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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Harald v. Hocrschelmanu, Person und Ge¬
meinschaft. Die Grundprobleme des Bol¬
schewismus, Verlegt bei Eugen Diederichs
in Jena 1919.

Diese außerordentlich beachtliche Schrift
nimmt den "Bolschewismus" nicht als spezi¬
fisch russische Theorie oder gar terroristische
Wirklichkeit, sondern als eine Weltbewegung,
deren sieghafte Gewalt man heute bereits
spürt, ohne ihre endgültigen Auswirkungs¬
formen zu kennen. So wird hier auch bei allen
konkreten Erscheinungen, die bereits der
Seitgeschichtlichen Forschung offen liegen, nach
dem tieferen Antrieb gelastet, der darin um
Verwirklichung ringt. Durch diese Betrach¬
tung rücken Bolschewismus und Sozial-
demokrcitie in schärfsten Gegensatz, Die
Socialdemokratie mit ihrer Tendenz zum
schrankenlosen Staatssozialismus ist selber
"och die letzte reifste Blüte des kapitalistischen
Zeitalters, der Bolschewismus erstrebt den
Abbau des zentralistischen Staates und
seine Sprengung durch die genossenschaft¬
liche, werkorganische Volksgemeinschaft. Als
die ersten voraussehbaren Schritte erscheinen
dem Verfasser die Rückkehr zur Bednrss-
^irtschaft mit einem inneren Gleichgewicht
von Produktion und Konsum und die Aner¬
kennung des Handarbeiters als des eigent-
nchcn Produzenten und seiner direkten
-NUbestimmung über Herstellung und Ver¬
wendung des Produkts. MS wahrscheinliche
Losung erscheint ihm für Deutschland eine
Kompromiszform, die zu einem Dualismus
Mischen WirtschaftZvertretung und demo¬
kratischen Parteiparlament führt. Äußerst
U'teress-me ist der Versuch, den Expresstonis-
'uns als geistige Parallelerscheinung des
-Bolschewismus auszudeuten. Am Schlußbetont der Verfasser ausdrücklich die geistige
^°he, die diesen Bolschewismus, wie>^>... vo^u,v,-"X"""", ""^
Hoerschelmann ihn fleht, mit dem neu¬
deutschen nationalen Aktivismus der jungen
Generation verbindet.

Diese ideelle Annäherung ist in der Tat
verblüffend, Sie erklärt sich nur bis zu einem
gewissen Grade aus der Tatsache, das; der
Verfasser geistig eben doch auch aus dem
bürgerlichen Lager stammt, und deshalb die

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ressentimenthaft Proletarischen Ursprünge des
Bolschewismus hinter Antriebe zurückstellt,
die in der Tat heute den Jungen von rechts
und links gemeinsam sind. Die Ersetzung
des mechanistischen Parteienstaats durch , ein
körperschaftlich aufgebautes Gemeinwesen, die
Überwindung der mechanischen Zwangs¬
autorität durch ein individuelleres Ver¬
trauensverhältnis zwischen Führer und Ge¬
folgschaft, die.Ersetzung der schweifenden
Wirtschaftsfreiheit durch eine vom Bedarf
bestimmte Gemeinwirtschaft: damit sind eine
ganze Reihe unleugbarer Berührungspunkte
zwischen diesem Bolschewismus von links
und unserem nationalen Korporativismus
von rechts her klar herausgestellt. Diese Ge¬
wißheit bietet aber diesem modernen Konser¬
vativismus die Gewähr, daß er keineswegs
zum alten Eisen gehört, sondern daß gerade
ihm die neue Zeit auch neue Möglichkeiten
darbietet. Mit seiner Polarität zum Bol¬
schewismus ist für den aktiv nationalen
Korporativismus zugleich eine Zukünftigkeit
gegeben, Wiesie dem bürgerlichen Demokratis¬
mus versagt ist, der trotz seines Scheinsiegos
von Versailles heute der reaktionären Er¬
starrung anheimfällt.

M, y. Bochen.
H. Klilmnski, Die Gesetzgebung der Bol¬
schewik! (Quellen und Studien I 2, heraus¬
gegeben vom Osteuropa-Institut in Bres-
lau). Verlag von B. G. Teubner in
Leipzig und Berlin 1920, geh. 6 M,, geb.
7 M.
Die Agrargesetzgebung der Sowjetrepublik.
Die Organisation der Volkswirtschaft in
Sowjetrußland. (Heft 2 und 3 der
Sammlung von Quellen zum Studium
des Bolschewismus, herausgegeben vom
Gcneralsekretariat zum Studium des
Bolschewismus), Verlag der Kulturliga
Berlin 1919, geh. 1 M. und 1.20 M.

