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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Pressestimmen

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[Beginn Spaltensatz]
5. polnische Presse

"Wiarus Polski" (Bochum) Ur, 111 vom
16. Mai.

Ein polnisch-litauisches Bündnis? Die

Litauer haben in Paris den Vertretern Polens
die Unterzeichnung eines Bündnisses gegen
die Bolschowisten vorgeschlagen, wenn Polen
die litauische Republik anerkenne, welche
Kowno, Grodno, Wilna, einen Teil von
Suwnlki und Umgegend umfaßt.

"Postep" (Posen) Ur. 111 vom Is. Mai.
Sämtliche Bahnhofsrrstaurants in dem

von den Polen besetzten Gebiete sowie in
Neutomischel, Gnesen, Hohensalza, Wronke,
Mogilno, Schubin werden laut Mitteilung
der Zeitung vom 1. August neu verpachtet
und zwar in Polnische Hände.

Die Bekanntmachung fordert die Reflek¬
tanten auf, Offerten an die Administrations-
verwnltung in Posen, Kurfürstonring 4, zu
schicken.

"Wicttopolannl" (Posen) Ur. 106 vom
18. Mai.

Die feierliche Eröffnung der Posener
Universität hat heute am Mittwoch stattge¬
funden. Die Feier begann um Uhr
vormittags mit einer feierlichen Andacht im
Dom, die von dem Erzbischof zelebriert
wurde. Während der heiligen Messe hat der
Prälat Lukowski eine Predigt gehalten. Nach
dein Gottesdienst hat ein imposanter Umzug
aus dem Dome nach dem "Collegium Majus"
(dem früheren Schlosse) stattgefunden, wo
nach der Einweihung des Gebäudes durch
den Erzbischof die Eröffnungsfeier vor sich
ging. Infolge dieser Feierlichkeit ist in
unserer Stadt geflaggt worden.

"Dzitnnik Kujawski" (Hohensalza) Ur. 103
vom 7. Mai.

Der Beschluß des Landtages in Sache"
Danzigs. Der Landtag hat gestern ein¬
stimmig folgenden Antrag des Herrn Kor-
fanty angenommen:

[Spaltenumbruch]

"Der Landtag stellt fest, dasz als un¬
widerrufliche Bedingung der Unabhängigkeit
und des Fortschritts Polens nicht nur der
Besitz Danzigs, sondern auch des ganzen
Gebietes angesehen wird, durch welches die
Warschau-Danziger Bahn geht, und zwar
auf der gradesten Linie Warschau--Mlawa--
Danzig. Die Rückgabe dieses Landes um
Polen verlangt nicht nur die historische Ge¬
rechtigkeit, sondern auch die Feststellung eines
dauernden Friedens, welcher auf der Völker¬
liga begründet ist."

Man hat beschlossen, diesen Entschluß
telegraphisch nach Paris zu schicken.

"Dzicnnik Poznanski"j (Posen) Ur. IV8
vom 11. Mai.

Um die Politik der Logik "ud der Tat.
Unter diesem Titel bringt die Zeitung einen
Artikel des Redakteurs des "Kurjer Cresto-
chonski" in welchem dieser u. a. sagt:

Polen ist endlich das Los beschieden
worden, zu einem ganzen wieder zusammen¬
gekittet zu werden. Der Feind hält sich noch
konvulsivisch in unseren Grenzmarken . .. Die
Kraft der Logik und der historischen Konse¬
quenzen muß jedoch das angefangene zu
Ende führen, dem auferwecklen Volke ist es
nicht leicht ein Schweigen aufzuerlegen. Der
Instinkt der Selbstverteidigung wird ihm
nötigenfalls erlauben/ sich zu Heldentaten
zum Schutz des Lebens aufzuraffen. . .

Obgleich die Sache sich von außen so dar¬
stellt, so macht uns doch der Gedanke traurig,
daß die Ausladung der inneren Energie
unseres Lebens sich nicht an die Linie der
Logik und der entscheidenden Tat hält. Ob¬
gleich wir äußerlich viel starken Willen und
Energie zeigen, so sind wir doch innerlich
schwach und befinden uns in einem gewissen
Chaos, welches uns nicht erlaubt, eine starke
Hand zu bilden, eiserne Konsequenzen und
entschlossene Willenskraft auszudrücken.

