erhalten und dadurch das Recht haben sollen, im Lande zu verbleiben.
Ein solches Zugeständnis geht entschieden zu weit. Für Polen können daraus große Schäden entstehen.
Man könnte das schließlich machen, aber nur in dem Falle, wenn uns seitens des westlichen Nachbarn keine Gefahr drohen würde. Indessen, wie steht es mit der Lage des von den Toten auferstandenen Polens?
Die Deutschen haben nur gezwungen den Frieden unterschrieben und ihr Einver¬ ständnis mit der Herausgabe der geraubten polnischen Ländereien erklärt. Sie haben dies aber mit dem stillen Vorbehalt getan, daß sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die Hand danach ausstrecken werden, was sie abtreten mußten. Man konnte dies deutlich in den Erklärungen der Regierung, aus ihren Versicherungen, daß niemand dem deutschen Volke die unter fremde Herrschaft hinübergehenden Landsleute aus dem Herzen reißen könne, lesen. Die offiziellen und nichtoffiziellen Kreise trösten sich, daß ein Augenblick kommen wird, wo"sie "das kern¬ deutsche Land" zurückerobern werden.
Was die Absicht der Deutschen in der Zukunft betrifft, kann es also keinen Zweifel geben. Welche Maßnahmen wird nun Polen demgegenüber treffen?
Das mächtige Frankreich fühlt sich auch weiterhin, nachdem es mit Hilfe seiner Ver¬ bündeten die Deutschen geschlagen hat, nicht sicher und macht besondere Verträge mit England und Amerika zu seinem Schutze. Bei uns sehen die Deutschen in ihren Lands¬ leuten vorgeschobene Posten, die ihnen er¬ leichtern sollen, das Land zurückzubekommen. Deshalb hat man der hiesigen deutschen Bevölkerung seitens Verantwortlicher Stellen die Parole gegeben, die polnischen Gebiete nicht zu verlassen, um die deutsche Bevöl- kerungszahl dadurch nicht zu verringern.
Und wir, wir sollten diese deutschen Be¬ strebungen unterstützen, indem wir allen Deutschen, die nach dem Jahre 1908 hier angesiedelt wurden, die polnische Staats¬ angehörigkeit geben und sie im Lande behalten? Wir sollten unvorsichtigerweise den feindlichen Überfall auf unser Vaterland erleichtern?
[Spaltenumbruch]
Der Artikel meint dann weiter, man hoffe, daß die deutschen Mitbürger zufriedene Unter¬ tanen des Polnischen Staates werden würden. Wer garantiere aber dafür, daß sie nicht im Falle von Verwickelungen sich für ihr früheres Baterland erklärten, besonders wenn sie hier erst frisch ansässig geworden seien. Aber auch aus einem anderen Grunde müsse man eine' ablehnende Stellung einnehmen. Die Kolo¬ nisten seien nur deshalb hierher gekommen, um die polnische Bevölkerung auszurotten. Es sei unmöglich, daß die Polen nicht die Gelegenheit ergriffen, dieses fürchterliche Un¬ recht, welches ihnen zugefügt sei, wieder gur zu machen. Soweit, wie die französische Regierung in Elsaß-Lothringen gegangen sei, wollten die Polen ja nicht gehen. Sie seien nicht für eine rücksichtslose Anwendung der Vorschriften des Friedensvertrages. So würde es sich aus Menschlichkeitsrücksichten empfehlen, einen Unterschied zu machen zwischen denen,, die nur infolge von Familienverhältnissen, Verdienstmöglichkeiten usw. in die Ostmarkew gekommen und denen, die wie die Kolonisten und Beamten von der Preußischen Regierung, zu Germanisativnszwecken geschickt seien.
Zum Schluß erklärt der Artikel, daß weder die Warschauer Regierung noch das Posener Kommissariat irgendwelche Versprechungen geben könne, da in dieser Hinsicht nur allein der polnische Landtag entscheidend- sei.
"Dziemnk Bydgvski" (Bromberg) Ur. 162 vom 17. Juli 1919.
Die Unterzeichnung des Vertrages.
Herr Präsident Paoerewski hat den Ver¬ trag unterschrieben, welcher die nationalen Minderheiten betrifft. Der ganze Wortlaut ist, wie wir erfahren, im Polnischen Ministerium des Innern noch nicht bekannt. Man weiß nur, daß der anfängliche Wortlaut großen Veränderungen im Sinne unserer Forde¬ rungen unterlegen ist. In diesen Vertrag, ist auch ein Absatz über das Recht der ver¬ bündeten Mächte zur Schiffahrt auf der Weichsel eingeschaltet. Am 18. dö. Mes. nach- der Rückkehr Paderewskis wird der Friedens¬ vertrag dem polnischen Landtag zur Bestäti¬ gung vorgelegt werden.
[Ende Spaltensatz] Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. b H., Berlin SW 11, Tempelhof-r Ufer LSü. Druck: "Der Reichsbote", Berlin SW 11.
pressestimmen
[Beginn Spaltensatz]
erhalten und dadurch das Recht haben sollen, im Lande zu verbleiben.
