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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

[Beginn Spaltensatz]

Bezug auf Schutz des Lebens, der persönlichen
Freiheit, des Eigentums und der Ausübung
des Berufs oder der öffentlichen Rechte zu
garantieren.

Die paritätische Oberkommission sollte sich
nach dem deutschen Vorschlag zusammensetzen
aus je einem von der preußischen Negierung
und der internationalen Kommission ernann¬
ten Mitglied, sowie einem neutralen Borsitzen¬
den, welcher entweder vom Bundespräsidenten
der Schweiz oder dem Papst ernannt werden
sollte. Die, Alliierten hatten demgegenüber
eine andere Zusammensetzung empfohlen,
nämlich einen Alliierten, einen Deutschen,
einen Polen und zwei noch zu kooptierende
Mitglieder, so daß unter allen Umständen
die alliierten die Mehrheit gehabt hätten.
Als endgültiger Vorschlag blieb dann von
beiden Seiten bestehen auf der deutschen
Seite der Plan, den Vorsitzenden durch den
Papst ernennen zu lassen, auf der Entente¬
seite die Absicht, die Wahl des Vorsitzenden
der internationalen permanenten Waffenstill¬
standskommission in Spaa zu übertragen.

Die deutsche Regierung sah die Interessen
der Deutschen bei einem zahlenmäßigen
ÜberwiegenderEntentenichtgesichert, während
die interalliierte Kommission wiederum durch
leinen Neutralen und auch durch den Papst
nicht den Vorsitzenden ausgewählt wissen
wollte. Von deutscher Seite ist nichts un¬
versucht geblieben, um namentlich den Vor¬
schlag des von Päpstlicher Seite aus zu
wählenden Vorsitzenden in besonders ein¬
dringlicher Form den Polen nahebringen zu
lassen, worauf aber aus formalen Gründen
der Vorsitzende der interalliierten Kommission,
Botschafter Noulens, nicht eingehen zu können
glaubte und die Verhandlungen abbrach.

Der Abbruch der Verhandlungen ist für
die deutschen Interessen kein Verlust, da auch
die von der Entente gemachten militärischen
Borschläge den deutschen Ansprüchen nicht
genügen.


Die Note, durch welche Botschafter Nou¬
lens. der Vorsitzende der interalliierten
Kommission in Posen, dem Vorsitzenden der
deutschen Unterkommission. Freiherrn von
Rechenberg, den Abbruch der Verhandlungen

[Spaltenumbruch]

mitteilte, lautet in der Übersetzung folgender¬
maßen:

"Herr PräsidentI Ich habe gestern abend
den Brief erhalten, in welchem Sie mich
davon in Kenntnis setzten, daß Ihre Regie¬
rung, bevor Sie eins definitive Entscheidung
trifft, bezüglich des Modus der Ernennung
für die paritätische Oberkommission in Posen,
die im Titel IV, Artikel I. Z 2 vorgesehen
ist, es wünscht, die Polnische Behörde mit
einer Anfrage zu befassen, die von dem Herrn
Minister Erzberger ausgeht.

Die internationale interalliierte Kom¬
mission, welche als äußerste Frist für den
Abschluß der Verhandlungen den 18. Sep¬
tember Mitternacht festgesetzt hat, kann sich
nicht bei diesem neuen Vorschlag aufhalten.
Er wäre übrigens in jeder Sachlage un¬
zulässig gewesen, weil die Besprechungen
einzig und allein zwischen Ihrer Delegation
und der unsrigen geführt worden sind, allein
im Sinne unserer bezüglichen Regierungen.

Die deutsche Negierung hat die Lösung
schon zu lange hinausgeschoben. Sie ist zu
verschiedenen Malen zurückgekommen auf die
Abmachungen, welche ohne Schwierigkeiten
von ihrer Delegation angenommen worden
waren. Sie hat zuerst ihre Delegierten unter
dem Vorwand zurückberufen, mit ihnen zu
beraten und hat sie dann, ohne genügende
Weisungen, zurückgeschickt.

Die deutsche O. H. L. hat ihrerseits die
Dinge kompliziert dadurch, daß sie ihrem zu¬
ständigen Vertreter, dem General von Dam¬
mes, untersagt hat, das Abkommen zu unter¬
zeichnen, welches unter seiner Mitwirkung
redigiert worden war. Die militärischen
Behörden scheinen es demnach abzulehnen,
mit der Zivilgewalt einig zu gehen. ,

Schließlich hat auch Herr Minister Erz¬
berger darauf bestanden, in eine Waffenstill¬
standskommission einen Vertreter des Papstes
oder der Schweizer Eidgenossenschaft ein¬
zuführen, und auf die Garantie, welche wir
ihm dadurch gegeben haben, daß wir die
Wahl (des Vorsitzenden) durch die inter¬
nationale permanente Waffsnstillstandskom-
mission in Spaa vornehmen lassen wollen,
antwortet er ungeachtet Ihrer Zustimmung
mit einem augenscheinlich unannehmbaren
Angebot.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

[Beginn Spaltensatz]

Bezug auf Schutz des Lebens, der persönlichen
Freiheit, des Eigentums und der Ausübung
des Berufs oder der öffentlichen Rechte zu
garantieren.

