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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Auf den. Weg zum Einheitsstaat

Zweifellos ist man berechtigt, in diesen Fürsten, in der mit deren Rechten
und ihrer Würde verbundenen geschichtlichen Überlieferung und ihrem stinken
Persönlichen Einfluß ein Haupthindernis für die Gestaltung Deutschlands .',um
Einheitsstaat zu sehen. Ihre Abdankung hat die Bahn für dies große Ziel frei
gemacht. Sie war ein notwendiges Opfer an die deutsche Allgemeinheit. Dies
gilt aber nicht etwa nur für Württemberg oder Bayern, sondern ebenso gut auch
für Preußen.

In Preußen hat man unter der deutschen Einheitsbestrebung immer mehr
oder weniger eine preußische Machtfrage gesehen und es den anderen Fürsten
leicht schwer verdacht, daß sie auf ihr Dasein nicht verzichten wollten. Ader ein
gut Teil der Abneigung weiter preußischer Kreise gegen die neue Verfassung ent¬
stammt gewiß eben dem Umstand, daß Preußen sehr bedeutend an Einfluß durch
sie verloren hat. Es wird Preußen erst jetzt das Los zuteil, sich in eine ahn¬
liche Rolle finden zu müssen, wie sie die anderen Einzelstaaten seit 1871 Preußen
und dem Reich gegenüber stets gespielt haben. Das möge man in Preußen
wohl bedenken I

Eine der wichtigsten Änderungen in der Struktur des Reiches ist die
Lösung der Reichsgewalt aus ihrer Verquickung mit der preußischen Machtsphäre,
eine Verbindung, die durch das Kaiser-Königtum gegeben war. Diese war so
sest, und durch die Person des Ministerpräsidenten und Reichskanzlers, die
Kommandogewalt des Kaisers und Königs, seine Ernennungsrechte in bezug aus
die höchsten Stellen des Reichsdienstes und der Diplomatie -- welche in den
meisten Fällen zugleich als preußische gelten konnte --, so bedeutsam, daß man
in Preußen die Widerstände der übrigen Einzelregierungen nicht begriff und
darin etwas Unpatriotisches sah. Preußen empfindet erst heute -- soweit es
konservativ ist -- das, was man andernorts schon immer empfand: eine fremd¬
artige Gewalt über sich -- die ReichsgewaltI Die Führung im Reiche liegt nnn
außerhalb Preußens. Das ist eine überaus wichtige Linderung der Gesamtlage.

Preußen muß jetzt Altruismus beweisen. Es muß selbst zeigen, daß es
wirklich von der reinen Idee der deutschen Einheit getragen und erfüllt ist; es
muß sich vor derselben ebenso selbstlos und opferwillig beugen lernen, wie es
das bisher als Selbstverständlichkeit von den anderen forderte. Nicht überall
jedoch bemerkt man die wahre Begeisterung, und nicht überall kann man fest¬
stellen, daß der preußische Gedanke hinter den größeren deutschen Zielen zurück¬
tritt. Das sind die, Strömungen, welche man im Süden schon längst als einen
Teil des Partikularismus kennt, und die in Preußen nur dadurch bisher zurück-
traten, weil es sozusagen der regierende Staat war.

Die unnachgiebigen Kreise Preußens sind dieselben, die nicht verstanden,
daß ganz Deutschland nach der Wahlreform in Preußen rief und die nie begreifen
werden, daß die Revolution durch die Verzögerung dieser Reform stark gefördert
wurde, ebenso daß dadurch die Beliebtheit Preußens stark in Mitleidenschaft ge¬
zogen worden ist. Es sind die gleichen Kreise, die noch immer glauben, Preußens
Führcrrvlle in Deutschland sei nicht erschüttert, und Preuße?! selbst sei es eben¬
falls nicht. Das sind diejenigen, die mit stolzer Entschiedenheit an Preußens
Glanz und Größe auch in Zukunft glauben und daher von der Einheitsbewegung
im Reich als einer revolutionären und den Bestand Preußens bedrohenden Gefahr
ebenso wenig wissen wollen, wie Bayern oder Baden in ihrem eigenen Staats¬
interesse.

In den außerpreußischen deutschen Ländern aber vermutet und sieht man
die Gefahren weniger beim Reich als in Preußen. Die Verauickung des Kaiser-
und Königstums hat den Neichsgedanken durchaus nicht gefördert. Diese Ge¬
staltung hielt nicht, was sie versprach. Die Tatsache, daß der Kaiser z. B. der
Oberbefehlshaber der Flotte und des preußischen Heeres war, zu dem fast alle
Kontingente der deutschen Armee gehörten, genügte, dieser Machtkompetenz gegen¬
über Unlust und Befürchtungen zu erwecken. Die Ernennungsrechte des Kaisers
in bezug ans die Reichsminister, kommandierender Generale, Admiräle, Bot-


Auf den. Weg zum Einheitsstaat

Zweifellos ist man berechtigt, in diesen Fürsten, in der mit deren Rechten
und ihrer Würde verbundenen geschichtlichen Überlieferung und ihrem stinken
Persönlichen Einfluß ein Haupthindernis für die Gestaltung Deutschlands .',um
Einheitsstaat zu sehen. Ihre Abdankung hat die Bahn für dies große Ziel frei
gemacht. Sie war ein notwendiges Opfer an die deutsche Allgemeinheit. Dies
gilt aber nicht etwa nur für Württemberg oder Bayern, sondern ebenso gut auch
für Preußen.

