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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Kleine Nachrichten

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Sammlung eine weitere abgehalten, die eben¬
falls überfüllt war. Gleichzeitig tagte eine
Parallelversammlung. Nachstehende Kund¬
gebung, einstimmig beschlossen, wurde an
die Reichsregierung gedrahtet:

Die in drei Versammlungen zu Tausen¬
den vereinte Bevölkerung des von deutschem
Fleiße erbauten und durch deutsche Arbeit
wiedererstandenen Bromberg erhebt vor
dem Gewissen der Welt nachdrücklichst Ein¬
spruch dagegen, daß der von Versailles an¬
gekündigte Erdrosselungsfriede unsere Stadt
und den Netzedistrikt unter Mißachtung des
Selbstbestimmungsrechtes und des Natio¬
nalitätengrundsatzes dem polnischen Staat
ausliefern will. Dieser Gewaltschritt ist um
so unmöglicher, als Stadt und Land kern¬
deutsch fühlen und nicht wieder, wie ehe¬
dem, wirtschaftlicher und kultureller Ver¬
elendung unter der Polenherrschaft ausge¬
liefert werden wollen. Unser Selbstbestim¬
mungsrecht, unsere Vernunft weisen uns nach
Deutschland. Wir Bromberger erwarten von
der Regierung bestimmt, daß sie im Friedens-
vertrag unser unveräußerliches, heiliges Recht
auf die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich
nicht Preisgibt. Einen Friedensvorschlag,
der diesen Rechtsgrundsatz nicht enthält, lehne
die Negierung ab. Wir stehen treu zu ihr,
gewärtig ihres Rufes, aber auch gewillt,
alle Folgerungen aus einer Ablehnung der
unmöglichen, entehrenden, rechtlosen Friedens¬
bedingungen auf uns zu nehmen. Bromberg
und der Netzedistrikt sind deutsch und wollen
deutsch bleiben.

Ausschutz für den Rechtsfrieden.
(Dtsche. Allg. Ztg., 10. Mai, Ur. 242.)

Polnisch als Amtssprache in Posen.

Die Polnischen Führer in Posen sowie
die Polnische Presse haben bekanntlich wieder¬
holt und in feierlicher Form erklärt, daß sie
die deutsche Bevölkerung in jeder Weise loyal
behandeln würden, daß insbesondere die
Amtssprache Polnisch und deutsch sein würde.
Nichts von diesen Versprechungen ist gehalten
worden. Die Amtssprache ist polnisch ge¬
worden. Antworten der Polnischen Behörden,
öffentliche Bekanntmachungen und dergleichen
erfolgen ausschließlich in Polnischer Sprache.
Alle Behörden haben auf Anordnung des

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polnischen obersten Volksrates ausschließlich
Polnische Schilder, und zwar ist rote Schrift
auf weißem Grunde vorgeschrieben. Was
würden Wohl die Polen und ihre deutschen
Freunde im Reichs- und Landtage gesagt
haben, wenn die deutschen Behörden die An¬
bringung von Schildern nur in den deutschen
Landesfarben angeordnet hätten? Den
Deutschen der Stadt Posen ist vor den
Stadtverordnetenwahlen ausdrücklich die volle
Wahrung ihrer Rechte hinsichtlich der deutschen
Sprache zugesichert und den deutschen Stadt¬
verordneten versprochen worden, daß ihnen
kein Nachteil bei Ausübung ihrer Tätigkeit
durch Unkenntnis der Polnischen Sprache er¬
wachsen würde. Was aber geschah? Die
Verhandlungssprache in der Stadtverordneten¬
versammlung ist trotz des deutschen Protestes
ausschließlich polnisch, so daß die deutschen
Stadtverordneten nicht einmal wissen, über
welche Dinge verhandelt wird.

"Voss. Ztg." Ur. 230 vom 7. Mai

Kriegsmaterial für Polen über D"nzig.