Die paritätische Oberkommission sollte sich
nach dem deutschen Vorschlag zusammensetzen
aus je einem von der preußischen Negierung
und der internationalen Kommission ernann¬
ten Mitglied, sowie einem neutralen Borsitzen¬
den, welcher entweder vom Bundespräsidenten
der Schweiz oder dem Papst ernannt werden
sollte. Die, Alliierten hatten demgegenüber
eine andere Zusammensetzung empfohlen,
nämlich einen Alliierten, einen Deutschen,
einen Polen und zwei noch zu kooptierende
Mitglieder, so daß unter allen Umständen
die alliierten die Mehrheit gehabt hätten.
Als endgültiger Vorschlag blieb dann von
beiden Seiten bestehen auf der deutschen
Seite der Plan, den Vorsitzenden durch den
Papst ernennen zu lassen, auf der Entente¬
seite die Absicht, die Wahl des Vorsitzenden
der internationalen permanenten Waffenstill¬
standskommission in Spaa zu übertragen.

Die deutsche Regierung sah die Interessen
der Deutschen bei einem zahlenmäßigen
ÜberwiegenderEntentenichtgesichert, während
die interalliierte Kommission wiederum durch
leinen Neutralen und auch durch den Papst
nicht den Vorsitzenden ausgewählt wissen
wollte. Von deutscher Seite ist nichts un¬
versucht geblieben, um namentlich den Vor¬
schlag des von Päpstlicher Seite aus zu
wählenden Vorsitzenden in besonders ein¬
dringlicher Form den Polen nahebringen zu
lassen, worauf aber aus formalen Gründen
der Vorsitzende der interalliierten Kommission,
Botschafter Noulens, nicht eingehen zu können
glaubte und die Verhandlungen abbrach.

Der Abbruch der Verhandlungen ist für
die deutschen Interessen kein Verlust, da auch
die von der Entente gemachten militärischen
Borschläge den deutschen Ansprüchen nicht
genügen.


Die Note, durch welche Botschafter Nou¬
lens. der Vorsitzende der interalliierten
Kommission in Posen, dem Vorsitzenden der
deutschen Unterkommission. Freiherrn von
Rechenberg, den Abbruch der Verhandlungen

[Spaltenumbruch]

mitteilte, lautet in der Übersetzung folgender¬
maßen:

„Herr PräsidentI Ich habe gestern abend
den Brief erhalten, in welchem Sie mich
davon in Kenntnis setzten, daß Ihre Regie¬
rung, bevor Sie eins definitive Entscheidung
trifft, bezüglich des Modus der Ernennung
für die paritätische Oberkommission in Posen,
die im Titel IV, Artikel I. Z 2 vorgesehen
ist, es wünscht, die Polnische Behörde mit
einer Anfrage zu befassen, die von dem Herrn
Minister Erzberger ausgeht.

Die internationale interalliierte Kom¬
mission, welche als äußerste Frist für den
Abschluß der Verhandlungen den 18. Sep¬
tember Mitternacht festgesetzt hat, kann sich
nicht bei diesem neuen Vorschlag aufhalten.
Er wäre übrigens in jeder Sachlage un¬
zulässig gewesen, weil die Besprechungen
einzig und allein zwischen Ihrer Delegation
und der unsrigen geführt worden sind, allein
im Sinne unserer bezüglichen Regierungen.

Die deutsche Negierung hat die Lösung
schon zu lange hinausgeschoben. Sie ist zu
verschiedenen Malen zurückgekommen auf die
Abmachungen, welche ohne Schwierigkeiten
von ihrer Delegation angenommen worden
waren. Sie hat zuerst ihre Delegierten unter
dem Vorwand zurückberufen, mit ihnen zu
beraten und hat sie dann, ohne genügende
Weisungen, zurückgeschickt.

Die deutsche O. H. L. hat ihrerseits die
Dinge kompliziert dadurch, daß sie ihrem zu¬
ständigen Vertreter, dem General von Dam¬
mes, untersagt hat, das Abkommen zu unter¬
zeichnen, welches unter seiner Mitwirkung
redigiert worden war. Die militärischen
Behörden scheinen es demnach abzulehnen,
mit der Zivilgewalt einig zu gehen. ,

Schließlich hat auch Herr Minister Erz¬
berger darauf bestanden, in eine Waffenstill¬
standskommission einen Vertreter des Papstes
oder der Schweizer Eidgenossenschaft ein¬
zuführen, und auf die Garantie, welche wir
ihm dadurch gegeben haben, daß wir die
Wahl (des Vorsitzenden) durch die inter¬
nationale permanente Waffsnstillstandskom-
mission in Spaa vornehmen lassen wollen,
antwortet er ungeachtet Ihrer Zustimmung
mit einem augenscheinlich unannehmbaren
Angebot.

