Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.Die Nichtordincrrienvereinigungen b) Ein einträglicher Fonds, welcher jungen, wenig bemittelten tüchtigen c) Wir haben uns für die Schaffung neuer Ordinariate und Extraordinariate ein¬ ni) Die Abstellung von mancherlei Schäden unserer Lehrbetriebe, vor allem 3. Die Vereinigung bietet den einzigen Platz, an dem die Nichtordinarien Die Nichtordincrrienvereinigungen b) Ein einträglicher Fonds, welcher jungen, wenig bemittelten tüchtigen c) Wir haben uns für die Schaffung neuer Ordinariate und Extraordinariate ein¬ ni) Die Abstellung von mancherlei Schäden unserer Lehrbetriebe, vor allem 3. Die Vereinigung bietet den einzigen Platz, an dem die Nichtordinarien <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0144" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/336434"/> <fw type="header" place="top"> Die Nichtordincrrienvereinigungen</fw><lb/> <p xml:id="ID_492"> b) Ein einträglicher Fonds, welcher jungen, wenig bemittelten tüchtigen<lb/> Privatdozenten einige Jahre das Falschen und Streben erleichtert, wird dringend<lb/> gewünscht. Die Privaidozenten sollen nicht beamtet und auch nicht auf Zeit an¬<lb/> gestellt werden, aber ein Fonds soll verhindern, daß. wenn anders sie keine jahre¬<lb/> lange Hungerkur durchmachen wollen, nur noch Privatdozenten aus sehr wohl¬<lb/> habender Familie die Universitätslausbahn ergreifen, oder gar aufrecht erhalten<lb/> können. Erfolgreiche Forschung bei nebenamillcher Tätigkeit ist aber in vielen<lb/> Fächern ausgeschlossen. Die Forschung indessen ist Dienst an der Gesamtheit und<lb/> kann nicht ausschließlich vom Vermögen des einzelnen abhängen. Idealismus<lb/> wird auch weiterhin bei einer Beihilfe, wie sie zu diesem Ende aufgebracht werden<lb/> kann, dazu gehören, wenn ein junger Mann ohne Mittel an der Universität<lb/> bleiben will. Und daß begabte junge Privatdozenten, die ja auch neben ihrer<lb/> Forschung der Universität manchen Dienst als Lehrer tun, einige Jahre Beihilfe<lb/> bekommen, erscheint auch unter allgemein staatlichen Gesichtspunkten nicht unerhört,<lb/> zumal die zu diesen: Zweck aufzubringenden Mittel nur relativ sehr geringe zu<lb/> sein brauchen.</p><lb/> <p xml:id="ID_493"> c) Wir haben uns für die Schaffung neuer Ordinariate und Extraordinariate ein¬<lb/> gesetzt und tun das auch jetzt noch. Der Ungenannte des eingangs erwähnten Aufsatzes,<lb/> der diese Forderung begrüßen würde, ja sie als die wichtigste derzeit mögliche be¬<lb/> zeichnet, hat sie in den Programmen der Nichtordinarien vermißt. Warum legen<lb/> wir aber trotz der schlechten Finanzlage gerade auf die Schaffung etatsmäßiger<lb/> Stellen einen so besonderen Wert? Weil die Wissenschaft, insbesondere Natur-<lb/> Wissenschaft und Medizin, aber auch Zweige der Philosophie, wie Psychologie<lb/> und Pädagogik, sich in einer Weise entwickelt haben, daß der Unterricht unter<lb/> dem jetzigen System leidet und damit der Staat. Unsere Wissenschaft muß an<lb/> die S'übenden mehr herangebracht werden; dazu bedarf es zahlreicherer Praktika<lb/> und Seminarien, auch einer Zerlegung mancher Vorlesung, die für zu vielerlei,<lb/> ganz verschiedene Anforderungen zurecht gemacht ist, für den einzelnen aber oft<lb/> unzweckmäßig ist, erscheint geboten. Das sind auch von den Studenten einmütig<lb/> erhobene Forderungen, wenn sie auch von dieser Seite hier und da mehr oder<lb/> weniger über das Ziel hinausschießen. Dazu werden aber neue Stellen gebraucht,<lb/> auch in einer Zeit, in der der Zulauf zu den. Universitäten wieder geringer sein<lb/> wird. Die Nichtordinarien stellen aber diese Forderung, weil sie diese am<lb/> nächsten angeht und weil sie unter dem jetzigen Lehrbetrieb, in dem sie oft<lb/> durchaus ohne entsprechenden Gegenwert arbeiten, besonders leiden.</p><lb/> <p xml:id="ID_494"> ni) Die Abstellung von mancherlei Schäden unserer Lehrbetriebe, vor allem<lb/> innerhalb der großen Institute, die sich im Laufe der Zeit herangebildet haben,<lb/> wäre zum Wohle des Ganzen dringend geboten. Einzelheiten in dieser Richtung<lb/> gehören vor ein engeres Forum. Es ist aber Aufgabe von Ordinarien und<lb/> Nichtordinarien nach Abhilfe zu suchen. Viele von diesen Dingen werden Nicht¬<lb/> ordinarien zudem fühlbarer, als Ordinarien und auch der beste Ordinarius ver¬<lb/> gißt manchmal, nicht immer, diese Schäden, die ihn früher selbst drückten. So<lb/> wird es verständlich, daß auch hier die Nichtordinarien die Initiative ergreifen.</p><lb/> <p xml:id="ID_495"> 3. Die Vereinigung bietet den einzigen Platz, an dem die Nichtordinarien<lb/> sich über die sie selbst und die Gesamtuniversität angehenden Fragen aussprechen<lb/> und ihre Meinung bilden können. Gerade der Hoffende steht oft allen Fragen,<lb/> die sich auf die Gesamtorganisation der Universität beziehen, ungeheuer fern. Es<lb/> ist kaum zu bezweifeln, und die hier gemachten Erfahrungen bestätigen das nach<lb/> Aussage aller Beteiligten weil gehend, daß die Klärung über all diese Fr ager<lb/> gerade im letzten Jahre während der relativ häufigeren Zusammenkünfte vielfach<lb/> eine weitgehende gewesen ist. Es ist weiterhin sicher, dan vielerorts, wenn diese<lb/> Klärung schon früher eingesetzt hätte, auch von den Nichtordinarienvereinigungen<lb/> sachlichere, und viel weniger extreme, oft geradezu undurchführbare Vorschläge<lb/> gemacht worden wären.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0144]
