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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Kleine Mitteilungen

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kracht kommenden Fragen im einzelnen be¬
dürfen."

Die endgültigen Abmachungen werden
in Berlin von Negierung zu Negierung ge¬
troffen werden. Erwähnt sei aber noch, daß
der vorstehend angezogene und bereits be¬
kannte Aufruf des Kommissariats des obersten
polnischen Volksrats "An unsere Mitbürger
deutscher Nationalität" vom 30. Juni 1919
von diesem als Mandatar der Regierung der
Republik Polen erlassen worden war auf
Grund der Verhandlungen, die in Posen und
Warschau Ende Juni mit Vertretern der
deutschen und Polnischen Volksräte West¬
preußens und zwar den Herren Stadtforstrat
Loewe-Thorn, Oberamtmann Hasbach-Schloß
Birglau, Rechtsanwalt Szuman-Thorn und
Klosinski-Thorn, stattgefunden hatten.

Amnestie auf beiden Seiten.

Aus der weiteren Besprechung sind
folgende Punkte hervorzuheben: "Die Ver¬
sammelten gaben dem gemeinsamen Wunsche
Ausdruck, daß die wegen Polnischer Vergehen
und wegen mit politischer Betätigung im
Zusammenhang stehender Verfehlungen
<z. B. Verletzung der Paßbestimmungen)
Verfolgten, durch beiderseitige Amnestie außer
Verfolgung gesetzt, die Verhafteten und Ver¬
urteilten unter Rückgabe der Kautionen und
beschlagnahmten Gelder freigelassen werden
sollen, sowie, daß die Jnternierungen und
Aufenthaltsbeschränkungen durch Vereinbarung
der beiderseitigen militärischen Behörden auf¬
gehoben werden und den beiderseitigen
Flüchtlingen die Rückkehr in die Heimat ge¬
stattet wird.

Die Ansiedler.

Bezüglich der Ansiedler erklärt auf Anfrage
von deutscher Seite Kommissar von Laszewski,
daß er von der bindenden Erklärung des
Kommissariats des obersten Polnischen Volks¬
rats vom 30. Juni 1919 nichts zurückzu¬
nehmen habe. Er glaubt, daß die Befürch¬
tungen der nach dem 1. Januar 1908 zuge¬
zogenen Ansiedler, daß sie alle liquidiert und
entfernt werden würden, nicht begründet
seien. Es werde sich wahrscheinlich um die
Prüfung im Einzelfalle handeln. Auf Antrag
von deutscher Seite will Kommissar von
Laszewski dafür eintreten, daß bei physischen

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Personen sich die Beschlagnahme und Liqui¬
dation auf Grundeigentum beschränke und
ferner den Personen, die liquidiert würden,
auch den Ansiedlern, eine angemessene Frist
zur freihändigen Liquidierung ihres Ver¬
mögens gewährt werde.

Stadtforstrat Loewe beantragt eine Er¬
klärung der polnischen Negierung über
folgende zwei Punkte:

1. Daß sie sich grundsätzlich bereit erklärt,
den nach dem 1. Januar 1908 zugezogenen
Personen, einschließlich der Ansiedler, die
Aufnahme in die polnische Staatsangehörig¬
keit zu gewähren und sie nur in gewissen
Einzelfällen abzulehnen,

2. daß nach dem 1- Januar 1921 keine
Liquidation mehr eingeleitet werden darf.

Kommissar von Laszewski will die
Stellungnahme der Polnischen Regierung zu
den obigen Anträgen herbeiführen.

Miliiärdienstpflicht in Polen.

Erörtert wurde im ferneren Verlauf der
Unterredungen auch die Frage der polnischen
Militärdienstpflicht in den abzutretenden Ge¬
bieten. Ihre baldige Klärung durch die
Warschauer Regierung soll herbeigeführt
werden.

Die Übergangszeit.

Einen großen Raum nahm in den Be¬
ratungen in Thorn und Danzig endlich die
Besprechung über auch nach außen sichtbare
Maßnahmen ein, die ergriffen werden könnten,
um die Bevölkerung zu beruhigen und um
eine möglichst ungestörte Überleitung in die
neuen Verhältnisse zu gewährleisten. Die
deutschen und polnischen Vertreter entschieden
sich schließlich übereinstimmend dahin, vorzu¬
schlagen, daß polnische Beauftragte bei den
Politischen Kreisbehörden bestellt werden
sollen, die die Aufgabe haben, die Interessen
der polnischen Bevölkerung wahrzunehmen
und aufklärend und beruhigend zu wirken.
Über die Art und Weise der Durchführung
muß bei den Verhandlungen in Berlin end¬
gültig entschieden werden. Man war sich
aber darüber einig, daß die Wiedereröffnung
des polnischen Unterkommissariats in Danzig
und die ungestörte Zulassung der polnischen
Volksräte geboten sein wird. Auch zu diesem
Zweck werden die Beratungen in Berlin nach
Möglichkeit zu beschleunigen sein.