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[0375] Materialien zur ostdeutschen Frage Bezug auf Schutz des Lebens, der persönlichen Freiheit, des Eigentums und der Ausübung des Berufs oder der öffentlichen Rechte zu garantieren. Die paritätische Oberkommission sollte sich nach dem deutschen Vorschlag zusammensetzen aus je einem von der preußischen Negierung und der internationalen Kommission ernann¬ ten Mitglied, sowie einem neutralen Borsitzen¬ den, welcher entweder vom Bundespräsidenten der Schweiz oder dem Papst ernannt werden sollte. Die, Alliierten hatten demgegenüber eine andere Zusammensetzung empfohlen, nämlich einen Alliierten, einen Deutschen, einen Polen und zwei noch zu kooptierende Mitglieder, so daß unter allen Umständen die alliierten die Mehrheit gehabt hätten. Als endgültiger Vorschlag blieb dann von beiden Seiten bestehen auf der deutschen Seite der Plan, den Vorsitzenden durch den Papst ernennen zu lassen, auf der Entente¬ seite die Absicht, die Wahl des Vorsitzenden der internationalen permanenten Waffenstill¬ standskommission in Spaa zu übertragen. Die deutsche Regierung sah die Interessen der Deutschen bei einem zahlenmäßigen ÜberwiegenderEntentenichtgesichert, während die interalliierte Kommission wiederum durch leinen Neutralen und auch durch den Papst nicht den Vorsitzenden ausgewählt wissen wollte. Von deutscher Seite ist nichts un¬ versucht geblieben, um namentlich den Vor¬ schlag des von Päpstlicher Seite aus zu wählenden Vorsitzenden in besonders ein¬ dringlicher Form den Polen nahebringen zu lassen, worauf aber aus formalen Gründen der Vorsitzende der interalliierten Kommission, Botschafter Noulens, nicht eingehen zu können glaubte und die Verhandlungen abbrach. Der Abbruch der Verhandlungen ist für die deutschen Interessen kein Verlust, da auch die von der Entente gemachten militärischen Borschläge den deutschen Ansprüchen nicht genügen. Die Note, durch welche Botschafter Nou¬ lens. der Vorsitzende der interalliierten Kommission in Posen, dem Vorsitzenden der deutschen Unterkommission. Freiherrn von Rechenberg, den Abbruch der Verhandlungen mitteilte, lautet in der Übersetzung folgender¬ maßen: „Herr PräsidentI Ich habe gestern abend den Brief erhalten, in welchem Sie mich davon in Kenntnis setzten, daß Ihre Regie¬ rung, bevor Sie eins definitive Entscheidung trifft, bezüglich des Modus der Ernennung für die paritätische Oberkommission in Posen, die im Titel IV, Artikel I. Z 2 vorgesehen ist, es wünscht, die Polnische Behörde mit einer Anfrage zu befassen, die von dem Herrn Minister Erzberger ausgeht. Die internationale interalliierte Kom¬ mission, welche als äußerste Frist für den Abschluß der Verhandlungen den 18. Sep¬ tember Mitternacht festgesetzt hat, kann sich nicht bei diesem neuen Vorschlag aufhalten. Er wäre übrigens in jeder Sachlage un¬ zulässig gewesen, weil die Besprechungen einzig und allein zwischen Ihrer Delegation und der unsrigen geführt worden sind, allein im Sinne unserer bezüglichen Regierungen. Die deutsche Negierung hat die Lösung schon zu lange hinausgeschoben. Sie ist zu verschiedenen Malen zurückgekommen auf die Abmachungen, welche ohne Schwierigkeiten von ihrer Delegation angenommen worden waren. Sie hat zuerst ihre Delegierten unter dem Vorwand zurückberufen, mit ihnen zu beraten und hat sie dann, ohne genügende Weisungen, zurückgeschickt. Die deutsche O. H. L. hat ihrerseits die Dinge kompliziert dadurch, daß sie ihrem zu¬ ständigen Vertreter, dem General von Dam¬ mes, untersagt hat, das Abkommen zu unter¬ zeichnen, welches unter seiner Mitwirkung redigiert worden war. Die militärischen Behörden scheinen es demnach abzulehnen, mit der Zivilgewalt einig zu gehen. , Schließlich hat auch Herr Minister Erz¬ berger darauf bestanden, in eine Waffenstill¬ standskommission einen Vertreter des Papstes oder der Schweizer Eidgenossenschaft ein¬ zuführen, und auf die Garantie, welche wir ihm dadurch gegeben haben, daß wir die Wahl (des Vorsitzenden) durch die inter¬ nationale permanente Waffsnstillstandskom- mission in Spaa vornehmen lassen wollen, antwortet er ungeachtet Ihrer Zustimmung mit einem augenscheinlich unannehmbaren Angebot.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/375>, abgerufen am 01.09.2024.