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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Zu den geplanten Reichssteuern auf das Einkommen

neue Reichssteuer führt eine neuartige Tabelle ein. Frei bleiben nur die ersten
1000 Mark. Die zweiten werden bereits mit 10 Prozent besteuert; dann steigt
in 60 Stufen die Steuer bis zu 60 Prozent für die höchste Stufe. Danach ergibt
sich folgende Belastung des Gesamteinkommens des Steuerpflichtigen:

Ein Einkommen von 2 000 Mark beträgt 5 Prozent Steuern
" " " 6 000 " " 10 " " .
" 14 000 ., 15
" 26 000 " " 20
,. 41000 " " 25
" 64000 " " 30
" 140 000 ., ., 40
" 500000 ., " 50

Darüber hinaus nähert sich die Steuer immer mehr 60 Prozent. Die
Regierung wird in der Begründung nachzuweisen haben, welche Durchschnitts¬
belastung des gesamten deutschen Einkommens sich hiernach ergibt. Vorläufig
kann aber Wohl angenommen werden, daß diese Durchschnittsbelastung auf das
doppelte der bisherigen, also aus etwa 30 Prozent, kommen wird. Außerdem
bringt das Kapitalertragssteuergesetz eine Belastung des sogenannten Nenten-
einkommens von 10 bzw. 20 Prozent. Als Renteneinkommen gilt das gesamte
Einkommen aus Aktien und Anteilscheinen jeder Art, aus Gesellschaften in. b. H.,
aus Anleihen, Wechseln, kurz, im wesentlichen Wohl aus allen Wertpapieren,
aus Hypotheken und andern Zins- oder Rentenrechten. Soweit es sich dabei um
Anteile an Erwerbsgesellschaften mit einem Kapitale über 300 000 Mark handelt,
beträgt die Steuer 20 Prozent. Da nun die größeren Einkommen im wesentlichen
Renteneinkommen im Sinne des Gesetzes darstellen und das Arbeitseinkommen
überhaupt dem Nenteneinkommen gegenüber nur einen Bruchteil beträgt, so haben
wir noch mit einer erheblichen Erhöhung des Durchschnittseinkommens zu rechnen,
wobei noch zu beachten ist, daß die Beteiligung an den leistungsfähigeren Erwerbs-
unternehmen mit dem höheren Steuersatz belegt wird. Wir kommen dadurch
wohl mindestens auf eine Durchschnittsbelastung des Einkommens von 40 Prozent.
Genauere Aufschlüsse wird die Negierung geben müssen. Unter dem Gesichtspunkt
der Schonung des Produktionskapitales ist aber die Durchschnittsbelastung gar
nicht das Wesentliche. Hier nutz berücksichtigt werden, daß es nicht die kleineren
Einkommen sind, aus denen Werte für die produktive Arbeit neu investiert
werden. Diese Aufgabe leisten vielmehr die großen Einkommen. Die Inhaber
großer Unternehmungen, die ihr Vermögen in Anteilen ihrer Unternehmungen
investiert haben, müssen aber von ihrem Einkommen 70 bis 80 Prozent abgeben.
Von dem Gesamteinkommen in Deutschland wird nur ein bestimmter Teil
verbraucht; der andere Teil wird produktiv angelegt. Nach früheren Schätzungen
soll nur V<- des Einkommens verbraucht werden. Mir stehen die Unterlagen zu
einer Nachprüfung nicht zur Verfügung. Es muß auch angenommen werden,
daß in der neueren Zeit, infolge der Verteuerung des Lebens und des Sinkens
der wirtschaftlichen Moral, welches den Trieb zum unproduktiven Verbrauch
(Luxus) gesteigert hat, sich das Verhältnis wesentlich verschoben hat. Unterstellen
wir also, daß gegenwärtig die Hälfte des deutschen Gesamteinkommens verbraucht
wird, so ist klar, daß die Steuer gerade den wesentlichsten Teil der für die
Produktion bestimmten Hälfte trifft. Denn ohne zwingende Not wird nicht der
Verbrauch eingeschränkt, sondern nur die neue Anlage unterlassen. Mögen im
einzelnen die oben eingestellten Zahlen sich als nicht zutreffend erweisen, wenn
die Regierung das erforderliche Material, das jetzt nicht zu Gebote steht, vorlegt;
das eine ergibt sich trotzdem als unabweisliche Tatsache: die neuen Steuern
bedeuten eine bisher noch nie dagewesene Beschränkung der Möglichkeit, neues
Kapital zu erarbeiten. Die Wirkung wird für die Volkswirtschaft von so
ungeheuerlichen Folgen sein, daß man sagen muß: diese Steuerwege sind
ungangbar. Es soll hier nicht untersucht werden, ob überhaupt noch mit Steuer¬
mitteln aus unserer Situation herauszukommen ist. Jedenfalls aber geht es