Abseits vom lauten Getriebe der Poli¬
tischen Propaganda mit all ihren Über¬
steigerungen und Entstellungen ermöglichen
es diese Schriften, die tatsächliche organi¬
satorische Leistung der Sowjetrepublik wenig-

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Harald v. Hocrschelmanu, Person und Ge¬
meinschaft. Die Grundprobleme des Bol¬
schewismus, Verlegt bei Eugen Diederichs
in Jena 1919.

Diese außerordentlich beachtliche Schrift
nimmt den „Bolschewismus" nicht als spezi¬
fisch russische Theorie oder gar terroristische
Wirklichkeit, sondern als eine Weltbewegung,
deren sieghafte Gewalt man heute bereits
spürt, ohne ihre endgültigen Auswirkungs¬
formen zu kennen. So wird hier auch bei allen
konkreten Erscheinungen, die bereits der
Seitgeschichtlichen Forschung offen liegen, nach
dem tieferen Antrieb gelastet, der darin um
Verwirklichung ringt. Durch diese Betrach¬
tung rücken Bolschewismus und Sozial-
demokrcitie in schärfsten Gegensatz, Die
Socialdemokratie mit ihrer Tendenz zum
schrankenlosen Staatssozialismus ist selber
"och die letzte reifste Blüte des kapitalistischen
Zeitalters, der Bolschewismus erstrebt den
Abbau des zentralistischen Staates und
seine Sprengung durch die genossenschaft¬
liche, werkorganische Volksgemeinschaft. Als
die ersten voraussehbaren Schritte erscheinen
dem Verfasser die Rückkehr zur Bednrss-
^irtschaft mit einem inneren Gleichgewicht
von Produktion und Konsum und die Aner¬
kennung des Handarbeiters als des eigent-
nchcn Produzenten und seiner direkten
-NUbestimmung über Herstellung und Ver¬
wendung des Produkts. MS wahrscheinliche
Losung erscheint ihm für Deutschland eine
Kompromiszform, die zu einem Dualismus
Mischen WirtschaftZvertretung und demo¬
kratischen Parteiparlament führt. Äußerst
U'teress-me ist der Versuch, den Expresstonis-
'uns als geistige Parallelerscheinung des
-Bolschewismus auszudeuten. Am Schlußbetont der Verfasser ausdrücklich die geistige
^°he, die diesen Bolschewismus, wie>^>... vo^u,v,-"X»""», «"^
Hoerschelmann ihn fleht, mit dem neu¬
deutschen nationalen Aktivismus der jungen
Generation verbindet.

Diese ideelle Annäherung ist in der Tat
verblüffend, Sie erklärt sich nur bis zu einem
gewissen Grade aus der Tatsache, das; der
Verfasser geistig eben doch auch aus dem
bürgerlichen Lager stammt, und deshalb die

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ressentimenthaft Proletarischen Ursprünge des
Bolschewismus hinter Antriebe zurückstellt,
die in der Tat heute den Jungen von rechts
und links gemeinsam sind. Die Ersetzung
des mechanistischen Parteienstaats durch , ein
körperschaftlich aufgebautes Gemeinwesen, die
Überwindung der mechanischen Zwangs¬
autorität durch ein individuelleres Ver¬
trauensverhältnis zwischen Führer und Ge¬
folgschaft, die.Ersetzung der schweifenden
Wirtschaftsfreiheit durch eine vom Bedarf
bestimmte Gemeinwirtschaft: damit sind eine
ganze Reihe unleugbarer Berührungspunkte
zwischen diesem Bolschewismus von links
und unserem nationalen Korporativismus
von rechts her klar herausgestellt. Diese Ge¬
wißheit bietet aber diesem modernen Konser¬
vativismus die Gewähr, daß er keineswegs
zum alten Eisen gehört, sondern daß gerade
ihm die neue Zeit auch neue Möglichkeiten
darbietet. Mit seiner Polarität zum Bol¬
schewismus ist für den aktiv nationalen
Korporativismus zugleich eine Zukünftigkeit
gegeben, Wiesie dem bürgerlichen Demokratis¬
mus versagt ist, der trotz seines Scheinsiegos
von Versailles heute der reaktionären Er¬
starrung anheimfällt.

M, y. Bochen.
H. Klilmnski, Die Gesetzgebung der Bol¬
schewik! (Quellen und Studien I 2, heraus¬
gegeben vom Osteuropa-Institut in Bres-
lau). Verlag von B. G. Teubner in
Leipzig und Berlin 1920, geh. 6 M,, geb.
7 M.
Die Agrargesetzgebung der Sowjetrepublik.
Die Organisation der Volkswirtschaft in
Sowjetrußland. (Heft 2 und 3 der
Sammlung von Quellen zum Studium
des Bolschewismus, herausgegeben vom
Gcneralsekretariat zum Studium des
Bolschewismus), Verlag der Kulturliga
Berlin 1919, geh. 1 M. und 1.20 M.

