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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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Der Todesgang unserer Volkswirtschaft
ab 1. 1. 19 bisher
HSmatit......... 314,50 Mark 228,-- Mark
Gießereiroheisen Ur. I . . . 249.60 " 161,-- "
Gießereiroheisen Ur. III . . 249,-- " 156,50 "
Luxemburger Roheisen Ur. III 208,-- " 123,-- "
Siegerländer Stähleisen . . 285,50 " 214,-- "
Spiegeleisen...... 258-- " 166.50 "

Führt man nun das Exempel fort bis zu den fertiggestellten Schienen, Schwellen,
Wagen und Lokomotiven, so gewinnt man eine Vorstellung von der ruinösen
Wirkung des Lohnsteigerungskomplexes. -

Besonderes Interesse dürfte die Lage im Baugewerbe finden. Die Bau¬
stoffindustrien können nicht die ungeheuren Mehrkosten der Lohn- und Kohlen-
Preiserhöhungen aus eigener Tasche bezahlen und anderseits die Baustoffe unter
ihrem Herstellungspreis veräußern, um die von Behörden, Kommunen, Körper¬
schaften angestrebte gemeinnützige Wohnungsbautätigkeit zu ermöglichen, sie
müssen, wenn sie arbeiten wollen, zu erheblichen Preiserhöhungen schreiten. Da¬
durch ist auch der Baustoffhandel zur Preissteigerung gezwungen und weiter der
Bauunternehmer; die Folge ist Bauunlust, Arbeitslosigkeit Tausender von Bau¬
arbeitern, Steigen der Mieter, weitere Obdachlosigkeit und Wohnungselend
Hünderttcmsender von heimkehrenden Soldaten. Wenn früher die Baukosten eines
mittleren Einfamilienhauses sich beispielsweise aus 50000 Mark beliefen, so be¬
tragen sie heute das Dreifache, also 150 000 Mark. In gleichem Ausmaße stiegen
auch die Mieter gegen die Friedenszeit, wobei Hausverwaltungs-, Betriebskosten,
Ausgaben für Steuer, Beleuchtung und Müllabfuhr berücksichtigt sind.

Die oben erwähnten, unter dem Drucke des Demobilmachungsamtes be¬
willigten Löhne auf den privaten Schiffswerften stehen in krassen Widerspruch
zu den Verhältnissen bei der ausländischen Konkurrenz. Nach dem Urteil des
Vorsitzenden der Kieler Handelskammer werden sich bei Eintritt normaler Nach¬
frage besonders die sehr leistungsfähigen amerikanischen Werften empfindlich
bemerkbar machen. Im Schiffbau werden in England 8--11V2 Mark für den
Tag und in Japan, wo auch eine Anzahl leistungsfähiger Werften entstanden ist,
3--3V- Mark an gelernte Arbeiter bezahlt, so daß englische Reeber der billigen
Löhne wegen ihre Aufträge an japanische Werften geben. In den Vereinigten
Staaten erhalten gelernte Arbeiter 18,50 Mark pro Tag; dies ist nur insofern
möglich, als die Schiffe in der Hälfte der normalen Zeit fertiggestellt sind und
die Arbeitskraft in einer Weise ausgenutzt wird, wie dies sonst nirgends der Fall
ist. Die amerikanischen Werften sollen Aufträge von über 11 Millionen Tonnen
vorliegen haben. Die Lohnforderungen der Hamburger Hafenarbeiter werden dazu
führen, daß die Schiffe in anderen Häfen gelöscht werden. >

Wie liegen die Verhältnisse bei der Eisenbahn und der Groß-Berliner
Straßenbahn? Zum Schaden der Allgemeinheit müssen die Tarife recht beträcht¬
lich erhöht werden und es wird nicht lange dauern, dann wird auch die Reichs¬
postbehörde in dieselbe Kerbe schlagen.

Während bei uns alles im Preise erheblich steigt, insbesondere auch der
Preis der täglichen Bedarfsgüter, wie Nahrungsmittel, Kleider, Möbel. Bücher
usw. und dadurch der Absatz im Ausland immer geringer werden nutz, gehen
England und Amerika bereits zu einem Abbau ihrer Preise über. So berichtet
"Politiker" über die Preißermäßigungen für englische Kohle und Koth in Dänemark.
Am 6. November 1918 wurden die Frachten für eine Tonne Kohlen von 77 auf
50 Kronen, für eine Tonne Koth von 107 auf 75 Kronen herabgesetzt. Am
28. November trat eine weitere Ermäßigung auf 40 Kronen für eine Tonne Kohlen
und aus 60 Kronen für eine Tonne Koth in Kraft. Demnach wird der Preis für
ein Hektoliter englischen Gaskoks auf unter 8 Kronen sinken, während deutscher
Gaskoks ständig 9,60 Kronen kostet. Auch die Kohlenbelieferung des Amuidener
Fischdampferbetriebes hat uns der Engländer weggeschnappt. Von der Ausfuhr
aber hing bisher die Rentabilität der Bergwerke in erheblichem Maße ab.


