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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Die Frage der Beteiligung des Papstes an den Friedenskonferenzen

nativum wolle der Papst ihn benutzen, um einen von ihm entworfenen Lösungs¬
plan für die römische Frage zu erörtern.

Waren diese Informationen wirklich zutreffend, so scheint Benedikt der Fünf¬
zehnte von jenem Vorhaben, vermutlich auf Grund der Vorverhandlungen seines Ab¬
gesandten, Erzbischofs Monsignore Bonaventura Ccretti, mit Wilson in Paris, ab¬
gekommen sein. Denn nach einer Meldung des "Secolo" vom 5. Januar muß jede
Anspielung auf die römische Frage in der am gleichen Tage stattgefundenen Unter¬
redung zwischen dein Papste, dessen italienischer Patriotismus übrigens außer
Frage steht, und dem amerikanischen Präsidenten unterblieben sein.

Das wäre eine Analogie gewesen zu dem ersten Besuche Kaiser Wilhelm des
Zweiten bei Papst Leo dem Dreizehnter am 11. Oktober 1888. Die Berührung
der römischen Frage wurde beim ersten Versuche des Papstes damals durch Graf
Herbert Bismarck hintertrieben, der durch Hineinführung des Prinzen Heinrich das
Gespräch gewaltsam unterbrach.

In bezug auf eine Teilnahme des PaPsteS an den Friedensverhandlungen
dürfte Wilson, falls sie wirklich in jener denkwürdigen Unterredung berührt worden
ist, auf den formalen Einwand hingewiesen haben, das; nur die Vertreter der
kriegführenden Natwnen das Zutrittsrecht zur Konferenz hätten. Nach Meldungen
Pariser Blätter aus jenen Tagen war besagie Bestimmung als Zusatzartikel in
das Londoner Abkommen aufgenommen worden.

Über die hier vorgelegten Nachrichten, vornehmlich der italienischen Presse
aus dem vergangenen Herbst und Winter, in b" zug anf Unterhandlungen zwischen
Vatikan und'italienischer Negierung, wobei letztere erst durch den Direktor des
Kulturfonds, Baron Monti, 'dann durch den Erminister Riedl vertreten worden sei,
äußerte sich am 28. März 1919 das Organ der bayerischen Zentrumspartei, die
"Augsburger Postzeitung" recht absprechend; sie bezeichnete das Ganze als Komödie,
Italiens scheinbares Entgegenkommen gegenüber dem Vatikan als Heuchelei,
lediglich bestimmt, einem schlechten Eindruck bei Wilson vorzubeugen, damit bei
ihm nicht der Papst ein machtvolles Organ für seine Pläne und Wünsche gewinne.
Genau am Tage nach der Abreise des Präsidenten aus Rom seien die Ver¬
handlungen abgebrochen worden und zwar wegen der von Benedikt verlangten
Anerkennung seiner absoluten Souveränität durch den Völkerbund, die Italien
natürlich ablehne; -- bekanntlich wolle es in der Römischen Frage keine Sanktio¬
nierung durch fremde Machte dulden! --

Ist die "Augsburger Postzeitung" wirklich so gut unterrichtet, daß sie mit
ihrem Pessimismus, mit ihrem Mißtrauen gegen Italiens Absichten Recht hätte?
Unleugbar haben sehr beachtenswerte Verhandlungen zwischen Vatikan und
Quirinal in den letzten Monaten stattgefunden, die zweifellos die Grundlage zu
weiteren wichtigeren bilden können. Man denke nur an die gerade jetzt immer
schwieriger werdende Position Italiens bei den Friedensverhandlungen! --

In den Vordergrund ist jedenfalls die Teilnahme des Papstes am Völker¬
bund getreten. Bereits am W, Dezember hatte der "Secolo" die derzeitigen
Absichten der vatikanischen Politik. -- nach dem Ausbleiben einer Einladung zur
Friedenskonferenz, die der Heilige Stuhl nur in bedingungsloser Form an¬
genommen hätte, -- dahin denen zu dürfen geglaubt, daß die Mächte der Entente
zur Übertragung des Schiedsgerichts an den Papst bei internationalen streitig,
leiten im Völkerbund veranlaßt werden sollten; in einer solchen hervorragenden
Stellung hätte er dann, auch ohne Beteiligung am Kongreß, die Möglichkeit die
von ihm gewünschten internationalen Garantien für seine Souveränität zu ver¬
langen, welche ihm Italien bis jetzt im Garantiegesetz nicht gewährt habe. In
den Unterredungen mit Wiljon ist dementsprechend, gemäß den Mitteilungen
der italienisch-kmholischen Trustpresse, schon in der Vorsprechung mit Monsignore
Ceretti die Frage des Völkerbundes, als Ausgangspunkts aller gegenwäriigen
und zukünftigen diplomatischen Verhandlungen des Heiligen Stuhls, als Haupt¬
mittels zur Sicherstellung des zukünftigen Friedens, behandelt worden.


