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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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polnische Presse "Dzicnnik Gdanski" (Danzig) Ur. 15 vom
31. August 1919.

Das Resultat der Polnisch-deutschen Ver¬
handlunge" in Berlin.

Posen. Aus den Beratungen, welche in
den Kommisstonen und Unterkommissionen
der Polnisch-deutschen Konferenz in Berlin
stattgefunden haben, ist das größte Resultat
von der Kommission für Angelegenheiten der
Internierten erzielt worden. Auf der zweiten
gemeinsamen Sitzung wurde die Bereit¬
willigkeit beider Parteien festgestellt, alle
internierten Personen, Geiseln und Personen,
die sich in Schutzhaft befinden, freizulassen.
Außerdem sollen die Kriegsgefangenen frei-
gegeben werden, diejenigen Personen aber,
welche für Politische Verbrechen verurteilt
worden sind, werden begnadigt werden, die
den Verhafteten abgenommenen Gegenstände
werden zurückgegeben, bzw. soll ihnen eine
Entschädigung ausgezahlt werden. Weitere
Jnternierungen sollen aufhören. Der Aus¬
bruch des Aufstandes in Oberschlesien hat
bekanntlich die Frage der weiteren polnisch¬
deutschen Verhandlungen erschwert und die
Unterbrechung derselben verursacht. In der
Mrtschaftskonferenz wurde die Frage der Ap-
provisionierung und des Verkehrs besprochen.
Die deutschen Abgeordneten machten die
Kohlenmenge, welche aus Oberschlesien ge¬
liefert werden soll, abhängig von der Menge
der Lebensmittel, welche Polen nach Ober¬
schlesien liefern wird.

Was den Verkehr anbetrifft, so hat man
vereinbart, daß der Eissnbcchn-, und zwar
Personen- und Güterverkehr auf allen
möglichen Bahnstrecken aufgenommen werden
soll, und daß der Post- und Telegraphen¬
verkehr in Betrieb gesetzt wird. Außerdem
wurde die Frage der freien Schiffahrt auf
der Weichsel, sowie der Küstenseefahrt und
die Frage des Fischereigewerbes besprochen.
In der Handelskommission besprach man
die Aus- und Einfuhr, die Lieferung schon
bestellter Waren und die Frage der Ein¬
teilung angehäufter Gelder. Die Kommisston

[Spaltenumbruch]

für Versicherungen hat eine Reihe Pro¬
visorischer Maßnahmen sür die Übergangszeit
zusammengestellt. Die Domänen- und
Wälderkommission hat die Frage der Über¬
nahme früherer Polnischer Krons- und Sta¬
rostengüter durch die polnische Negierung
besprochen, wie das der Friedensvertrag vor¬
sieht. Schließlich hat die Gerichtskommisston
die Angelegenheit der Übernahme der laufenden
Prozesse, Vollstreckungen, Exekutionen usw.
seitens der polnischen Regierung besprochen.
Die Schulkommission hat zwei Sitzungen
gehabt, die administrativ-Politische eine.

Schon aus dieser kurzen Zusammenstellung
kann man sich ein Bild machen über den
riesenhaften Umfang der Arbeiten der Pol¬
nisch - deutschen Kommisston. Es ist klar, daß
die Deutschen sich bemühen, den größten
Nutzen für sich herauszuschlagen, deshalb
müssen die Polnischen Abgeordneten auch eifrig
darüber wachen und nicht einen Schritt zu¬
rücktreten, um so mehr/weil der Friedens¬
vertrag auch so schon Polen große Verluste
und Einschränkungen auferlegt. Die Be¬
ratungen werden also lang und beschwerlich
sein.

"Dziennik Gdanski" (Danzig) Ur. 16 vom
2. September 1919.

Eine Zusammenkunft der polnischen Bezirls-
Volksriite.

In Graudenz fand im Bazarsaal am
Donnerstag, den 28. August d. Is. eine ge¬
meinsame Zusammenkunft von Abgeordneten
der polnischen Kreisvolksräte statt.

Der Unterkommissar für Westpreußen hat
in seiner Ansprache die jetzige Politische Lage
dargelegt und auf die langsame Ratifizierung
des Friedensvertrages seitens der Entente¬
mächte hingewiesen, ebenso wie auf das
Resultat der Verhandlungen in Berlin für
Westpreußen, d. h. die amtliche Ane"kennung
des Untcrkommissariats für Westpreutzen als
eine Vertretung der Bevölkerung in West¬
preußen und den Umstand, daß uns Bevoll¬
mächtigte -- Polen auf den Kreis- und
städtischen Ämtern zuerkannt worden.

