Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die wirtschaftliche Bedeutung Vberschlesiens für das Reich'?

Not der Industrie zu unten, stieß aber dabei auf ungeheuren Widerstand der
Tschechen, der nur durch hilfsbereites Einspringen Obsrschiesiens gebrochen wurde.
Im Monaisbericht der Kattowitzer A. G. heißt es:


"Über die Kohlenlieferung aus Böhmen fanden im Juli 1919 in
Berlin bedeutsame Verhandlungen statt zwischen dem Reichskommissar, dem
sächsischen Leiter des Kohlenausgleiches und dem tschecho slowakischen Re¬
gierungsvertreter unter Teilnahme der amerikanischen Wirtschaftskommission.
Es gelang eine Vereinbarung, wonach die böhmischen Lieferungen ab 1. Juli
von bisher monatlich etwa 70 000 Tonnen auf 262 000 Tonnen erhöht
werden, gegen eine entsprechende Vergrößerung der oberschlesischen Zufuhr
nach Böhmen. So konnte wenigstens der bittersten Not Bayerns abgeholfen
werden."

Zu dieser so dringenden Erhöhung der Kohlenlieferung aus Böhmen hat
demnach lediglich Oberschlesien verholfen. Aber nur ein deutsches Oberschlesien
konnte diese Hilfe gewähren, ein polnisches Oberschlesien hätte es schwerlich getan.
Wollte Bayern nach einem Verlust Oberschlesiens seine Lieferungen aus Böhmen
uni ein bedeutendes erhöhen, ganz abgesehen davon, daß diese Lieferungen immer
nur der bittersten Not abhelfen und niemals den ganzen Bedarf Bayerns zu
decken vermöchten, so wäre dies sicher nur unter den drückendsten Bedingungen
für Bayern selbst erreichbar. Die Folge wäre eine starke wirtschaftliche Abhängig¬
keit Bayerns vom tschechischen Staate. Das Eindringen tschechischer volkssremder
Elemente wäre unausbleiblich. Der Bayer würde aus seinem eigenen Vaterlande
verdrängt werden, wie das vielfach in Deutschösterreich geschah. In i.'eilig Jahr¬
zehnten würde Bayern ein tschechisches Vorland darstellen und mit ihm sein
Schicksal besiegelt sein. Die Erhöhung der Lieferungen aus Böhmen unter den
für Bayern erträglichen Bedingungen war nur möglich, wenn Böhmen ein
Äquivalent angeboten werden konnte, und dieses Äquivalent waren die erhöhten
Lieferungen Oberschlesiens an Böhmen.

Die Schätze an weißer Kohle, die Bayern in seinen Wasserkräften hat,
würden nur wenig helfen und kaurn imstande sein, die Katastrophe aufzuhalten,
Zumal Kohle für Hausbrand und gewisse Industriebetriebe immer unentbehrlich
bleiben wird, sei es als Heizmaterial und Betriebsstoff, sei es als zu verarbeiten¬
der Rohstoff für Gewinnung von Leuchtgas, Teer und Anilin.

Ähnlich wie mit der Kohle steht es mit dem Eisen und Zink. Wenn Bayern
"und nicht in dem Maße wie bei der Kohle auf Einfuhr angewiesen ist, so bezieht
W doch einen erheblichen Teil dieser Rohstoffe aus den außerbayerischen Gebieten'
und nicht zum geringsten Teil aus dein nunmehr verlorenen Saargebiet und
Elsaß-Lothringen. Auch für diesen Ausfall wird es Ersatz in Oberschlesien suchen
wüssen und, wenn Oberschlesien deutsch bleibt, auch in reichstem Maße finden.