Abseits vom lauten Getriebe der Poli¬
tischen Propaganda mit all ihren Über¬
steigerungen und Entstellungen ermöglichen
es diese Schriften, die tatsächliche organi¬
satorische Leistung der Sowjetrepublik wenig-

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[0293] Lücherschau Vücherschau Harald v. Hocrschelmanu, Person und Ge¬ meinschaft. Die Grundprobleme des Bol¬ schewismus, Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1919. Diese außerordentlich beachtliche Schrift nimmt den „Bolschewismus" nicht als spezi¬ fisch russische Theorie oder gar terroristische Wirklichkeit, sondern als eine Weltbewegung, deren sieghafte Gewalt man heute bereits spürt, ohne ihre endgültigen Auswirkungs¬ formen zu kennen. So wird hier auch bei allen konkreten Erscheinungen, die bereits der Seitgeschichtlichen Forschung offen liegen, nach dem tieferen Antrieb gelastet, der darin um Verwirklichung ringt. Durch diese Betrach¬ tung rücken Bolschewismus und Sozial- demokrcitie in schärfsten Gegensatz, Die Socialdemokratie mit ihrer Tendenz zum schrankenlosen Staatssozialismus ist selber "och die letzte reifste Blüte des kapitalistischen Zeitalters, der Bolschewismus erstrebt den Abbau des zentralistischen Staates und seine Sprengung durch die genossenschaft¬ liche, werkorganische Volksgemeinschaft. Als die ersten voraussehbaren Schritte erscheinen dem Verfasser die Rückkehr zur Bednrss- ^irtschaft mit einem inneren Gleichgewicht von Produktion und Konsum und die Aner¬ kennung des Handarbeiters als des eigent- nchcn Produzenten und seiner direkten -NUbestimmung über Herstellung und Ver¬ wendung des Produkts. MS wahrscheinliche Losung erscheint ihm für Deutschland eine Kompromiszform, die zu einem Dualismus Mischen WirtschaftZvertretung und demo¬ kratischen Parteiparlament führt. Äußerst U'teress-me ist der Versuch, den Expresstonis- 'uns als geistige Parallelerscheinung des -Bolschewismus auszudeuten. Am Schlußbetont der Verfasser ausdrücklich die geistige ^°he, die diesen Bolschewismus, wie>^>... vo^u,v,-"X»""», «"^ Hoerschelmann ihn fleht, mit dem neu¬ deutschen nationalen Aktivismus der jungen Generation verbindet. Diese ideelle Annäherung ist in der Tat verblüffend, Sie erklärt sich nur bis zu einem gewissen Grade aus der Tatsache, das; der Verfasser geistig eben doch auch aus dem bürgerlichen Lager stammt, und deshalb die ressentimenthaft Proletarischen Ursprünge des Bolschewismus hinter Antriebe zurückstellt, die in der Tat heute den Jungen von rechts und links gemeinsam sind. Die Ersetzung des mechanistischen Parteienstaats durch , ein körperschaftlich aufgebautes Gemeinwesen, die Überwindung der mechanischen Zwangs¬ autorität durch ein individuelleres Ver¬ trauensverhältnis zwischen Führer und Ge¬ folgschaft, die.Ersetzung der schweifenden Wirtschaftsfreiheit durch eine vom Bedarf bestimmte Gemeinwirtschaft: damit sind eine ganze Reihe unleugbarer Berührungspunkte zwischen diesem Bolschewismus von links und unserem nationalen Korporativismus von rechts her klar herausgestellt. Diese Ge¬ wißheit bietet aber diesem modernen Konser¬ vativismus die Gewähr, daß er keineswegs zum alten Eisen gehört, sondern daß gerade ihm die neue Zeit auch neue Möglichkeiten darbietet. Mit seiner Polarität zum Bol¬ schewismus ist für den aktiv nationalen Korporativismus zugleich eine Zukünftigkeit gegeben, Wiesie dem bürgerlichen Demokratis¬ mus versagt ist, der trotz seines Scheinsiegos von Versailles heute der reaktionären Er¬ starrung anheimfällt. M, y. Bochen. H. Klilmnski, Die Gesetzgebung der Bol¬ schewik! (Quellen und Studien I 2, heraus¬ gegeben vom Osteuropa-Institut in Bres- lau). Verlag von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin 1920, geh. 6 M,, geb. 7 M. Die Agrargesetzgebung der Sowjetrepublik. Die Organisation der Volkswirtschaft in Sowjetrußland. (Heft 2 und 3 der Sammlung von Quellen zum Studium des Bolschewismus, herausgegeben vom Gcneralsekretariat zum Studium des Bolschewismus), Verlag der Kulturliga Berlin 1919, geh. 1 M. und 1.20 M. Abseits vom lauten Getriebe der Poli¬ tischen Propaganda mit all ihren Über¬ steigerungen und Entstellungen ermöglichen es diese Schriften, die tatsächliche organi¬ satorische Leistung der Sowjetrepublik wenig-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/293>, abgerufen am 01.09.2024.