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polnische Presse „Dzicnnik Gdanski" (Danzig) Ur. 15 vom
31. August 1919.

Das Resultat der Polnisch-deutschen Ver¬
handlunge» in Berlin.

Posen. Aus den Beratungen, welche in
den Kommisstonen und Unterkommissionen
der Polnisch-deutschen Konferenz in Berlin
stattgefunden haben, ist das größte Resultat
von der Kommission für Angelegenheiten der
Internierten erzielt worden. Auf der zweiten
gemeinsamen Sitzung wurde die Bereit¬
willigkeit beider Parteien festgestellt, alle
internierten Personen, Geiseln und Personen,
die sich in Schutzhaft befinden, freizulassen.
Außerdem sollen die Kriegsgefangenen frei-
gegeben werden, diejenigen Personen aber,
welche für Politische Verbrechen verurteilt
worden sind, werden begnadigt werden, die
den Verhafteten abgenommenen Gegenstände
werden zurückgegeben, bzw. soll ihnen eine
Entschädigung ausgezahlt werden. Weitere
Jnternierungen sollen aufhören. Der Aus¬
bruch des Aufstandes in Oberschlesien hat
bekanntlich die Frage der weiteren polnisch¬
deutschen Verhandlungen erschwert und die
Unterbrechung derselben verursacht. In der
Mrtschaftskonferenz wurde die Frage der Ap-
provisionierung und des Verkehrs besprochen.
Die deutschen Abgeordneten machten die
Kohlenmenge, welche aus Oberschlesien ge¬
liefert werden soll, abhängig von der Menge
der Lebensmittel, welche Polen nach Ober¬
schlesien liefern wird.

Was den Verkehr anbetrifft, so hat man
vereinbart, daß der Eissnbcchn-, und zwar
Personen- und Güterverkehr auf allen
möglichen Bahnstrecken aufgenommen werden
soll, und daß der Post- und Telegraphen¬
verkehr in Betrieb gesetzt wird. Außerdem
wurde die Frage der freien Schiffahrt auf
der Weichsel, sowie der Küstenseefahrt und
die Frage des Fischereigewerbes besprochen.
In der Handelskommission besprach man
die Aus- und Einfuhr, die Lieferung schon
bestellter Waren und die Frage der Ein¬
teilung angehäufter Gelder. Die Kommisston

[Spaltenumbruch]

für Versicherungen hat eine Reihe Pro¬
visorischer Maßnahmen sür die Übergangszeit
zusammengestellt. Die Domänen- und
Wälderkommission hat die Frage der Über¬
nahme früherer Polnischer Krons- und Sta¬
rostengüter durch die polnische Negierung
besprochen, wie das der Friedensvertrag vor¬
sieht. Schließlich hat die Gerichtskommisston
die Angelegenheit der Übernahme der laufenden
Prozesse, Vollstreckungen, Exekutionen usw.
seitens der polnischen Regierung besprochen.
Die Schulkommission hat zwei Sitzungen
gehabt, die administrativ-Politische eine.

Schon aus dieser kurzen Zusammenstellung
kann man sich ein Bild machen über den
riesenhaften Umfang der Arbeiten der Pol¬
nisch - deutschen Kommisston. Es ist klar, daß
die Deutschen sich bemühen, den größten
Nutzen für sich herauszuschlagen, deshalb
müssen die Polnischen Abgeordneten auch eifrig
darüber wachen und nicht einen Schritt zu¬
rücktreten, um so mehr/weil der Friedens¬
vertrag auch so schon Polen große Verluste
und Einschränkungen auferlegt. Die Be¬
ratungen werden also lang und beschwerlich
sein.

„Dziennik Gdanski" (Danzig) Ur. 16 vom
2. September 1919.

Eine Zusammenkunft der polnischen Bezirls-
Volksriite.

In Graudenz fand im Bazarsaal am
Donnerstag, den 28. August d. Is. eine ge¬
meinsame Zusammenkunft von Abgeordneten
der polnischen Kreisvolksräte statt.

Der Unterkommissar für Westpreußen hat
in seiner Ansprache die jetzige Politische Lage
dargelegt und auf die langsame Ratifizierung
des Friedensvertrages seitens der Entente¬
mächte hingewiesen, ebenso wie auf das
Resultat der Verhandlungen in Berlin für
Westpreußen, d. h. die amtliche Ane»kennung
des Untcrkommissariats für Westpreutzen als
eine Vertretung der Bevölkerung in West¬
preußen und den Umstand, daß uns Bevoll¬
mächtigte — Polen auf den Kreis- und
städtischen Ämtern zuerkannt worden.