Den Alliierten in Spaa ist am 8. Mai
folgende Note übermittelt worden:

"Nach amtlichen Meldungen will die
amerikanische LebenSmittelkommisfion für
Polen in Danzig außer Lebensmitteln auch
Sanitätsmaterial, Automobile, Gummi-
bereisungen, Nähmaschinen, Bekleidungsstoffe,
Werkzeuge und anderes für die polnische
Armee bestimmtes Kriegsmaterial in erheb¬
lichem Umfange über Danzig nach Polen
transportieren. Ohne deutsche Genehmigung
sind einige Transporte nach Polen bereits
abgegangen. Dieses Verhalten widerspricht
sämtlichen getroffenen Vereinbarungen. Die
deutsche Regierung erhebt hiergegen nach¬
drücklich Protest. DaS Deutsche Reich hat
sich verpflichtet, die Beförderung von Lebens¬
mitteln über Danzig nach Polen zuzulassen;
es hält diese Verpflichtung gewissenhaft ein.
Die Beförderung von Kriegsmaterial über
Danzig ist jedoch nach den bestehenden Ver¬
einbarungen unzulässig. Duz Beförderung
der Armee Haller mit ihrem Zubehör voll¬
zieht sich auf dem Landwege durch deutsches
Gebiet. Im Spaaer Abkommen ist für den
Nachschub der Armee Haller ausdrücklich
Stettin als AuSschisfungshafen bestimm^

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Kleine Nachrichten

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Sammlung eine weitere abgehalten, die eben¬
falls überfüllt war. Gleichzeitig tagte eine
Parallelversammlung. Nachstehende Kund¬
gebung, einstimmig beschlossen, wurde an
die Reichsregierung gedrahtet:

Die in drei Versammlungen zu Tausen¬
den vereinte Bevölkerung des von deutschem
Fleiße erbauten und durch deutsche Arbeit
wiedererstandenen Bromberg erhebt vor
dem Gewissen der Welt nachdrücklichst Ein¬
spruch dagegen, daß der von Versailles an¬
gekündigte Erdrosselungsfriede unsere Stadt
und den Netzedistrikt unter Mißachtung des
Selbstbestimmungsrechtes und des Natio¬
nalitätengrundsatzes dem polnischen Staat
ausliefern will. Dieser Gewaltschritt ist um
so unmöglicher, als Stadt und Land kern¬
deutsch fühlen und nicht wieder, wie ehe¬
dem, wirtschaftlicher und kultureller Ver¬
elendung unter der Polenherrschaft ausge¬
liefert werden wollen. Unser Selbstbestim¬
mungsrecht, unsere Vernunft weisen uns nach
Deutschland. Wir Bromberger erwarten von
der Regierung bestimmt, daß sie im Friedens-
vertrag unser unveräußerliches, heiliges Recht
auf die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich
nicht Preisgibt. Einen Friedensvorschlag,
der diesen Rechtsgrundsatz nicht enthält, lehne
die Negierung ab. Wir stehen treu zu ihr,
gewärtig ihres Rufes, aber auch gewillt,
alle Folgerungen aus einer Ablehnung der
unmöglichen, entehrenden, rechtlosen Friedens¬
bedingungen auf uns zu nehmen. Bromberg
und der Netzedistrikt sind deutsch und wollen
deutsch bleiben.

Ausschutz für den Rechtsfrieden.
(Dtsche. Allg. Ztg., 10. Mai, Ur. 242.)

Polnisch als Amtssprache in Posen.