Der Todesgang unserer Volkswirtschaft
ab 1. 1. 19 bisher
HSmatit......... 314,50 Mark 228,— Mark
Gießereiroheisen Ur. I . . . 249.60 „ 161,— „
Gießereiroheisen Ur. III . . 249,— „ 156,50 „
Luxemburger Roheisen Ur. III 208,— „ 123,— „
Siegerländer Stähleisen . . 285,50 „ 214,— „
Spiegeleisen...... 258— „ 166.50 „

Führt man nun das Exempel fort bis zu den fertiggestellten Schienen, Schwellen,
Wagen und Lokomotiven, so gewinnt man eine Vorstellung von der ruinösen
Wirkung des Lohnsteigerungskomplexes. -

Besonderes Interesse dürfte die Lage im Baugewerbe finden. Die Bau¬
stoffindustrien können nicht die ungeheuren Mehrkosten der Lohn- und Kohlen-
Preiserhöhungen aus eigener Tasche bezahlen und anderseits die Baustoffe unter
ihrem Herstellungspreis veräußern, um die von Behörden, Kommunen, Körper¬
schaften angestrebte gemeinnützige Wohnungsbautätigkeit zu ermöglichen, sie
müssen, wenn sie arbeiten wollen, zu erheblichen Preiserhöhungen schreiten. Da¬
durch ist auch der Baustoffhandel zur Preissteigerung gezwungen und weiter der
Bauunternehmer; die Folge ist Bauunlust, Arbeitslosigkeit Tausender von Bau¬
arbeitern, Steigen der Mieter, weitere Obdachlosigkeit und Wohnungselend
Hünderttcmsender von heimkehrenden Soldaten. Wenn früher die Baukosten eines
mittleren Einfamilienhauses sich beispielsweise aus 50000 Mark beliefen, so be¬
tragen sie heute das Dreifache, also 150 000 Mark. In gleichem Ausmaße stiegen
auch die Mieter gegen die Friedenszeit, wobei Hausverwaltungs-, Betriebskosten,
Ausgaben für Steuer, Beleuchtung und Müllabfuhr berücksichtigt sind.

Die oben erwähnten, unter dem Drucke des Demobilmachungsamtes be¬
willigten Löhne auf den privaten Schiffswerften stehen in krassen Widerspruch
zu den Verhältnissen bei der ausländischen Konkurrenz. Nach dem Urteil des
Vorsitzenden der Kieler Handelskammer werden sich bei Eintritt normaler Nach¬
frage besonders die sehr leistungsfähigen amerikanischen Werften empfindlich
bemerkbar machen. Im Schiffbau werden in England 8—11V2 Mark für den
Tag und in Japan, wo auch eine Anzahl leistungsfähiger Werften entstanden ist,
3—3V- Mark an gelernte Arbeiter bezahlt, so daß englische Reeber der billigen
Löhne wegen ihre Aufträge an japanische Werften geben. In den Vereinigten
Staaten erhalten gelernte Arbeiter 18,50 Mark pro Tag; dies ist nur insofern
möglich, als die Schiffe in der Hälfte der normalen Zeit fertiggestellt sind und
die Arbeitskraft in einer Weise ausgenutzt wird, wie dies sonst nirgends der Fall
ist. Die amerikanischen Werften sollen Aufträge von über 11 Millionen Tonnen
vorliegen haben. Die Lohnforderungen der Hamburger Hafenarbeiter werden dazu
führen, daß die Schiffe in anderen Häfen gelöscht werden. >

Wie liegen die Verhältnisse bei der Eisenbahn und der Groß-Berliner
Straßenbahn? Zum Schaden der Allgemeinheit müssen die Tarife recht beträcht¬
lich erhöht werden und es wird nicht lange dauern, dann wird auch die Reichs¬
postbehörde in dieselbe Kerbe schlagen.

Während bei uns alles im Preise erheblich steigt, insbesondere auch der
Preis der täglichen Bedarfsgüter, wie Nahrungsmittel, Kleider, Möbel. Bücher
usw. und dadurch der Absatz im Ausland immer geringer werden nutz, gehen
England und Amerika bereits zu einem Abbau ihrer Preise über. So berichtet
„Politiker" über die Preißermäßigungen für englische Kohle und Koth in Dänemark.
Am 6. November 1918 wurden die Frachten für eine Tonne Kohlen von 77 auf
50 Kronen, für eine Tonne Koth von 107 auf 75 Kronen herabgesetzt. Am
28. November trat eine weitere Ermäßigung auf 40 Kronen für eine Tonne Kohlen
und aus 60 Kronen für eine Tonne Koth in Kraft. Demnach wird der Preis für
ein Hektoliter englischen Gaskoks auf unter 8 Kronen sinken, während deutscher
Gaskoks ständig 9,60 Kronen kostet. Auch die Kohlenbelieferung des Amuidener
Fischdampferbetriebes hat uns der Engländer weggeschnappt. Von der Ausfuhr
aber hing bisher die Rentabilität der Bergwerke in erheblichem Maße ab.


