zu grünen. Jetzt ist der Brand darüber hingegangen und
alles liegt vernichtet. Von jenem Tage an. als der Unglücksstein ins Rollen
lam. habe ich meine ganzen Gedanken und Hoffnungen dahin gerichtet, doch
ein Mann käme, der imstande wäre, die Gegensätze zusammenzubiegen, über


Grenzboten I 1920
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[0359] Das Kapxsche Abenteuer deutsche Volk, vor allem aber sein immer noch unentbchrlichster Besitz, die Armee. Kaum ein aktiver Offizier war unter den Verschwörern gewesen und trotzdem blieb Haß und Spott, den dieser Pulses verantwortungsloser Elemente hinterließ, am deutschen Offizier hängen. Das Verhalten Admirals von Trvtha und vieler anderer aktiver Offiziere in den Tagen der schwersten Krisis zeigt aber, daß unsere Wehrmacht an der Zukunft nicht v-rzweifelu darf. Diese Männer haben durch ihre selbstlose Hingabe die Ordnung im Lande, soviel an ihnen war, geschützt und aufrecht erhalten. Sie haben gleichzeitig die gemein¬ gefährliche Überhebung der Verschwörer bekämpft. Reichskanzler Bauer hat auf den Versailler Friedensvertrag als den Hauptschuldigen an dem ganzen Chaos hingewiesen. Dieser Vertrag hat die Stimmung der Verzweiflung in unser Volk gesät; er hat das uns ungewohnte Söldnerheer geschaffen. Wallensteinertum, wie es einer Söldnertruppe zu allen Zeiten anhaftet, hat das Unheil verursacht. Mögen sich alle folgenden Regierungen bewußt bleiben, daß die Behandlung von Söldnertruppen rücksichtsvoller sein muß als Ac eines Volksheeres aus allgemeiner Wehrpflicht. Die Regierung EbertS und Rostes hatte geglaubt, den Söldnertruppen, die sie im Jahre 1919 vor dein Untergang im Bolschewismus gerettet hatten, geringere Beachtung ihrer Wünsche und Forderungen schenken zu dürfen, als denen anderer Volksschichten. Wenn die deutsche Regierung die Psychologie von Söldnertruppen erst begriffen haben ivlrd. so ist nicht daran zu zweifeln, daß es dem Reichswehrministerium gelingen wird, ähnliches Unheil für alle Zeiten zu verhüten. Es hat sich in dieser Woche gezeigt, daß die Truppe unbedingt gehorsam der Hand ihrer Führer liegt. Sie folgte den Generälen Walter. Mohl, Loßberg, Schöler, die zu Ebert hielten, ebenso tadellos wie Lüttwitz andererseits. Die Disziplin der Reichswehr hat sich bewährt; es kommt nur auf einwandfreie Führer an. Um diese zu haben, muß das demokratische Deutschland begreifen. der Osfiziersstcmd. der durch den Krieg und das Kappsche Abenteuer unendlich Schweres erduldet hat. in seinen berechtigten Anliegen Gehör finden "'usz. da nur die Waffe des Streiks nicht wie den andern Ständen zu Gebote step. Eine echte' Demokratie ist das Gegenteil von Parteiherrschast und zieht alle Teile des Volkes an sich heran. Dann gewinnt sie auch die ihr heute noch Widerstrebenden. Der vom Reichskanzler Bauer unbegreiflicherweise als Mitverschwörer be¬ zeichnete Admiral von Trotha sagte am 22. März nach seiner Entlassung zu den sich von ihm verabschiedenden Offizieren und Beamten: ,Mr haben nach dem verlorenen Krieg die Trümmer weggeräumt und angefangen neu zu bauen. Es begann wieder zu grünen. Jetzt ist der Brand darüber hingegangen und alles liegt vernichtet. Von jenem Tage an. als der Unglücksstein ins Rollen lam. habe ich meine ganzen Gedanken und Hoffnungen dahin gerichtet, doch ein Mann käme, der imstande wäre, die Gegensätze zusammenzubiegen, über Grenzboten I 1920

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/359>, abgerufen am 22.12.2024.