Die Frage der Beteiligung des Papstes an den Friedenskonferenzen

nativum wolle der Papst ihn benutzen, um einen von ihm entworfenen Lösungs¬
plan für die römische Frage zu erörtern.

Waren diese Informationen wirklich zutreffend, so scheint Benedikt der Fünf¬
zehnte von jenem Vorhaben, vermutlich auf Grund der Vorverhandlungen seines Ab¬
gesandten, Erzbischofs Monsignore Bonaventura Ccretti, mit Wilson in Paris, ab¬
gekommen sein. Denn nach einer Meldung des „Secolo" vom 5. Januar muß jede
Anspielung auf die römische Frage in der am gleichen Tage stattgefundenen Unter¬
redung zwischen dein Papste, dessen italienischer Patriotismus übrigens außer
Frage steht, und dem amerikanischen Präsidenten unterblieben sein.

Das wäre eine Analogie gewesen zu dem ersten Besuche Kaiser Wilhelm des
Zweiten bei Papst Leo dem Dreizehnter am 11. Oktober 1888. Die Berührung
der römischen Frage wurde beim ersten Versuche des Papstes damals durch Graf
Herbert Bismarck hintertrieben, der durch Hineinführung des Prinzen Heinrich das
Gespräch gewaltsam unterbrach.

In bezug auf eine Teilnahme des PaPsteS an den Friedensverhandlungen
dürfte Wilson, falls sie wirklich in jener denkwürdigen Unterredung berührt worden
ist, auf den formalen Einwand hingewiesen haben, das; nur die Vertreter der
kriegführenden Natwnen das Zutrittsrecht zur Konferenz hätten. Nach Meldungen
Pariser Blätter aus jenen Tagen war besagie Bestimmung als Zusatzartikel in
das Londoner Abkommen aufgenommen worden.

Über die hier vorgelegten Nachrichten, vornehmlich der italienischen Presse
aus dem vergangenen Herbst und Winter, in b« zug anf Unterhandlungen zwischen
Vatikan und'italienischer Negierung, wobei letztere erst durch den Direktor des
Kulturfonds, Baron Monti, 'dann durch den Erminister Riedl vertreten worden sei,
äußerte sich am 28. März 1919 das Organ der bayerischen Zentrumspartei, die
„Augsburger Postzeitung" recht absprechend; sie bezeichnete das Ganze als Komödie,
Italiens scheinbares Entgegenkommen gegenüber dem Vatikan als Heuchelei,
lediglich bestimmt, einem schlechten Eindruck bei Wilson vorzubeugen, damit bei
ihm nicht der Papst ein machtvolles Organ für seine Pläne und Wünsche gewinne.
Genau am Tage nach der Abreise des Präsidenten aus Rom seien die Ver¬
handlungen abgebrochen worden und zwar wegen der von Benedikt verlangten
Anerkennung seiner absoluten Souveränität durch den Völkerbund, die Italien
natürlich ablehne; — bekanntlich wolle es in der Römischen Frage keine Sanktio¬
nierung durch fremde Machte dulden! —

Ist die „Augsburger Postzeitung" wirklich so gut unterrichtet, daß sie mit
ihrem Pessimismus, mit ihrem Mißtrauen gegen Italiens Absichten Recht hätte?
Unleugbar haben sehr beachtenswerte Verhandlungen zwischen Vatikan und
Quirinal in den letzten Monaten stattgefunden, die zweifellos die Grundlage zu
weiteren wichtigeren bilden können. Man denke nur an die gerade jetzt immer
schwieriger werdende Position Italiens bei den Friedensverhandlungen! —

In den Vordergrund ist jedenfalls die Teilnahme des Papstes am Völker¬
bund getreten. Bereits am W, Dezember hatte der „Secolo" die derzeitigen
Absichten der vatikanischen Politik. — nach dem Ausbleiben einer Einladung zur
Friedenskonferenz, die der Heilige Stuhl nur in bedingungsloser Form an¬
genommen hätte, — dahin denen zu dürfen geglaubt, daß die Mächte der Entente
zur Übertragung des Schiedsgerichts an den Papst bei internationalen streitig,
leiten im Völkerbund veranlaßt werden sollten; in einer solchen hervorragenden
Stellung hätte er dann, auch ohne Beteiligung am Kongreß, die Möglichkeit die
von ihm gewünschten internationalen Garantien für seine Souveränität zu ver¬
langen, welche ihm Italien bis jetzt im Garantiegesetz nicht gewährt habe. In
den Unterredungen mit Wiljon ist dementsprechend, gemäß den Mitteilungen
der italienisch-kmholischen Trustpresse, schon in der Vorsprechung mit Monsignore
Ceretti die Frage des Völkerbundes, als Ausgangspunkts aller gegenwäriigen
und zukünftigen diplomatischen Verhandlungen des Heiligen Stuhls, als Haupt¬
mittels zur Sicherstellung des zukünftigen Friedens, behandelt worden.