Die Nichtordincrrienvereinigungen
b) Ein einträglicher Fonds, welcher jungen, wenig bemittelten tüchtigen
Privatdozenten einige Jahre das Falschen und Streben erleichtert, wird dringend
gewünscht. Die Privaidozenten sollen nicht beamtet und auch nicht auf Zeit an¬
gestellt werden, aber ein Fonds soll verhindern, daß. wenn anders sie keine jahre¬
lange Hungerkur durchmachen wollen, nur noch Privatdozenten aus sehr wohl¬
habender Familie die Universitätslausbahn ergreifen, oder gar aufrecht erhalten
können. Erfolgreiche Forschung bei nebenamillcher Tätigkeit ist aber in vielen
Fächern ausgeschlossen. Die Forschung indessen ist Dienst an der Gesamtheit und
kann nicht ausschließlich vom Vermögen des einzelnen abhängen. Idealismus
wird auch weiterhin bei einer Beihilfe, wie sie zu diesem Ende aufgebracht werden
kann, dazu gehören, wenn ein junger Mann ohne Mittel an der Universität
bleiben will. Und daß begabte junge Privatdozenten, die ja auch neben ihrer
Forschung der Universität manchen Dienst als Lehrer tun, einige Jahre Beihilfe
bekommen, erscheint auch unter allgemein staatlichen Gesichtspunkten nicht unerhört,
zumal die zu diesen: Zweck aufzubringenden Mittel nur relativ sehr geringe zu
sein brauchen.
c) Wir haben uns für die Schaffung neuer Ordinariate und Extraordinariate ein¬
gesetzt und tun das auch jetzt noch. Der Ungenannte des eingangs erwähnten Aufsatzes,
der diese Forderung begrüßen würde, ja sie als die wichtigste derzeit mögliche be¬
zeichnet, hat sie in den Programmen der Nichtordinarien vermißt. Warum legen
wir aber trotz der schlechten Finanzlage gerade auf die Schaffung etatsmäßiger
Stellen einen so besonderen Wert? Weil die Wissenschaft, insbesondere Natur-
Wissenschaft und Medizin, aber auch Zweige der Philosophie, wie Psychologie
und Pädagogik, sich in einer Weise entwickelt haben, daß der Unterricht unter
dem jetzigen System leidet und damit der Staat. Unsere Wissenschaft muß an
die S'übenden mehr herangebracht werden; dazu bedarf es zahlreicherer Praktika
und Seminarien, auch einer Zerlegung mancher Vorlesung, die für zu vielerlei,
ganz verschiedene Anforderungen zurecht gemacht ist, für den einzelnen aber oft
unzweckmäßig ist, erscheint geboten. Das sind auch von den Studenten einmütig
erhobene Forderungen, wenn sie auch von dieser Seite hier und da mehr oder
weniger über das Ziel hinausschießen. Dazu werden aber neue Stellen gebraucht,
auch in einer Zeit, in der der Zulauf zu den. Universitäten wieder geringer sein
wird. Die Nichtordinarien stellen aber diese Forderung, weil sie diese am
nächsten angeht und weil sie unter dem jetzigen Lehrbetrieb, in dem sie oft
durchaus ohne entsprechenden Gegenwert arbeiten, besonders leiden.
ni) Die Abstellung von mancherlei Schäden unserer Lehrbetriebe, vor allem
innerhalb der großen Institute, die sich im Laufe der Zeit herangebildet haben,
wäre zum Wohle des Ganzen dringend geboten. Einzelheiten in dieser Richtung
gehören vor ein engeres Forum. Es ist aber Aufgabe von Ordinarien und
Nichtordinarien nach Abhilfe zu suchen. Viele von diesen Dingen werden Nicht¬
ordinarien zudem fühlbarer, als Ordinarien und auch der beste Ordinarius ver¬
gißt manchmal, nicht immer, diese Schäden, die ihn früher selbst drückten. So
wird es verständlich, daß auch hier die Nichtordinarien die Initiative ergreifen.
3. Die Vereinigung bietet den einzigen Platz, an dem die Nichtordinarien
sich über die sie selbst und die Gesamtuniversität angehenden Fragen aussprechen
und ihre Meinung bilden können. Gerade der Hoffende steht oft allen Fragen,
die sich auf die Gesamtorganisation der Universität beziehen, ungeheuer fern. Es
ist kaum zu bezweifeln, und die hier gemachten Erfahrungen bestätigen das nach
Aussage aller Beteiligten weil gehend, daß die Klärung über all diese Fr ager
gerade im letzten Jahre während der relativ häufigeren Zusammenkünfte vielfach
eine weitgehende gewesen ist. Es ist weiterhin sicher, dan vielerorts, wenn diese
Klärung schon früher eingesetzt hätte, auch von den Nichtordinarienvereinigungen
sachlichere, und viel weniger extreme, oft geradezu undurchführbare Vorschläge
gemacht worden wären.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |