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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Wirtschaftsspiegel

Die Einnahmen und Ausgaben der Zentralverbände für 1919 liegen noch
nicht vor.

Christliche Gewerkschaften: Wie bei den anderen Gewerkschafts'
richtungen ist auch hier die Zahl der Mitglieder im Jahre 1918 nicht uneiheblich
gestiegen. Ende 1918 wurde ^ Million bereits beträchtlich überschritten. Ende
1917 war die Zahl auf 293 000 gestiegen. Ende 1918 zählte man bereits 538 500
Mitglieder. Die letzie vor dem Kriege festgestellte Mitgliederzahl belief sich auf
341700. Ende 19l9 belief sich die Mitgliederzahl aus über 1100 000. Die
Gesamteinnahmen der Christlichen Gewerkschaften im Jahre 1918 betrugen
8 725 000 M. die Gesamlausoaben 6 284 400 M.; der Vermögensstand am
Jahresschluß 19l8 betrug 12 444 900 M.

Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine: 1918: 19 Organisationen mit
113 700 Mitgliedern, davon 11600 weibliche. Im Vorjahre waren 79 100 Mit-
glieder vorhanden. Für das Jahr 1919 sind die Ziffern noch nicht veröffentlicht.

Die Gesamteinnahmen betrugen 1919 2 818 600 M., die Ausgaben
2 200 700 M.

Wie liegen nun die Verhältnisse in der Angestelltenbewcgung? Hier schlug
die Revolution ebenfalls erhebliche Wellen. Während früher die große Masse der
kaufmännischen und industriellen, der staatlichen und städtischen Beamten in der
Frage des beruflichen Zusammenschlusses eine gewisse Gleichgültigkeit an den Tag
legte und mit einer gewissen Geringschätzung auf die gewerkschaftliche Tätigkeit
der Arbeiter blickte, gewann in der Siunde tiefster nationaler Not der radikale
Gedanke in der Angestelltenbewegung mit einem Schlage die Oberhand. Das
Schlagwort von der Interessengemeinschaft aller Arbeitnehmer, von dem unüber¬
brückbaren Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit trat seinen Siegeszug an und
erzeugte in den Köpfen der Handlungsgehilfen und Techniker eine heillose Ver¬
wirrung. Der Rank nach links war allerdings schon während deS Krieges zu
bemerken. Wer die Bewegung aufmerksam verfolgte, konnte feststellen, daß sich
schon damals Arbeitsgemeinschaften der einzelnen Verbände bildeten, die ein
unmer engeres Zusammenarbeiten der Beteiligten zur Folge hatten. Zugleich
"raten aber auch radikale Tendenzen hervor.

Dem unbefangenen Beobachter bot sich nun im verflossenen Jahre ein mehr
interessantes als anziehendes Bild. Der Streik wurde standesgemäß, Angestellten'
Aufstände wurden zum Tagesgegenstand. Während aber in der Arbeiterschaft der
^euolutionstaumel einer "gewissen" Ernüchterung Platz machte, rutschten die An-
Mellienverbände immer weiter nach links. In ihren Versammlungen regierte
schärfste Radikalismus. Interessant ist, daß auch die Beamtenkrelse von der
Gewerkschaftsbewegung erfaßt wurden. Allerdings ist hier der Gedanke noch in
^arung. sozialdemokratische und nichtsozialdemokralische Gewerkschaftsverbände
"Nu unablässig an der Arbeit, die aus dieser Gärung erwachsenden Gebilde
auf ihre Seite zu bringen.

Wie nun das Zusammengehen zwischen Kopf- und Handarbeitern gedacht
M, zergt der gegen Ende 19l9 entstandene Deutsche Gewerkschaftsbund.
-i r ^ Dreigliederung: Arbeiter, Angestellte und Beamte zum erstenmal
in die Erscheinung getreten. Er umfaßt die nichtsozialdemokratischm Verbände
aus dem ^oden der christlich-nationalen Arbeiterbewegung und zerfällt in drei
c^'°'"tperband der Christlichen Gewerkschaften mit rund
1 100 000 Mitgliedern. Gesamtverband Deutscher Angestelltengewerk-
schasten mit rund 400000 Angestellten

Diese Angestelltengewerkschaften sind folgende: 1. Der deutschnationale
Handlungsgehilfenverband. Hamburg. 2. der Verband der weiblichen Handels-
und Bureauangestellten, Berlin, 3. der deutsche Bankbeamtenverein, Berlin,
4. der Neichsverband deutscher Gutsbeamten, 5. der deutsche Technikerbund,
Essen (eine Neugründung). 6. der deutsche Werkmeisterbund, Essen (ebenfalls eine
Neugründung). 7. der Reichsverband deutscher Bureauangestellten, Essen. Da¬
durch ist der frühere Gewerkschaftsbuud kaufmännischer Angestelltenverbände in
dem neuen Bund aufgegangen.


Wirtschaftsspiegel

Die Einnahmen und Ausgaben der Zentralverbände für 1919 liegen noch
nicht vor.

Christliche Gewerkschaften: Wie bei den anderen Gewerkschafts'
richtungen ist auch hier die Zahl der Mitglieder im Jahre 1918 nicht uneiheblich
gestiegen. Ende 1918 wurde ^ Million bereits beträchtlich überschritten. Ende
1917 war die Zahl auf 293 000 gestiegen. Ende 1918 zählte man bereits 538 500
Mitglieder. Die letzie vor dem Kriege festgestellte Mitgliederzahl belief sich auf
341700. Ende 19l9 belief sich die Mitgliederzahl aus über 1100 000. Die
Gesamteinnahmen der Christlichen Gewerkschaften im Jahre 1918 betrugen
8 725 000 M. die Gesamlausoaben 6 284 400 M.; der Vermögensstand am
Jahresschluß 19l8 betrug 12 444 900 M.

Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine: 1918: 19 Organisationen mit
113 700 Mitgliedern, davon 11600 weibliche. Im Vorjahre waren 79 100 Mit-
glieder vorhanden. Für das Jahr 1919 sind die Ziffern noch nicht veröffentlicht.

Die Gesamteinnahmen betrugen 1919 2 818 600 M., die Ausgaben
2 200 700 M.

Wie liegen nun die Verhältnisse in der Angestelltenbewcgung? Hier schlug
die Revolution ebenfalls erhebliche Wellen. Während früher die große Masse der
kaufmännischen und industriellen, der staatlichen und städtischen Beamten in der
Frage des beruflichen Zusammenschlusses eine gewisse Gleichgültigkeit an den Tag
legte und mit einer gewissen Geringschätzung auf die gewerkschaftliche Tätigkeit
der Arbeiter blickte, gewann in der Siunde tiefster nationaler Not der radikale
Gedanke in der Angestelltenbewegung mit einem Schlage die Oberhand. Das
Schlagwort von der Interessengemeinschaft aller Arbeitnehmer, von dem unüber¬
brückbaren Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit trat seinen Siegeszug an und
erzeugte in den Köpfen der Handlungsgehilfen und Techniker eine heillose Ver¬
wirrung. Der Rank nach links war allerdings schon während deS Krieges zu
bemerken. Wer die Bewegung aufmerksam verfolgte, konnte feststellen, daß sich
schon damals Arbeitsgemeinschaften der einzelnen Verbände bildeten, die ein
unmer engeres Zusammenarbeiten der Beteiligten zur Folge hatten. Zugleich
»raten aber auch radikale Tendenzen hervor.

Dem unbefangenen Beobachter bot sich nun im verflossenen Jahre ein mehr
interessantes als anziehendes Bild. Der Streik wurde standesgemäß, Angestellten'
Aufstände wurden zum Tagesgegenstand. Während aber in der Arbeiterschaft der
^euolutionstaumel einer „gewissen" Ernüchterung Platz machte, rutschten die An-
Mellienverbände immer weiter nach links. In ihren Versammlungen regierte
schärfste Radikalismus. Interessant ist, daß auch die Beamtenkrelse von der
Gewerkschaftsbewegung erfaßt wurden. Allerdings ist hier der Gedanke noch in
^arung. sozialdemokratische und nichtsozialdemokralische Gewerkschaftsverbände
"Nu unablässig an der Arbeit, die aus dieser Gärung erwachsenden Gebilde
auf ihre Seite zu bringen.

Wie nun das Zusammengehen zwischen Kopf- und Handarbeitern gedacht
M, zergt der gegen Ende 19l9 entstandene Deutsche Gewerkschaftsbund.
-i r ^ Dreigliederung: Arbeiter, Angestellte und Beamte zum erstenmal
in die Erscheinung getreten. Er umfaßt die nichtsozialdemokratischm Verbände
aus dem ^oden der christlich-nationalen Arbeiterbewegung und zerfällt in drei
c^'°'"tperband der Christlichen Gewerkschaften mit rund
1 100 000 Mitgliedern. Gesamtverband Deutscher Angestelltengewerk-
schasten mit rund 400000 Angestellten

Diese Angestelltengewerkschaften sind folgende: 1. Der deutschnationale
Handlungsgehilfenverband. Hamburg. 2. der Verband der weiblichen Handels-
und Bureauangestellten, Berlin, 3. der deutsche Bankbeamtenverein, Berlin,
4. der Neichsverband deutscher Gutsbeamten, 5. der deutsche Technikerbund,
Essen (eine Neugründung). 6. der deutsche Werkmeisterbund, Essen (ebenfalls eine
Neugründung). 7. der Reichsverband deutscher Bureauangestellten, Essen. Da¬
durch ist der frühere Gewerkschaftsbuud kaufmännischer Angestelltenverbände in
dem neuen Bund aufgegangen.