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[0139] Die Frage der Beteiligung des Papstes an den Friedenskonferenzen nativum wolle der Papst ihn benutzen, um einen von ihm entworfenen Lösungs¬ plan für die römische Frage zu erörtern. Waren diese Informationen wirklich zutreffend, so scheint Benedikt der Fünf¬ zehnte von jenem Vorhaben, vermutlich auf Grund der Vorverhandlungen seines Ab¬ gesandten, Erzbischofs Monsignore Bonaventura Ccretti, mit Wilson in Paris, ab¬ gekommen sein. Denn nach einer Meldung des „Secolo" vom 5. Januar muß jede Anspielung auf die römische Frage in der am gleichen Tage stattgefundenen Unter¬ redung zwischen dein Papste, dessen italienischer Patriotismus übrigens außer Frage steht, und dem amerikanischen Präsidenten unterblieben sein. Das wäre eine Analogie gewesen zu dem ersten Besuche Kaiser Wilhelm des Zweiten bei Papst Leo dem Dreizehnter am 11. Oktober 1888. Die Berührung der römischen Frage wurde beim ersten Versuche des Papstes damals durch Graf Herbert Bismarck hintertrieben, der durch Hineinführung des Prinzen Heinrich das Gespräch gewaltsam unterbrach. In bezug auf eine Teilnahme des PaPsteS an den Friedensverhandlungen dürfte Wilson, falls sie wirklich in jener denkwürdigen Unterredung berührt worden ist, auf den formalen Einwand hingewiesen haben, das; nur die Vertreter der kriegführenden Natwnen das Zutrittsrecht zur Konferenz hätten. Nach Meldungen Pariser Blätter aus jenen Tagen war besagie Bestimmung als Zusatzartikel in das Londoner Abkommen aufgenommen worden. Über die hier vorgelegten Nachrichten, vornehmlich der italienischen Presse aus dem vergangenen Herbst und Winter, in b« zug anf Unterhandlungen zwischen Vatikan und'italienischer Negierung, wobei letztere erst durch den Direktor des Kulturfonds, Baron Monti, 'dann durch den Erminister Riedl vertreten worden sei, äußerte sich am 28. März 1919 das Organ der bayerischen Zentrumspartei, die „Augsburger Postzeitung" recht absprechend; sie bezeichnete das Ganze als Komödie, Italiens scheinbares Entgegenkommen gegenüber dem Vatikan als Heuchelei, lediglich bestimmt, einem schlechten Eindruck bei Wilson vorzubeugen, damit bei ihm nicht der Papst ein machtvolles Organ für seine Pläne und Wünsche gewinne. Genau am Tage nach der Abreise des Präsidenten aus Rom seien die Ver¬ handlungen abgebrochen worden und zwar wegen der von Benedikt verlangten Anerkennung seiner absoluten Souveränität durch den Völkerbund, die Italien natürlich ablehne; — bekanntlich wolle es in der Römischen Frage keine Sanktio¬ nierung durch fremde Machte dulden! — Ist die „Augsburger Postzeitung" wirklich so gut unterrichtet, daß sie mit ihrem Pessimismus, mit ihrem Mißtrauen gegen Italiens Absichten Recht hätte? Unleugbar haben sehr beachtenswerte Verhandlungen zwischen Vatikan und Quirinal in den letzten Monaten stattgefunden, die zweifellos die Grundlage zu weiteren wichtigeren bilden können. Man denke nur an die gerade jetzt immer schwieriger werdende Position Italiens bei den Friedensverhandlungen! — In den Vordergrund ist jedenfalls die Teilnahme des Papstes am Völker¬ bund getreten. Bereits am W, Dezember hatte der „Secolo" die derzeitigen Absichten der vatikanischen Politik. — nach dem Ausbleiben einer Einladung zur Friedenskonferenz, die der Heilige Stuhl nur in bedingungsloser Form an¬ genommen hätte, — dahin denen zu dürfen geglaubt, daß die Mächte der Entente zur Übertragung des Schiedsgerichts an den Papst bei internationalen streitig, leiten im Völkerbund veranlaßt werden sollten; in einer solchen hervorragenden Stellung hätte er dann, auch ohne Beteiligung am Kongreß, die Möglichkeit die von ihm gewünschten internationalen Garantien für seine Souveränität zu ver¬ langen, welche ihm Italien bis jetzt im Garantiegesetz nicht gewährt habe. In den Unterredungen mit Wiljon ist dementsprechend, gemäß den Mitteilungen der italienisch-kmholischen Trustpresse, schon in der Vorsprechung mit Monsignore Ceretti die Frage des Völkerbundes, als Ausgangspunkts aller gegenwäriigen und zukünftigen diplomatischen Verhandlungen des Heiligen Stuhls, als Haupt¬ mittels zur Sicherstellung des zukünftigen Friedens, behandelt worden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/139>, abgerufen am 12.11.2024.