Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.Die Aufteilung Aleinasiciis politische Kurzsichtigkeit und Verblendung. Der Vorstosz Rußlands gegen den Die Aufteilung Aleinasiens cum irgendetwas beweist, daß die Entente selber am allermeisten Die Aufteilung Aleinasiciis politische Kurzsichtigkeit und Verblendung. Der Vorstosz Rußlands gegen den Die Aufteilung Aleinasiens cum irgendetwas beweist, daß die Entente selber am allermeisten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0242" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335652"/> <fw type="header" place="top"> Die Aufteilung Aleinasiciis</fw><lb/> <p xml:id="ID_996" prev="#ID_995"> politische Kurzsichtigkeit und Verblendung. Der Vorstosz Rußlands gegen den<lb/> Balkan, der zum Kriege führte, war infolge des drohenden Zusammenschlusses<lb/> der slawischen Länder, also auch lebenswichtiger Teile Österreichs, unmittelbar<lb/> für Österreich-Ungarn, mittelbar für Deutschland eine Frage, die über Sein und<lb/> Nichtsein entscheiden mußte. Man mag die Fassung des österreichischen Ultimatums<lb/> an Serbien bemängeln, wie es auch unsere Regierung getan hat, entscheidend<lb/> war schließlich die Erklärung Österreichs, daß es keine Eroberungen in Serbien<lb/> anstrebe und die Souveränität des Reiches nicht antasten werde, da die Forderung<lb/> betreffs der Zulassung von k. u. k. Organen bei der Unterdrückung der gro߬<lb/> serbischen Agitationen lediglich die Errichtung eines geheimen IZureeiu cle sürete<lb/> in Belgrad, analog der russischen Einrichtung in Paris, zum Ziele habe. Mit<lb/> Recht ist bei uns die Frage aufgeworfen worden, was England tun würde,<lb/> wenn ein kleiner Nachbarstaat dauernd versuchte, Irland zu revolutionieren und<lb/> den Prinz voll Wales abgeschossen hätte? Deutschland konnte die Niederwerfung<lb/> Österreichs nicht dulden, wenn es nicht einer völligen Isolierung verfallen wollte.<lb/> Überdies mußte die Vormachtstellung Rußlands auf dem Balkan, abgesehen von den<lb/> daraus entstehenden Gefahren für die österreichisch-ungarische Monarchie, jede wirt-<lb/> schafiliche Betätigung Deutschland bis hinuuier nach Bagdad in den ersten Ansätzen<lb/> vernichten. Reinste aber der slawische Block von der Ostsee bis zur Adria, so<lb/> mußte er uns im gegebenen Augenblick unter sich begraben. Gegen den Unter¬<lb/> gang haben wir uns gewehrt. Die Kriegserklärung Deutschlands war ein rein<lb/> formaler Akt, der durch strategische Notwendigkeiten bedingt war. Diese aber<lb/> waren unsererseits Reaktion, nicht Aktion. Nur die Wölfe im Schafspelz zu<lb/> Versailles vermögen die Dinge auf den Kopf zu stellen. Heute sucht uns das<lb/> Slawentum Stück um Stück deutsche Arbeits- und Kulturstätten zu entreißen und<lb/> die Zeit ist nicht fern, da der Deutsche, dem Juden gleich, über die Erde wandern,<lb/> als Parasit am Marke nationaler Staaten zehren, und an der Trümmerstätte des<lb/> deutschen Reiches die große Vergangenheit seines Volkes beweinen wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Aufteilung Aleinasiens</head><lb/> <p xml:id="ID_997" next="#ID_998"> cum irgendetwas beweist, daß die Entente selber am allermeisten<lb/> über Umfang und Tragweite ihres Sieges überrascht worden ist,<lb/> so sind es die Vorgänge in Klein- und Vorderasien. Zwar existierten<lb/> über Syrien, Kleinasien, Arabien, Mesopotamien ein paar schöne<lb/> Gcheimverträge, aber was bedeuten den Ententemächten Verträge,<lb/> wenn sich infolge veränderter Voraussetzungen an ihnen<lb/> rütteln läßt, und so erweist sich denn, gestützt auf den ungeheuerlichsten aller<lb/> Siege, der Appetit aller beteiligten Staaten als ständig im Wachsen begriffen.<lb/> Am 16. Mai ist dann die bereits seit langem sich vorbereitende Krise zum Aus¬<lb/> bruch gekommen: unter dem durchsichtigen Vorwande, die Einwohner gegen Über¬<lb/> griffe der Türken schützen zu müssen, haben Streitkräfte der, wie es im Friedens¬<lb/> verträge so schön heißt, „alliierten und assoziierten" Mächte Smyrna besetzt und<lb/> zwar so, daß eine amerikanische Flottenabteilung im Verein mit einer englischen<lb/> und französischen die Landung sicherte, französische Truppen die Forts, griechische<lb/> die Stadt, englische und italienische die Umgegend besetzten. Wer die mannigfachen<lb/> Schwierigkeiten einer gemeinsamen Aktion verschiedensprachiger Truppenkontingente<lb/> kennt, zumal bei einer Operation, die, wie eine Havas-Meldung und Zensurlücken in<lb/> der französischen Presse ahnen lassen, nicht ganz ohne auf Widerstand zu stoßen<lb/> verlaufen sein muß, fragt sich wohl oder übel: wozu diese Musterkarte von<lb/> Truppen auf einem Punkte? Die Proklamation des griechischen Kommandanten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0242]