Da nun einmal Kohle und Eisen die Muskeln und Knochen der In¬
dustrie darstellen, Bayern? aber mit Kohle und Eisen in überwiegendem Maße
w Zukunft von Oberschlesien abhängig sein wird, ist damit gleichzeitig das
^cbensintcresse der bayerischen Industrie und der bayerischen Volkswirtschaft mit
ven Schicksal Schlesiens verknüpft. Würden die Kohlen- und Eisenbezüge aus
Oberschlesien nicht um den Ausfall ans dem Ruhr- und Saargebiet erhöht werden
rönnen oder würden sie gar ganz fortfallen, so würde das zu katastrophalen
Wirkungen für Bayerns ganzes Wirtschaftsleben führen. Bayerns Industrie, die
Mo in Zukunft auf der Zufuhr oberschlesischer Kohle und oberschlesischen Eisens
aasbauen wird, wäre mit einem Schlage stillgelegt. Es steht somit das Schicksal
^ Millionen von Menschen aus dem Spiel, denen die oberschlesische Kohle Licht
no Wanne und vor allen Dingen Arbeit gewährt. Das Schicksal dieser Menschen
r!n?'" nicht auszudenken, wenn die oberschlesische Kohle ihnen entzogen werden
^ 7' -n^' ^'M' und damit Ruhe und Sicherheit im Lande, wäre in Gefahr,
-^ehe Millionen würden dem Bolschewismus mit Gewalt in die Arme getrieben
und ein blühendes, reiches Land wäre dein Verderben preisgegeben.




Die wirtschaftliche Bedeutung Vberschlesiens für das Reich'?

Not der Industrie zu unten, stieß aber dabei auf ungeheuren Widerstand der
Tschechen, der nur durch hilfsbereites Einspringen Obsrschiesiens gebrochen wurde.
Im Monaisbericht der Kattowitzer A. G. heißt es:


„Über die Kohlenlieferung aus Böhmen fanden im Juli 1919 in
Berlin bedeutsame Verhandlungen statt zwischen dem Reichskommissar, dem
sächsischen Leiter des Kohlenausgleiches und dem tschecho slowakischen Re¬
gierungsvertreter unter Teilnahme der amerikanischen Wirtschaftskommission.
Es gelang eine Vereinbarung, wonach die böhmischen Lieferungen ab 1. Juli
von bisher monatlich etwa 70 000 Tonnen auf 262 000 Tonnen erhöht
werden, gegen eine entsprechende Vergrößerung der oberschlesischen Zufuhr
nach Böhmen. So konnte wenigstens der bittersten Not Bayerns abgeholfen
werden."

Zu dieser so dringenden Erhöhung der Kohlenlieferung aus Böhmen hat
demnach lediglich Oberschlesien verholfen. Aber nur ein deutsches Oberschlesien
konnte diese Hilfe gewähren, ein polnisches Oberschlesien hätte es schwerlich getan.
Wollte Bayern nach einem Verlust Oberschlesiens seine Lieferungen aus Böhmen
uni ein bedeutendes erhöhen, ganz abgesehen davon, daß diese Lieferungen immer
nur der bittersten Not abhelfen und niemals den ganzen Bedarf Bayerns zu
decken vermöchten, so wäre dies sicher nur unter den drückendsten Bedingungen
für Bayern selbst erreichbar. Die Folge wäre eine starke wirtschaftliche Abhängig¬
keit Bayerns vom tschechischen Staate. Das Eindringen tschechischer volkssremder
Elemente wäre unausbleiblich. Der Bayer würde aus seinem eigenen Vaterlande
verdrängt werden, wie das vielfach in Deutschösterreich geschah. In i.'eilig Jahr¬
zehnten würde Bayern ein tschechisches Vorland darstellen und mit ihm sein
Schicksal besiegelt sein. Die Erhöhung der Lieferungen aus Böhmen unter den
für Bayern erträglichen Bedingungen war nur möglich, wenn Böhmen ein
Äquivalent angeboten werden konnte, und dieses Äquivalent waren die erhöhten
Lieferungen Oberschlesiens an Böhmen.

Die Schätze an weißer Kohle, die Bayern in seinen Wasserkräften hat,
würden nur wenig helfen und kaurn imstande sein, die Katastrophe aufzuhalten,
Zumal Kohle für Hausbrand und gewisse Industriebetriebe immer unentbehrlich
bleiben wird, sei es als Heizmaterial und Betriebsstoff, sei es als zu verarbeiten¬
der Rohstoff für Gewinnung von Leuchtgas, Teer und Anilin.

Ähnlich wie mit der Kohle steht es mit dem Eisen und Zink. Wenn Bayern
"und nicht in dem Maße wie bei der Kohle auf Einfuhr angewiesen ist, so bezieht
W doch einen erheblichen Teil dieser Rohstoffe aus den außerbayerischen Gebieten'
und nicht zum geringsten Teil aus dein nunmehr verlorenen Saargebiet und
Elsaß-Lothringen. Auch für diesen Ausfall wird es Ersatz in Oberschlesien suchen
wüssen und, wenn Oberschlesien deutsch bleibt, auch in reichstem Maße finden.

Da nun einmal Kohle und Eisen die Muskeln und Knochen der In¬
dustrie darstellen, Bayern? aber mit Kohle und Eisen in überwiegendem Maße
w Zukunft von Oberschlesien abhängig sein wird, ist damit gleichzeitig das
^cbensintcresse der bayerischen Industrie und der bayerischen Volkswirtschaft mit
ven Schicksal Schlesiens verknüpft. Würden die Kohlen- und Eisenbezüge aus
Oberschlesien nicht um den Ausfall ans dem Ruhr- und Saargebiet erhöht werden
rönnen oder würden sie gar ganz fortfallen, so würde das zu katastrophalen
Wirkungen für Bayerns ganzes Wirtschaftsleben führen. Bayerns Industrie, die
Mo in Zukunft auf der Zufuhr oberschlesischer Kohle und oberschlesischen Eisens
aasbauen wird, wäre mit einem Schlage stillgelegt. Es steht somit das Schicksal
^ Millionen von Menschen aus dem Spiel, denen die oberschlesische Kohle Licht
no Wanne und vor allen Dingen Arbeit gewährt. Das Schicksal dieser Menschen
r!n?'" nicht auszudenken, wenn die oberschlesische Kohle ihnen entzogen werden
^ 7' -n^' ^'M' und damit Ruhe und Sicherheit im Lande, wäre in Gefahr,
-^ehe Millionen würden dem Bolschewismus mit Gewalt in die Arme getrieben
und ein blühendes, reiches Land wäre dein Verderben preisgegeben.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0185" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/337030"/>
            <fw type="header" place="top"> Die wirtschaftliche Bedeutung Vberschlesiens für das Reich'?</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1722" prev="#ID_1721"> Not der Industrie zu unten, stieß aber dabei auf ungeheuren Widerstand der<lb/>
Tschechen, der nur durch hilfsbereites Einspringen Obsrschiesiens gebrochen wurde.<lb/>
Im Monaisbericht der Kattowitzer A. G. heißt es:</p><lb/>
            <quote> &#x201E;Über die Kohlenlieferung aus Böhmen fanden im Juli 1919 in<lb/>
Berlin bedeutsame Verhandlungen statt zwischen dem Reichskommissar, dem<lb/>
sächsischen Leiter des Kohlenausgleiches und dem tschecho slowakischen Re¬<lb/>
gierungsvertreter unter Teilnahme der amerikanischen Wirtschaftskommission.<lb/>
Es gelang eine Vereinbarung, wonach die böhmischen Lieferungen ab 1. Juli<lb/>
von bisher monatlich etwa 70 000 Tonnen auf 262 000 Tonnen erhöht<lb/>
werden, gegen eine entsprechende Vergrößerung der oberschlesischen Zufuhr<lb/>
nach Böhmen. So konnte wenigstens der bittersten Not Bayerns abgeholfen<lb/>
werden."</quote><lb/>
            <p xml:id="ID_1723"> Zu dieser so dringenden Erhöhung der Kohlenlieferung aus Böhmen hat<lb/>
demnach lediglich Oberschlesien verholfen. Aber nur ein deutsches Oberschlesien<lb/>
konnte diese Hilfe gewähren, ein polnisches Oberschlesien hätte es schwerlich getan.<lb/>
Wollte Bayern nach einem Verlust Oberschlesiens seine Lieferungen aus Böhmen<lb/>
uni ein bedeutendes erhöhen, ganz abgesehen davon, daß diese Lieferungen immer<lb/>
nur der bittersten Not abhelfen und niemals den ganzen Bedarf Bayerns zu<lb/>
decken vermöchten, so wäre dies sicher nur unter den drückendsten Bedingungen<lb/>
für Bayern selbst erreichbar. Die Folge wäre eine starke wirtschaftliche Abhängig¬<lb/>
keit Bayerns vom tschechischen Staate. Das Eindringen tschechischer volkssremder<lb/>
Elemente wäre unausbleiblich. Der Bayer würde aus seinem eigenen Vaterlande<lb/>
verdrängt werden, wie das vielfach in Deutschösterreich geschah. In i.'eilig Jahr¬<lb/>
zehnten würde Bayern ein tschechisches Vorland darstellen und mit ihm sein<lb/>
