zeichnet, keineswegs, wir haben sogar, wie so häufig, mehr Wörter dafür als dieser; aber wir glauben uns hier wie so oft zum Gebrauch des Fremdworts genötigt, weil wir uns nicht genügend über den Sinn unserer eigenen Wörter klar sind und uns daher in unserem Reichtum nicht auskennen. "
Nicht anders ist es mit dem Wort ..Schaffner bestellt. Wir gebrauchen heute dies Wort bekanntlich fast ausschließlich im Sinne von "Kondukteur" -- wiederum, weil wir die eigentliche Bedeutung dieses Wortes bisher nicht erkannt, jedenfalls nicht festgehalten haben. Diese ergibt sich aber zuverlässig einerseits aus dem Gebrauch des Wortes bei Luther, der es im Sinne von "Gutsverwalter" verwendet, andererseits aus der namentlich im Süddeutschen nicht seltenen An¬ wendung, die einen städtischen oder sonstigen "Bauschaffner" ungefähr gleicher Verufsstellung kennt wie in Norddeutschland einen "Stadtbaumeister" oder "Stadtbaurat." Die französische Bezeichnung für den Gutsverwalter ist nun aber ein auch den Deutschen nicht uugeläufigcs Wort -- nämlich "intenclant"; und auch dem "Bauschoffner" entspinnt merkwürdig genau ein "intenäant clss bAtiinent3". Danach kann über die eigentliche deutsche Entsprechung der scheinbar unentbehrlichen Entlehnung "Intendant" wohl kein Zweifel sein -- sie heißt eben "Schaffner", und es ist nur unsere, nicht aber unserer Sprache Schuld, wenn wir dieses Wort bisher nicht in seinem wahren Sinne erkannt und in jeder Anwendung von "Intendant" gebraucht haben; selbstverständlich einschließlich der Theater- und Heeresintendanten und der "Intendantur", die eben danach recht- Nläszigerweise den Namen "Schaffnerei" führen müßte. Um den "Kondukteur" brauchten wir darum uoch gar nicht wegen eines Namens in Verlegenheit zu geraten, der Mann könnte vielmehr aus ganz der gleichen Auffassung seines Amtes, der er im Französischen seinen Namen verdankt, nämlich als der Mann, dessen Amt es ist, EisenbahnZÜge zu geleiten, die dem "Kondukteur" als Form genau entsprechender Bezeichnung "Geleiter" erhalten. Man vergleiche z. B. den deutschen Sprachgebrauch in der Wendung: "Gott ist dein Geleiter" mit dem französischen Ausdruck für den Seelsorger "concweteur 6'Ane" Seelen- geleiter.
Es wäre nicht schwer, aus unserer heute üblichen Sprache noch weitere Beispiele ähnlicher Art anzuführen; es darf vielleicht noch an die Verwendung des Wortes "Griffel" im Sinne von Schreibstift, insbesondere Sctneferstlft er- "wert werden, während es doch, als eine Ableitung zu greifen, rü Wahrheit em Greifwerkzeug bedeutet und somit die gegebene deutsche Entsprechung für "Tentakel", vielleicht auch für "Antennen" und sein ausschließlicher Gebrauch im heute üblichen Sinne jedenfalls unzweckmäßig ist; oder an den Gebrauch des Wortes "Kreisel" um Sinne des bekannten Kinderspielzeugs, während es doch eine Ableitung von "Kreis" ist -- mit Geschlechtswechsel wie bei Ärmel oder Stengel -- und also zweifellos das geeignetste Wort für den "Zirkels abgeben würde, welches Wort ja gleichfalls zunächst den kleinen Kreis, durch Übertragung dann auch ein Gerad zum Beschreiben eines Kreises bedeutet. Indessen dürften auch die angeführten Beispiele genügen, um darzutun. daß "falscher" oder jedenfalls unzweckmäßiger Wortgebrauch in unserer Sprache nicht nur häufig vorkommt, sondern auch eme d°r Nicht unerheblichsten Ursachen des scheinbar so häufig in unserer Sprache vorhandenen Zwanges zum Gebrauch von Fremdwörtern ist; wahrend dieser Zwang in vielen Fällen sofort verschwinden würde, wenn wir uns um Sinne der hier gegebenen Beispiele auf den richtigen Gebrauch unserer Wörter besinnen und auf Grund so gewonnener Erkenntnis für künftigen besseren Wortgebrauch in unserer Sprache Sorge tragen wollten. Eine solche Besserung des Zustandes unserer Sprache vermag freilich em einzelner nicht herbeizuführen: sie ist nur ttrerchbar. wenn Einsicht in die Wichtigkeit und Unerlaßlrchkeit planmakiger Wege der bisher so vernachlässigten deutschen Sprache uns endlich die wissen- schafiliche deutsche Sprachpflege schafft, die allein alle Aufgaben dieser Art in Angriff nehmen und die gewonnenen Erkenntnisse für den allgemeinen deutschen Sprach¬ gebrauch fruchtbar machen kann.