Zu den geplanten Reichssteuern auf das Einkommen

neue Reichssteuer führt eine neuartige Tabelle ein. Frei bleiben nur die ersten
1000 Mark. Die zweiten werden bereits mit 10 Prozent besteuert; dann steigt
in 60 Stufen die Steuer bis zu 60 Prozent für die höchste Stufe. Danach ergibt
sich folgende Belastung des Gesamteinkommens des Steuerpflichtigen:

Ein Einkommen von 2 000 Mark beträgt 5 Prozent Steuern
„ „ „ 6 000 „ „ 10 „ „ .
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„ 26 000 „ „ 20
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„ 500000 ., „ 50

Darüber hinaus nähert sich die Steuer immer mehr 60 Prozent. Die
Regierung wird in der Begründung nachzuweisen haben, welche Durchschnitts¬
belastung des gesamten deutschen Einkommens sich hiernach ergibt. Vorläufig
kann aber Wohl angenommen werden, daß diese Durchschnittsbelastung auf das
doppelte der bisherigen, also aus etwa 30 Prozent, kommen wird. Außerdem
bringt das Kapitalertragssteuergesetz eine Belastung des sogenannten Nenten-
einkommens von 10 bzw. 20 Prozent. Als Renteneinkommen gilt das gesamte
Einkommen aus Aktien und Anteilscheinen jeder Art, aus Gesellschaften in. b. H.,
aus Anleihen, Wechseln, kurz, im wesentlichen Wohl aus allen Wertpapieren,
aus Hypotheken und andern Zins- oder Rentenrechten. Soweit es sich dabei um
Anteile an Erwerbsgesellschaften mit einem Kapitale über 300 000 Mark handelt,
beträgt die Steuer 20 Prozent. Da nun die größeren Einkommen im wesentlichen
Renteneinkommen im Sinne des Gesetzes darstellen und das Arbeitseinkommen
überhaupt dem Nenteneinkommen gegenüber nur einen Bruchteil beträgt, so haben
wir noch mit einer erheblichen Erhöhung des Durchschnittseinkommens zu rechnen,
wobei noch zu beachten ist, daß die Beteiligung an den leistungsfähigeren Erwerbs-
unternehmen mit dem höheren Steuersatz belegt wird. Wir kommen dadurch
wohl mindestens auf eine Durchschnittsbelastung des Einkommens von 40 Prozent.
Genauere Aufschlüsse wird die Negierung geben müssen. Unter dem Gesichtspunkt
der Schonung des Produktionskapitales ist aber die Durchschnittsbelastung gar
nicht das Wesentliche. Hier nutz berücksichtigt werden, daß es nicht die kleineren
Einkommen sind, aus denen Werte für die produktive Arbeit neu investiert
werden. Diese Aufgabe leisten vielmehr die großen Einkommen. Die Inhaber
großer Unternehmungen, die ihr Vermögen in Anteilen ihrer Unternehmungen
investiert haben, müssen aber von ihrem Einkommen 70 bis 80 Prozent abgeben.
Von dem Gesamteinkommen in Deutschland wird nur ein bestimmter Teil
verbraucht; der andere Teil wird produktiv angelegt. Nach früheren Schätzungen
soll nur V<- des Einkommens verbraucht werden. Mir stehen die Unterlagen zu
einer Nachprüfung nicht zur Verfügung. Es muß auch angenommen werden,
daß in der neueren Zeit, infolge der Verteuerung des Lebens und des Sinkens
der wirtschaftlichen Moral, welches den Trieb zum unproduktiven Verbrauch
(Luxus) gesteigert hat, sich das Verhältnis wesentlich verschoben hat. Unterstellen
wir also, daß gegenwärtig die Hälfte des deutschen Gesamteinkommens verbraucht
wird, so ist klar, daß die Steuer gerade den wesentlichsten Teil der für die
Produktion bestimmten Hälfte trifft. Denn ohne zwingende Not wird nicht der
Verbrauch eingeschränkt, sondern nur die neue Anlage unterlassen. Mögen im
einzelnen die oben eingestellten Zahlen sich als nicht zutreffend erweisen, wenn
die Regierung das erforderliche Material, das jetzt nicht zu Gebote steht, vorlegt;
das eine ergibt sich trotzdem als unabweisliche Tatsache: die neuen Steuern
bedeuten eine bisher noch nie dagewesene Beschränkung der Möglichkeit, neues
Kapital zu erarbeiten. Die Wirkung wird für die Volkswirtschaft von so
ungeheuerlichen Folgen sein, daß man sagen muß: diese Steuerwege sind
ungangbar. Es soll hier nicht untersucht werden, ob überhaupt noch mit Steuer¬
mitteln aus unserer Situation herauszukommen ist. Jedenfalls aber geht es


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[0236] Zu den geplanten Reichssteuern auf das Einkommen neue Reichssteuer führt eine neuartige Tabelle ein. Frei bleiben nur die ersten 1000 Mark. Die zweiten werden bereits mit 10 Prozent besteuert; dann steigt in 60 Stufen die Steuer bis zu 60 Prozent für die höchste Stufe. Danach ergibt sich folgende Belastung des Gesamteinkommens des Steuerpflichtigen: Ein Einkommen von 2 000 Mark beträgt 5 Prozent Steuern „ „ „ 6 000 „ „ 10 „ „ . „ 14 000 ., 15 „ 26 000 „ „ 20 ,. 41000 „ „ 25 „ 64000 „ „ 30 „ 140 000 ., ., 40 „ 500000 ., „ 50 Darüber hinaus nähert sich die Steuer immer mehr 60 Prozent. Die Regierung wird in der Begründung nachzuweisen haben, welche Durchschnitts¬ belastung des gesamten deutschen Einkommens sich hiernach ergibt. Vorläufig kann aber Wohl angenommen werden, daß diese Durchschnittsbelastung auf das doppelte der bisherigen, also aus etwa 30 Prozent, kommen wird. Außerdem bringt das Kapitalertragssteuergesetz eine Belastung des sogenannten Nenten- einkommens von 10 bzw. 20 Prozent. Als Renteneinkommen gilt das gesamte Einkommen aus Aktien und Anteilscheinen jeder Art, aus Gesellschaften in. b. H., aus Anleihen, Wechseln, kurz, im wesentlichen Wohl aus allen Wertpapieren, aus Hypotheken und andern Zins- oder Rentenrechten. Soweit es sich dabei um Anteile an Erwerbsgesellschaften mit einem Kapitale über 300 000 Mark handelt, beträgt die Steuer 20 Prozent. Da nun die größeren Einkommen im wesentlichen Renteneinkommen im Sinne des Gesetzes darstellen und das Arbeitseinkommen überhaupt dem Nenteneinkommen gegenüber nur einen Bruchteil beträgt, so haben wir noch mit einer erheblichen Erhöhung des Durchschnittseinkommens zu rechnen, wobei noch zu beachten ist, daß die Beteiligung an den leistungsfähigeren Erwerbs- unternehmen mit dem höheren Steuersatz belegt wird. Wir kommen dadurch wohl mindestens auf eine Durchschnittsbelastung des Einkommens von 40 Prozent. Genauere Aufschlüsse wird die Negierung geben müssen. Unter dem Gesichtspunkt der Schonung des Produktionskapitales ist aber die Durchschnittsbelastung gar nicht das Wesentliche. Hier nutz berücksichtigt werden, daß es nicht die kleineren Einkommen sind, aus denen Werte für die produktive Arbeit neu investiert werden. Diese Aufgabe leisten vielmehr die großen Einkommen. Die Inhaber großer Unternehmungen, die ihr Vermögen in Anteilen ihrer Unternehmungen investiert haben, müssen aber von ihrem Einkommen 70 bis 80 Prozent abgeben. Von dem Gesamteinkommen in Deutschland wird nur ein bestimmter Teil verbraucht; der andere Teil wird produktiv angelegt. Nach früheren Schätzungen soll nur V<- des Einkommens verbraucht werden. Mir stehen die Unterlagen zu einer Nachprüfung nicht zur Verfügung. Es muß auch angenommen werden, daß in der neueren Zeit, infolge der Verteuerung des Lebens und des Sinkens der wirtschaftlichen Moral, welches den Trieb zum unproduktiven Verbrauch (Luxus) gesteigert hat, sich das Verhältnis wesentlich verschoben hat. Unterstellen wir also, daß gegenwärtig die Hälfte des deutschen Gesamteinkommens verbraucht wird, so ist klar, daß die Steuer gerade den wesentlichsten Teil der für die Produktion bestimmten Hälfte trifft. Denn ohne zwingende Not wird nicht der Verbrauch eingeschränkt, sondern nur die neue Anlage unterlassen. Mögen im einzelnen die oben eingestellten Zahlen sich als nicht zutreffend erweisen, wenn die Regierung das erforderliche Material, das jetzt nicht zu Gebote steht, vorlegt; das eine ergibt sich trotzdem als unabweisliche Tatsache: die neuen Steuern bedeuten eine bisher noch nie dagewesene Beschränkung der Möglichkeit, neues Kapital zu erarbeiten. Die Wirkung wird für die Volkswirtschaft von so ungeheuerlichen Folgen sein, daß man sagen muß: diese Steuerwege sind ungangbar. Es soll hier nicht untersucht werden, ob überhaupt noch mit Steuer¬ mitteln aus unserer Situation herauszukommen ist. Jedenfalls aber geht es

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/236>, abgerufen am 15.01.2025.