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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

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Dagegen ist unser gewissenhaft zusammen¬
gestelltes Material über die nationalen Ver¬
hältnisse unserer Gegend, wie wir es in
einzelnen Denkschriften der Städte Birnbaum,
Berthchen undTirschtiegel veröffentlicht haben,
nicht beachtet worden.

Deshalb ist es notwendig, auf dieses
Material im folgenden kurz noch einmal
hinzuweisen.

Wenn diese Zusammenstellung nur auf
Westposen^ d. h. auf die Kreise Meseritz,
Schwerin, Birnbaum, Bomstund Neutomischel,
eingeht, so bedeutet das nicht eine Änderung
des prinzipiellen Standpunktes, daß nach
den Wilsonschen Grundsätzen die ganze
Provinz Posen -- vielleicht mit Ausnahme
einiger östlicher Grenzbezirke -- deutsch
bleiben müßte. In unseren Ausführungen
beschränken wir uns nur deshalb, um den
besonders auffälligen Widerspruch der Ver-
sailler Forderungen mit Wilsons Programm
an den Verhältnissen unserer engeren Heimat
nachzuweisen.

In den Erläuterungen seines Friedens¬
programms vom 12. Februar 1918 sagt
Wilson, daß alle klar umschriebenen natio¬
nalen Ansprüche die weitestgehende Berück¬
sichtigung finden sollen.

Nationale Ansprüche lassen sich nur durch
Bevölkerungsziffern, im Besitzstand und in
dem Grade der Kultur begründen.

Bei Beachtung dieser fundamentalen
Grundlagen kann über den deutschen Charakter
der in geschlossenen! Zusammenhange liegen¬
den deutschen Gebiete obiger Kreise und ihr un¬
bedingtes Zugehörigkeitsrecht zum Deutschen
Reich auch nicht der mindeste Zweifel bestehen.

I. Wir sind unzweifelhaft deutsch, das zeigen
die Bevölkerungsziffern.

Im Jahre 1910 hatten die Kreise an
Bewohnern:

insgesamt: deutsch: polnisch:
I.Schwerin 21 "20 Is 898 1 722
5. Meseritz 63 30S 41 099 12 207
8. Birnbaum 28 887 14 374 14 618
4. Bomst S3 120 31 167 31 943
6. Neutomischel 34 292 16 811 18 481
201226 122 349 78 871

das sind deutsch: 67,63 Prozent; polnisch:
"2,37 Prozent.

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Für die richtige Würdigung dieser Zahlen¬
verhältnisse sind folgende Tatsachen von
Wichtigkeit:

1. Der größte Teil der deutschen Bevölke¬
rung unserer Kreise bildet eine geschlossene
rein-deutsche Masse, in breitem festen Zu¬
sammenhang mit der deutschen gesamten Be¬
völkerung des Reiches überhaupt. Die Ost¬
grenze dieses geschlossenen deutschen Blocks
zieht sich im östlichen Teile des Kreises Birn¬
baum westlich Pinne über Neustadt b. P.
längs der Kleinbahn Neustadt b. P., Opale-
nitza bis an die Tore von Grätz, von dort
aus südlich bis an den Schnittpunkt der
Grenzen der Kreise Fraustadt und schmiege!.
Die in diesem Gebiet liegenden polnischen
Enklaven ändern an dem deutschen Charakter
unserer Kreise nichts. Hat doch sogar der
radikal polnische ..Kuryer Poznanski" Ende
Oktober 1918 diese Linie als die westliche
Grenze der polnischen Ansprüche bezeichnet.

2. Die Deutschen unserer Kreise sind über¬
wiegend Bauern, d. h. bodenständig, die
Polen zumeist Gutsarbeiter, d. h. meist
fluktuierend.

Im weitesten östlich liegenden Kreise Neu¬
tomischel sind z. B. im Polizeidistrikt Neu¬
tomischel vom bäuerlichen Besitz 9316 Hektar
Bauernland in deutscher Hand, dagegen nur
763 Hektar polnisch, also 92,6 Prozent deutsch.
Im ganzen Kreise des Distriktes Neustadt,
den wir jenseits der Linie gelassen haben,
welche das geschlossene deutsche Gebiet be¬
grenzt, sind 76,6 Prozent des Kleingrund¬
besitzes und 100 Prozent des Großgrund¬
besitzes in deutscher Hand. Daraus ergibt
sich, daß die polnische Landbevölkerung, die
hier etwa 30 Prozent beträgt, zum weitaus
überwiegenden Teile aus Gntsarbeitern be¬
steht. Daß die polnische Bevölkerung in den
Städten aber überhaupt keine Rolle spielt,
wird zum Beispiel bewiesen durch die Tat¬
sache, daß die neuen Stadtverordnetenwahlen
in dem von Polen besetzten Neutomischel
unter dem jetzigen Wahlrecht acht deutsche
und nur einen Polnischen Stadtverordneten
gebracht haben.

II. Wir sind unzweifelhaft deutsch, daS
beweisen die Besitzverhältnisse.

Der Grundbesitz der Kreise verteilt sich
wie folgt:

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Materialien zur ostdeutschen Frage

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Dagegen ist unser gewissenhaft zusammen¬
gestelltes Material über die nationalen Ver¬
hältnisse unserer Gegend, wie wir es in
einzelnen Denkschriften der Städte Birnbaum,
Berthchen undTirschtiegel veröffentlicht haben,
nicht beachtet worden.

Deshalb ist es notwendig, auf dieses
Material im folgenden kurz noch einmal
hinzuweisen.

Wenn diese Zusammenstellung nur auf
Westposen^ d. h. auf die Kreise Meseritz,
Schwerin, Birnbaum, Bomstund Neutomischel,
eingeht, so bedeutet das nicht eine Änderung
des prinzipiellen Standpunktes, daß nach
den Wilsonschen Grundsätzen die ganze
Provinz Posen — vielleicht mit Ausnahme
einiger östlicher Grenzbezirke — deutsch
bleiben müßte. In unseren Ausführungen
beschränken wir uns nur deshalb, um den
besonders auffälligen Widerspruch der Ver-
sailler Forderungen mit Wilsons Programm
an den Verhältnissen unserer engeren Heimat
nachzuweisen.

In den Erläuterungen seines Friedens¬
programms vom 12. Februar 1918 sagt
Wilson, daß alle klar umschriebenen natio¬
nalen Ansprüche die weitestgehende Berück¬
sichtigung finden sollen.

Nationale Ansprüche lassen sich nur durch
Bevölkerungsziffern, im Besitzstand und in
dem Grade der Kultur begründen.

Bei Beachtung dieser fundamentalen
Grundlagen kann über den deutschen Charakter
der in geschlossenen! Zusammenhange liegen¬
den deutschen Gebiete obiger Kreise und ihr un¬
bedingtes Zugehörigkeitsrecht zum Deutschen
Reich auch nicht der mindeste Zweifel bestehen.

I. Wir sind unzweifelhaft deutsch, das zeigen
die Bevölkerungsziffern.

Im Jahre 1910 hatten die Kreise an
Bewohnern:

insgesamt: deutsch: polnisch:
I.Schwerin 21 «20 Is 898 1 722
5. Meseritz 63 30S 41 099 12 207
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das sind deutsch: 67,63 Prozent; polnisch:
«2,37 Prozent.

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Für die richtige Würdigung dieser Zahlen¬
verhältnisse sind folgende Tatsachen von
Wichtigkeit:

1. Der größte Teil der deutschen Bevölke¬
rung unserer Kreise bildet eine geschlossene
rein-deutsche Masse, in breitem festen Zu¬
sammenhang mit der deutschen gesamten Be¬
völkerung des Reiches überhaupt. Die Ost¬
grenze dieses geschlossenen deutschen Blocks
zieht sich im östlichen Teile des Kreises Birn¬
baum westlich Pinne über Neustadt b. P.
längs der Kleinbahn Neustadt b. P., Opale-
nitza bis an die Tore von Grätz, von dort
aus südlich bis an den Schnittpunkt der
Grenzen der Kreise Fraustadt und schmiege!.
Die in diesem Gebiet liegenden polnischen
Enklaven ändern an dem deutschen Charakter
unserer Kreise nichts. Hat doch sogar der
radikal polnische ..Kuryer Poznanski" Ende
Oktober 1918 diese Linie als die westliche
Grenze der polnischen Ansprüche bezeichnet.

2. Die Deutschen unserer Kreise sind über¬
wiegend Bauern, d. h. bodenständig, die
Polen zumeist Gutsarbeiter, d. h. meist
fluktuierend.

Im weitesten östlich liegenden Kreise Neu¬
tomischel sind z. B. im Polizeidistrikt Neu¬
tomischel vom bäuerlichen Besitz 9316 Hektar
Bauernland in deutscher Hand, dagegen nur
763 Hektar polnisch, also 92,6 Prozent deutsch.
Im ganzen Kreise des Distriktes Neustadt,
den wir jenseits der Linie gelassen haben,
welche das geschlossene deutsche Gebiet be¬
grenzt, sind 76,6 Prozent des Kleingrund¬
besitzes und 100 Prozent des Großgrund¬
besitzes in deutscher Hand. Daraus ergibt
sich, daß die polnische Landbevölkerung, die
hier etwa 30 Prozent beträgt, zum weitaus
überwiegenden Teile aus Gntsarbeitern be¬
steht. Daß die polnische Bevölkerung in den
Städten aber überhaupt keine Rolle spielt,
wird zum Beispiel bewiesen durch die Tat¬
sache, daß die neuen Stadtverordnetenwahlen
in dem von Polen besetzten Neutomischel
unter dem jetzigen Wahlrecht acht deutsche
und nur einen Polnischen Stadtverordneten
gebracht haben.

