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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Teilgebieten, ein gemeinsames Schicksal in
Glück und Unglück, gemeinsame Sorgen und
gemeinsame Verantwortung folgt."

"Kurjer Poranny" schreibt in zwei
Artikeln u. a. folgendes:

"Es wäre dies ein augenscheinlicher
Staatsstreich von feiten des Landtages,
der den Verfassungsbestimmungen vorgreift.
Überhaupt kann das Gesetz über die admini¬
strative Einteilung des Landes nur eine Ent¬
faltung derjenigen Grundlage sein, welche
in der Verfassungspartei enthalten sein
wird. Das Gesetz, mit welchem der Ab¬
geordnete Korfanty dem Landtag vorgreifen
will, berührt das Grundprinzip der Unteil¬
barkeit des Vaterlandes, ein Prinzip, welches
wir alle bis jetzt als eine Sache angesehen
haben, die keiner Diskussion unterliegt.

Es bildet ein tatsächliches "geteiltes
Polen", kehrt zurück zu den Traditionen der
Provinzen der Ära des Königs Boleslaus
Krzywonsty, formt keine gesamte ganze Re¬
publik, sondern gewissermaßen föderative
Stände. Sie dringt also mit einem Male
in den Kern der Verfassungskarte des Vater¬
landes ein, und man darf nicht vergessen,
daß diese verblüffende Initiative sehr weit¬
gehende und böse Folgen nach sich ziehen
wird.

Das gewesene österreichische Teilgebiet,
in welchem noch Partikularistische Ansteckungs¬
keime stecken, wird natürlich dasselbe
Beispiel nachahmen wollen, welches ihm die
Großpolen geben. Die Galizier werden eine
ebensolche Autonomie für das gewesene
österreichische Teilgebiet fordern.

Sie haben sogar einen ausgezeichneten
Vorwand dazu, nämlich jenes Postulat der
Autonomie für Ostgalizien, welches uns an¬
geblich durch den Willen der Großmächte
aufgezwungen wird. Die Autonomie Ost-
galiziens könnte eine peinliche Notwendigkeit
sein, welche durch die gemischte nationale
Zusammensetzung der Bevölkerung gebildet
wird.

Die jedoch mit derselben Parallel gehende
Autonomie Westgaliziens neben der Auto¬
nomie des Teschener Bezirks und Ober¬
schlesiens, des Posenschen Gebiets und West-

[Spaltenumbruch]

Preußens reißt ganz Polen in Stücke und
gibt im endgültigen Resultat Kongreßpolen
auch nur noch den Charakter eines autono-
mischen Gebiets irgendeiner wunderlichen
Föderation Polnischer Republiken.

Es kann leider gar keine Zweifel geben,
daß wir es mit dem Versuch einer ständigen
Aussonderung des gewesenen Preußischen
Teilgebietes zu tun haben. Die ganze
bisherige Posener Politik hat diese Aus¬
sonderung unterstützt und dieselbe eifer¬
süchtig bewacht. Die Motive, auf Grund
deren sie dies getan haben, find für alle
klar, und man hat weder in der Parteipresse
noch in den Landtagsgesprächen daraus ein
zu großes Geheimnis gemacht.

Die Rede des Geistlichen Adamskt wäh¬
rend der Maifeier in Posen hat diese Motive
sogar in ganz zeremonieller Weise entwickelt.
Die Tendenzen zur Autonomisierung der
gewesenen Teilgebiete sind zu sehr bekannt;
wenn der Abgeordnete Korfanty ihr An¬
hänger und Apostel im Posenschen ist, so ist
auch der Abgeordnete Graf Skarbek der¬
jenige, der sie in Galizien vertritt. Diese
Pläne sind vom allgemeinen polnischen Ge¬
sichtspunkt unerfüllbar."

"Der Robotnik", das Organ des P. P. S.,
schreibt infolge des Projekts des Herrn
Korfanty:

Fast die ganze Allgemeinheit ist über das
Projekt vor Schreck erstarrt. Ein Märchen?
Eine Provokation? Das ist doch ein neuer
Staatsstreich!

Diese verblüffende Initiative -- wie es
die Presse der Bourgeoisie ausdrückt, welcher
der national demokratische Wahnsinn noch
nicht den Verstand genommen hat -- Wird
die Bildung der Posenschen föderativem
Stände nach sich ziehen! Es ist dies doch
eine Zergliederung Polens; anstatt einer
organischen Zusammenfassung ein Zer¬
reißen, Schwächen, Vernichten des Vater¬
landes.