Die Polnischen Führer in Posen sowie
die Polnische Presse haben bekanntlich wieder¬
holt und in feierlicher Form erklärt, daß sie
die deutsche Bevölkerung in jeder Weise loyal
behandeln würden, daß insbesondere die
Amtssprache Polnisch und deutsch sein würde.
Nichts von diesen Versprechungen ist gehalten
worden. Die Amtssprache ist polnisch ge¬
worden. Antworten der Polnischen Behörden,
öffentliche Bekanntmachungen und dergleichen
erfolgen ausschließlich in Polnischer Sprache.
Alle Behörden haben auf Anordnung des

[Spaltenumbruch]

polnischen obersten Volksrates ausschließlich
Polnische Schilder, und zwar ist rote Schrift
auf weißem Grunde vorgeschrieben. Was
würden Wohl die Polen und ihre deutschen
Freunde im Reichs- und Landtage gesagt
haben, wenn die deutschen Behörden die An¬
bringung von Schildern nur in den deutschen
Landesfarben angeordnet hätten? Den
Deutschen der Stadt Posen ist vor den
Stadtverordnetenwahlen ausdrücklich die volle
Wahrung ihrer Rechte hinsichtlich der deutschen
Sprache zugesichert und den deutschen Stadt¬
verordneten versprochen worden, daß ihnen
kein Nachteil bei Ausübung ihrer Tätigkeit
durch Unkenntnis der Polnischen Sprache er¬
wachsen würde. Was aber geschah? Die
Verhandlungssprache in der Stadtverordneten¬
versammlung ist trotz des deutschen Protestes
ausschließlich polnisch, so daß die deutschen
Stadtverordneten nicht einmal wissen, über
welche Dinge verhandelt wird.

„Voss. Ztg." Ur. 230 vom 7. Mai

Kriegsmaterial für Polen über D«nzig.

Den Alliierten in Spaa ist am 8. Mai
folgende Note übermittelt worden:

„Nach amtlichen Meldungen will die
amerikanische LebenSmittelkommisfion für
Polen in Danzig außer Lebensmitteln auch
Sanitätsmaterial, Automobile, Gummi-
bereisungen, Nähmaschinen, Bekleidungsstoffe,
Werkzeuge und anderes für die polnische
Armee bestimmtes Kriegsmaterial in erheb¬
lichem Umfange über Danzig nach Polen
transportieren. Ohne deutsche Genehmigung
sind einige Transporte nach Polen bereits
abgegangen. Dieses Verhalten widerspricht
sämtlichen getroffenen Vereinbarungen. Die
deutsche Regierung erhebt hiergegen nach¬
drücklich Protest. DaS Deutsche Reich hat
sich verpflichtet, die Beförderung von Lebens¬
mitteln über Danzig nach Polen zuzulassen;
es hält diese Verpflichtung gewissenhaft ein.
Die Beförderung von Kriegsmaterial über
Danzig ist jedoch nach den bestehenden Ver¬
einbarungen unzulässig. Duz Beförderung
der Armee Haller mit ihrem Zubehör voll¬
zieht sich auf dem Landwege durch deutsches
Gebiet. Im Spaaer Abkommen ist für den
Nachschub der Armee Haller ausdrücklich
Stettin als AuSschisfungshafen bestimm^

