das verlorene Gebiet östlich der Beresina wiedergenommen haben. Zuverlässige Nachrichten über Verbindung mit Denikin liegen nicht vor. Mit den National¬ ukrainern besteht Waffenruhe, nachdem die polnischen Wünsche durch vorläufige Besetzung Ostgaliziens befriedigt sind; Petlura ist zu schwach, gleichzeitig gegen Polen. Denikin und Bolschewiken zu kämpfen, von denen letztere nur solange seine Feinde sind, als sie ihm Gebiete streitig machen, auf die er Anspruch erhebt. Ein Antibolschewist im Sinne der anderen russischen Sowjetgegner ist er acht. Politisch nur wenig gemäßigter als die Bolschewiken wirb es im Besitz ukrainischen Gebietes kein Feind der Sowjetrepublik mehr sein. Nachdem seine naive For¬ derung an Denikin, die von den Ukrainern im Winter wieder an die Bolschewiken verlorene und dann mit dem Blute der Freiwilligenarmee erneut von den roten Truppen befreite Ukr-una zu räumen, nicht erfüllt wurde, hat er den Kampf gegen Denikin aufgenommen und nach Meldungen aus ukrainischer Quelle in der Gegend von Balta-Brazlaw auch Erfolge gehabt. Jedenfalls scheint er den Schwerpunkt seiner Kraft gegen Denikin eingesetzt zu haben und sich gegen die Bolschewiken in der Gegend von Berdiischew--Shitomir nur defensiv zu verhalten. Wenn die Nachrichten zutreffen, daß er vor einigen Wochen in Kiew eingerückt ist. zum dritten Male innerhalb Jahresfrist, so hat er diesen Erfolg nach zwei¬ maligem Verlust der Stadt nur der Waffenunterstützung der Bolschewiken zu ver¬ danken, die in weitem Bogen von Orel über Tschernigow bis in die Gegend von Fastow die linke Schulter der Denikinschen Front südlich Moskau schwer be¬ drängen. Jedenfalls berechtigt der Verlauf der Ereignisse in diesem Jahre kaum zu der Erwartung, daß Petlura sich gegen bolschewistische Angriffe halten wird. Ende Winters genügten den Bolschewiken wenige Wochen, um die uational- uk-ainische Neeresmacht aus der ganzen Ukraine fortzufegen. Die Einnahme Kiews im August war ihm nur möglich gewesen bei einer für die Bolschewiken sehr unglücklichen Lage, in die sie durch Deniktns große Offensive und seinen Anmarsch von Poltawa auf Kiew gekommen waren. Die Öffentlichkeit wird aus nationalukrainischem Lager sehr reichlich mit Nachrichten über Petluras Helden- taten und den Befreiungskampf der von allen Seiten bedrohten Ukrainer bedient. Aber selbst die eifrigste Propaganda kann nicht Taten ersetzen, die me begangen sind. Auf sich allein angewiesen hat das Direktorium bisher noch me eure Machtprobe versucht. Stets wußte es Anlehnung und Hilfe zu finden, ser es beim Sturz der Hetmanregierung in der Neutralität deS deutschen Oberkonunandov und in den Sympathien der Besatzungstruppen oder im August bei Denkens siegreicher Armee gegen die Bolschewiken oder jetzt bei den Bolschewiken gegen Denikin. Gegen Deutsche und Bolschewiken haben ihn auch bewaffnete Bauern- Haufen unterstützt, die aber häufig genug selbst nicht wußten, zu wem sie halten sollten. Bandenführer, wie die Atamene Grigerjew ^), Machnow und neuerdings auch Selenyi gingen zeitweilig auch mit den Bolschewiken, teils suchten ste ganz auf eigene Faust Erinnerungen zu machen. ^ c - .
^Die Schwierigkeiten, in die Denikin bei weiterem Fortschreiten seiner Offensive gelangen würde'), waren vorauszusehen. Er ist ihrer nicht so erfolg¬ reich Herr'geworden, daß die Offensive auf Moskau im Fluß gehalten werden konnte. Gewaltiges hat die Freiwilligenarmee. Truppe und Führung, vom Kaukasus bis zum Bug und Orel vordringend, geleistet. Sie konnte, so lange die Sowjetrepublik im Norden und in Sibirien gebunden war, an ^rer Haupl- operationsrichtuna nach Westen festhalten. Gleichzeitig wurde die Front nach Norden so weit vorqedrückt, daß für den bevorstehenden Angriff auf Moskau um Charkow und am Donjez eine neue Operationsbasis gewonnen wurde deren Verteidigung bei etwaigen bolschewistischen Gegenangriffen ^"uge^gegeben werden konnte. Wie notwendig es war. hier die Fr°"t "on gelnet am Donjez und unteren Don genügend weit abzusetzen, beweisen die bald
l> Vergl. Grenzboten Ur. 38, S?ne 272. 2
) Vergl. Grenzboten Ur. 36, Seite 2t4.