II. Wir sind unzweifelhaft deutsch, daS
beweisen die Besitzverhältnisse.

Der Grundbesitz der Kreise verteilt sich
wie folgt:

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[0501] Materialien zur ostdeutschen Frage Dagegen ist unser gewissenhaft zusammen¬ gestelltes Material über die nationalen Ver¬ hältnisse unserer Gegend, wie wir es in einzelnen Denkschriften der Städte Birnbaum, Berthchen undTirschtiegel veröffentlicht haben, nicht beachtet worden. Deshalb ist es notwendig, auf dieses Material im folgenden kurz noch einmal hinzuweisen. Wenn diese Zusammenstellung nur auf Westposen^ d. h. auf die Kreise Meseritz, Schwerin, Birnbaum, Bomstund Neutomischel, eingeht, so bedeutet das nicht eine Änderung des prinzipiellen Standpunktes, daß nach den Wilsonschen Grundsätzen die ganze Provinz Posen — vielleicht mit Ausnahme einiger östlicher Grenzbezirke — deutsch bleiben müßte. In unseren Ausführungen beschränken wir uns nur deshalb, um den besonders auffälligen Widerspruch der Ver- sailler Forderungen mit Wilsons Programm an den Verhältnissen unserer engeren Heimat nachzuweisen. In den Erläuterungen seines Friedens¬ programms vom 12. Februar 1918 sagt Wilson, daß alle klar umschriebenen natio¬ nalen Ansprüche die weitestgehende Berück¬ sichtigung finden sollen. Nationale Ansprüche lassen sich nur durch Bevölkerungsziffern, im Besitzstand und in dem Grade der Kultur begründen. Bei Beachtung dieser fundamentalen Grundlagen kann über den deutschen Charakter der in geschlossenen! Zusammenhange liegen¬ den deutschen Gebiete obiger Kreise und ihr un¬ bedingtes Zugehörigkeitsrecht zum Deutschen Reich auch nicht der mindeste Zweifel bestehen. I. Wir sind unzweifelhaft deutsch, das zeigen die Bevölkerungsziffern. Im Jahre 1910 hatten die Kreise an Bewohnern: insgesamt: deutsch: polnisch: I.Schwerin 21 «20 Is 898 1 722 5. Meseritz 63 30S 41 099 12 207 8. Birnbaum 28 887 14 374 14 618 4. Bomst S3 120 31 167 31 943 6. Neutomischel 34 292 16 811 18 481 201226 122 349 78 871 das sind deutsch: 67,63 Prozent; polnisch: «2,37 Prozent. Für die richtige Würdigung dieser Zahlen¬ verhältnisse sind folgende Tatsachen von Wichtigkeit: 1. Der größte Teil der deutschen Bevölke¬ rung unserer Kreise bildet eine geschlossene rein-deutsche Masse, in breitem festen Zu¬ sammenhang mit der deutschen gesamten Be¬ völkerung des Reiches überhaupt. Die Ost¬ grenze dieses geschlossenen deutschen Blocks zieht sich im östlichen Teile des Kreises Birn¬ baum westlich Pinne über Neustadt b. P. längs der Kleinbahn Neustadt b. P., Opale- nitza bis an die Tore von Grätz, von dort aus südlich bis an den Schnittpunkt der Grenzen der Kreise Fraustadt und schmiege!. Die in diesem Gebiet liegenden polnischen Enklaven ändern an dem deutschen Charakter unserer Kreise nichts. Hat doch sogar der radikal polnische ..Kuryer Poznanski" Ende Oktober 1918 diese Linie als die westliche Grenze der polnischen Ansprüche bezeichnet. 2. Die Deutschen unserer Kreise sind über¬ wiegend Bauern, d. h. bodenständig, die Polen zumeist Gutsarbeiter, d. h. meist fluktuierend. Im weitesten östlich liegenden Kreise Neu¬ tomischel sind z. B. im Polizeidistrikt Neu¬ tomischel vom bäuerlichen Besitz 9316 Hektar Bauernland in deutscher Hand, dagegen nur 763 Hektar polnisch, also 92,6 Prozent deutsch. Im ganzen Kreise des Distriktes Neustadt, den wir jenseits der Linie gelassen haben, welche das geschlossene deutsche Gebiet be¬ grenzt, sind 76,6 Prozent des Kleingrund¬ besitzes und 100 Prozent des Großgrund¬ besitzes in deutscher Hand. Daraus ergibt sich, daß die polnische Landbevölkerung, die hier etwa 30 Prozent beträgt, zum weitaus überwiegenden Teile aus Gntsarbeitern be¬ steht. Daß die polnische Bevölkerung in den Städten aber überhaupt keine Rolle spielt, wird zum Beispiel bewiesen durch die Tat¬ sache, daß die neuen Stadtverordnetenwahlen in dem von Polen besetzten Neutomischel unter dem jetzigen Wahlrecht acht deutsche und nur einen Polnischen Stadtverordneten gebracht haben. II. Wir sind unzweifelhaft deutsch, daS beweisen die Besitzverhältnisse. Der Grundbesitz der Kreise verteilt sich wie folgt:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/501>, abgerufen am 06.10.2024.