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[0084] Der Todesgang unserer Volkswirtschaft ab 1. 1. 19 bisher HSmatit......... 314,50 Mark 228,— Mark Gießereiroheisen Ur. I . . . 249.60 „ 161,— „ Gießereiroheisen Ur. III . . 249,— „ 156,50 „ Luxemburger Roheisen Ur. III 208,— „ 123,— „ Siegerländer Stähleisen . . 285,50 „ 214,— „ Spiegeleisen...... 258— „ 166.50 „ Führt man nun das Exempel fort bis zu den fertiggestellten Schienen, Schwellen, Wagen und Lokomotiven, so gewinnt man eine Vorstellung von der ruinösen Wirkung des Lohnsteigerungskomplexes. - Besonderes Interesse dürfte die Lage im Baugewerbe finden. Die Bau¬ stoffindustrien können nicht die ungeheuren Mehrkosten der Lohn- und Kohlen- Preiserhöhungen aus eigener Tasche bezahlen und anderseits die Baustoffe unter ihrem Herstellungspreis veräußern, um die von Behörden, Kommunen, Körper¬ schaften angestrebte gemeinnützige Wohnungsbautätigkeit zu ermöglichen, sie müssen, wenn sie arbeiten wollen, zu erheblichen Preiserhöhungen schreiten. Da¬ durch ist auch der Baustoffhandel zur Preissteigerung gezwungen und weiter der Bauunternehmer; die Folge ist Bauunlust, Arbeitslosigkeit Tausender von Bau¬ arbeitern, Steigen der Mieter, weitere Obdachlosigkeit und Wohnungselend Hünderttcmsender von heimkehrenden Soldaten. Wenn früher die Baukosten eines mittleren Einfamilienhauses sich beispielsweise aus 50000 Mark beliefen, so be¬ tragen sie heute das Dreifache, also 150 000 Mark. In gleichem Ausmaße stiegen auch die Mieter gegen die Friedenszeit, wobei Hausverwaltungs-, Betriebskosten, Ausgaben für Steuer, Beleuchtung und Müllabfuhr berücksichtigt sind. Die oben erwähnten, unter dem Drucke des Demobilmachungsamtes be¬ willigten Löhne auf den privaten Schiffswerften stehen in krassen Widerspruch zu den Verhältnissen bei der ausländischen Konkurrenz. Nach dem Urteil des Vorsitzenden der Kieler Handelskammer werden sich bei Eintritt normaler Nach¬ frage besonders die sehr leistungsfähigen amerikanischen Werften empfindlich bemerkbar machen. Im Schiffbau werden in England 8—11V2 Mark für den Tag und in Japan, wo auch eine Anzahl leistungsfähiger Werften entstanden ist, 3—3V- Mark an gelernte Arbeiter bezahlt, so daß englische Reeber der billigen Löhne wegen ihre Aufträge an japanische Werften geben. In den Vereinigten Staaten erhalten gelernte Arbeiter 18,50 Mark pro Tag; dies ist nur insofern möglich, als die Schiffe in der Hälfte der normalen Zeit fertiggestellt sind und die Arbeitskraft in einer Weise ausgenutzt wird, wie dies sonst nirgends der Fall ist. Die amerikanischen Werften sollen Aufträge von über 11 Millionen Tonnen vorliegen haben. Die Lohnforderungen der Hamburger Hafenarbeiter werden dazu führen, daß die Schiffe in anderen Häfen gelöscht werden. > Wie liegen die Verhältnisse bei der Eisenbahn und der Groß-Berliner Straßenbahn? Zum Schaden der Allgemeinheit müssen die Tarife recht beträcht¬ lich erhöht werden und es wird nicht lange dauern, dann wird auch die Reichs¬ postbehörde in dieselbe Kerbe schlagen. Während bei uns alles im Preise erheblich steigt, insbesondere auch der Preis der täglichen Bedarfsgüter, wie Nahrungsmittel, Kleider, Möbel. Bücher usw. und dadurch der Absatz im Ausland immer geringer werden nutz, gehen England und Amerika bereits zu einem Abbau ihrer Preise über. So berichtet „Politiker" über die Preißermäßigungen für englische Kohle und Koth in Dänemark. Am 6. November 1918 wurden die Frachten für eine Tonne Kohlen von 77 auf 50 Kronen, für eine Tonne Koth von 107 auf 75 Kronen herabgesetzt. Am 28. November trat eine weitere Ermäßigung auf 40 Kronen für eine Tonne Kohlen und aus 60 Kronen für eine Tonne Koth in Kraft. Demnach wird der Preis für ein Hektoliter englischen Gaskoks auf unter 8 Kronen sinken, während deutscher Gaskoks ständig 9,60 Kronen kostet. Auch die Kohlenbelieferung des Amuidener Fischdampferbetriebes hat uns der Engländer weggeschnappt. Von der Ausfuhr aber hing bisher die Rentabilität der Bergwerke in erheblichem Maße ab.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/84>, abgerufen am 11.02.2025.