Zur Lage an den Kampffronten Sowjetrußlands
das verlorene Gebiet östlich der Beresina wiedergenommen haben. Zuverlässige Nachrichten über Verbindung mit Denikin liegen nicht vor. Mit den National¬ ukrainern besteht Waffenruhe, nachdem die polnischen Wünsche durch vorläufige Besetzung Ostgaliziens befriedigt sind; Petlura ist zu schwach, gleichzeitig gegen Polen. Denikin und Bolschewiken zu kämpfen, von denen letztere nur solange seine Feinde sind, als sie ihm Gebiete streitig machen, auf die er Anspruch erhebt. Ein Antibolschewist im Sinne der anderen russischen Sowjetgegner ist er acht. Politisch nur wenig gemäßigter als die Bolschewiken wirb es im Besitz ukrainischen Gebietes kein Feind der Sowjetrepublik mehr sein. Nachdem seine naive For¬ derung an Denikin, die von den Ukrainern im Winter wieder an die Bolschewiken verlorene und dann mit dem Blute der Freiwilligenarmee erneut von den roten Truppen befreite Ukr-una zu räumen, nicht erfüllt wurde, hat er den Kampf gegen Denikin aufgenommen und nach Meldungen aus ukrainischer Quelle in der Gegend von Balta-Brazlaw auch Erfolge gehabt. Jedenfalls scheint er den Schwerpunkt seiner Kraft gegen Denikin eingesetzt zu haben und sich gegen die Bolschewiken in der Gegend von Berdiischew—Shitomir nur defensiv zu verhalten. Wenn die Nachrichten zutreffen, daß er vor einigen Wochen in Kiew eingerückt ist. zum dritten Male innerhalb Jahresfrist, so hat er diesen Erfolg nach zwei¬ maligem Verlust der Stadt nur der Waffenunterstützung der Bolschewiken zu ver¬ danken, die in weitem Bogen von Orel über Tschernigow bis in die Gegend von Fastow die linke Schulter der Denikinschen Front südlich Moskau schwer be¬ drängen. Jedenfalls berechtigt der Verlauf der Ereignisse in diesem Jahre kaum zu der Erwartung, daß Petlura sich gegen bolschewistische Angriffe halten wird. Ende Winters genügten den Bolschewiken wenige Wochen, um die uational- uk-ainische Neeresmacht aus der ganzen Ukraine fortzufegen. Die Einnahme Kiews im August war ihm nur möglich gewesen bei einer für die Bolschewiken sehr unglücklichen Lage, in die sie durch Deniktns große Offensive und seinen Anmarsch von Poltawa auf Kiew gekommen waren. Die Öffentlichkeit wird aus nationalukrainischem Lager sehr reichlich mit Nachrichten über Petluras Helden- taten und den Befreiungskampf der von allen Seiten bedrohten Ukrainer bedient. Aber selbst die eifrigste Propaganda kann nicht Taten ersetzen, die me begangen sind. Auf sich allein angewiesen hat das Direktorium bisher noch me eure Machtprobe versucht. Stets wußte es Anlehnung und Hilfe zu finden, ser es beim Sturz der Hetmanregierung in der Neutralität deS deutschen Oberkonunandov und in den Sympathien der Besatzungstruppen oder im August bei Denkens siegreicher Armee gegen die Bolschewiken oder jetzt bei den Bolschewiken gegen Denikin. Gegen Deutsche und Bolschewiken haben ihn auch bewaffnete Bauern- Haufen unterstützt, die aber häufig genug selbst nicht wußten, zu wem sie halten sollten. Bandenführer, wie die Atamene Grigerjew ^), Machnow und neuerdings auch Selenyi gingen zeitweilig auch mit den Bolschewiken, teils suchten ste ganz auf eigene Faust Erinnerungen zu machen. ^ c - .
^Die Schwierigkeiten, in die Denikin bei weiterem Fortschreiten seiner Offensive gelangen würde'), waren vorauszusehen. Er ist ihrer nicht so erfolg¬ reich Herr'geworden, daß die Offensive auf Moskau im Fluß gehalten werden konnte. Gewaltiges hat die Freiwilligenarmee. Truppe und Führung, vom Kaukasus bis zum Bug und Orel vordringend, geleistet. Sie konnte, so lange die Sowjetrepublik im Norden und in Sibirien gebunden war, an ^rer Haupl- operationsrichtuna nach Westen festhalten. Gleichzeitig wurde die Front nach Norden so weit vorqedrückt, daß für den bevorstehenden Angriff auf Moskau um Charkow und am Donjez eine neue Operationsbasis gewonnen wurde deren Verteidigung bei etwaigen bolschewistischen Gegenangriffen ^"uge^gegeben werden konnte. Wie notwendig es war. hier die Fr°"t «on gelnet am Donjez und unteren Don genügend weit abzusetzen, beweisen die bald
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) Vergl. Grenzboten Ur. 36, Seite 2t4.