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Kleine Mitteilungen

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kracht kommenden Fragen im einzelnen be¬
dürfen."

Die endgültigen Abmachungen werden
in Berlin von Negierung zu Negierung ge¬
troffen werden. Erwähnt sei aber noch, daß
der vorstehend angezogene und bereits be¬
kannte Aufruf des Kommissariats des obersten
polnischen Volksrats „An unsere Mitbürger
deutscher Nationalität" vom 30. Juni 1919
von diesem als Mandatar der Regierung der
Republik Polen erlassen worden war auf
Grund der Verhandlungen, die in Posen und
Warschau Ende Juni mit Vertretern der
deutschen und Polnischen Volksräte West¬
preußens und zwar den Herren Stadtforstrat
Loewe-Thorn, Oberamtmann Hasbach-Schloß
Birglau, Rechtsanwalt Szuman-Thorn und
Klosinski-Thorn, stattgefunden hatten.

Amnestie auf beiden Seiten.

Aus der weiteren Besprechung sind
folgende Punkte hervorzuheben: „Die Ver¬
sammelten gaben dem gemeinsamen Wunsche
Ausdruck, daß die wegen Polnischer Vergehen
und wegen mit politischer Betätigung im
Zusammenhang stehender Verfehlungen
<z. B. Verletzung der Paßbestimmungen)
Verfolgten, durch beiderseitige Amnestie außer
Verfolgung gesetzt, die Verhafteten und Ver¬
urteilten unter Rückgabe der Kautionen und
beschlagnahmten Gelder freigelassen werden
sollen, sowie, daß die Jnternierungen und
Aufenthaltsbeschränkungen durch Vereinbarung
der beiderseitigen militärischen Behörden auf¬
gehoben werden und den beiderseitigen
Flüchtlingen die Rückkehr in die Heimat ge¬
stattet wird.

Die Ansiedler.

Bezüglich der Ansiedler erklärt auf Anfrage
von deutscher Seite Kommissar von Laszewski,
daß er von der bindenden Erklärung des
Kommissariats des obersten Polnischen Volks¬
rats vom 30. Juni 1919 nichts zurückzu¬
nehmen habe. Er glaubt, daß die Befürch¬
tungen der nach dem 1. Januar 1908 zuge¬
zogenen Ansiedler, daß sie alle liquidiert und
entfernt werden würden, nicht begründet
seien. Es werde sich wahrscheinlich um die
Prüfung im Einzelfalle handeln. Auf Antrag
von deutscher Seite will Kommissar von
Laszewski dafür eintreten, daß bei physischen

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Personen sich die Beschlagnahme und Liqui¬
dation auf Grundeigentum beschränke und
ferner den Personen, die liquidiert würden,
auch den Ansiedlern, eine angemessene Frist
zur freihändigen Liquidierung ihres Ver¬
mögens gewährt werde.

Stadtforstrat Loewe beantragt eine Er¬
klärung der polnischen Negierung über
folgende zwei Punkte:

1. Daß sie sich grundsätzlich bereit erklärt,
den nach dem 1. Januar 1908 zugezogenen
Personen, einschließlich der Ansiedler, die
Aufnahme in die polnische Staatsangehörig¬
keit zu gewähren und sie nur in gewissen
Einzelfällen abzulehnen,

2. daß nach dem 1- Januar 1921 keine
Liquidation mehr eingeleitet werden darf.

Kommissar von Laszewski will die
Stellungnahme der Polnischen Regierung zu
den obigen Anträgen herbeiführen.

Miliiärdienstpflicht in Polen.

Erörtert wurde im ferneren Verlauf der
Unterredungen auch die Frage der polnischen
Militärdienstpflicht in den abzutretenden Ge¬
bieten. Ihre baldige Klärung durch die
Warschauer Regierung soll herbeigeführt
werden.

Die Übergangszeit.

Einen großen Raum nahm in den Be¬
ratungen in Thorn und Danzig endlich die
Besprechung über auch nach außen sichtbare
Maßnahmen ein, die ergriffen werden könnten,
um die Bevölkerung zu beruhigen und um
eine möglichst ungestörte Überleitung in die
neuen Verhältnisse zu gewährleisten. Die
deutschen und polnischen Vertreter entschieden
sich schließlich übereinstimmend dahin, vorzu¬
schlagen, daß polnische Beauftragte bei den
Politischen Kreisbehörden bestellt werden
sollen, die die Aufgabe haben, die Interessen
der polnischen Bevölkerung wahrzunehmen
und aufklärend und beruhigend zu wirken.
Über die Art und Weise der Durchführung
muß bei den Verhandlungen in Berlin end¬
gültig entschieden werden. Man war sich
aber darüber einig, daß die Wiedereröffnung
des polnischen Unterkommissariats in Danzig
und die ungestörte Zulassung der polnischen
Volksräte geboten sein wird. Auch zu diesem
Zweck werden die Beratungen in Berlin nach
Möglichkeit zu beschleunigen sein.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/432>, abgerufen am 15.01.2025.