In Preußen hat man unter der deutschen Einheitsbestrebung immer mehr
oder weniger eine preußische Machtfrage gesehen und es den anderen Fürsten
leicht schwer verdacht, daß sie auf ihr Dasein nicht verzichten wollten. Ader ein
gut Teil der Abneigung weiter preußischer Kreise gegen die neue Verfassung ent¬
stammt gewiß eben dem Umstand, daß Preußen sehr bedeutend an Einfluß durch
sie verloren hat. Es wird Preußen erst jetzt das Los zuteil, sich in eine ahn¬
liche Rolle finden zu müssen, wie sie die anderen Einzelstaaten seit 1871 Preußen
und dem Reich gegenüber stets gespielt haben. Das möge man in Preußen
wohl bedenken I

Eine der wichtigsten Änderungen in der Struktur des Reiches ist die
Lösung der Reichsgewalt aus ihrer Verquickung mit der preußischen Machtsphäre,
eine Verbindung, die durch das Kaiser-Königtum gegeben war. Diese war so
sest, und durch die Person des Ministerpräsidenten und Reichskanzlers, die
Kommandogewalt des Kaisers und Königs, seine Ernennungsrechte in bezug aus
die höchsten Stellen des Reichsdienstes und der Diplomatie — welche in den
meisten Fällen zugleich als preußische gelten konnte —, so bedeutsam, daß man
in Preußen die Widerstände der übrigen Einzelregierungen nicht begriff und
darin etwas Unpatriotisches sah. Preußen empfindet erst heute — soweit es
konservativ ist — das, was man andernorts schon immer empfand: eine fremd¬
artige Gewalt über sich — die ReichsgewaltI Die Führung im Reiche liegt nnn
außerhalb Preußens. Das ist eine überaus wichtige Linderung der Gesamtlage.

Preußen muß jetzt Altruismus beweisen. Es muß selbst zeigen, daß es
wirklich von der reinen Idee der deutschen Einheit getragen und erfüllt ist; es
muß sich vor derselben ebenso selbstlos und opferwillig beugen lernen, wie es
das bisher als Selbstverständlichkeit von den anderen forderte. Nicht überall
jedoch bemerkt man die wahre Begeisterung, und nicht überall kann man fest¬
stellen, daß der preußische Gedanke hinter den größeren deutschen Zielen zurück¬
tritt. Das sind die, Strömungen, welche man im Süden schon längst als einen
Teil des Partikularismus kennt, und die in Preußen nur dadurch bisher zurück-
traten, weil es sozusagen der regierende Staat war.

Die unnachgiebigen Kreise Preußens sind dieselben, die nicht verstanden,
daß ganz Deutschland nach der Wahlreform in Preußen rief und die nie begreifen
werden, daß die Revolution durch die Verzögerung dieser Reform stark gefördert
wurde, ebenso daß dadurch die Beliebtheit Preußens stark in Mitleidenschaft ge¬
zogen worden ist. Es sind die gleichen Kreise, die noch immer glauben, Preußens
Führcrrvlle in Deutschland sei nicht erschüttert, und Preuße?! selbst sei es eben¬
falls nicht. Das sind diejenigen, die mit stolzer Entschiedenheit an Preußens
Glanz und Größe auch in Zukunft glauben und daher von der Einheitsbewegung
im Reich als einer revolutionären und den Bestand Preußens bedrohenden Gefahr
ebenso wenig wissen wollen, wie Bayern oder Baden in ihrem eigenen Staats¬
interesse.

