Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.Kleine Nachrichten [Beginn Spaltensatz] Sammlung eine weitere abgehalten, die eben¬ Die in drei Versammlungen zu Tausen¬ (Dtsche. Allg. Ztg., 10. Mai, Ur. 242.) Polnisch als Amtssprache in Posen. Die Polnischen Führer in Posen sowie polnischen obersten Volksrates ausschließlich Kriegsmaterial für Polen über D"nzig. Den Alliierten in Spaa ist am 8. Mai "Nach amtlichen Meldungen will die Kleine Nachrichten [Beginn Spaltensatz] Sammlung eine weitere abgehalten, die eben¬ Die in drei Versammlungen zu Tausen¬ (Dtsche. Allg. Ztg., 10. Mai, Ur. 242.) Polnisch als Amtssprache in Posen. Die Polnischen Führer in Posen sowie polnischen obersten Volksrates ausschließlich Kriegsmaterial für Polen über D«nzig. Den Alliierten in Spaa ist am 8. Mai „Nach amtlichen Meldungen will die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0511" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335923"/> <fw type="header" place="top"> Kleine Nachrichten</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_2858" prev="#ID_2857"> Sammlung eine weitere abgehalten, die eben¬<lb/> falls überfüllt war. Gleichzeitig tagte eine<lb/> Parallelversammlung. Nachstehende Kund¬<lb/> gebung, einstimmig beschlossen, wurde an<lb/> die Reichsregierung gedrahtet:</p> <p xml:id="ID_2859"> Die in drei Versammlungen zu Tausen¬<lb/> den vereinte Bevölkerung des von deutschem<lb/> Fleiße erbauten und durch deutsche Arbeit<lb/> wiedererstandenen Bromberg erhebt vor<lb/> dem Gewissen der Welt nachdrücklichst Ein¬<lb/> spruch dagegen, daß der von Versailles an¬<lb/> gekündigte Erdrosselungsfriede unsere Stadt<lb/> und den Netzedistrikt unter Mißachtung des<lb/> Selbstbestimmungsrechtes und des Natio¬<lb/> nalitätengrundsatzes dem polnischen Staat<lb/> ausliefern will. Dieser Gewaltschritt ist um<lb/> so unmöglicher, als Stadt und Land kern¬<lb/> deutsch fühlen und nicht wieder, wie ehe¬<lb/> dem, wirtschaftlicher und kultureller Ver¬<lb/> elendung unter der Polenherrschaft ausge¬<lb/> liefert werden wollen. Unser Selbstbestim¬<lb/> mungsrecht, unsere Vernunft weisen uns nach<lb/> Deutschland. Wir Bromberger erwarten von<lb/> der Regierung bestimmt, daß sie im Friedens-<lb/> vertrag unser unveräußerliches, heiliges Recht<lb/> auf die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich<lb/> nicht Preisgibt. Einen Friedensvorschlag,<lb/> der diesen Rechtsgrundsatz nicht enthält, lehne<lb/> die Negierung ab. Wir stehen treu zu ihr,<lb/> gewärtig ihres Rufes, aber auch gewillt,<lb/> alle Folgerungen aus einer Ablehnung der<lb/> unmöglichen, entehrenden, rechtlosen Friedens¬<lb/> bedingungen auf uns zu nehmen. Bromberg<lb/> und der Netzedistrikt sind deutsch und wollen<lb/> deutsch bleiben.</p> <note type="bibl"> Ausschutz für den Rechtsfrieden.<lb/> (Dtsche. Allg. Ztg., 10. Mai, Ur. 242.)</note> <p xml:id="ID_2860"> Polnisch als Amtssprache in Posen.</p> <p xml:id="ID_2861" next="#ID_2862"> Die Polnischen Führer in Posen sowie<lb/> die Polnische Presse haben bekanntlich wieder¬<lb/> holt und in feierlicher Form erklärt, daß sie<lb/> die deutsche Bevölkerung in jeder Weise loyal<lb/> behandeln würden, daß insbesondere die<lb/> Amtssprache Polnisch und deutsch sein würde.<lb/> Nichts von diesen Versprechungen ist gehalten<lb/> worden. Die Amtssprache ist polnisch ge¬<lb/> worden. Antworten der Polnischen Behörden,<lb/> öffentliche Bekanntmachungen und dergleichen<lb/> erfolgen ausschließlich in Polnischer Sprache.