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[0259] Wirtschaftsspiegel Die Einnahmen und Ausgaben der Zentralverbände für 1919 liegen noch nicht vor. Christliche Gewerkschaften: Wie bei den anderen Gewerkschafts' richtungen ist auch hier die Zahl der Mitglieder im Jahre 1918 nicht uneiheblich gestiegen. Ende 1918 wurde ^ Million bereits beträchtlich überschritten. Ende 1917 war die Zahl auf 293 000 gestiegen. Ende 1918 zählte man bereits 538 500 Mitglieder. Die letzie vor dem Kriege festgestellte Mitgliederzahl belief sich auf 341700. Ende 19l9 belief sich die Mitgliederzahl aus über 1100 000. Die Gesamteinnahmen der Christlichen Gewerkschaften im Jahre 1918 betrugen 8 725 000 M. die Gesamlausoaben 6 284 400 M.; der Vermögensstand am Jahresschluß 19l8 betrug 12 444 900 M. Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine: 1918: 19 Organisationen mit 113 700 Mitgliedern, davon 11600 weibliche. Im Vorjahre waren 79 100 Mit- glieder vorhanden. Für das Jahr 1919 sind die Ziffern noch nicht veröffentlicht. Die Gesamteinnahmen betrugen 1919 2 818 600 M., die Ausgaben 2 200 700 M. Wie liegen nun die Verhältnisse in der Angestelltenbewcgung? Hier schlug die Revolution ebenfalls erhebliche Wellen. Während früher die große Masse der kaufmännischen und industriellen, der staatlichen und städtischen Beamten in der Frage des beruflichen Zusammenschlusses eine gewisse Gleichgültigkeit an den Tag legte und mit einer gewissen Geringschätzung auf die gewerkschaftliche Tätigkeit der Arbeiter blickte, gewann in der Siunde tiefster nationaler Not der radikale Gedanke in der Angestelltenbewegung mit einem Schlage die Oberhand. Das Schlagwort von der Interessengemeinschaft aller Arbeitnehmer, von dem unüber¬ brückbaren Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit trat seinen Siegeszug an und erzeugte in den Köpfen der Handlungsgehilfen und Techniker eine heillose Ver¬ wirrung. Der Rank nach links war allerdings schon während deS Krieges zu bemerken. Wer die Bewegung aufmerksam verfolgte, konnte feststellen, daß sich schon damals Arbeitsgemeinschaften der einzelnen Verbände bildeten, die ein unmer engeres Zusammenarbeiten der Beteiligten zur Folge hatten. Zugleich »raten aber auch radikale Tendenzen hervor. Dem unbefangenen Beobachter bot sich nun im verflossenen Jahre ein mehr interessantes als anziehendes Bild. Der Streik wurde standesgemäß, Angestellten' Aufstände wurden zum Tagesgegenstand. Während aber in der Arbeiterschaft der ^euolutionstaumel einer „gewissen" Ernüchterung Platz machte, rutschten die An- Mellienverbände immer weiter nach links. In ihren Versammlungen regierte schärfste Radikalismus. Interessant ist, daß auch die Beamtenkrelse von der Gewerkschaftsbewegung erfaßt wurden. Allerdings ist hier der Gedanke noch in ^arung. sozialdemokratische und nichtsozialdemokralische Gewerkschaftsverbände "Nu unablässig an der Arbeit, die aus dieser Gärung erwachsenden Gebilde auf ihre Seite zu bringen. Wie nun das Zusammengehen zwischen Kopf- und Handarbeitern gedacht M, zergt der gegen Ende 19l9 entstandene Deutsche Gewerkschaftsbund. -i r ^ Dreigliederung: Arbeiter, Angestellte und Beamte zum erstenmal in die Erscheinung getreten. Er umfaßt die nichtsozialdemokratischm Verbände aus dem ^oden der christlich-nationalen Arbeiterbewegung und zerfällt in drei c^'°'"tperband der Christlichen Gewerkschaften mit rund 1 100 000 Mitgliedern. Gesamtverband Deutscher Angestelltengewerk- schasten mit rund 400000 Angestellten Diese Angestelltengewerkschaften sind folgende: 1. Der deutschnationale Handlungsgehilfenverband. Hamburg. 2. der Verband der weiblichen Handels- und Bureauangestellten, Berlin, 3. der deutsche Bankbeamtenverein, Berlin, 4. der Neichsverband deutscher Gutsbeamten, 5. der deutsche Technikerbund, Essen (eine Neugründung). 6. der deutsche Werkmeisterbund, Essen (ebenfalls eine Neugründung). 7. der Reichsverband deutscher Bureauangestellten, Essen. Da¬ durch ist der frühere Gewerkschaftsbuud kaufmännischer Angestelltenverbände in dem neuen Bund aufgegangen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/259>, abgerufen am 22.12.2024.