Ein solches Zugeständnis geht entschieden zu weit. Für Polen können daraus große Schäden entstehen.
Man könnte das schließlich machen, aber nur in dem Falle, wenn uns seitens des westlichen Nachbarn keine Gefahr drohen würde. Indessen, wie steht es mit der Lage des von den Toten auferstandenen Polens?
Die Deutschen haben nur gezwungen den Frieden unterschrieben und ihr Einver¬ ständnis mit der Herausgabe der geraubten polnischen Ländereien erklärt. Sie haben dies aber mit dem stillen Vorbehalt getan, daß sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die Hand danach ausstrecken werden, was sie abtreten mußten. Man konnte dies deutlich in den Erklärungen der Regierung, aus ihren Versicherungen, daß niemand dem deutschen Volke die unter fremde Herrschaft hinübergehenden Landsleute aus dem Herzen reißen könne, lesen. Die offiziellen und nichtoffiziellen Kreise trösten sich, daß ein Augenblick kommen wird, wo"sie „das kern¬ deutsche Land" zurückerobern werden.
Was die Absicht der Deutschen in der Zukunft betrifft, kann es also keinen Zweifel geben. Welche Maßnahmen wird nun Polen demgegenüber treffen?
Das mächtige Frankreich fühlt sich auch weiterhin, nachdem es mit Hilfe seiner Ver¬ bündeten die Deutschen geschlagen hat, nicht sicher und macht besondere Verträge mit England und Amerika zu seinem Schutze. Bei uns sehen die Deutschen in ihren Lands¬ leuten vorgeschobene Posten, die ihnen er¬ leichtern sollen, das Land zurückzubekommen. Deshalb hat man der hiesigen deutschen Bevölkerung seitens Verantwortlicher Stellen die Parole gegeben, die polnischen Gebiete nicht zu verlassen, um die deutsche Bevöl- kerungszahl dadurch nicht zu verringern.
Und wir, wir sollten diese deutschen Be¬ strebungen unterstützen, indem wir allen Deutschen, die nach dem Jahre 1908 hier angesiedelt wurden, die polnische Staats¬ angehörigkeit geben und sie im Lande behalten? Wir sollten unvorsichtigerweise den feindlichen Überfall auf unser Vaterland erleichtern?
[Spaltenumbruch]
Der Artikel meint dann weiter, man hoffe, daß die deutschen Mitbürger zufriedene Unter¬ tanen des Polnischen Staates werden würden. Wer garantiere aber dafür, daß sie nicht im Falle von Verwickelungen sich für ihr früheres Baterland erklärten, besonders wenn sie hier erst frisch ansässig geworden seien. Aber auch aus einem anderen Grunde müsse man eine' ablehnende Stellung einnehmen. Die Kolo¬ nisten seien nur deshalb hierher gekommen, um die polnische Bevölkerung auszurotten. Es sei unmöglich, daß die Polen nicht die Gelegenheit ergriffen, dieses fürchterliche Un¬ recht, welches ihnen zugefügt sei, wieder gur zu machen. Soweit, wie die französische Regierung in Elsaß-Lothringen gegangen sei, wollten die Polen ja nicht gehen. Sie seien nicht für eine rücksichtslose Anwendung der Vorschriften des Friedensvertrages. So würde es sich aus Menschlichkeitsrücksichten empfehlen, einen Unterschied zu machen zwischen denen,, die nur infolge von Familienverhältnissen, Verdienstmöglichkeiten usw. in die Ostmarkew gekommen und denen, die wie die Kolonisten und Beamten von der Preußischen Regierung, zu Germanisativnszwecken geschickt seien.
Zum Schluß erklärt der Artikel, daß weder die Warschauer Regierung noch das Posener Kommissariat irgendwelche Versprechungen geben könne, da in dieser Hinsicht nur allein der polnische Landtag entscheidend- sei.
„Dziemnk Bydgvski" (Bromberg) Ur. 162 vom 17. Juli 1919.
Die Unterzeichnung des Vertrages.
Herr Präsident Paoerewski hat den Ver¬ trag unterschrieben, welcher die nationalen Minderheiten betrifft. Der ganze Wortlaut ist, wie wir erfahren, im Polnischen Ministerium des Innern noch nicht bekannt. Man weiß nur, daß der anfängliche Wortlaut großen Veränderungen im Sinne unserer Forde¬ rungen unterlegen ist. In diesen Vertrag, ist auch ein Absatz über das Recht der ver¬ bündeten Mächte zur Schiffahrt auf der Weichsel eingeschaltet. Am 18. dö. Mes. nach- der Rückkehr Paderewskis wird der Friedens¬ vertrag dem polnischen Landtag zur Bestäti¬ gung vorgelegt werden.
[Ende Spaltensatz] Verlag: Verlag der Grenzboten G. in. b H., Berlin SW 11, Tempelhof-r Ufer LSü. Druck: „Der Reichsbote", Berlin SW 11.
