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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

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hat erklärt, daß er sich in Posen in einem
Teile Polens befinde. Die deutsche Note
weist darauf hin, daß solche Äußerungen ge¬
eignet seien, auf das Verhalten und auf die
Ansprüche der Polen in unerwünschten
Sinne einzuwirken.

Auf die Entgegnung Undanks, daß die
ganze Frage wenig bedeutungsvoll sei, da
sich die deutschen Angaben auf einen Funk¬
spruch gründeten und über Posen die
Friedenskonferenz entscheiden werde, verlas
General von Hammerstein ein Telegramm,
aus dem hervorgeht, daß die betreffende
Äußerung Noulens bei einem offiziellen
Empfang durch die Polnischen Behörden vor
dem Bahnhof Posen vor einer großen Menge
gefallen ist. General von Hammerstein erklärte,
er sale dah>?r seinem Einspruch gegen die
Haltung des Botschafters Noulens, die den
Abmachungen nicht entspricht, nichts hinzu¬
zufügen.

Nach einigen Tagen Unterbrechung haben
die Verhandlungen in Posen am Is. März
ihren Fortgang genommen. Die militärischen
Mitglieder der deutschen Kommisston sind
zurückgekehrt.

In der Sitzung der militärischen Unter¬
kommission machte der französische General
Niessel den Vorschlag, die deutsche und Pol¬
nische Artillerie solle statt auf 20 Kilometer
nur auf 10 Kilometer von der vorgeschlagenen
neutralen Zone zurückgezogen werden. Ein
deutscher Gegenvorschlag, die Artillerie auf
beiden Seiten auf 6 Kilometer Entfernung
zurückzunehmen, wurde rundweg abgelehnt.
Als sich schließlich Freiherr von Nechenverg
bereit zeigte zur Einigung über die 1V Kilo¬
meter-Zurücknahme, verlangten die alliierten
Vertreter plötzlich, daß die Deutschen auf
der ganzen Front nur 10 Batterien in einer
Entfernung von je 40 Kilometer von ein¬
ander beibehalten dürften. Eine Einigung
war deshalb unmöglich.

Ferner verlangten die alliierten Vertreter
rascheste Entscheidung über die Landung der
polnischen Division in Danzig und deren
Transport nach Polen; andernfalls würde
Danzig besetzt werden. Der Vorsitzende der
deutschen Kommisston protestierte dagegen
"ut erklärte in einer Note, die Danziger

[Spaltenumbruch]

Frage gehöre nicht zur Zuständigkeit der
Kommissionsverhmidlungen und könne nach
dem Standpunkt der deutschen Negierung
nur in Spaa entschieden werden. Hierauf
verlas Botschafter Noulens einen Auftrag
der alliierten Regierungen, in Posen über
diese Frage zu verhandeln.

Schon in einer früheren Sitzung hatten
die alliierten Vertreter in nicht mitzzuver-
stehendcr Absicht die Neigung geäußert, daß
die deutschen Truppen um der Polenfront
keine regulären Truppen seien, sondern wilde
Freischaren nach Art der Komitatschibanden.
Von deutscher Seite war diese Unterstellung
mit aller Schärfe zurückgewiesen worden.
In der Vollsitzung am 15. März wiederholte
der französische General Niessel diese Be¬
hauptung und verlangte die Zurücknahme der
Freiwilligen-Verbände. Er schob die Schuld
an dem dauernde" Geplänkel und den kleinen
Kämpfen an der Polenfront auf sie, da es
undisziplierte Truppen seien, die sich auf
eigene Faust andauernd Übergriffe erlaubten.

In der Frage der Besetzung der Kom¬
mission, der die Entscheidung bei Beschwerde
über ungerechte Behandlung von Deutschen
oder Polen innerhalb der Demarkationslinie
obliegen soll, ist eine Einigung noch nicht
erzielt worden. Die Alliierten verlangen die
Besetzung dieser Kommission nur durch alliierte
Vertreter, während von deutscher Seite die
Besetzung mit Deutschen und Alliierten unter
dem Vorsitz eines Neutralen gefordert wird.

Die Verhandlungen in Posen stehen vor
der Entscheidung.

Die Verhandlungen der Unterkom¬
misstonen der deutschen Waffenstillstandskom¬
mission mit der interalliierten Kommission
zurFestsetzung der Ausführungsbestimmungen
für die militärische Demarkationslinie send
gestern früh in Posen abgebrochen worden.
Es war für den Augenblick nicht möglich,
zu einer Einigung zu gelangen, namentlich
über die sogenannte paritätische Oberkom¬
mission. Diese sollte als Beschwerdeinstanz
dienen für die Paritätskommisstonen. Diesen
letzteren war zur Aufgabe gesetzt, eine voll¬
kommen paritätische Behandlung der Deut¬
schen und Polen beiderseits der Demarkations¬
linie ohne Unterschied der Nationalität in

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Materialien zur ostdeutschen Frage

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hat erklärt, daß er sich in Posen in einem
Teile Polens befinde. Die deutsche Note
weist darauf hin, daß solche Äußerungen ge¬
eignet seien, auf das Verhalten und auf die
Ansprüche der Polen in unerwünschten
Sinne einzuwirken.