Wörter, die wir falsch gebrauchen
zeichnet, keineswegs, wir haben sogar, wie so häufig, mehr Wörter dafür als dieser; aber wir glauben uns hier wie so oft zum Gebrauch des Fremdworts genötigt, weil wir uns nicht genügend über den Sinn unserer eigenen Wörter klar sind und uns daher in unserem Reichtum nicht auskennen. "
Nicht anders ist es mit dem Wort ..Schaffner bestellt. Wir gebrauchen heute dies Wort bekanntlich fast ausschließlich im Sinne von „Kondukteur" — wiederum, weil wir die eigentliche Bedeutung dieses Wortes bisher nicht erkannt, jedenfalls nicht festgehalten haben. Diese ergibt sich aber zuverlässig einerseits aus dem Gebrauch des Wortes bei Luther, der es im Sinne von „Gutsverwalter" verwendet, andererseits aus der namentlich im Süddeutschen nicht seltenen An¬ wendung, die einen städtischen oder sonstigen „Bauschaffner" ungefähr gleicher Verufsstellung kennt wie in Norddeutschland einen „Stadtbaumeister" oder »Stadtbaurat." Die französische Bezeichnung für den Gutsverwalter ist nun aber ein auch den Deutschen nicht uugeläufigcs Wort — nämlich „intenclant"; und auch dem „Bauschoffner" entspinnt merkwürdig genau ein „intenäant clss bAtiinent3". Danach kann über die eigentliche deutsche Entsprechung der scheinbar unentbehrlichen Entlehnung „Intendant" wohl kein Zweifel sein — sie heißt eben „Schaffner", und es ist nur unsere, nicht aber unserer Sprache Schuld, wenn wir dieses Wort bisher nicht in seinem wahren Sinne erkannt und in jeder Anwendung von „Intendant" gebraucht haben; selbstverständlich einschließlich der Theater- und Heeresintendanten und der „Intendantur", die eben danach recht- Nläszigerweise den Namen „Schaffnerei" führen müßte. Um den „Kondukteur" brauchten wir darum uoch gar nicht wegen eines Namens in Verlegenheit zu geraten, der Mann könnte vielmehr aus ganz der gleichen Auffassung seines Amtes, der er im Französischen seinen Namen verdankt, nämlich als der Mann, dessen Amt es ist, EisenbahnZÜge zu geleiten, die dem „Kondukteur" als Form genau entsprechender Bezeichnung „Geleiter" erhalten. Man vergleiche z. B. den deutschen Sprachgebrauch in der Wendung: „Gott ist dein Geleiter" mit dem französischen Ausdruck für den Seelsorger „concweteur 6'Ane" Seelen- geleiter.
Es wäre nicht schwer, aus unserer heute üblichen Sprache noch weitere Beispiele ähnlicher Art anzuführen; es darf vielleicht noch an die Verwendung des Wortes „Griffel" im Sinne von Schreibstift, insbesondere Sctneferstlft er- "wert werden, während es doch, als eine Ableitung zu greifen, rü Wahrheit em Greifwerkzeug bedeutet und somit die gegebene deutsche Entsprechung für „Tentakel", vielleicht auch für „Antennen" und sein ausschließlicher Gebrauch im heute üblichen Sinne jedenfalls unzweckmäßig ist; oder an den Gebrauch des Wortes „Kreisel" um Sinne des bekannten Kinderspielzeugs, während es doch eine Ableitung von »Kreis" ist — mit Geschlechtswechsel wie bei Ärmel oder Stengel — und also zweifellos das geeignetste Wort für den „Zirkels abgeben würde, welches Wort ja gleichfalls zunächst den kleinen Kreis, durch Übertragung dann auch ein Gerad zum Beschreiben eines Kreises bedeutet. Indessen dürften auch die angeführten Beispiele genügen, um darzutun. daß „falscher" oder jedenfalls unzweckmäßiger Wortgebrauch in unserer Sprache nicht nur häufig vorkommt, sondern auch eme d°r Nicht unerheblichsten Ursachen des scheinbar so häufig in unserer Sprache vorhandenen Zwanges zum Gebrauch von Fremdwörtern ist; wahrend dieser Zwang in vielen Fällen sofort verschwinden würde, wenn wir uns um Sinne der hier gegebenen Beispiele auf den richtigen Gebrauch unserer Wörter besinnen und auf Grund so gewonnener Erkenntnis für künftigen besseren Wortgebrauch in unserer Sprache Sorge tragen wollten. Eine solche Besserung des Zustandes unserer Sprache vermag freilich em einzelner nicht herbeizuführen: sie ist nur ttrerchbar. wenn Einsicht in die Wichtigkeit und Unerlaßlrchkeit planmakiger Wege der bisher so vernachlässigten deutschen Sprache uns endlich die wissen- schafiliche deutsche Sprachpflege schafft, die allein alle Aufgaben dieser Art in Angriff nehmen und die gewonnenen Erkenntnisse für den allgemeinen deutschen Sprach¬ gebrauch fruchtbar machen kann.