Ich denke dabei an die heutige sittliche
Auflösung auf dem Gebiete des allgemeinen
Gedankens, sow^e in dem gegenseitigen Ver-
Hältnisse der Leute unter sich, serner an die

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Pressestimmen

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[Beginn Spaltensatz]
5. polnische Presse

„Wiarus Polski" (Bochum) Ur, 111 vom
16. Mai.

Ein polnisch-litauisches Bündnis? Die

Litauer haben in Paris den Vertretern Polens
die Unterzeichnung eines Bündnisses gegen
die Bolschowisten vorgeschlagen, wenn Polen
die litauische Republik anerkenne, welche
Kowno, Grodno, Wilna, einen Teil von
Suwnlki und Umgegend umfaßt.

„Postep" (Posen) Ur. 111 vom Is. Mai.
Sämtliche Bahnhofsrrstaurants in dem

von den Polen besetzten Gebiete sowie in
Neutomischel, Gnesen, Hohensalza, Wronke,
Mogilno, Schubin werden laut Mitteilung
der Zeitung vom 1. August neu verpachtet
und zwar in Polnische Hände.

Die Bekanntmachung fordert die Reflek¬
tanten auf, Offerten an die Administrations-
verwnltung in Posen, Kurfürstonring 4, zu
schicken.

„Wicttopolannl" (Posen) Ur. 106 vom
18. Mai.

Die feierliche Eröffnung der Posener
Universität hat heute am Mittwoch stattge¬
funden. Die Feier begann um Uhr
vormittags mit einer feierlichen Andacht im
Dom, die von dem Erzbischof zelebriert
wurde. Während der heiligen Messe hat der
Prälat Lukowski eine Predigt gehalten. Nach
dein Gottesdienst hat ein imposanter Umzug
aus dem Dome nach dem „Collegium Majus"
(dem früheren Schlosse) stattgefunden, wo
nach der Einweihung des Gebäudes durch
den Erzbischof die Eröffnungsfeier vor sich
ging. Infolge dieser Feierlichkeit ist in
unserer Stadt geflaggt worden.

„Dzitnnik Kujawski" (Hohensalza) Ur. 103
vom 7. Mai.

Der Beschluß des Landtages in Sache»
Danzigs. Der Landtag hat gestern ein¬
stimmig folgenden Antrag des Herrn Kor-
fanty angenommen:

[Spaltenumbruch]

„Der Landtag stellt fest, dasz als un¬
widerrufliche Bedingung der Unabhängigkeit
und des Fortschritts Polens nicht nur der
Besitz Danzigs, sondern auch des ganzen
Gebietes angesehen wird, durch welches die
Warschau-Danziger Bahn geht, und zwar
auf der gradesten Linie Warschau—Mlawa—
Danzig. Die Rückgabe dieses Landes um
Polen verlangt nicht nur die historische Ge¬
rechtigkeit, sondern auch die Feststellung eines
dauernden Friedens, welcher auf der Völker¬
liga begründet ist."

Man hat beschlossen, diesen Entschluß
telegraphisch nach Paris zu schicken.

„Dzicnnik Poznanski"j (Posen) Ur. IV8
vom 11. Mai.

Um die Politik der Logik «ud der Tat.
Unter diesem Titel bringt die Zeitung einen
Artikel des Redakteurs des „Kurjer Cresto-
chonski" in welchem dieser u. a. sagt:

Polen ist endlich das Los beschieden
worden, zu einem ganzen wieder zusammen¬
gekittet zu werden. Der Feind hält sich noch
konvulsivisch in unseren Grenzmarken . .. Die
Kraft der Logik und der historischen Konse¬
quenzen muß jedoch das angefangene zu
Ende führen, dem auferwecklen Volke ist es
nicht leicht ein Schweigen aufzuerlegen. Der
Instinkt der Selbstverteidigung wird ihm
nötigenfalls erlauben/ sich zu Heldentaten
zum Schutz des Lebens aufzuraffen. . .

Obgleich die Sache sich von außen so dar¬
stellt, so macht uns doch der Gedanke traurig,
daß die Ausladung der inneren Energie
unseres Lebens sich nicht an die Linie der
Logik und der entscheidenden Tat hält. Ob¬
gleich wir äußerlich viel starken Willen und
Energie zeigen, so sind wir doch innerlich
schwach und befinden uns in einem gewissen
Chaos, welches uns nicht erlaubt, eine starke
Hand zu bilden, eiserne Konsequenzen und
entschlossene Willenskraft auszudrücken.