Schicksal besiegelt sein. Die Erhöhung der Lieferungen aus Böhmen unter den<lb/>
für Bayern erträglichen Bedingungen war nur möglich, wenn Böhmen ein<lb/>
Äquivalent angeboten werden konnte, und dieses Äquivalent waren die erhöhten<lb/>
Lieferungen Oberschlesiens an Böhmen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1724"> Die Schätze an weißer Kohle, die Bayern in seinen Wasserkräften hat,<lb/>
würden nur wenig helfen und kaurn imstande sein, die Katastrophe aufzuhalten,<lb/>
Zumal Kohle für Hausbrand und gewisse Industriebetriebe immer unentbehrlich<lb/>
bleiben wird, sei es als Heizmaterial und Betriebsstoff, sei es als zu verarbeiten¬<lb/>
der Rohstoff für Gewinnung von Leuchtgas, Teer und Anilin.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1725"> Ähnlich wie mit der Kohle steht es mit dem Eisen und Zink. Wenn Bayern<lb/>
"und nicht in dem Maße wie bei der Kohle auf Einfuhr angewiesen ist, so bezieht<lb/>
W doch einen erheblichen Teil dieser Rohstoffe aus den außerbayerischen Gebieten'<lb/>
und nicht zum geringsten Teil aus dein nunmehr verlorenen Saargebiet und<lb/>
Elsaß-Lothringen. Auch für diesen Ausfall wird es Ersatz in Oberschlesien suchen<lb/>
wüssen und, wenn Oberschlesien deutsch bleibt, auch in reichstem Maße finden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1726"> Da nun einmal Kohle und Eisen die Muskeln und Knochen der In¬<lb/>
dustrie darstellen, Bayern? aber mit Kohle und Eisen in überwiegendem Maße<lb/>
w Zukunft von Oberschlesien abhängig sein wird, ist damit gleichzeitig das<lb/>
^cbensintcresse der bayerischen Industrie und der bayerischen Volkswirtschaft mit<lb/>
ven Schicksal Schlesiens verknüpft. Würden die Kohlen- und Eisenbezüge aus<lb/>
Oberschlesien nicht um den Ausfall ans dem Ruhr- und Saargebiet erhöht werden<lb/>
rönnen oder würden sie gar ganz fortfallen, so würde das zu katastrophalen<lb/>
Wirkungen für Bayerns ganzes Wirtschaftsleben führen. Bayerns Industrie, die<lb/>
Mo in Zukunft auf der Zufuhr oberschlesischer Kohle und oberschlesischen Eisens<lb/>
aasbauen wird, wäre mit einem Schlage stillgelegt. Es steht somit das Schicksal<lb/>
^ Millionen von Menschen aus dem Spiel, denen die oberschlesische Kohle Licht<lb/>
no Wanne und vor allen Dingen Arbeit gewährt. Das Schicksal dieser Menschen<lb/>
r!n?'" nicht auszudenken, wenn die oberschlesische Kohle ihnen entzogen werden<lb/>
^ 7' -n^' ^'M' und damit Ruhe und Sicherheit im Lande, wäre in Gefahr,<lb/>
-^ehe Millionen würden dem Bolschewismus mit Gewalt in die Arme getrieben<lb/>
und ein blühendes, reiches Land wäre dein Verderben preisgegeben.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0185] Die wirtschaftliche Bedeutung Vberschlesiens für das Reich'? Not der Industrie zu unten, stieß aber dabei auf ungeheuren Widerstand der Tschechen, der nur durch hilfsbereites Einspringen Obsrschiesiens gebrochen wurde. Im Monaisbericht der Kattowitzer A. G. heißt es: „Über die Kohlenlieferung aus Böhmen fanden im Juli 1919 in Berlin bedeutsame Verhandlungen statt zwischen dem Reichskommissar, dem sächsischen Leiter des Kohlenausgleiches und dem tschecho slowakischen Re¬ gierungsvertreter unter Teilnahme der amerikanischen Wirtschaftskommission. Es gelang eine Vereinbarung, wonach die böhmischen Lieferungen ab 1. Juli von bisher monatlich etwa 70 000 Tonnen auf 262 000 Tonnen erhöht werden, gegen eine entsprechende Vergrößerung der oberschlesischen Zufuhr nach Böhmen. So konnte