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[0511] Kleine Nachrichten Sammlung eine weitere abgehalten, die eben¬ falls überfüllt war. Gleichzeitig tagte eine Parallelversammlung. Nachstehende Kund¬ gebung, einstimmig beschlossen, wurde an die Reichsregierung gedrahtet: Die in drei Versammlungen zu Tausen¬ den vereinte Bevölkerung des von deutschem Fleiße erbauten und durch deutsche Arbeit wiedererstandenen Bromberg erhebt vor dem Gewissen der Welt nachdrücklichst Ein¬ spruch dagegen, daß der von Versailles an¬ gekündigte Erdrosselungsfriede unsere Stadt und den Netzedistrikt unter Mißachtung des Selbstbestimmungsrechtes und des Natio¬ nalitätengrundsatzes dem polnischen Staat ausliefern will. Dieser Gewaltschritt ist um so unmöglicher, als Stadt und Land kern¬ deutsch fühlen und nicht wieder, wie ehe¬ dem, wirtschaftlicher und kultureller Ver¬ elendung unter der Polenherrschaft ausge¬ liefert werden wollen. Unser Selbstbestim¬ mungsrecht, unsere Vernunft weisen uns nach Deutschland. Wir Bromberger erwarten von der Regierung bestimmt, daß sie im Friedens- vertrag unser unveräußerliches, heiliges Recht auf die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich nicht Preisgibt. Einen Friedensvorschlag, der diesen Rechtsgrundsatz nicht enthält, lehne die Negierung ab. Wir stehen treu zu ihr, gewärtig ihres Rufes, aber auch gewillt, alle Folgerungen aus einer Ablehnung der unmöglichen, entehrenden, rechtlosen Friedens¬ bedingungen auf uns zu nehmen. Bromberg und der Netzedistrikt sind deutsch und wollen deutsch bleiben. Ausschutz für den Rechtsfrieden. (Dtsche. Allg. Ztg., 10. Mai, Ur. 242.) Polnisch als Amtssprache in Posen. Die Polnischen Führer in Posen sowie die Polnische Presse haben bekanntlich wieder¬ holt und in feierlicher Form erklärt, daß sie die deutsche Bevölkerung in jeder Weise loyal behandeln würden, daß insbesondere die Amtssprache Polnisch und deutsch sein würde. Nichts von diesen Versprechungen ist gehalten worden. Die Amtssprache ist polnisch ge¬ worden. Antworten der Polnischen Behörden, öffentliche Bekanntmachungen und dergleichen erfolgen ausschließlich in Polnischer Sprache. Alle Behörden haben auf Anordnung des polnischen obersten Volksrates ausschließlich Polnische Schilder, und zwar ist rote Schrift auf weißem Grunde vorgeschrieben. Was würden Wohl die Polen und ihre deutschen Freunde im Reichs- und Landtage gesagt haben, wenn die deutschen Behörden die An¬ bringung von Schildern nur in den deutschen Landesfarben angeordnet hätten? Den Deutschen der Stadt Posen ist vor den Stadtverordnetenwahlen ausdrücklich die volle Wahrung ihrer Rechte hinsichtlich der deutschen Sprache zugesichert und den deutschen Stadt¬ verordneten versprochen worden, daß ihnen kein Nachteil bei Ausübung ihrer Tätigkeit durch Unkenntnis der Polnischen Sprache er¬ wachsen würde. Was aber geschah? Die Verhandlungssprache in der Stadtverordneten¬ versammlung ist trotz des deutschen Protestes ausschließlich polnisch, so daß die deutschen Stadtverordneten nicht einmal wissen, über welche Dinge verhandelt wird. „Voss. Ztg." Ur. 230 vom 7. Mai Kriegsmaterial für Polen über D«nzig. Den Alliierten in Spaa ist am 8. Mai folgende Note übermittelt worden: „Nach amtlichen Meldungen will die amerikanische LebenSmittelkommisfion für Polen in Danzig außer Lebensmitteln auch Sanitätsmaterial, Automobile, Gummi- bereisungen, Nähmaschinen, Bekleidungsstoffe, Werkzeuge und anderes für die polnische Armee bestimmtes Kriegsmaterial in erheb¬ lichem Umfange über Danzig nach Polen transportieren. Ohne deutsche Genehmigung sind einige Transporte nach Polen bereits abgegangen. Dieses Verhalten widerspricht sämtlichen getroffenen Vereinbarungen. Die deutsche Regierung erhebt hiergegen nach¬ drücklich Protest. DaS Deutsche Reich hat sich verpflichtet, die Beförderung von Lebens¬ mitteln über Danzig nach Polen zuzulassen; es hält diese Verpflichtung gewissenhaft ein. Die Beförderung von Kriegsmaterial über Danzig ist jedoch nach den bestehenden Ver¬ einbarungen unzulässig. Duz Beförderung der Armee Haller mit ihrem Zubehör voll¬ zieht sich auf dem Landwege durch deutsches Gebiet. Im Spaaer Abkommen ist für den Nachschub der Armee Haller ausdrücklich Stettin als AuSschisfungshafen bestimm^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/511>, abgerufen am 01.09.2024.