Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.von Politik, Kriegführung und dem deutschen Gffizierkorps diese zu behaupten und furchtbar zu machen, seine Angriffe nach allen Seiten ^ Auf die Kriegführung hemmend hat die Politik ferner eingewirkt, hm- von Politik, Kriegführung und dem deutschen Gffizierkorps diese zu behaupten und furchtbar zu machen, seine Angriffe nach allen Seiten ^ Auf die Kriegführung hemmend hat die Politik ferner eingewirkt, hm- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0229" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336519"/> <fw type="header" place="top"> von Politik, Kriegführung und dem deutschen Gffizierkorps</fw><lb/> <p xml:id="ID_850" prev="#ID_849"> diese zu behaupten und furchtbar zu machen, seine Angriffe nach allen Seiten<lb/> über die Grenze derselben ausdehnt." Nicht anders war die Lage der ver¬<lb/> bündeten Mächte Deutschland und Österreich-Ungarn im Weltkriege; auch ,le<lb/> waren gezwungen, zu ihrer Behauptung militärisch und polnisch über ihre<lb/> Grenzen hinaus vorzugehen. Durch die im Herbst 1914 erworbene Bundes¬<lb/> genossenschaft der Türkei war die deutsche Politik mehr und mehr geopolit-. es<lb/> M denken genötigt, die Kriegführung vor neue erweiterte Aufgaben gestellt.<lb/> Das Ziel beider gipfelte natürlich in Gewinnung der Landverbmdung nur<lb/> Konstantinopel. Die Politik ging voran, indem es ihr nach unseren Erfolgen<lb/> gegen Rußland im Sommer 1916 gelang, Bulgarien dem Bündnis der<lb/> Mittelmächte zuzuführen. Sie ermöglichte damit der Kriegführung die Nieder¬<lb/> werfung Serbiens und Montenegros, zu deren Rettung die bei Saloniki aus<lb/> griechischem Boden gekanteten starken französischen und englischen Strertkraste<lb/> M spät erschienen; aber sie hemmte auch die Kriegführung durch den, dynastischen<lb/> Rücksichten entsprungenen. Verzicht einer energischen Einwirkung auf das neutrale<lb/> Griechenland. Zwar meint Freiherr v. Freytag: „Es hätte unverhaltms-<lb/> wäßige Opfer gekostet, wenn die Verbündeten die große befestigte Landungs-<lb/> stelle der Ententearmee um Saloniki hätten angreifen wollen, auch fetzte das<lb/> wenig angebaute verkehrsarme Land ihrem weiteren Vorgehen große Schwierig¬<lb/> keiten entgegen." Aber er gibt doch auch umgekehrt zu. daß die um Saloniki<lb/> versammelten Ententetruppen immerhin die bulgarische Armee, deutsche und<lb/> österreichisch-ungarische Streitkrüfte fesselten und daß der Einfluß der Entente<lb/> auf dem Balkan gewahrt blieb — beides doch sehr unliebsame Zustande.<lb/> Man wird also meines Erachtens das Abbrechen der Operationen an dieser<lb/> Stelle, vor einem Gegner, der nur auf das Meer, also doch recht schwachbasiert war. für fehlerhaft halten müssen, zumal ja auch die Haltung des in<lb/> der Flanke gelagerten Rumänien dauernd eine zweideutige war. Anscheinend<lb/> Ad in diesem Falle eine von unkriegerischen Nebenrücksichten beeinflußte Politik<lb/> und eine in ihren fielen Sprunghafte Kriegführung sich entgegengekommen;<lb/> denn statt der entscklossenen Säuberung der Balkanhalbinsel.folgte das Unter¬<lb/> nehmen gegen Verdun. über dessen politische Gründe freilich Freiherr v. Freytag<lb/> M nicht äußert. Dennoch ist anzunehmen, daß auch solche dabei angesprochen<lb/> Mben. da es in militärischen Rücksichten nicht genügend begründet erscheint.<lb/> Zumal ja feststeht, daß die Forderung der Übergabe von Verdun im politischen<lb/> Programm der Reichsregierung für den freilich wohl ausgeschlossenen Fall<lb/> einer Neutralität Frankreichs vorgesehen war.</p><lb/> <p xml:id="ID_851" next="#ID_852"> ^ Auf die Kriegführung hemmend hat die Politik ferner eingewirkt, hm-<lb/> Nchtlich der Anwendung des neuen Kriegsmittels der Unterseeboote, als ebenfalls<lb/> un Jahr 1916 nach dem Untergang des Dampfers Sussex das vor aufige<lb/> Zugeständnis gemacht wurde, den Unterseekrieg fortan nach den Regeln des<lb/> Kreuzerkrieges zu führen. „Das Hinhalten offener FeindMst Amerikas in t<lb/> Wren vorauszu ehenden Folgen, die sich später, als diese Feindschaft eintrat.<lb/> WM großen Teil verwirklicht haben, führte diesen Entschluß herbei' obwohl<lb/> Niemand im unklaren sein konnte, daß die Wirksamkeit eines wesentlichen Te. es<lb/> unserer Kriegführung zur See dadurch stark vermindert wurde. Man wird<lb/> lagen dürfen- unserer Kriegführung überhaupt; denn an ^erer S^Buches wird ja ausgeführt, daß durch jene Waffe «°n.^her ^Reichweite die Marine in den Stand gesetzt war. die Tätigkeit des Landheeres<lb/> ^ endlich zu unterstützen. Erklärlich wird die damalige Einschränkung der<lb/> Knegsenergie nur durch den bei Freiherr v. Freytag nicht erwähnten Umstand,°aß die Entwicklung der Unterseewaffe vielleicht eben doch noch nicht auf der-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0229]
von Politik, Kriegführung und dem deutschen Gffizierkorps
diese zu behaupten und furchtbar zu machen, seine Angriffe nach allen Seiten
über die Grenze derselben ausdehnt." Nicht anders war die Lage der ver¬
bündeten Mächte Deutschland und Österreich-Ungarn im Weltkriege; auch ,le
waren gezwungen, zu ihrer Behauptung militärisch und polnisch über ihre
Grenzen hinaus vorzugehen. Durch die im Herbst 1914 erworbene Bundes¬
genossenschaft der Türkei war die deutsche Politik mehr und mehr geopolit-. es
M denken genötigt, die Kriegführung vor neue erweiterte Aufgaben gestellt.