In den außerpreußischen deutschen Ländern aber vermutet und sieht man
die Gefahren weniger beim Reich als in Preußen. Die Verauickung des Kaiser-
und Königstums hat den Neichsgedanken durchaus nicht gefördert. Diese Ge¬
staltung hielt nicht, was sie versprach. Die Tatsache, daß der Kaiser z. B. der
Oberbefehlshaber der Flotte und des preußischen Heeres war, zu dem fast alle
Kontingente der deutschen Armee gehörten, genügte, dieser Machtkompetenz gegen¬
über Unlust und Befürchtungen zu erwecken. Die Ernennungsrechte des Kaisers
in bezug ans die Reichsminister, kommandierender Generale, Admiräle, Bot-


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[0165] Auf den. Weg zum Einheitsstaat Zweifellos ist man berechtigt, in diesen Fürsten, in der mit deren Rechten und ihrer Würde verbundenen geschichtlichen Überlieferung und ihrem stinken Persönlichen Einfluß ein Haupthindernis für die Gestaltung Deutschlands .',um Einheitsstaat zu sehen. Ihre Abdankung hat die Bahn für dies große Ziel frei gemacht. Sie war ein notwendiges Opfer an die deutsche Allgemeinheit. Dies gilt aber nicht etwa nur für Württemberg oder Bayern, sondern ebenso gut auch für Preußen. In Preußen hat man unter der deutschen Einheitsbestrebung immer mehr oder weniger eine preußische Machtfrage gesehen und es den anderen Fürsten leicht schwer verdacht, daß sie auf ihr Dasein nicht verzichten wollten. Ader ein gut Teil der Abneigung weiter preußischer Kreise gegen die neue Verfassung ent¬ stammt gewiß eben dem Umstand, daß Preußen sehr bedeutend an Einfluß durch sie verloren hat. Es wird Preußen erst jetzt das Los zuteil, sich in eine ahn¬ liche Rolle finden zu müssen, wie sie die anderen Einzelstaaten seit 1871 Preußen und dem Reich gegenüber stets gespielt haben. Das möge man in Preußen wohl bedenken I Eine der wichtigsten Änderungen in der Struktur des Reiches ist die Lösung der Reichsgewalt aus ihrer Verquickung mit der preußischen Machtsphäre, eine Verbindung, die durch das Kaiser-Königtum gegeben war. Diese war so sest, und durch die Person des Ministerpräsidenten und Reichskanzlers, die Kommandogewalt des Kaisers und Königs, seine Ernennungsrechte in bezug aus die höchsten Stellen des Reichsdienstes und der Diplomatie — welche in den meisten Fällen zugleich als preußische gelten konnte —, so bedeutsam, daß man in Preußen die Widerstände der übrigen Einzelregierungen nicht begriff und darin etwas Unpatriotisches sah. Preußen empfindet erst heute — soweit es konservativ ist — das, was man andernorts schon immer empfand: eine fremd¬ artige Gewalt über sich — die ReichsgewaltI Die Führung im Reiche liegt nnn außerhalb Preußens. Das ist eine überaus wichtige Linderung der Gesamtlage. Preußen muß jetzt Altruismus beweisen. Es muß selbst zeigen, daß es wirklich von der reinen Idee der deutschen Einheit getragen und erfüllt ist; es muß sich vor derselben ebenso selbstlos und opferwillig beugen lernen, wie es das bisher als Selbstverständlichkeit von den anderen forderte. Nicht überall jedoch bemerkt man die wahre Begeisterung, und nicht überall kann man fest¬ stellen, daß der preußische Gedanke hinter den größeren deutschen Zielen zurück¬ tritt. Das sind die, Strömungen, welche man im Süden schon längst als einen Teil des Partikularismus kennt, und die in Preußen nur dadurch bisher zurück- traten, weil es sozusagen der regierende Staat war. Die unnachgiebigen Kreise Preußens sind dieselben, die nicht verstanden, daß ganz Deutschland nach der Wahlreform in Preußen rief und die nie begreifen werden, daß die Revolution durch die Verzögerung dieser Reform stark gefördert wurde, ebenso daß dadurch die Beliebtheit Preußens stark in Mitleidenschaft ge¬ zogen worden ist. Es sind die gleichen Kreise, die noch immer glauben, Preußens Führcrrvlle in Deutschland sei nicht erschüttert, und Preuße?! selbst sei es eben¬ falls nicht. Das sind diejenigen, die mit stolzer Entschiedenheit an Preußens Glanz und Größe auch in Zukunft glauben und daher von der Einheitsbewegung im Reich als einer revolutionären und den Bestand Preußens bedrohenden Gefahr ebenso wenig wissen wollen, wie Bayern oder Baden in ihrem eigenen Staats¬ interesse. In den außerpreußischen deutschen Ländern aber vermutet und sieht man die Gefahren weniger beim Reich als in Preußen. Die Verauickung des Kaiser- und Königstums hat den Neichsgedanken durchaus nicht gefördert. Diese Ge¬ staltung hielt nicht, was sie versprach. Die Tatsache, daß der Kaiser z. B. der Oberbefehlshaber der Flotte und des preußischen Heeres war, zu dem fast alle Kontingente der deutschen Armee gehörten, genügte, dieser Machtkompetenz gegen¬ über Unlust und Befürchtungen zu erwecken. Die Ernennungsrechte des Kaisers in bezug ans die Reichsminister, kommandierender Generale, Admiräle, Bot-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/165>, abgerufen am 15.01.2025.