<lb/> Alle Behörden haben auf Anordnung des</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_2862" prev="#ID_2861"> polnischen obersten Volksrates ausschließlich<lb/> Polnische Schilder, und zwar ist rote Schrift<lb/> auf weißem Grunde vorgeschrieben. Was<lb/> würden Wohl die Polen und ihre deutschen<lb/> Freunde im Reichs- und Landtage gesagt<lb/> haben, wenn die deutschen Behörden die An¬<lb/> bringung von Schildern nur in den deutschen<lb/> Landesfarben angeordnet hätten? Den<lb/> Deutschen der Stadt Posen ist vor den<lb/> Stadtverordnetenwahlen ausdrücklich die volle<lb/> Wahrung ihrer Rechte hinsichtlich der deutschen<lb/> Sprache zugesichert und den deutschen Stadt¬<lb/> verordneten versprochen worden, daß ihnen<lb/> kein Nachteil bei Ausübung ihrer Tätigkeit<lb/> durch Unkenntnis der Polnischen Sprache er¬<lb/> wachsen würde. Was aber geschah? Die<lb/> Verhandlungssprache in der Stadtverordneten¬<lb/> versammlung ist trotz des deutschen Protestes<lb/> ausschließlich polnisch, so daß die deutschen<lb/> Stadtverordneten nicht einmal wissen, über<lb/> welche Dinge verhandelt wird.</p> <note type="bibl"> „Voss. Ztg." Ur. 230 vom 7. Mai</note> <p xml:id="ID_2863"> Kriegsmaterial für Polen über D«nzig.</p> <p xml:id="ID_2864"> Den Alliierten in Spaa ist am 8. Mai<lb/> folgende Note übermittelt worden:</p> <p xml:id="ID_2865" next="#ID_2866"> „Nach amtlichen Meldungen will die<lb/> amerikanische LebenSmittelkommisfion für<lb/> Polen in Danzig außer Lebensmitteln auch<lb/> Sanitätsmaterial, Automobile, Gummi-<lb/> bereisungen, Nähmaschinen, Bekleidungsstoffe,<lb/> Werkzeuge und anderes für die polnische<lb/> Armee bestimmtes Kriegsmaterial in erheb¬<lb/> lichem Umfange über Danzig nach Polen<lb/> transportieren. Ohne deutsche Genehmigung<lb/> sind einige Transporte nach Polen bereits<lb/> abgegangen. Dieses Verhalten widerspricht<lb/> sämtlichen getroffenen Vereinbarungen. Die<lb/> deutsche Regierung erhebt hiergegen nach¬<lb/> drücklich Protest. DaS Deutsche Reich hat<lb/> sich verpflichtet, die Beförderung von Lebens¬<lb/> mitteln über Danzig nach Polen zuzulassen;<lb/> es hält diese Verpflichtung gewissenhaft ein.<lb/> Die Beförderung von Kriegsmaterial über<lb/> Danzig ist jedoch nach den bestehenden Ver¬<lb/> einbarungen unzulässig. Duz Beförderung<lb/> der Armee Haller mit ihrem Zubehör voll¬<lb/> zieht sich auf dem Landwege durch deutsches<lb/> Gebiet. Im Spaaer Abkommen ist für den<lb/> Nachschub der Armee Haller ausdrücklich<lb/> Stettin als AuSschisfungshafen bestimm^</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0511]
Kleine Nachrichten
Sammlung eine weitere abgehalten, die eben¬
falls überfüllt war. Gleichzeitig tagte eine
Parallelversammlung. Nachstehende Kund¬
gebung, einstimmig beschlossen, wurde an
die Reichsregierung gedrahtet:
Die in drei Versammlungen zu Tausen¬
den vereinte Bevölkerung des von deutschem
Fleiße erbauten und durch deutsche Arbeit
wiedererstandenen Bromberg erhebt vor
dem Gewissen der Welt nachdrücklichst Ein¬
spruch dagegen, daß der von Versailles an¬
gekündigte Erdrosselungsfriede unsere Stadt
und den Netzedistrikt unter Mißachtung des
Selbstbestimmungsrechtes und des Natio¬
nalitätengrundsatzes dem polnischen Staat
ausliefern will. Dieser Gewaltschritt ist um
so unmöglicher, als Stadt und Land kern¬
deutsch fühlen und nicht wieder, wie ehe¬
dem, wirtschaftlicher und kultureller Ver¬
elendung unter der Polenherrschaft ausge¬
liefert werden wollen. Unser Selbstbestim¬
mungsrecht, unsere Vernunft weisen uns nach
Deutschland. Wir Bromberger erwarten von
der Regierung bestimmt, daß sie im Friedens-
vertrag unser unveräußerliches, heiliges Recht
auf die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich
nicht Preisgibt. Einen Friedensvorschlag,
der diesen Rechtsgrundsatz nicht enthält, lehne
die Negierung ab. Wir stehen treu zu ihr,
gewärtig ihres Rufes, aber auch gewillt,
alle Folgerungen aus einer Ablehnung der
unmöglichen, entehrenden, rechtlosen Friedens¬
bedingungen auf uns zu nehmen. Bromberg
und der Netzedistrikt sind deutsch und wollen
deutsch bleiben.