Auf die Entgegnung Undanks, daß die
ganze Frage wenig bedeutungsvoll sei, da
sich die deutschen Angaben auf einen Funk¬
spruch gründeten und über Posen die
Friedenskonferenz entscheiden werde, verlas
General von Hammerstein ein Telegramm,
aus dem hervorgeht, daß die betreffende
Äußerung Noulens bei einem offiziellen
Empfang durch die Polnischen Behörden vor
dem Bahnhof Posen vor einer großen Menge
gefallen ist. General von Hammerstein erklärte,
er sale dah>?r seinem Einspruch gegen die
Haltung des Botschafters Noulens, die den
Abmachungen nicht entspricht, nichts hinzu¬
zufügen.

Nach einigen Tagen Unterbrechung haben
die Verhandlungen in Posen am Is. März
ihren Fortgang genommen. Die militärischen
Mitglieder der deutschen Kommisston sind
zurückgekehrt.

In der Sitzung der militärischen Unter¬
kommission machte der französische General
Niessel den Vorschlag, die deutsche und Pol¬
nische Artillerie solle statt auf 20 Kilometer
nur auf 10 Kilometer von der vorgeschlagenen
neutralen Zone zurückgezogen werden. Ein
deutscher Gegenvorschlag, die Artillerie auf
beiden Seiten auf 6 Kilometer Entfernung
zurückzunehmen, wurde rundweg abgelehnt.
Als sich schließlich Freiherr von Nechenverg
bereit zeigte zur Einigung über die 1V Kilo¬
meter-Zurücknahme, verlangten die alliierten
Vertreter plötzlich, daß die Deutschen auf
der ganzen Front nur 10 Batterien in einer
Entfernung von je 40 Kilometer von ein¬
ander beibehalten dürften. Eine Einigung
war deshalb unmöglich.

Ferner verlangten die alliierten Vertreter
rascheste Entscheidung über die Landung der
polnischen Division in Danzig und deren
Transport nach Polen; andernfalls würde
Danzig besetzt werden. Der Vorsitzende der
deutschen Kommisston protestierte dagegen
»ut erklärte in einer Note, die Danziger

[Spaltenumbruch]

Frage gehöre nicht zur Zuständigkeit der
Kommissionsverhmidlungen und könne nach
dem Standpunkt der deutschen Negierung
nur in Spaa entschieden werden. Hierauf
verlas Botschafter Noulens einen Auftrag
der alliierten Regierungen, in Posen über
diese Frage zu verhandeln.

Schon in einer früheren Sitzung hatten
die alliierten Vertreter in nicht mitzzuver-
stehendcr Absicht die Neigung geäußert, daß
die deutschen Truppen um der Polenfront
keine regulären Truppen seien, sondern wilde
Freischaren nach Art der Komitatschibanden.
Von deutscher Seite war diese Unterstellung
mit aller Schärfe zurückgewiesen worden.
In der Vollsitzung am 15. März wiederholte
der französische General Niessel diese Be¬
hauptung und verlangte die Zurücknahme der
Freiwilligen-Verbände. Er schob die Schuld
an dem dauernde» Geplänkel und den kleinen
Kämpfen an der Polenfront auf sie, da es
undisziplierte Truppen seien, die sich auf
eigene Faust andauernd Übergriffe erlaubten.

In der Frage der Besetzung der Kom¬
mission, der die Entscheidung bei Beschwerde
über ungerechte Behandlung von Deutschen
oder Polen innerhalb der Demarkationslinie
obliegen soll, ist eine Einigung noch nicht
erzielt worden. Die Alliierten verlangen die
Besetzung dieser Kommission nur durch alliierte
Vertreter, während von deutscher Seite die
Besetzung mit Deutschen und Alliierten unter
dem Vorsitz eines Neutralen gefordert wird.

Die Verhandlungen in Posen stehen vor
der Entscheidung.