Das Ziel beider gipfelte natürlich in Gewinnung der Landverbmdung nur
Konstantinopel. Die Politik ging voran, indem es ihr nach unseren Erfolgen
gegen Rußland im Sommer 1916 gelang, Bulgarien dem Bündnis der
Mittelmächte zuzuführen. Sie ermöglichte damit der Kriegführung die Nieder¬
werfung Serbiens und Montenegros, zu deren Rettung die bei Saloniki aus
griechischem Boden gekanteten starken französischen und englischen Strertkraste
M spät erschienen; aber sie hemmte auch die Kriegführung durch den, dynastischen
Rücksichten entsprungenen. Verzicht einer energischen Einwirkung auf das neutrale
Griechenland. Zwar meint Freiherr v. Freytag: „Es hätte unverhaltms-
wäßige Opfer gekostet, wenn die Verbündeten die große befestigte Landungs-
stelle der Ententearmee um Saloniki hätten angreifen wollen, auch fetzte das
wenig angebaute verkehrsarme Land ihrem weiteren Vorgehen große Schwierig¬
keiten entgegen." Aber er gibt doch auch umgekehrt zu. daß die um Saloniki
versammelten Ententetruppen immerhin die bulgarische Armee, deutsche und
österreichisch-ungarische Streitkrüfte fesselten und daß der Einfluß der Entente
auf dem Balkan gewahrt blieb — beides doch sehr unliebsame Zustande.
Man wird also meines Erachtens das Abbrechen der Operationen an dieser
Stelle, vor einem Gegner, der nur auf das Meer, also doch recht schwachbasiert war. für fehlerhaft halten müssen, zumal ja auch die Haltung des in
der Flanke gelagerten Rumänien dauernd eine zweideutige war. Anscheinend
Ad in diesem Falle eine von unkriegerischen Nebenrücksichten beeinflußte Politik
und eine in ihren fielen Sprunghafte Kriegführung sich entgegengekommen;
denn statt der entscklossenen Säuberung der Balkanhalbinsel.folgte das Unter¬
nehmen gegen Verdun. über dessen politische Gründe freilich Freiherr v. Freytag
M nicht äußert. Dennoch ist anzunehmen, daß auch solche dabei angesprochen
Mben. da es in militärischen Rücksichten nicht genügend begründet erscheint.
Zumal ja feststeht, daß die Forderung der Übergabe von Verdun im politischen
Programm der Reichsregierung für den freilich wohl ausgeschlossenen Fall
einer Neutralität Frankreichs vorgesehen war.
^ Auf die Kriegführung hemmend hat die Politik ferner eingewirkt, hm-
Nchtlich der Anwendung des neuen Kriegsmittels der Unterseeboote, als ebenfalls
un Jahr 1916 nach dem Untergang des Dampfers Sussex das vor aufige
Zugeständnis gemacht wurde, den Unterseekrieg fortan nach den Regeln des
Kreuzerkrieges zu führen. „Das Hinhalten offener FeindMst Amerikas in t
Wren vorauszu ehenden Folgen, die sich später, als diese Feindschaft eintrat.
WM großen Teil verwirklicht haben, führte diesen Entschluß herbei' obwohl
Niemand im unklaren sein konnte, daß die Wirksamkeit eines wesentlichen Te. es
unserer Kriegführung zur See dadurch stark vermindert wurde. Man wird
lagen dürfen- unserer Kriegführung überhaupt; denn an ^erer S^Buches wird ja ausgeführt, daß durch jene Waffe «°n.^her ^Reichweite die Marine in den Stand gesetzt war. die Tätigkeit des Landheeres
^ endlich zu unterstützen. Erklärlich wird die damalige Einschränkung der
Knegsenergie nur durch den bei Freiherr v. Freytag nicht erwähnten Umstand,°aß die Entwicklung der Unterseewaffe vielleicht eben doch noch nicht auf der-
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