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Zur Lage an den Kampffronten Sowjetrußlands
das verlorene Gebiet östlich der Beresina wiedergenommen haben. Zuverlässige
Nachrichten über Verbindung mit Denikin liegen nicht vor. Mit den National¬
ukrainern besteht Waffenruhe, nachdem die polnischen Wünsche durch vorläufige
Besetzung Ostgaliziens befriedigt sind; Petlura ist zu schwach, gleichzeitig gegen
Polen. Denikin und Bolschewiken zu kämpfen, von denen letztere nur solange
seine Feinde sind, als sie ihm Gebiete streitig machen, auf die er Anspruch erhebt.
Ein Antibolschewist im Sinne der anderen russischen Sowjetgegner ist er acht.
Politisch nur wenig gemäßigter als die Bolschewiken wirb es im Besitz ukrainischen
Gebietes kein Feind der Sowjetrepublik mehr sein. Nachdem seine naive For¬
derung an Denikin, die von den Ukrainern im Winter wieder an die Bolschewiken
verlorene und dann mit dem Blute der Freiwilligenarmee erneut von den roten
Truppen befreite Ukr-una zu räumen, nicht erfüllt wurde, hat er den Kampf
gegen Denikin aufgenommen und nach Meldungen aus ukrainischer Quelle in der
Gegend von Balta-Brazlaw auch Erfolge gehabt. Jedenfalls scheint er den
Schwerpunkt seiner Kraft gegen Denikin eingesetzt zu haben und sich gegen die
Bolschewiken in der Gegend von Berdiischew—Shitomir nur defensiv zu verhalten.
Wenn die Nachrichten zutreffen, daß er vor einigen Wochen in Kiew eingerückt
ist. zum dritten Male innerhalb Jahresfrist, so hat er diesen Erfolg nach zwei¬
maligem Verlust der Stadt nur der Waffenunterstützung der Bolschewiken zu ver¬
danken, die in weitem Bogen von Orel über Tschernigow bis in die Gegend von
Fastow die linke Schulter der Denikinschen Front südlich Moskau schwer be¬
drängen. Jedenfalls berechtigt der Verlauf der Ereignisse in diesem Jahre kaum
zu der Erwartung, daß Petlura sich gegen bolschewistische Angriffe halten wird.
Ende Winters genügten den Bolschewiken wenige Wochen, um die uational-
uk-ainische Neeresmacht aus der ganzen Ukraine fortzufegen. Die Einnahme
Kiews im August war ihm nur möglich gewesen bei einer für die Bolschewiken
sehr unglücklichen Lage, in die sie durch Deniktns große Offensive und seinen
Anmarsch von Poltawa auf Kiew gekommen waren. Die Öffentlichkeit wird aus
nationalukrainischem Lager sehr reichlich mit Nachrichten über Petluras Helden-
taten und den Befreiungskampf der von allen Seiten bedrohten Ukrainer bedient.
Aber selbst die eifrigste Propaganda kann nicht Taten ersetzen, die me begangen
sind. Auf sich allein angewiesen hat das Direktorium bisher noch me eure
Machtprobe versucht. Stets wußte es Anlehnung und Hilfe zu finden, ser es
beim Sturz der Hetmanregierung in der Neutralität deS deutschen Oberkonunandov
und in den Sympathien der Besatzungstruppen oder im August bei Denkens
siegreicher Armee gegen die Bolschewiken oder jetzt bei den Bolschewiken gegen
Denikin. Gegen Deutsche und Bolschewiken haben ihn auch bewaffnete Bauern-
Haufen unterstützt, die aber häufig genug selbst nicht wußten, zu wem sie halten
sollten. Bandenführer, wie die Atamene Grigerjew ^), Machnow und neuerdings
auch Selenyi gingen zeitweilig auch mit den Bolschewiken, teils suchten ste ganz
auf eigene Faust Erinnerungen zu machen. ^ c - .
^Die Schwierigkeiten, in die Denikin bei weiterem Fortschreiten seiner
Offensive gelangen würde'), waren vorauszusehen. Er ist ihrer nicht so erfolg¬
reich Herr'geworden, daß die Offensive auf Moskau im Fluß gehalten werden
konnte. Gewaltiges hat die Freiwilligenarmee. Truppe und Führung, vom
Kaukasus bis zum Bug und Orel vordringend, geleistet. Sie konnte, so lange
die Sowjetrepublik im Norden und in Sibirien gebunden war, an ^rer Haupl-
operationsrichtuna nach Westen festhalten. Gleichzeitig wurde die Front nach
Norden so weit vorqedrückt, daß für den bevorstehenden Angriff auf Moskau um
Charkow und am Donjez eine neue Operationsbasis gewonnen wurde deren
Verteidigung bei etwaigen bolschewistischen Gegenangriffen ^"uge^gegeben werden konnte. Wie notwendig es war. hier die Fr°"t «on
gelnet am Donjez und unteren Don genügend weit abzusetzen, beweisen die bald
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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/215>, abgerufen am 23.01.2025.
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