So ist es. Aber all dies ist Kleinigkeit,
wenn es sich um die Aufrechterhaltung der
Domäne für national-demokratische Einflüsse
handelt, für den Klerikalismus. Alles nur
der Macht wegen. Alles für die Reaktion-

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Teilgebieten, ein gemeinsames Schicksal in
Glück und Unglück, gemeinsame Sorgen und
gemeinsame Verantwortung folgt."

„Kurjer Poranny" schreibt in zwei
Artikeln u. a. folgendes:

„Es wäre dies ein augenscheinlicher
Staatsstreich von feiten des Landtages,
der den Verfassungsbestimmungen vorgreift.
Überhaupt kann das Gesetz über die admini¬
strative Einteilung des Landes nur eine Ent¬
faltung derjenigen Grundlage sein, welche
in der Verfassungspartei enthalten sein
wird. Das Gesetz, mit welchem der Ab¬
geordnete Korfanty dem Landtag vorgreifen
will, berührt das Grundprinzip der Unteil¬
barkeit des Vaterlandes, ein Prinzip, welches
wir alle bis jetzt als eine Sache angesehen
haben, die keiner Diskussion unterliegt.

Es bildet ein tatsächliches „geteiltes
Polen", kehrt zurück zu den Traditionen der
Provinzen der Ära des Königs Boleslaus
Krzywonsty, formt keine gesamte ganze Re¬
publik, sondern gewissermaßen föderative
Stände. Sie dringt also mit einem Male
in den Kern der Verfassungskarte des Vater¬
landes ein, und man darf nicht vergessen,
daß diese verblüffende Initiative sehr weit¬
gehende und böse Folgen nach sich ziehen
wird.

Das gewesene österreichische Teilgebiet,
in welchem noch Partikularistische Ansteckungs¬
keime stecken, wird natürlich dasselbe
Beispiel nachahmen wollen, welches ihm die
Großpolen geben. Die Galizier werden eine
ebensolche Autonomie für das gewesene
österreichische Teilgebiet fordern.

Sie haben sogar einen ausgezeichneten
Vorwand dazu, nämlich jenes Postulat der
Autonomie für Ostgalizien, welches uns an¬
geblich durch den Willen der Großmächte
aufgezwungen wird. Die Autonomie Ost-
galiziens könnte eine peinliche Notwendigkeit
sein, welche durch die gemischte nationale
Zusammensetzung der Bevölkerung gebildet
wird.

Die jedoch mit derselben Parallel gehende
Autonomie Westgaliziens neben der Auto¬
nomie des Teschener Bezirks und Ober¬
schlesiens, des Posenschen Gebiets und West-

[Spaltenumbruch]

Preußens reißt ganz Polen in Stücke und
gibt im endgültigen Resultat Kongreßpolen
auch nur noch den Charakter eines autono-
mischen Gebiets irgendeiner wunderlichen
Föderation Polnischer Republiken.

Es kann leider gar keine Zweifel geben,
daß wir es mit dem Versuch einer ständigen
Aussonderung des gewesenen Preußischen
Teilgebietes zu tun haben. Die ganze
bisherige Posener Politik hat diese Aus¬
sonderung unterstützt und dieselbe eifer¬
süchtig bewacht. Die Motive, auf Grund
deren sie dies getan haben, find für alle
klar, und man hat weder in der Parteipresse
noch in den Landtagsgesprächen daraus ein
zu großes Geheimnis gemacht.

Die Rede des Geistlichen Adamskt wäh¬
rend der Maifeier in Posen hat diese Motive
sogar in ganz zeremonieller Weise entwickelt.
Die Tendenzen zur Autonomisierung der
gewesenen Teilgebiete sind zu sehr bekannt;
wenn der Abgeordnete Korfanty ihr An¬
hänger und Apostel im Posenschen ist, so ist
auch der Abgeordnete Graf Skarbek der¬
jenige, der sie in Galizien vertritt. Diese
Pläne sind vom allgemeinen polnischen Ge¬
sichtspunkt unerfüllbar."

„Der Robotnik", das Organ des P. P. S.,
schreibt infolge des Projekts des Herrn
Korfanty:

Fast die ganze Allgemeinheit ist über das
Projekt vor Schreck erstarrt. Ein Märchen?
Eine Provokation? Das ist doch ein neuer
Staatsstreich!

Diese verblüffende Initiative — wie es
die Presse der Bourgeoisie ausdrückt, welcher
der national demokratische Wahnsinn noch
nicht den Verstand genommen hat — Wird
die Bildung der Posenschen föderativem
Stände nach sich ziehen! Es ist dies doch
eine Zergliederung Polens; anstatt einer
organischen Zusammenfassung ein Zer¬
reißen, Schwächen, Vernichten des Vater¬
landes.