Ausschutz für den Rechtsfrieden.
(Dtsche. Allg. Ztg., 10. Mai, Ur. 242.) Polnisch als Amtssprache in Posen.
Die Polnischen Führer in Posen sowie
die Polnische Presse haben bekanntlich wieder¬
holt und in feierlicher Form erklärt, daß sie
die deutsche Bevölkerung in jeder Weise loyal
behandeln würden, daß insbesondere die
Amtssprache Polnisch und deutsch sein würde.
Nichts von diesen Versprechungen ist gehalten
worden. Die Amtssprache ist polnisch ge¬
worden. Antworten der Polnischen Behörden,
öffentliche Bekanntmachungen und dergleichen
erfolgen ausschließlich in Polnischer Sprache.
Alle Behörden haben auf Anordnung des
polnischen obersten Volksrates ausschließlich
Polnische Schilder, und zwar ist rote Schrift
auf weißem Grunde vorgeschrieben. Was
würden Wohl die Polen und ihre deutschen
Freunde im Reichs- und Landtage gesagt
haben, wenn die deutschen Behörden die An¬
bringung von Schildern nur in den deutschen
Landesfarben angeordnet hätten? Den
Deutschen der Stadt Posen ist vor den
Stadtverordnetenwahlen ausdrücklich die volle
Wahrung ihrer Rechte hinsichtlich der deutschen
Sprache zugesichert und den deutschen Stadt¬
verordneten versprochen worden, daß ihnen
kein Nachteil bei Ausübung ihrer Tätigkeit
durch Unkenntnis der Polnischen Sprache er¬
wachsen würde. Was aber geschah? Die
Verhandlungssprache in der Stadtverordneten¬
versammlung ist trotz des deutschen Protestes
ausschließlich polnisch, so daß die deutschen
Stadtverordneten nicht einmal wissen, über
welche Dinge verhandelt wird.
„Voss. Ztg." Ur. 230 vom 7. Mai Kriegsmaterial für Polen über D«nzig.
Den Alliierten in Spaa ist am 8. Mai
folgende Note übermittelt worden:
„Nach amtlichen Meldungen will die
amerikanische LebenSmittelkommisfion für
Polen in Danzig außer Lebensmitteln auch
Sanitätsmaterial, Automobile, Gummi-
bereisungen, Nähmaschinen, Bekleidungsstoffe,
Werkzeuge und anderes für die polnische
Armee bestimmtes Kriegsmaterial in erheb¬
lichem Umfange über Danzig nach Polen
transportieren. Ohne deutsche Genehmigung
sind einige Transporte nach Polen bereits
abgegangen. Dieses Verhalten widerspricht
sämtlichen getroffenen Vereinbarungen. Die
deutsche Regierung erhebt hiergegen nach¬
drücklich Protest. DaS Deutsche Reich hat
sich verpflichtet, die Beförderung von Lebens¬
mitteln über Danzig nach Polen zuzulassen;
es hält diese Verpflichtung gewissenhaft ein.
Die Beförderung von Kriegsmaterial über
Danzig ist jedoch nach den bestehenden Ver¬
einbarungen unzulässig. Duz Beförderung
der Armee Haller mit ihrem Zubehör voll¬
zieht sich auf dem Landwege durch deutsches
Gebiet. Im Spaaer Abkommen ist für den
Nachschub der Armee Haller ausdrücklich
Stettin als AuSschisfungshafen bestimm^
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |