gewerkschaftlichen Organisationen, um den politischen Forderungen größeren Nachdruck zu geben, und suchte anderseits die Massen in der politischen Bewegung auf dem Alarmfuß zu halten, um wirtschaftliche Fortschritte durchzusetzen. Die Machthaber der provisorischen Regierung betonten auch in ihren Kundgebungen, daß sie ihren sozialistischen Überzeugungen treu bleiben und die Wege zum Sozialismus unbeirrt beschreiten würden. An Beweisen ihres guten Willens, den Arbeitermassen außer der politischen Freiheit eine Erweiterung ihrer politischen Rechte und eine Erleichterung ihrer Arbeitspflichten zuzuwenden, ließen sie es nicht fehlen. Die Verordnungen über die Koalitionsfreiheit, die Rechtsgeltung der Tarifverträge und die Einführung des Achtstundentags, von anderen sozialpolitischen Maßnahmen abgesehen, können hierzu genannt werden. Im übrigen hatten die Führer der neuerstandenen sozialistischen Republik alle Hände voll zu tun, sich ihrer Haut zu wehren und den schwankenden Boden ihrer politischen Existenz zu festigen. Inmitten der sturmgepeitschten Wogen, die infolge des revolutionären Umsturzes die politischen Verhältnisse in ganz Deutschland furchtbar aufwühlten, wäre es frevelhaft gewesen, gleichzeitig auch die Schwerkranke Volkswirtschaft in den Strudel hereinzuziehen.' Die an keine Verantwortung gebundenen radikalen Elemente freilich wollten die sozialistische Wirtschaft womöglich durch diktatorische Gewalt ohne weiteres einführen. Ihrem Mißfallen begegnete sogar die Niedersetzung einer Sozialisierungskommission, die die Möglichkeiten und Bedingungen einer grundlegenden Umwandlung der bisherigen Wirtschaftsverfassung im Sinne des Sozialismus prüfen und begut¬ achten sollte.
Daß eine Kommission von urteilsfähigen Männern mit der Aufgabe betraut wurde, zunächst einmal Ziele und Methoden der Sozialisierung klar¬ zustellen, war Wohl das geringste Erfordernis, ehe die Gesetzgebungsmaschine in Bewegung gesetzt wurde. Das Schlagwort von der Sozialisierung war zwar in aller 'Munde, über seine Wesenheit aber bestanden die krausesten Vorstellungen. So war es vor der Revolution und nach ihrem Eintritt bis auf den heutigen Tag. Am bequemsten haben es diejenigen, denen Marx unverändert als der große Prophet gilt, dessen durch die tatsächliche Entwicklung hundertfach "6 ttbsurSuin geführten Lehrsätze wie eine wirtfchaftsgeschichtliche Offenbarung angesehen werden. Für diese Leute gipfelt die "Sozialrsierung" auch heute noch in dem für die Sozialdemokratie maßgebenden Erfurter Programm, dessen ein¬ schlägige Sätze hier in Erinnerung gebracht werden müssen:
"Nur die Verwandlung des kapitalistischen Privateigentums an Produktionsmitteln -- Grund und Boden, Gruben und Bergwerke, Rohstoffe, Werkzeuge, Maschinen und Verkehrsmittel -- in gesellschaftliches Eigentum und die Umwandlung der Warenproduktion in sozialistische, für und durch die Gesellschaft betriebene Produktion kann es bewirken, daß der Großbetrieb und die stets wachsende Ertragsfähigkeit der gesellschaftlichen Arbeit für die bisher ausgebeuteten Klaffen aus einer Quelle des Elends und der Unterdrückung zu einer Quelle der höchsten Wohlfahrt und allseitiger harmonischer Ver¬ vollkommnung werde." '
Dieses Paradepferd der Sozialdemokratie ist der Sprößling eines wirklich¬ keitsfremden und wirtschaftsfeindlichen Doktrinarismus. Wollte man ihn zum Vorspann für die Sozialisterung benutzen, so würde die Volkswirtschaft ehestens in einen klaftertiefen Sumpf versinken. Von den einsichtigeren Köpfen in der sozialdemokratischen Partei ist das schon lange vor dem Kriege unumwunden zugegeben und eine dementsprechende Programmrevision verlangt worden. Nach dem Kriege muß eine sofortige umstürzt'erische Aktion gemäß dem Erfurter Manifest erst recht als ein unverzeihliches Attentat auf die Produktion erscheinen. Angesichts der im höchsten Maße zerrütteten und erschöpften Volkswirtschaft ist es die dringlichste Pflicht der Nation, ihre ganze Tatkraft einzusetzen, um auf¬ zubauen, was auseinandergefallen, und aufzurichten, was zu Boden geworfen. Die heilsamen Wirkungen dieser Anspannung werden aber aufgehoben, wenn an den fundamentalen Voraussetzungen der wirtschaftlichen Betätigung willkürlich
Auf den Pfaden der Lokalisierung
gewerkschaftlichen Organisationen, um den politischen Forderungen größeren Nachdruck zu geben, und suchte anderseits die Massen in der politischen Bewegung auf dem Alarmfuß zu halten, um wirtschaftliche Fortschritte durchzusetzen. Die Machthaber der provisorischen Regierung betonten auch in ihren Kundgebungen, daß sie ihren sozialistischen Überzeugungen treu bleiben und die Wege zum Sozialismus unbeirrt beschreiten würden. An Beweisen ihres guten Willens, den Arbeitermassen außer der politischen Freiheit eine Erweiterung ihrer politischen Rechte und eine Erleichterung ihrer Arbeitspflichten zuzuwenden, ließen sie es nicht fehlen. Die Verordnungen über die Koalitionsfreiheit, die Rechtsgeltung der Tarifverträge und die Einführung des Achtstundentags, von anderen sozialpolitischen Maßnahmen abgesehen, können hierzu genannt werden. Im übrigen hatten die Führer der neuerstandenen sozialistischen Republik alle Hände voll zu tun, sich ihrer Haut zu wehren und den schwankenden Boden ihrer politischen Existenz zu festigen. Inmitten der sturmgepeitschten Wogen, die infolge des revolutionären Umsturzes die politischen Verhältnisse in ganz Deutschland furchtbar aufwühlten, wäre es frevelhaft gewesen, gleichzeitig auch die Schwerkranke Volkswirtschaft in den Strudel hereinzuziehen.' Die an keine Verantwortung gebundenen radikalen Elemente freilich wollten die sozialistische Wirtschaft womöglich durch diktatorische Gewalt ohne weiteres einführen. Ihrem Mißfallen begegnete sogar die Niedersetzung einer Sozialisierungskommission, die die Möglichkeiten und Bedingungen einer grundlegenden Umwandlung der bisherigen Wirtschaftsverfassung im Sinne des Sozialismus prüfen und begut¬ achten sollte.
Daß eine Kommission von urteilsfähigen Männern mit der Aufgabe betraut wurde, zunächst einmal Ziele und Methoden der Sozialisierung klar¬ zustellen, war Wohl das geringste Erfordernis, ehe die Gesetzgebungsmaschine in Bewegung gesetzt wurde. Das Schlagwort von der Sozialisierung war zwar in aller 'Munde, über seine Wesenheit aber bestanden die krausesten Vorstellungen. So war es vor der Revolution und nach ihrem Eintritt bis auf den heutigen Tag. Am bequemsten haben es diejenigen, denen Marx unverändert als der große Prophet gilt, dessen durch die tatsächliche Entwicklung hundertfach »6 ttbsurSuin geführten Lehrsätze wie eine wirtfchaftsgeschichtliche Offenbarung angesehen werden. Für diese Leute gipfelt die „Sozialrsierung" auch heute noch in dem für die Sozialdemokratie maßgebenden Erfurter Programm, dessen ein¬ schlägige Sätze hier in Erinnerung gebracht werden müssen:
„Nur die Verwandlung des kapitalistischen Privateigentums an Produktionsmitteln — Grund und Boden, Gruben und Bergwerke, Rohstoffe, Werkzeuge, Maschinen und Verkehrsmittel — in gesellschaftliches Eigentum und die Umwandlung der Warenproduktion in sozialistische, für und durch die Gesellschaft betriebene Produktion kann es bewirken, daß der Großbetrieb und die stets wachsende Ertragsfähigkeit der gesellschaftlichen Arbeit für die bisher ausgebeuteten Klaffen aus einer Quelle des Elends und der Unterdrückung zu einer Quelle der höchsten Wohlfahrt und allseitiger harmonischer Ver¬ vollkommnung werde." '
Dieses Paradepferd der Sozialdemokratie ist der Sprößling eines wirklich¬ keitsfremden und wirtschaftsfeindlichen Doktrinarismus. Wollte man ihn zum Vorspann für die Sozialisterung benutzen, so würde die Volkswirtschaft ehestens in einen klaftertiefen Sumpf versinken. Von den einsichtigeren Köpfen in der sozialdemokratischen Partei ist das schon lange vor dem Kriege unumwunden zugegeben und eine dementsprechende Programmrevision verlangt worden. Nach dem Kriege muß eine sofortige umstürzt'erische Aktion gemäß dem Erfurter Manifest erst recht als ein unverzeihliches Attentat auf die Produktion erscheinen. Angesichts der im höchsten Maße zerrütteten und erschöpften Volkswirtschaft ist es die dringlichste Pflicht der Nation, ihre ganze Tatkraft einzusetzen, um auf¬ zubauen, was auseinandergefallen, und aufzurichten, was zu Boden geworfen. Die heilsamen Wirkungen dieser Anspannung werden aber aufgehoben, wenn an den fundamentalen Voraussetzungen der wirtschaftlichen Betätigung willkürlich
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gewerkschaftlichen Organisationen, um den politischen Forderungen größeren
Nachdruck zu geben, und suchte anderseits die Massen in der politischen Bewegung
auf dem Alarmfuß zu halten, um wirtschaftliche Fortschritte durchzusetzen. Die
Machthaber der provisorischen Regierung betonten auch in ihren Kundgebungen,
daß sie ihren sozialistischen Überzeugungen treu bleiben und die Wege zum
Sozialismus unbeirrt beschreiten würden. An Beweisen ihres guten Willens,
den Arbeitermassen außer der politischen Freiheit eine Erweiterung ihrer
politischen Rechte und eine Erleichterung ihrer Arbeitspflichten zuzuwenden,
ließen sie es nicht fehlen. Die Verordnungen über die Koalitionsfreiheit, die
Rechtsgeltung der Tarifverträge und die Einführung des Achtstundentags, von
anderen sozialpolitischen Maßnahmen abgesehen, können hierzu genannt werden.