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erhalten und dadurch das Recht haben sollen,
im Lande zu verbleiben.
Ein solches Zugeständnis geht entschieden
zu weit. Für Polen können daraus große
Schäden entstehen.
Man könnte das schließlich machen, aber
nur in dem Falle, wenn uns seitens des
westlichen Nachbarn keine Gefahr drohen
würde. Indessen, wie steht es mit der Lage
des von den Toten auferstandenen Polens?
Die Deutschen haben nur gezwungen
den Frieden unterschrieben und ihr Einver¬
ständnis mit der Herausgabe der geraubten
polnischen Ländereien erklärt. Sie haben
dies aber mit dem stillen Vorbehalt getan,
daß sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit
die Hand danach ausstrecken werden, was
sie abtreten mußten. Man konnte dies
deutlich in den Erklärungen der Regierung,
aus ihren Versicherungen, daß niemand dem
deutschen Volke die unter fremde Herrschaft
hinübergehenden Landsleute aus dem Herzen
reißen könne, lesen. Die offiziellen und
nichtoffiziellen Kreise trösten sich, daß ein
Augenblick kommen wird, wo"sie „das kern¬
deutsche Land" zurückerobern werden.
Was die Absicht der Deutschen in der
Zukunft betrifft, kann es also keinen Zweifel
geben. Welche Maßnahmen wird nun Polen
demgegenüber treffen?
Das mächtige Frankreich fühlt sich auch
weiterhin, nachdem es mit Hilfe seiner Ver¬
bündeten die Deutschen geschlagen hat, nicht
sicher und macht besondere Verträge mit
England und Amerika zu seinem Schutze.
Bei uns sehen die Deutschen in ihren Lands¬
leuten vorgeschobene Posten, die ihnen er¬
leichtern sollen, das Land zurückzubekommen.
Deshalb hat man der hiesigen deutschen
Bevölkerung seitens Verantwortlicher Stellen
die Parole gegeben, die polnischen Gebiete
nicht zu verlassen, um die deutsche Bevöl-
kerungszahl dadurch nicht zu verringern.
Und wir, wir sollten diese deutschen Be¬
strebungen unterstützen, indem wir allen
Deutschen, die nach dem Jahre 1908 hier
angesiedelt wurden, die polnische Staats¬
angehörigkeit geben und sie im Lande behalten?
Wir sollten unvorsichtigerweise den feindlichen
Überfall auf unser Vaterland erleichtern?
Der Artikel meint dann weiter, man hoffe,
daß die deutschen Mitbürger zufriedene Unter¬
tanen des Polnischen Staates werden würden.
Wer garantiere aber dafür, daß sie nicht im
Falle von Verwickelungen sich für ihr früheres
Baterland erklärten, besonders wenn sie hier
erst frisch ansässig geworden seien. Aber auch
aus einem anderen Grunde müsse man eine'
ablehnende Stellung einnehmen. Die Kolo¬
nisten seien nur deshalb hierher gekommen,
um die polnische Bevölkerung auszurotten.
Es sei unmöglich, daß die Polen nicht die
Gelegenheit ergriffen, dieses fürchterliche Un¬
recht, welches ihnen zugefügt sei, wieder gur
zu machen. Soweit, wie die französische
Regierung in Elsaß-Lothringen gegangen sei,
wollten die Polen ja nicht gehen. Sie seien
nicht für eine rücksichtslose Anwendung der
Vorschriften des Friedensvertrages. So würde
es sich aus Menschlichkeitsrücksichten empfehlen,
einen Unterschied zu machen zwischen denen,,
die nur infolge von Familienverhältnissen,
Verdienstmöglichkeiten usw. in die Ostmarkew
gekommen und denen, die wie die Kolonisten
und Beamten von der Preußischen Regierung,
zu Germanisativnszwecken geschickt seien.
Zum Schluß erklärt der Artikel, daß weder
die Warschauer Regierung noch das Posener
Kommissariat irgendwelche Versprechungen
geben könne, da in dieser Hinsicht nur
allein der polnische Landtag entscheidend-
sei.
„Dziemnk Bydgvski" (Bromberg) Ur. 162
vom 17. Juli 1919. Die Unterzeichnung des Vertrages.
Herr Präsident Paoerewski hat den Ver¬
trag unterschrieben, welcher die nationalen
Minderheiten betrifft. Der ganze Wortlaut
ist, wie wir erfahren, im Polnischen Ministerium
des Innern noch nicht bekannt. Man weiß
nur, daß der anfängliche Wortlaut großen
Veränderungen im Sinne unserer Forde¬
rungen unterlegen ist. In diesen Vertrag,
ist auch ein Absatz über das Recht der ver¬
bündeten Mächte zur Schiffahrt auf der
Weichsel eingeschaltet. Am 18. dö. Mes. nach-
der Rückkehr Paderewskis wird der Friedens¬
vertrag dem polnischen Landtag zur Bestäti¬
gung vorgelegt werden.
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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/420>, abgerufen am 22.01.2025.
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