Die Aufteilung Aleinasiciis
politische Kurzsichtigkeit und Verblendung. Der Vorstosz Rußlands gegen den
Balkan, der zum Kriege führte, war infolge des drohenden Zusammenschlusses
der slawischen Länder, also auch lebenswichtiger Teile Österreichs, unmittelbar
für Österreich-Ungarn, mittelbar für Deutschland eine Frage, die über Sein und
Nichtsein entscheiden mußte. Man mag die Fassung des österreichischen Ultimatums
an Serbien bemängeln, wie es auch unsere Regierung getan hat, entscheidend
war schließlich die Erklärung Österreichs, daß es keine Eroberungen in Serbien
anstrebe und die Souveränität des Reiches nicht antasten werde, da die Forderung
betreffs der Zulassung von k. u. k. Organen bei der Unterdrückung der gro߬
serbischen Agitationen lediglich die Errichtung eines geheimen IZureeiu cle sürete
in Belgrad, analog der russischen Einrichtung in Paris, zum Ziele habe. Mit
Recht ist bei uns die Frage aufgeworfen worden, was England tun würde,
wenn ein kleiner Nachbarstaat dauernd versuchte, Irland zu revolutionieren und
den Prinz voll Wales abgeschossen hätte? Deutschland konnte die Niederwerfung
Österreichs nicht dulden, wenn es nicht einer völligen Isolierung verfallen wollte.
Überdies mußte die Vormachtstellung Rußlands auf dem Balkan, abgesehen von den
daraus entstehenden Gefahren für die österreichisch-ungarische Monarchie, jede wirt-
schafiliche Betätigung Deutschland bis hinuuier nach Bagdad in den ersten Ansätzen
vernichten. Reinste aber der slawische Block von der Ostsee bis zur Adria, so
mußte er uns im gegebenen Augenblick unter sich begraben. Gegen den Unter¬
gang haben wir uns gewehrt. Die Kriegserklärung Deutschlands war ein rein
formaler Akt, der durch strategische Notwendigkeiten bedingt war. Diese aber
waren unsererseits Reaktion, nicht Aktion. Nur die Wölfe im Schafspelz zu
Versailles vermögen die Dinge auf den Kopf zu stellen. Heute sucht uns das
Slawentum Stück um Stück deutsche Arbeits- und Kulturstätten zu entreißen und
die Zeit ist nicht fern, da der Deutsche, dem Juden gleich, über die Erde wandern,
als Parasit am Marke nationaler Staaten zehren, und an der Trümmerstätte des
deutschen Reiches die große Vergangenheit seines Volkes beweinen wird.
Die Aufteilung Aleinasiens
cum irgendetwas beweist, daß die Entente selber am allermeisten
über Umfang und Tragweite ihres Sieges überrascht worden ist,
so sind es die Vorgänge in Klein- und Vorderasien. Zwar existierten
über Syrien, Kleinasien, Arabien, Mesopotamien ein paar schöne
Gcheimverträge, aber was bedeuten den Ententemächten Verträge,
wenn sich infolge veränderter Voraussetzungen an ihnen
rütteln läßt, und so erweist sich denn, gestützt auf den ungeheuerlichsten aller
Siege, der Appetit aller beteiligten Staaten als ständig im Wachsen begriffen.
Am 16. Mai ist dann die bereits seit langem sich vorbereitende Krise zum Aus¬
bruch gekommen: unter dem durchsichtigen Vorwande, die Einwohner gegen Über¬
griffe der Türken schützen zu müssen, haben Streitkräfte der, wie es im Friedens¬
verträge so schön heißt, „alliierten und assoziierten" Mächte Smyrna besetzt und
zwar so, daß eine amerikanische Flottenabteilung im Verein mit einer englischen
und französischen die Landung sicherte, französische Truppen die Forts, griechische
die Stadt, englische und italienische die Umgegend besetzten. Wer die mannigfachen
Schwierigkeiten einer gemeinsamen Aktion verschiedensprachiger Truppenkontingente
kennt, zumal bei einer Operation, die, wie eine Havas-Meldung und Zensurlücken in
der französischen Presse ahnen lassen, nicht ganz ohne auf Widerstand zu stoßen
verlaufen sein muß, fragt sich wohl oder übel: wozu diese Musterkarte von
Truppen auf einem Punkte? Die Proklamation des griechischen Kommandanten
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |