Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Zurück zum Akkord

Das Wohl der Arbeiterschaft ist mit dem Unternehmen, das ihr Beschäftigung
gibt, untrennbar verknüpft. Es geht ihr am besten, wenn die Werke blühen.
Diese Einsicht scheint nun neuerdings mehr und mehr Raum zu gewinnen. Die
Erkenntnis und Moral, die Grundwurzeln des Arbeitswillens, beginnen sich
wieder zu regen. Weiter ist sehr erfreulich, daß sich die bisherige Löhnungs-
methode (Zeitlohn) selbst Ali absuräum geführt hat; denn der tüchtige Arbeiter
beginnt allmählich einzusehen, daß es gleiche Arbeitsfähigkeit, gleichen Arbeits¬
willen, gleiches Pflichtgefühl nicht gibt, und daß es nach dem alten Rezept des
Menenius Agrippa den Gliedern nur dann gut gehen kann, wenn der ganze
Körper gesund ist. Man ist bemüht, nach AbHilfsmitteln zu suchen und gerade
diejenigen Leute, die früher nicht entschieden genug den Stab über die Akkordarbeit
brechen konnten, setzen sich heute für ihre Wiedereinführung ein. So beschäftigte
sich der "Vorwärts" in mehreren Artikeln mit der Frage der Akkordarbeit, was
um so mehr Beachtung verdient, als er bisher gestützt auf Marx, der in seinem
"Kapital" Akkordarbeit als die "furchtbarste Quelle von Lohnabzügen und kapi°
kaustischer Prellereien" bezeichnete,. die Akkordarbeit mit Mordarbeit identifizierte.
^>o schrieb er am 26. August: "Die Regelung der Lohnfrage muß so erfolgen,
daß der tüchtige Arbeiter entsprechend seinem besonderen Fleiß den höchst denk¬
baren Lohn erreichen kann und daß der träge Arbeiter gezwungen ist, ein gewisses
Minimum' von Arbeit zu leisten, wenn er einen auskömmlichen Lohn erzielen
will. Der eine Weg, diesen Zustand zu erreichen, ist die Einführung der Akkord¬
arbeit. Die Akkordarbeit ist, vernünftig gehandhabt, bis gerechteste Grundlage
zur die Bemessung des Arbeitslohnes. Und darum haben die Gewerkschaften in
den vielen Jahren ihrer Praxis sich damit abgefunden; ihr Kampf galt niemals
der Akkordarbeit als solcher, sondern nur den Auswüchsen, durch die die Arbeiter
ichaft geschädigt wurde. In den Eisenbahnwerken ist der Einzelakkord nur in
gewissen Fällen möglich. Es arbeiten häufig ganze Gruppen von Arbeitern an
unen Mkordstück und dieser Umstand erfordert Akkordgruppen zu bilden, die sich
dann in den Arbeitspreis für das ganze Arbeitsstück teilen. Den vernünftigen
Arbeitern wird die Akkordarbeit ohne weiteres als erwünscht erscheinen, weil sie
damit ihre Arbeitstüchtigkeit unmittelbar in beträchtlich höhere Löhne umsetzen
rönnen, als sie heute durch Stundenlohn erreichen."

Weiter trat der Vorwärts am 27. August für einen sozialen Akkordlohn
cui. Er will dabei in jedem Fall einen Mindestverdienft garantiert wissen, von
etwa zwei Dritte!!! des heutigen Zeitlohnes. Zu diesem sollen die MehrveMenste
"urch Akkordprämien treten, daß insgesamt etwa ein Drittel mehr verdient
werden kann als heute. Über diese Grenze hinaus gebe man keine Prämie,
^er Erfolg wäre, daß die Arbeiterschaft nicht dazu veranlaßt würde, die Höchst¬
leistung zu überschreiten. Die Erlaubnis zu einem solchen Lohnverfahren soll
aver^nur den Betrieben gegeben werden, die sich verpflichten, nicht mehr als
ins 6 Prozent Gewinn zu verteilen, während von dem Mehr die Arbeitnehmer
eine Gewinnbeteiligung erhalten sollen. Auf dem Wege soll verhindert werden,
daß fünfzig fleißige Arbeiter zehn faule mit durchschleppen müssen.