So ist es. Aber all dies ist Kleinigkeit,
wenn es sich um die Aufrechterhaltung der
Domäne für national-demokratische Einflüsse
handelt, für den Klerikalismus. Alles nur
der Macht wegen. Alles für die Reaktion-

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[0430] Pressestimmen Teilgebieten, ein gemeinsames Schicksal in Glück und Unglück, gemeinsame Sorgen und gemeinsame Verantwortung folgt." „Kurjer Poranny" schreibt in zwei Artikeln u. a. folgendes: „Es wäre dies ein augenscheinlicher Staatsstreich von feiten des Landtages, der den Verfassungsbestimmungen vorgreift. Überhaupt kann das Gesetz über die admini¬ strative Einteilung des Landes nur eine Ent¬ faltung derjenigen Grundlage sein, welche in der Verfassungspartei enthalten sein wird. Das Gesetz, mit welchem der Ab¬ geordnete Korfanty dem Landtag vorgreifen will, berührt das Grundprinzip der Unteil¬ barkeit des Vaterlandes, ein Prinzip, welches wir alle bis jetzt als eine Sache angesehen haben, die keiner Diskussion unterliegt. Es bildet ein tatsächliches „geteiltes Polen", kehrt zurück zu den Traditionen der Provinzen der Ära des Königs Boleslaus Krzywonsty, formt keine gesamte ganze Re¬ publik, sondern gewissermaßen föderative Stände. Sie dringt also mit einem Male in den Kern der Verfassungskarte des Vater¬ landes ein, und man darf nicht vergessen, daß diese verblüffende Initiative sehr weit¬ gehende und böse Folgen nach sich ziehen wird. Das gewesene österreichische Teilgebiet, in welchem noch Partikularistische Ansteckungs¬ keime stecken, wird natürlich dasselbe Beispiel nachahmen wollen, welches ihm die Großpolen geben. Die Galizier werden eine ebensolche Autonomie für das gewesene österreichische Teilgebiet fordern. Sie haben sogar einen ausgezeichneten Vorwand dazu, nämlich jenes Postulat der Autonomie für Ostgalizien, welches uns an¬ geblich durch den Willen der Großmächte aufgezwungen wird. Die Autonomie Ost- galiziens könnte eine peinliche Notwendigkeit sein, welche durch die gemischte nationale Zusammensetzung der Bevölkerung gebildet wird. Die jedoch mit derselben Parallel gehende Autonomie Westgaliziens neben der Auto¬ nomie des Teschener Bezirks und Ober¬ schlesiens, des Posenschen Gebiets und West- Preußens reißt ganz Polen in Stücke und gibt im endgültigen Resultat Kongreßpolen auch nur noch den Charakter eines autono- mischen Gebiets irgendeiner wunderlichen Föderation Polnischer Republiken. Es kann leider gar keine Zweifel geben, daß wir es mit dem Versuch einer ständigen Aussonderung des gewesenen Preußischen Teilgebietes zu tun haben. Die ganze bisherige Posener Politik hat diese Aus¬ sonderung unterstützt und dieselbe eifer¬ süchtig bewacht. Die Motive, auf Grund deren sie dies getan haben, find für alle klar, und man hat weder in der Parteipresse noch in den Landtagsgesprächen daraus ein zu großes Geheimnis gemacht. Die Rede des Geistlichen Adamskt wäh¬ rend der Maifeier in Posen hat diese Motive sogar in ganz zeremonieller Weise entwickelt. Die Tendenzen zur Autonomisierung der gewesenen Teilgebiete sind zu sehr bekannt; wenn der Abgeordnete Korfanty ihr An¬ hänger und Apostel im Posenschen ist, so ist auch der Abgeordnete Graf Skarbek der¬ jenige, der sie in Galizien vertritt. Diese Pläne sind vom allgemeinen polnischen Ge¬ sichtspunkt unerfüllbar." „Der Robotnik", das Organ des P. P. S., schreibt infolge des Projekts des Herrn Korfanty: Fast die ganze Allgemeinheit ist über das Projekt vor Schreck erstarrt. Ein Märchen? Eine Provokation? Das ist doch ein neuer Staatsstreich! Diese verblüffende Initiative — wie es die Presse der Bourgeoisie ausdrückt, welcher der national demokratische Wahnsinn noch nicht den Verstand genommen hat — Wird die Bildung der Posenschen föderativem Stände nach sich ziehen! Es ist dies doch eine Zergliederung Polens; anstatt einer organischen Zusammenfassung ein Zer¬ reißen, Schwächen, Vernichten des Vater¬ landes. So ist es. Aber all dies ist Kleinigkeit, wenn es sich um die Aufrechterhaltung der Domäne für national-demokratische Einflüsse handelt, für den Klerikalismus. Alles nur der Macht wegen. Alles für die Reaktion-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/430>, abgerufen am 15.01.2025.