Die Verhandlungen der Unterkom¬
misstonen der deutschen Waffenstillstandskom¬
mission mit der interalliierten Kommission
zurFestsetzung der Ausführungsbestimmungen
für die militärische Demarkationslinie send
gestern früh in Posen abgebrochen worden.
Es war für den Augenblick nicht möglich,
zu einer Einigung zu gelangen, namentlich
über die sogenannte paritätische Oberkom¬
mission. Diese sollte als Beschwerdeinstanz
dienen für die Paritätskommisstonen. Diesen
letzteren war zur Aufgabe gesetzt, eine voll¬
kommen paritätische Behandlung der Deut¬
schen und Polen beiderseits der Demarkations¬
linie ohne Unterschied der Nationalität in

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[0374] Materialien zur ostdeutschen Frage hat erklärt, daß er sich in Posen in einem Teile Polens befinde. Die deutsche Note weist darauf hin, daß solche Äußerungen ge¬ eignet seien, auf das Verhalten und auf die Ansprüche der Polen in unerwünschten Sinne einzuwirken. Auf die Entgegnung Undanks, daß die ganze Frage wenig bedeutungsvoll sei, da sich die deutschen Angaben auf einen Funk¬ spruch gründeten und über Posen die Friedenskonferenz entscheiden werde, verlas General von Hammerstein ein Telegramm, aus dem hervorgeht, daß die betreffende Äußerung Noulens bei einem offiziellen Empfang durch die Polnischen Behörden vor dem Bahnhof Posen vor einer großen Menge gefallen ist. General von Hammerstein erklärte, er sale dah>?r seinem Einspruch gegen die Haltung des Botschafters Noulens, die den Abmachungen nicht entspricht, nichts hinzu¬ zufügen. Nach einigen Tagen Unterbrechung haben die Verhandlungen in Posen am Is. März ihren Fortgang genommen. Die militärischen Mitglieder der deutschen Kommisston sind zurückgekehrt. In der Sitzung der militärischen Unter¬ kommission machte der französische General Niessel den Vorschlag, die deutsche und Pol¬ nische Artillerie solle statt auf 20 Kilometer nur auf 10 Kilometer von der vorgeschlagenen neutralen Zone zurückgezogen werden. Ein deutscher Gegenvorschlag, die Artillerie auf beiden Seiten auf 6 Kilometer Entfernung zurückzunehmen, wurde rundweg abgelehnt. Als sich schließlich Freiherr von Nechenverg bereit zeigte zur Einigung über die 1V Kilo¬ meter-Zurücknahme, verlangten die alliierten Vertreter plötzlich, daß die Deutschen auf der ganzen Front nur 10 Batterien in einer Entfernung von je 40 Kilometer von ein¬ ander beibehalten dürften. Eine Einigung war deshalb unmöglich. Ferner verlangten die alliierten Vertreter rascheste Entscheidung über die Landung der polnischen Division in Danzig und deren Transport nach Polen; andernfalls würde Danzig besetzt werden. Der Vorsitzende der deutschen Kommisston protestierte dagegen »ut erklärte in einer Note, die Danziger Frage gehöre nicht zur Zuständigkeit der Kommissionsverhmidlungen und könne nach dem Standpunkt der deutschen Negierung nur in Spaa entschieden werden. Hierauf verlas Botschafter Noulens einen Auftrag der alliierten Regierungen, in Posen über diese Frage zu verhandeln. Schon in einer früheren Sitzung hatten die alliierten Vertreter in nicht mitzzuver- stehendcr Absicht die Neigung geäußert, daß die deutschen Truppen um der Polenfront keine regulären Truppen seien, sondern wilde Freischaren nach Art der Komitatschibanden. Von deutscher Seite war diese Unterstellung mit aller Schärfe zurückgewiesen worden. In der Vollsitzung am 15. März wiederholte der französische General Niessel diese Be¬ hauptung und verlangte die Zurücknahme der Freiwilligen-Verbände. Er schob die Schuld an dem dauernde» Geplänkel und den kleinen Kämpfen an der Polenfront auf sie, da es undisziplierte Truppen seien, die sich auf eigene Faust andauernd Übergriffe erlaubten. In der Frage der Besetzung der Kom¬ mission, der die Entscheidung bei Beschwerde über ungerechte Behandlung von Deutschen oder Polen innerhalb der Demarkationslinie obliegen soll, ist eine Einigung noch nicht erzielt worden. Die Alliierten verlangen die Besetzung dieser Kommission nur durch alliierte Vertreter, während von deutscher Seite die Besetzung mit Deutschen und Alliierten unter dem Vorsitz eines Neutralen gefordert wird. Die Verhandlungen in Posen stehen vor der Entscheidung. Die Verhandlungen der Unterkom¬ misstonen der deutschen Waffenstillstandskom¬ mission mit der interalliierten Kommission zurFestsetzung der Ausführungsbestimmungen für die militärische Demarkationslinie send gestern früh in Posen abgebrochen worden. Es war für den Augenblick nicht möglich, zu einer Einigung zu gelangen, namentlich über die sogenannte paritätische Oberkom¬ mission. Diese sollte als Beschwerdeinstanz dienen für die Paritätskommisstonen. Diesen letzteren war zur Aufgabe gesetzt, eine voll¬ kommen paritätische Behandlung der Deut¬ schen und Polen beiderseits der Demarkations¬ linie ohne Unterschied der Nationalität in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/374>, abgerufen am 01.09.2024.