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[0313]
Wörter, die wir falsch gebrauchen
zeichnet, keineswegs, wir haben sogar, wie so häufig, mehr Wörter dafür als
dieser; aber wir glauben uns hier wie so oft zum Gebrauch des Fremdworts
genötigt, weil wir uns nicht genügend über den Sinn unserer eigenen Wörter
klar sind und uns daher in unserem Reichtum nicht auskennen.
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Nicht anders ist es mit dem Wort ..Schaffner bestellt. Wir gebrauchen
heute dies Wort bekanntlich fast ausschließlich im Sinne von „Kondukteur" —
wiederum, weil wir die eigentliche Bedeutung dieses Wortes bisher nicht erkannt,
jedenfalls nicht festgehalten haben. Diese ergibt sich aber zuverlässig einerseits
aus dem Gebrauch des Wortes bei Luther, der es im Sinne von „Gutsverwalter"
verwendet, andererseits aus der namentlich im Süddeutschen nicht seltenen An¬
wendung, die einen städtischen oder sonstigen „Bauschaffner" ungefähr gleicher
Verufsstellung kennt wie in Norddeutschland einen „Stadtbaumeister" oder
»Stadtbaurat." Die französische Bezeichnung für den Gutsverwalter ist nun
aber ein auch den Deutschen nicht uugeläufigcs Wort — nämlich „intenclant";
und auch dem „Bauschoffner" entspinnt merkwürdig genau ein „intenäant clss
bAtiinent3". Danach kann über die eigentliche deutsche Entsprechung der
scheinbar unentbehrlichen Entlehnung „Intendant" wohl kein Zweifel sein — sie
heißt eben „Schaffner", und es ist nur unsere, nicht aber unserer Sprache Schuld,
wenn wir dieses Wort bisher nicht in seinem wahren Sinne erkannt und in jeder
Anwendung von „Intendant" gebraucht haben; selbstverständlich einschließlich der
Theater- und Heeresintendanten und der „Intendantur", die eben danach recht-
Nläszigerweise den Namen „Schaffnerei" führen müßte. Um den „Kondukteur"
brauchten wir darum uoch gar nicht wegen eines Namens in Verlegenheit zu
geraten, der Mann könnte vielmehr aus ganz der gleichen Auffassung seines
Amtes, der er im Französischen seinen Namen verdankt, nämlich als der Mann,
dessen Amt es ist, EisenbahnZÜge zu geleiten, die dem „Kondukteur" als Form
genau entsprechender Bezeichnung „Geleiter" erhalten. Man vergleiche z. B.
den deutschen Sprachgebrauch in der Wendung: „Gott ist dein Geleiter" mit
dem französischen Ausdruck für den Seelsorger „concweteur 6'Ane" Seelen-
geleiter.
Es wäre nicht schwer, aus unserer heute üblichen Sprache noch weitere
Beispiele ähnlicher Art anzuführen; es darf vielleicht noch an die Verwendung
des Wortes „Griffel" im Sinne von Schreibstift, insbesondere Sctneferstlft er-
"wert werden, während es doch, als eine Ableitung zu greifen, rü Wahrheit em
Greifwerkzeug bedeutet und somit die gegebene deutsche Entsprechung für „Tentakel",
vielleicht auch für „Antennen" und sein ausschließlicher Gebrauch im heute üblichen
Sinne jedenfalls unzweckmäßig ist; oder an den Gebrauch des Wortes „Kreisel"
um Sinne des bekannten Kinderspielzeugs, während es doch eine Ableitung von
»Kreis" ist — mit Geschlechtswechsel wie bei Ärmel oder Stengel — und also
zweifellos das geeignetste Wort für den „Zirkels abgeben würde, welches Wort ja
gleichfalls zunächst den kleinen Kreis, durch Übertragung dann auch ein Gerad
zum Beschreiben eines Kreises bedeutet. Indessen dürften auch die angeführten
Beispiele genügen, um darzutun. daß „falscher" oder jedenfalls unzweckmäßiger
Wortgebrauch in unserer Sprache nicht nur häufig vorkommt, sondern auch eme
d°r Nicht unerheblichsten Ursachen des scheinbar so häufig in unserer Sprache
vorhandenen Zwanges zum Gebrauch von Fremdwörtern ist; wahrend dieser
Zwang in vielen Fällen sofort verschwinden würde, wenn wir uns um Sinne
der hier gegebenen Beispiele auf den richtigen Gebrauch unserer Wörter besinnen
und auf Grund so gewonnener Erkenntnis für künftigen besseren Wortgebrauch
in unserer Sprache Sorge tragen wollten. Eine solche Besserung des Zustandes
unserer Sprache vermag freilich em einzelner nicht herbeizuführen: sie ist nur
ttrerchbar. wenn Einsicht in die Wichtigkeit und Unerlaßlrchkeit planmakiger
Wege der bisher so vernachlässigten deutschen Sprache uns endlich die wissen-
schafiliche deutsche Sprachpflege schafft, die allein alle Aufgaben dieser Art in Angriff
nehmen und die gewonnenen Erkenntnisse für den allgemeinen deutschen Sprach¬
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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/313>, abgerufen am 22.01.2025.
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