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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Pressestimmen

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gehören wird. Dazu ist zwar nicht viel
Verstand nötig, um einen Tapferen zu
markieren, unserer Meinung nach ist uns
jetzt mehr Verstand als Trotz nötig, aber
wir glauben, daß trotz alledem es uns nicht
erlaubt ist zu vergessen, daß unsere Politik
einen Widerhall bezüglich des Verhältnisses
zu unseren Brüdern finden wird, die unter
preußischer Regierung auch weiterhin ver¬
bleiben. Wir befürchten, daß gewisse Faktoren
bei uns das ganz vergessen haben, und
machen sie deshalb auf diesen Zustand auf¬
merksam.

Wir werden Gleichberechtigung und Schutz
von dem Völkerbund für unsere Brüder, die
weiterhin unter preußischer Regierung ver¬
bleiben, fordern, jedoch werden wir nach
denselben Grundsätzen auch den Deutschen
gegenüber auftreten müssen, die unter polnische
Herrschaft kommen.

Ansprache Paderewslis.

Zu der der Reihe nach dritten Sitzung
der Ratifizierungskommission beim Landtage
war auch der Ministerpräsident Paderewski
gekommen. Nach Beginn der Beratungen
durch den Vorsitzenden, Abgeordneten Glabinski
hielt Paderewski eine Ansprache, welche wir
in Kürze nachstehend wiedergeben:

"Roman Dmowski und ich haben den
Vertrag in der ttefen Überzeugung unter¬
schrieben, daß es uns nicht erlaubt war,
anders aufzutreten. Wir fühlten alles tief,
was uns im Vertrage unangenehm war,
aber auch alles, was uns freudig stimmte.
Wir haben unsere Pflicht erfüllt. Besser
arbeiten konnten wir nicht. Im Polnischen
Vertrage mit den Deutschen sind für uns
ungünstige Änderungen enthalten. In dieser
Hinsicht haben die Bankiers, Kapitalisten,
amerikanischen Juden, sowie die englische
"Labour Party" Einfluß ausgeübt. Es ist
merkwürdig, daß unter diesen Bedingungen
das fremde Kapital und die fremde Presse
sich zu ungunsten Polens ausgezeichnet ver¬
ständigt häben.

Die Bedingungen des Vertrages über
die nationalen Minderheiten sind augenschein¬
lich für uns unangenehm. Diese Rechte der
Minderheiten waren beschlossen, ehe man

[Spaltenumbruch]

den Waffenstillstand unterschrieben hatte.
Daran arbeitete fremdes Kapital.

Besonders schädigt uns in dem Vertrage
die Anerkennung der sprachlichen und kultu¬
rellen Rechte für die Deutschen, die in Polen
wohnen, wogegen den Polen in Deutschland
ebensolche Rechte nicht garantiert worden
sind.

Es ist notwendig, daß der Landtag auch
für die Polen in Deutschland gelegentlich
der Aufnahme der Deutschen in den Völker¬
bund Rechte verlange.

Unsympathisch und die Souveränität des
Reiches bedrohend ist dieJnternationalisierung
der Weichsel. Als wir Protestierten, erklärte
man uns, daß der Völkerbund danach streben
werde, sämtliche Flüsse zu internationalisieren.

Die Frage der Einteilung Polens in
Sachen der Abtragung der russischen Schuld
muß man nur als unangenehm bezüglich
ihrer Form ansehen. Wir waren darauf
vorbereitet und sehen diese Sache als un¬
vermeidlich an. Unangenehm war eS uns
jedoch, daß diese Klausel kurz vor unserer
Abreise nach Versailles, im letzten Augen¬
blick vor der Unterzeichnung des Vertrages
überreicht wurde, angesichts dessen unsere
Proteste erfolglos blieben."

Zum Schlüsse seiner Rede bat der
Ministerpräsident die Kommission, den Ver¬
trag im guten Glauben anzunehmen und
ihn der Kammer zur Ratifizierung vorzu¬
legen.

"Dziemük Bydgostt" (Bromberg) Ur. 166
vom 22. Juli 1919.

Die Neunmalklugen.

Unter diesem Titel bringt das Blatt
einen Leitartikel folgenden Inhalts:

Von verschiedenen Seiten berichtet man
uns, daß man in verschiedenen Kreisen gegen
den Polnischen Volksrat zu murren beginnt.
Die einen sagen, daß der Volksrat alles
falsch macht -- sie würden es besser machen.
Die andern, daß er nichts macht -- sie da¬
gegen können nicht mehr die Zeit erwarten,
zur Tat überzugehen. Einmal kritisieren sie,
daß der Polnische Volksrat sich in Verhand¬
lungen mit den deutschen Behörden und den
Deutschen überhaupt einläßt, dann wieder,
daß er bei der Behörde dies oder jenes nicht

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gehören wird. Dazu ist zwar nicht viel
Verstand nötig, um einen Tapferen zu
markieren, unserer Meinung nach ist uns
jetzt mehr Verstand als Trotz nötig, aber
wir glauben, daß trotz alledem es uns nicht
erlaubt ist zu vergessen, daß unsere Politik
einen Widerhall bezüglich des Verhältnisses
zu unseren Brüdern finden wird, die unter
preußischer Regierung auch weiterhin ver¬
bleiben. Wir befürchten, daß gewisse Faktoren
bei uns das ganz vergessen haben, und
machen sie deshalb auf diesen Zustand auf¬
merksam.