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[0472] Pressestimmen Pressestimmen polnische Presse „Dzicnnik Gdanski" (Danzig) Ur. 15 vom 31. August 1919. Das Resultat der Polnisch-deutschen Ver¬ handlunge» in Berlin. Posen. Aus den Beratungen, welche in den Kommisstonen und Unterkommissionen der Polnisch-deutschen Konferenz in Berlin stattgefunden haben, ist das größte Resultat von der Kommission für Angelegenheiten der Internierten erzielt worden. Auf der zweiten gemeinsamen Sitzung wurde die Bereit¬ willigkeit beider Parteien festgestellt, alle internierten Personen, Geiseln und Personen, die sich in Schutzhaft befinden, freizulassen. Außerdem sollen die Kriegsgefangenen frei- gegeben werden, diejenigen Personen aber, welche für Politische Verbrechen verurteilt worden sind, werden begnadigt werden, die den Verhafteten abgenommenen Gegenstände werden zurückgegeben, bzw. soll ihnen eine Entschädigung ausgezahlt werden. Weitere Jnternierungen sollen aufhören. Der Aus¬ bruch des Aufstandes in Oberschlesien hat bekanntlich die Frage der weiteren polnisch¬ deutschen Verhandlungen erschwert und die Unterbrechung derselben verursacht. In der Mrtschaftskonferenz wurde die Frage der Ap- provisionierung und des Verkehrs besprochen. Die deutschen Abgeordneten machten die Kohlenmenge, welche aus Oberschlesien ge¬ liefert werden soll, abhängig von der Menge der Lebensmittel, welche Polen nach Ober¬ schlesien liefern wird. Was den Verkehr anbetrifft, so hat man vereinbart, daß der Eissnbcchn-, und zwar Personen- und Güterverkehr auf allen möglichen Bahnstrecken aufgenommen werden soll, und daß der Post- und Telegraphen¬ verkehr in Betrieb gesetzt wird. Außerdem wurde die Frage der freien Schiffahrt auf der Weichsel, sowie der Küstenseefahrt und die Frage des Fischereigewerbes besprochen. In der Handelskommission besprach man die Aus- und Einfuhr, die Lieferung schon bestellter Waren und die Frage der Ein¬ teilung angehäufter Gelder. Die Kommisston für Versicherungen hat eine Reihe Pro¬ visorischer Maßnahmen sür die Übergangszeit zusammengestellt. Die Domänen- und Wälderkommission hat die Frage der Über¬ nahme früherer Polnischer Krons- und Sta¬ rostengüter durch die polnische Negierung besprochen, wie das der Friedensvertrag vor¬ sieht. Schließlich hat die Gerichtskommisston die Angelegenheit der Übernahme der laufenden Prozesse, Vollstreckungen, Exekutionen usw. seitens der polnischen Regierung besprochen. Die Schulkommission hat zwei Sitzungen gehabt, die administrativ-Politische eine. Schon aus dieser kurzen Zusammenstellung kann man sich ein Bild machen über den riesenhaften Umfang der Arbeiten der Pol¬ nisch - deutschen Kommisston. Es ist klar, daß die Deutschen sich bemühen, den größten Nutzen für sich herauszuschlagen, deshalb müssen die Polnischen Abgeordneten auch eifrig darüber wachen und nicht einen Schritt zu¬ rücktreten, um so mehr/weil der Friedens¬ vertrag auch so schon Polen große Verluste und Einschränkungen auferlegt. Die Be¬ ratungen werden also lang und beschwerlich sein. „Dziennik Gdanski" (Danzig) Ur. 16 vom 2. September 1919. Eine Zusammenkunft der polnischen Bezirls- Volksriite. In Graudenz fand im Bazarsaal am Donnerstag, den 28. August d. Is. eine ge¬ meinsame Zusammenkunft von Abgeordneten der polnischen Kreisvolksräte statt. Der Unterkommissar für Westpreußen hat in seiner Ansprache die jetzige Politische Lage dargelegt und auf die langsame Ratifizierung des Friedensvertrages seitens der Entente¬ mächte hingewiesen, ebenso wie auf das Resultat der Verhandlungen in Berlin für Westpreußen, d. h. die amtliche Ane»kennung des Untcrkommissariats für Westpreutzen als eine Vertretung der Bevölkerung in West¬ preußen und den Umstand, daß uns Bevoll¬ mächtigte — Polen auf den Kreis- und städtischen Ämtern zuerkannt worden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/472>, abgerufen am 15.01.2025.