Der glänze Aussatz stützt sich auf die Grundnuffassung, daß der heutige
oenwkrntische Staat unhaltbar sei, wenn die Produktivität der Arbeit dauernd
W beeinträchtigt werde, wie jetzt. Auch Franz Lauskötter, der sozial-demokratische
onsumgenossenschaftler, schlug in Ur. 56 der "Neuen Zelt" in die gleiche Kerbe,
.-eine Ausführungen lauten am Schlüsse: "Zur Ausrottung des Schniarotzer-
wms innerhalb der Arbeitsbetriebe ist der Akkordlohn das geeignetste Mittel,
wenn alle anderen versagen." Ja sogar Professor Ballod redete in der "Frei¬
st" der Akkordarbeit das Wort) Diesen Wandel in der Anschauung der mchr-
hettssozialistischen- und unabhängigen Führer niuß man wurÄMn^^rin ma
bedenkt, das las^ehntelanq die führendem Kreise -der Arbeiterbewegung den
AKordlol^ ilei Pielsweise in der M"ustrre dre
beiter bei dem ans Beseitigu-ug der Akkordarbeit gerichteten Bestreben nicht mehr
auf der Seite der ?)!etallavbeiw.rzeitung waren (tgi. diese: Jahrgang 1909,
S, 34C),


Zurück zum Akkord

Das Wohl der Arbeiterschaft ist mit dem Unternehmen, das ihr Beschäftigung
gibt, untrennbar verknüpft. Es geht ihr am besten, wenn die Werke blühen.
Diese Einsicht scheint nun neuerdings mehr und mehr Raum zu gewinnen. Die
Erkenntnis und Moral, die Grundwurzeln des Arbeitswillens, beginnen sich
wieder zu regen. Weiter ist sehr erfreulich, daß sich die bisherige Löhnungs-
methode (Zeitlohn) selbst Ali absuräum geführt hat; denn der tüchtige Arbeiter
beginnt allmählich einzusehen, daß es gleiche Arbeitsfähigkeit, gleichen Arbeits¬
willen, gleiches Pflichtgefühl nicht gibt, und daß es nach dem alten Rezept des
Menenius Agrippa den Gliedern nur dann gut gehen kann, wenn der ganze
Körper gesund ist. Man ist bemüht, nach AbHilfsmitteln zu suchen und gerade
diejenigen Leute, die früher nicht entschieden genug den Stab über die Akkordarbeit
brechen konnten, setzen sich heute für ihre Wiedereinführung ein. So beschäftigte
sich der „Vorwärts" in mehreren Artikeln mit der Frage der Akkordarbeit, was
um so mehr Beachtung verdient, als er bisher gestützt auf Marx, der in seinem
„Kapital" Akkordarbeit als die „furchtbarste Quelle von Lohnabzügen und kapi°
kaustischer Prellereien" bezeichnete,. die Akkordarbeit mit Mordarbeit identifizierte.
^>o schrieb er am 26. August: „Die Regelung der Lohnfrage muß so erfolgen,
daß der tüchtige Arbeiter entsprechend seinem besonderen Fleiß den höchst denk¬
baren Lohn erreichen kann und daß der träge Arbeiter gezwungen ist, ein gewisses
Minimum' von Arbeit zu leisten, wenn er einen auskömmlichen Lohn erzielen
will. Der eine Weg, diesen Zustand zu erreichen, ist die Einführung der Akkord¬
arbeit. Die Akkordarbeit ist, vernünftig gehandhabt, bis gerechteste Grundlage
zur die Bemessung des Arbeitslohnes. Und darum haben die Gewerkschaften in
den vielen Jahren ihrer Praxis sich damit abgefunden; ihr Kampf galt niemals
der Akkordarbeit als solcher, sondern nur den Auswüchsen, durch die die Arbeiter
ichaft geschädigt wurde. In den Eisenbahnwerken ist der Einzelakkord nur in
gewissen Fällen möglich. Es arbeiten häufig ganze Gruppen von Arbeitern an
unen Mkordstück und dieser Umstand erfordert Akkordgruppen zu bilden, die sich
dann in den Arbeitspreis für das ganze Arbeitsstück teilen. Den vernünftigen
Arbeitern wird die Akkordarbeit ohne weiteres als erwünscht erscheinen, weil sie
damit ihre Arbeitstüchtigkeit unmittelbar in beträchtlich höhere Löhne umsetzen
rönnen, als sie heute durch Stundenlohn erreichen."