Ich denke dabei an die heutige sittliche
Auflösung auf dem Gebiete des allgemeinen
Gedankens, sow^e in dem gegenseitigen Ver-
Hältnisse der Leute unter sich, serner an die

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[0523] Pressestimmen Pressestimmen 5. polnische Presse „Wiarus Polski" (Bochum) Ur, 111 vom 16. Mai. Ein polnisch-litauisches Bündnis? Die Litauer haben in Paris den Vertretern Polens die Unterzeichnung eines Bündnisses gegen die Bolschowisten vorgeschlagen, wenn Polen die litauische Republik anerkenne, welche Kowno, Grodno, Wilna, einen Teil von Suwnlki und Umgegend umfaßt. „Postep" (Posen) Ur. 111 vom Is. Mai. Sämtliche Bahnhofsrrstaurants in dem von den Polen besetzten Gebiete sowie in Neutomischel, Gnesen, Hohensalza, Wronke, Mogilno, Schubin werden laut Mitteilung der Zeitung vom 1. August neu verpachtet und zwar in Polnische Hände. Die Bekanntmachung fordert die Reflek¬ tanten auf, Offerten an die Administrations- verwnltung in Posen, Kurfürstonring 4, zu schicken. „Wicttopolannl" (Posen) Ur. 106 vom 18. Mai. Die feierliche Eröffnung der Posener Universität hat heute am Mittwoch stattge¬ funden. Die Feier begann um Uhr vormittags mit einer feierlichen Andacht im Dom, die von dem Erzbischof zelebriert wurde. Während der heiligen Messe hat der Prälat Lukowski eine Predigt gehalten. Nach dein Gottesdienst hat ein imposanter Umzug aus dem Dome nach dem „Collegium Majus" (dem früheren Schlosse) stattgefunden, wo nach der Einweihung des Gebäudes durch den Erzbischof die Eröffnungsfeier vor sich ging. Infolge dieser Feierlichkeit ist in unserer Stadt geflaggt worden. „Dzitnnik Kujawski" (Hohensalza) Ur. 103 vom 7. Mai. Der Beschluß des Landtages in Sache» Danzigs. Der Landtag hat gestern ein¬ stimmig folgenden Antrag des Herrn Kor- fanty angenommen: „Der Landtag stellt fest, dasz als un¬ widerrufliche Bedingung der Unabhängigkeit und des Fortschritts Polens nicht nur der Besitz Danzigs, sondern auch des ganzen Gebietes angesehen wird, durch welches die Warschau-Danziger Bahn geht, und zwar auf der gradesten Linie Warschau—Mlawa— Danzig. Die Rückgabe dieses Landes um Polen verlangt nicht nur die historische Ge¬ rechtigkeit, sondern auch die Feststellung eines dauernden Friedens, welcher auf der Völker¬ liga begründet ist." Man hat beschlossen, diesen Entschluß telegraphisch nach Paris zu schicken. „Dzicnnik Poznanski"j (Posen) Ur. IV8 vom 11. Mai. Um die Politik der Logik «ud der Tat. Unter diesem Titel bringt die Zeitung einen Artikel des Redakteurs des „Kurjer Cresto- chonski" in welchem dieser u. a. sagt: Polen ist endlich das Los beschieden worden, zu einem ganzen wieder zusammen¬ gekittet zu werden. Der Feind hält sich noch konvulsivisch in unseren Grenzmarken . .. Die Kraft der Logik und der historischen Konse¬ quenzen muß jedoch das angefangene zu Ende führen, dem auferwecklen Volke ist es nicht leicht ein Schweigen aufzuerlegen. Der Instinkt der Selbstverteidigung wird ihm nötigenfalls erlauben/ sich zu Heldentaten zum Schutz des Lebens aufzuraffen. . . Obgleich die Sache sich von außen so dar¬ stellt, so macht uns doch der Gedanke traurig, daß die Ausladung der inneren Energie unseres Lebens sich nicht an die Linie der Logik und der entscheidenden Tat hält. Ob¬ gleich wir äußerlich viel starken Willen und Energie zeigen, so sind wir doch innerlich schwach und befinden uns in einem gewissen Chaos, welches uns nicht erlaubt, eine starke Hand zu bilden, eiserne Konsequenzen und entschlossene Willenskraft auszudrücken. Ich denke dabei an die heutige sittliche Auflösung auf dem Gebiete des allgemeinen Gedankens, sow^e in dem gegenseitigen Ver- Hältnisse der Leute unter sich, serner an die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/523>, abgerufen am 18.12.2024.