wenigstens der bittersten Not Bayerns abgeholfen werden." Zu dieser so dringenden Erhöhung der Kohlenlieferung aus Böhmen hat demnach lediglich Oberschlesien verholfen. Aber nur ein deutsches Oberschlesien konnte diese Hilfe gewähren, ein polnisches Oberschlesien hätte es schwerlich getan. Wollte Bayern nach einem Verlust Oberschlesiens seine Lieferungen aus Böhmen uni ein bedeutendes erhöhen, ganz abgesehen davon, daß diese Lieferungen immer nur der bittersten Not abhelfen und niemals den ganzen Bedarf Bayerns zu decken vermöchten, so wäre dies sicher nur unter den drückendsten Bedingungen für Bayern selbst erreichbar. Die Folge wäre eine starke wirtschaftliche Abhängig¬ keit Bayerns vom tschechischen Staate. Das Eindringen tschechischer volkssremder Elemente wäre unausbleiblich. Der Bayer würde aus seinem eigenen Vaterlande verdrängt werden, wie das vielfach in Deutschösterreich geschah. In i.'eilig Jahr¬ zehnten würde Bayern ein tschechisches Vorland darstellen und mit ihm sein Schicksal besiegelt sein. Die Erhöhung der Lieferungen aus Böhmen unter den für Bayern erträglichen Bedingungen war nur möglich, wenn Böhmen ein Äquivalent angeboten werden konnte, und dieses Äquivalent waren die erhöhten Lieferungen Oberschlesiens an Böhmen. Die Schätze an weißer Kohle, die Bayern in seinen Wasserkräften hat, würden nur wenig helfen und kaurn imstande sein, die Katastrophe aufzuhalten, Zumal Kohle für Hausbrand und gewisse Industriebetriebe immer unentbehrlich bleiben wird, sei es als Heizmaterial und Betriebsstoff, sei es als zu verarbeiten¬ der Rohstoff für Gewinnung von Leuchtgas, Teer und Anilin. Ähnlich wie mit der Kohle steht es mit dem Eisen und Zink. Wenn Bayern "und nicht in dem Maße wie bei der Kohle auf Einfuhr angewiesen ist, so bezieht W doch einen erheblichen Teil dieser Rohstoffe aus den außerbayerischen Gebieten' und nicht zum geringsten Teil aus dein nunmehr verlorenen Saargebiet und Elsaß-Lothringen. Auch für diesen Ausfall wird es Ersatz in Oberschlesien suchen wüssen und, wenn Oberschlesien deutsch bleibt, auch in reichstem Maße finden. Da nun einmal Kohle und Eisen die Muskeln und Knochen der In¬ dustrie darstellen, Bayern? aber mit Kohle und Eisen in überwiegendem Maße w Zukunft von Oberschlesien abhängig sein wird, ist damit gleichzeitig das ^cbensintcresse der bayerischen Industrie und der bayerischen Volkswirtschaft mit ven Schicksal Schlesiens verknüpft. Würden die Kohlen- und Eisenbezüge aus Oberschlesien nicht um den Ausfall ans dem Ruhr- und Saargebiet erhöht werden rönnen oder würden sie gar ganz fortfallen, so würde das zu katastrophalen Wirkungen für Bayerns ganzes Wirtschaftsleben führen. Bayerns Industrie, die Mo in Zukunft auf der Zufuhr oberschlesischer Kohle und oberschlesischen Eisens aasbauen wird, wäre mit einem Schlage stillgelegt. Es steht somit das Schicksal ^ Millionen von Menschen aus dem Spiel, denen die oberschlesische Kohle Licht no Wanne und vor allen Dingen Arbeit gewährt. Das Schicksal dieser Menschen r!n?'" nicht auszudenken, wenn die oberschlesische Kohle ihnen entzogen werden ^ 7' -n^' ^'M' und damit Ruhe und Sicherheit im Lande, wäre in Gefahr, -^ehe Millionen würden dem Bolschewismus mit Gewalt in die Arme getrieben und ein blühendes, reiches Land wäre dein Verderben preisgegeben.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/185
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/185>, abgerufen am 01.09.2024.