Weiter trat der Vorwärts am 27. August für einen sozialen Akkordlohn
cui. Er will dabei in jedem Fall einen Mindestverdienft garantiert wissen, von
etwa zwei Dritte!!! des heutigen Zeitlohnes. Zu diesem sollen die MehrveMenste
"urch Akkordprämien treten, daß insgesamt etwa ein Drittel mehr verdient
werden kann als heute. Über diese Grenze hinaus gebe man keine Prämie,
^er Erfolg wäre, daß die Arbeiterschaft nicht dazu veranlaßt würde, die Höchst¬
leistung zu überschreiten. Die Erlaubnis zu einem solchen Lohnverfahren soll
aver^nur den Betrieben gegeben werden, die sich verpflichten, nicht mehr als
ins 6 Prozent Gewinn zu verteilen, während von dem Mehr die Arbeitnehmer
eine Gewinnbeteiligung erhalten sollen. Auf dem Wege soll verhindert werden,
daß fünfzig fleißige Arbeiter zehn faule mit durchschleppen müssen.

Der glänze Aussatz stützt sich auf die Grundnuffassung, daß der heutige
oenwkrntische Staat unhaltbar sei, wenn die Produktivität der Arbeit dauernd
W beeinträchtigt werde, wie jetzt. Auch Franz Lauskötter, der sozial-demokratische
onsumgenossenschaftler, schlug in Ur. 56 der „Neuen Zelt" in die gleiche Kerbe,
.-eine Ausführungen lauten am Schlüsse: „Zur Ausrottung des Schniarotzer-
wms innerhalb der Arbeitsbetriebe ist der Akkordlohn das geeignetste Mittel,
wenn alle anderen versagen." Ja sogar Professor Ballod redete in der „Frei¬
st" der Akkordarbeit das Wort) Diesen Wandel in der Anschauung der mchr-
hettssozialistischen- und unabhängigen Führer niuß man wurÄMn^^rin ma
bedenkt, das las^ehntelanq die führendem Kreise -der Arbeiterbewegung den
AKordlol^ ilei Pielsweise in der M«ustrre dre
beiter bei dem ans Beseitigu-ug der Akkordarbeit gerichteten Bestreben nicht mehr
auf der Seite der ?)!etallavbeiw.rzeitung waren (tgi. diese: Jahrgang 1909,
S, 34C),


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0209" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336499"/>
          <fw type="header" place="top"> Zurück zum Akkord</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_775"> Das Wohl der Arbeiterschaft ist mit dem Unternehmen, das ihr Beschäftigung<lb/>
gibt, untrennbar verknüpft. Es geht ihr am besten, wenn die Werke blühen.<lb/>
Diese Einsicht scheint nun neuerdings mehr und mehr Raum zu gewinnen. Die<lb/>
Erkenntnis und Moral, die Grundwurzeln des Arbeitswillens, beginnen sich<lb/>
wieder zu regen. Weiter ist sehr erfreulich, daß sich die bisherige Löhnungs-<lb/>
methode (Zeitlohn) selbst Ali absuräum geführt hat; denn der tüchtige Arbeiter<lb/>
beginnt allmählich einzusehen, daß es gleiche Arbeitsfähigkeit, gleichen Arbeits¬<lb/>
willen, gleiches Pflichtgefühl nicht gibt, und daß es nach dem alten Rezept des<lb/>
Menenius Agrippa den Gliedern nur dann gut gehen kann, wenn der ganze<lb/>
Körper gesund ist. Man ist bemüht, nach AbHilfsmitteln zu suchen und gerade<lb/>
diejenigen Leute, die früher nicht entschieden genug den Stab über die Akkordarbeit<lb/>
brechen konnten, setzen sich heute für ihre Wiedereinführung ein. So beschäftigte<lb/>
sich der &#x201E;Vorwärts" in mehreren Artikeln mit der Frage der Akkordarbeit, was<lb/>
um so mehr Beachtung verdient, als er bisher gestützt auf Marx, der in seinem<lb/>
&#x201E;Kapital" Akkordarbeit als die &#x201E;furchtbarste Quelle von Lohnabzügen und kapi°<lb/>
kaustischer Prellereien" bezeichnete,. die Akkordarbeit mit Mordarbeit identifizierte.<lb/>
^&gt;o schrieb er am 26. August: &#x201E;Die Regelung der Lohnfrage muß so erfolgen,<lb/>
daß der tüchtige Arbeiter entsprechend seinem besonderen Fleiß den höchst denk¬<lb/>
baren Lohn erreichen kann und daß der träge Arbeiter gezwungen ist, ein gewisses<lb/>
Minimum' von Arbeit zu leisten, wenn er einen auskömmlichen Lohn erzielen<lb/>
will. Der eine Weg, diesen Zustand zu erreichen, ist die Einführung der Akkord¬<lb/>
arbeit. Die Akkordarbeit ist, vernünftig gehandhabt, bis gerechteste Grundlage<lb/>
zur die Bemessung des Arbeitslohnes. Und darum haben die Gewerkschaften in<lb/>
den vielen Jahren ihrer Praxis sich damit abgefunden; ihr Kampf galt niemals<lb/>
der Akkordarbeit als solcher, sondern nur den Auswüchsen, durch die die Arbeiter<lb/>
ichaft geschädigt wurde. In den Eisenbahnwerken ist der Einzelakkord nur in<lb/>
gewissen Fällen möglich. Es arbeiten häufig ganze Gruppen von Arbeitern an<lb/>
unen Mkordstück und dieser Umstand erfordert Akkordgruppen zu bilden, die sich<lb/>
dann in den Arbeitspreis für das ganze Arbeitsstück teilen. Den vernünftigen<lb/>
Arbeitern wird die Akkordarbeit ohne weiteres als erwünscht erscheinen, weil sie<lb/>
damit ihre Arbeitstüchtigkeit unmittelbar in beträchtlich höhere Löhne umsetzen<lb/>
rönnen, als sie heute durch Stundenlohn erreichen."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_776"> Weiter trat der Vorwärts am 27. August für einen sozialen Akkordlohn<lb/>
cui. Er will dabei in jedem Fall einen Mindestverdienft garantiert wissen, von<lb/>
etwa zwei Dritte!!! des heutigen Zeitlohnes. Zu diesem sollen die MehrveMenste<lb/>
"urch Akkordprämien treten, daß insgesamt etwa ein Drittel mehr verdient<lb/>
werden kann als heute. Über diese Grenze hinaus gebe man keine Prämie,<lb/>
^er Erfolg wäre, daß die Arbeiterschaft nicht dazu veranlaßt würde, die Höchst¬<lb/>
leistung zu überschreiten. Die Erlaubnis zu einem solchen Lohnverfahren soll<lb/>
aver^nur den Betrieben gegeben werden, die sich verpflichten, nicht mehr als<lb/>
ins 6 Prozent Gewinn zu verteilen, während von dem Mehr die Arbeitnehmer<lb/>
eine Gewinnbeteiligung erhalten sollen. Auf dem Wege soll verhindert werden,<lb/>
daß fünfzig fleißige Arbeiter zehn faule mit durchschleppen müssen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_777"> Der glänze Aussatz stützt sich auf die Grundnuffassung, daß der heutige<lb/>
oenwkrntische Staat unhaltbar sei, wenn die Produktivität der Arbeit dauernd<lb/>
W beeinträchtigt werde, wie jetzt. Auch Franz Lauskötter, der sozial-demokratische<lb/>
onsumgenossenschaftler, schlug in Ur. 56 der &#x201E;Neuen Zelt" in die gleiche Kerbe,<lb/>
.-eine Ausführungen lauten am Schlüsse: &#x201E;Zur Ausrottung des Schniarotzer-<lb/>
wms innerhalb der Arbeitsbetriebe ist der Akkordlohn das geeignetste Mittel,<lb/>
wenn alle anderen versagen." Ja sogar Professor Ballod redete in der &#x201E;Frei¬<lb/>
st" der Akkordarbeit das Wort) Diesen Wandel in der Anschauung der mchr-<lb/>
hettssozialistischen- und unabhängigen Führer niuß man wurÄMn^^rin ma<lb/>
bedenkt, das las^ehntelanq die führendem Kreise -der Arbeiterbewegung den<lb/>
AKordlol^ ilei Pielsweise in der M«ustrre dre<lb/>
beiter bei dem ans Beseitigu-ug der Akkordarbeit gerichteten Bestreben nicht mehr<lb/>
auf der Seite der ?)!etallavbeiw.rzeitung waren (tgi. diese: Jahrgang 1909,<lb/>
S, 34C),</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0209] Zurück zum Akkord Das Wohl der Arbeiterschaft ist mit dem Unternehmen, das ihr Beschäftigung gibt, untrennbar verknüpft. Es geht ihr am besten, wenn die Werke blühen. Diese Einsicht scheint nun neuerdings mehr und mehr Raum zu gewinnen. Die Erkenntnis und Moral, die Grundwurzeln des Arbeitswillens, beginnen sich wieder zu regen. Weiter ist sehr erfreulich, daß sich die bisherige Löhnungs- methode (Zeitlohn) selbst Ali absuräum geführt hat; denn der tüchtige Arbeiter beginnt allmählich einzusehen, daß es gleiche Arbeitsfähigkeit, gleichen Arbeits¬ willen, gleiches Pflichtgefühl nicht gibt, und daß es nach dem alten Rezept des Menenius Agrippa den Gliedern nur dann gut gehen kann, wenn der ganze Körper gesund ist. Man ist bemüht, nach AbHilfsmitteln zu suchen und gerade diejenigen Leute, die früher nicht entschieden genug den Stab über die Akkordarbeit brechen konnten, setzen sich heute für ihre Wiedereinführung ein. So beschäftigte sich der „Vorwärts" in mehreren Artikeln mit der Frage der Akkordarbeit, was um so mehr Beachtung verdient, als er bisher gestützt auf Marx, der in seinem „Kapital" Akkordarbeit als die „furchtbarste Quelle von Lohnabzügen und kapi° kaustischer Prellereien" bezeichnete,. die Akkordarbeit mit Mordarbeit identifizierte. ^>o schrieb er am 26. August: „Die Regelung der Lohnfrage muß so erfolgen, daß der tüchtige Arbeiter entsprechend seinem besonderen Fleiß den höchst denk¬ baren Lohn erreichen kann und daß der träge Arbeiter gezwungen ist, ein gewisses Minimum' von Arbeit zu leisten, wenn er einen auskömmlichen Lohn erzielen will. Der eine Weg, diesen Zustand zu erreichen, ist die Einführung der Akkord¬ arbeit. Die Akkordarbeit ist, vernünftig gehandhabt, bis gerechteste Grundlage zur die Bemessung des Arbeitslohnes. Und darum haben die Gewerkschaften in den vielen Jahren ihrer Praxis sich damit abgefunden; ihr Kampf galt niemals der Akkordarbeit als solcher, sondern nur den Auswüchsen, durch die die Arbeiter ichaft geschädigt wurde. In den Eisenbahnwerken ist der Einzelakkord nur in gewissen Fällen möglich. Es arbeiten häufig ganze Gruppen von Arbeitern an unen Mkordstück und dieser Umstand erfordert Akkordgruppen zu bilden, die sich dann in den Arbeitspreis für das ganze Arbeitsstück teilen. Den vernünftigen Arbeitern wird die Akkordarbeit ohne weiteres als erwünscht erscheinen, weil sie damit ihre Arbeitstüchtigkeit unmittelbar in beträchtlich höhere Löhne umsetzen rönnen, als sie heute durch Stundenlohn erreichen." Weiter trat der Vorwärts am 27. August für einen sozialen Akkordlohn cui. Er will dabei in jedem Fall einen Mindestverdienft garantiert wissen, von etwa zwei Dritte!!! des heutigen Zeitlohnes. Zu diesem sollen die MehrveMenste "urch Akkordprämien treten, daß insgesamt etwa ein Drittel mehr verdient werden kann als heute. Über diese Grenze hinaus gebe man keine Prämie, ^er Erfolg wäre, daß die Arbeiterschaft nicht dazu veranlaßt würde, die Höchst¬ leistung zu überschreiten. Die Erlaubnis zu einem solchen Lohnverfahren soll aver^nur den Betrieben gegeben werden, die sich verpflichten, nicht mehr als ins 6 Prozent Gewinn zu verteilen, während von dem Mehr die Arbeitnehmer eine Gewinnbeteiligung erhalten sollen. Auf dem Wege soll verhindert werden, daß fünfzig fleißige Arbeiter zehn faule mit durchschleppen müssen. Der glänze Aussatz stützt sich auf die Grundnuffassung, daß der heutige oenwkrntische Staat unhaltbar sei, wenn die Produktivität der Arbeit dauernd W beeinträchtigt werde, wie jetzt. Auch Franz Lauskötter, der sozial-demokratische onsumgenossenschaftler, schlug in Ur. 56 der „Neuen Zelt" in die gleiche Kerbe, .-eine Ausführungen lauten am Schlüsse: „Zur Ausrottung des Schniarotzer- wms innerhalb der Arbeitsbetriebe ist der Akkordlohn das geeignetste Mittel, wenn alle anderen versagen." Ja sogar Professor Ballod redete in der „Frei¬ st" der Akkordarbeit das Wort) Diesen Wandel in der Anschauung der mchr- hettssozialistischen- und unabhängigen Führer niuß man wurÄMn^^rin ma bedenkt, das las^ehntelanq die führendem Kreise -der Arbeiterbewegung den AKordlol^ ilei Pielsweise in der M«ustrre dre beiter bei dem ans Beseitigu-ug der Akkordarbeit gerichteten Bestreben nicht mehr auf der Seite der ?)!etallavbeiw.rzeitung waren (tgi. diese: Jahrgang 1909, S, 34C),

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/209
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/209>, abgerufen am 15.01.2025.