Wir werden Gleichberechtigung und Schutz
von dem Völkerbund für unsere Brüder, die
weiterhin unter preußischer Regierung ver¬
bleiben, fordern, jedoch werden wir nach
denselben Grundsätzen auch den Deutschen
gegenüber auftreten müssen, die unter polnische
Herrschaft kommen.

Ansprache Paderewslis.

Zu der der Reihe nach dritten Sitzung
der Ratifizierungskommission beim Landtage
war auch der Ministerpräsident Paderewski
gekommen. Nach Beginn der Beratungen
durch den Vorsitzenden, Abgeordneten Glabinski
hielt Paderewski eine Ansprache, welche wir
in Kürze nachstehend wiedergeben:

„Roman Dmowski und ich haben den
Vertrag in der ttefen Überzeugung unter¬
schrieben, daß es uns nicht erlaubt war,
anders aufzutreten. Wir fühlten alles tief,
was uns im Vertrage unangenehm war,
aber auch alles, was uns freudig stimmte.
Wir haben unsere Pflicht erfüllt. Besser
arbeiten konnten wir nicht. Im Polnischen
Vertrage mit den Deutschen sind für uns
ungünstige Änderungen enthalten. In dieser
Hinsicht haben die Bankiers, Kapitalisten,
amerikanischen Juden, sowie die englische
»Labour Party" Einfluß ausgeübt. Es ist
merkwürdig, daß unter diesen Bedingungen
das fremde Kapital und die fremde Presse
sich zu ungunsten Polens ausgezeichnet ver¬
ständigt häben.

Die Bedingungen des Vertrages über
die nationalen Minderheiten sind augenschein¬
lich für uns unangenehm. Diese Rechte der
Minderheiten waren beschlossen, ehe man

[Spaltenumbruch]

den Waffenstillstand unterschrieben hatte.
Daran arbeitete fremdes Kapital.

Besonders schädigt uns in dem Vertrage
die Anerkennung der sprachlichen und kultu¬
rellen Rechte für die Deutschen, die in Polen
wohnen, wogegen den Polen in Deutschland
ebensolche Rechte nicht garantiert worden
sind.

Es ist notwendig, daß der Landtag auch
für die Polen in Deutschland gelegentlich
der Aufnahme der Deutschen in den Völker¬
bund Rechte verlange.

Unsympathisch und die Souveränität des
Reiches bedrohend ist dieJnternationalisierung
der Weichsel. Als wir Protestierten, erklärte
man uns, daß der Völkerbund danach streben
werde, sämtliche Flüsse zu internationalisieren.

Die Frage der Einteilung Polens in
Sachen der Abtragung der russischen Schuld
muß man nur als unangenehm bezüglich
ihrer Form ansehen. Wir waren darauf
vorbereitet und sehen diese Sache als un¬
vermeidlich an. Unangenehm war eS uns
jedoch, daß diese Klausel kurz vor unserer
Abreise nach Versailles, im letzten Augen¬
blick vor der Unterzeichnung des Vertrages
überreicht wurde, angesichts dessen unsere
Proteste erfolglos blieben."

Zum Schlüsse seiner Rede bat der
Ministerpräsident die Kommission, den Ver¬
trag im guten Glauben anzunehmen und
ihn der Kammer zur Ratifizierung vorzu¬
legen.

„Dziemük Bydgostt" (Bromberg) Ur. 166
vom 22. Juli 1919.

Die Neunmalklugen.

Unter diesem Titel bringt das Blatt
einen Leitartikel folgenden Inhalts:

Von verschiedenen Seiten berichtet man
uns, daß man in verschiedenen Kreisen gegen
den Polnischen Volksrat zu murren beginnt.
Die einen sagen, daß der Volksrat alles
falsch macht — sie würden es besser machen.
Die andern, daß er nichts macht — sie da¬
gegen können nicht mehr die Zeit erwarten,
zur Tat überzugehen. Einmal kritisieren sie,
daß der Polnische Volksrat sich in Verhand¬
lungen mit den deutschen Behörden und den
Deutschen überhaupt einläßt, dann wieder,
daß er bei der Behörde dies oder jenes nicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/442>, abgerufen am 15.01.2025.