Im übrigen hatten die Führer der neuerstandenen sozialistischen Republik alle
Hände voll zu tun, sich ihrer Haut zu wehren und den schwankenden Boden ihrer
politischen Existenz zu festigen. Inmitten der sturmgepeitschten Wogen, die
infolge des revolutionären Umsturzes die politischen Verhältnisse in ganz
Deutschland furchtbar aufwühlten, wäre es frevelhaft gewesen, gleichzeitig auch
die Schwerkranke Volkswirtschaft in den Strudel hereinzuziehen.' Die an keine
Verantwortung gebundenen radikalen Elemente freilich wollten die sozialistische
Wirtschaft womöglich durch diktatorische Gewalt ohne weiteres einführen. Ihrem
Mißfallen begegnete sogar die Niedersetzung einer Sozialisierungskommission,
die die Möglichkeiten und Bedingungen einer grundlegenden Umwandlung der
bisherigen Wirtschaftsverfassung im Sinne des Sozialismus prüfen und begut¬
achten sollte.
Daß eine Kommission von urteilsfähigen Männern mit der Aufgabe
betraut wurde, zunächst einmal Ziele und Methoden der Sozialisierung klar¬
zustellen, war Wohl das geringste Erfordernis, ehe die Gesetzgebungsmaschine in
Bewegung gesetzt wurde. Das Schlagwort von der Sozialisierung war zwar in
aller 'Munde, über seine Wesenheit aber bestanden die krausesten Vorstellungen.
So war es vor der Revolution und nach ihrem Eintritt bis auf den heutigen
Tag. Am bequemsten haben es diejenigen, denen Marx unverändert als der
große Prophet gilt, dessen durch die tatsächliche Entwicklung hundertfach
»6 ttbsurSuin geführten Lehrsätze wie eine wirtfchaftsgeschichtliche Offenbarung
angesehen werden. Für diese Leute gipfelt die „Sozialrsierung" auch heute noch
in dem für die Sozialdemokratie maßgebenden Erfurter Programm, dessen ein¬
schlägige Sätze hier in Erinnerung gebracht werden müssen:
„Nur die Verwandlung des kapitalistischen Privateigentums an
Produktionsmitteln — Grund und Boden, Gruben und Bergwerke, Rohstoffe,
Werkzeuge, Maschinen und Verkehrsmittel — in gesellschaftliches Eigentum und
die Umwandlung der Warenproduktion in sozialistische, für und durch die
Gesellschaft betriebene Produktion kann es bewirken, daß der Großbetrieb und
die stets wachsende Ertragsfähigkeit der gesellschaftlichen Arbeit für die bisher
ausgebeuteten Klaffen aus einer Quelle des Elends und der Unterdrückung zu
einer Quelle der höchsten Wohlfahrt und allseitiger harmonischer Ver¬
vollkommnung werde."
'
Dieses Paradepferd der Sozialdemokratie ist der Sprößling eines wirklich¬
keitsfremden und wirtschaftsfeindlichen Doktrinarismus. Wollte man ihn zum
Vorspann für die Sozialisterung benutzen, so würde die Volkswirtschaft ehestens
in einen klaftertiefen Sumpf versinken. Von den einsichtigeren Köpfen in der
sozialdemokratischen Partei ist das schon lange vor dem Kriege unumwunden
zugegeben und eine dementsprechende Programmrevision verlangt worden. Nach
dem Kriege muß eine sofortige umstürzt'erische Aktion gemäß dem Erfurter
Manifest erst recht als ein unverzeihliches Attentat auf die Produktion erscheinen.
Angesichts der im höchsten Maße zerrütteten und erschöpften Volkswirtschaft ist
es die dringlichste Pflicht der Nation, ihre ganze Tatkraft einzusetzen, um auf¬
zubauen, was auseinandergefallen, und aufzurichten, was zu Boden geworfen.
Die heilsamen Wirkungen dieser Anspannung werden aber aufgehoben, wenn an
den fundamentalen Voraussetzungen der wirtschaftlichen Betätigung willkürlich
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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/19>, abgerufen am 18.12.2024.
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