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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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Zur Volkshochschulfrage

in den Dienst geschickt worden istl Was aber kann sie selbst dem Akademiker
geben, der vielleicht auf der hohen Schule mit Schenklappen vor den Augen an
allem vorübergegangen ist. was nicht zum engsten Fach und auch da wieder zu
den Prüfungszweigen gehörte I

Die Notwendigkeit eines freieren Anblicks des Studierenden haben seit
lange die technischen Hochschulen, besonders der außerprenßischen Staaten erkannt.
Ich muß diesen Zusatz machen, denn die preußischen "Polytechnica" haben jene
festen Lehrstellen nicht für Philosophie, für neuere Sprachen, für Geschichte und
vor allem für deutsche Sprache und Literatur, durch die ihre Mittel- und süd¬
deutschen Schwestern sie überragen. Hand in.Hand mit der Einrichtung des
staatlichen Volkshochschnlwesens sollte also sine Ausgestaltung der "allgemeinen
Fakultäten" an unseren technischen Hochschulen gehen. In den Großstädten, die
holete Schulen haben und die zumeist auch über hervorragende Bücherbestände
verfügen, wären diese Vorlesungen auch Nicht-Akademikern zu öffnen (wie das ja
wohl im Süden längst der Fall ist) und könnten damit einen großen Teil der
Bottshochschularbeit leisten, zumal hier festangestellte Lehrer im Hauptamt in
Betracht kämen.

Auch die eigentliche Volkshochschule aber wird dem Akademiker mit "abge¬
schlossenen Bildungsgangs", besonders außerhalb seines eigentlichen Faches, eine
Fülle von Anregungen und neuen Gesichtspunkten selbst für sein" Berufsarbeit
geben können. Ich habe in Posen die erfreuliche Beobachtung gemacht, daß sich
nicht bloß die Vorlesungen über deutsche und allgemeine Literaturgeschichte, über
neuere Geschichte und Volkswirtschaft des hier üblichen Zulaufs erfreuten, sondern
daß in einer Vorlesung über die oft als langweilig verschrieene Geschichte der
deutschen Sprache über '200 eingeschriebene Hörer ein ganzes Winterhalbjahr durch
treulich aushielten -- und zwar nicht bloß Lehrer und Lehrerinnen, sondern Arzte.
Juristen, Techniker u. a.. die sich also doch für den Gegenstand erwärmt haben
müssen. Den gleichen Erfolg konnten solche Zweige meines Fachs aufweisen, die
sich an Universitäten nicht immer begeisterter Teilnahme der Studierenden erfreuen,
wie die 'deutsche Volkskunde, die vielleicht gerade in den Mittelpunkt alles geistes¬
wissenschaftlichen Unterrichtes an der deutschen Volkshochschule treten könnte.
Ähnliche Erfahrungen aber haben der Philosoph und der Nationalökonom mit
recht eingehenden Fachvorlesungen, der Kunsthistoriker mit archäologischen Kursen
gcumÄt usw.

Welche Fülle von Ausgaben erwartet also den Lehrer, der seine ganze Kraft
und seine ganze Persönlichkeit in den Dienst der Bolkshochschulsache stellen soll!
Aber freilich, eins ist dazu notwendig. Der Lehrer darf nicht dauernd von dem
zehren, was er selber von einem früheren Bildungsgange her mitbringt. Er muß
durchaus mit der Forschung Schritt halten und sie an seinem Teil fördern helfen.
Er darf also nicht abgetrieben von anderen Leistungen (wie Unterricht, Praxis
und Verwaltungsdienst) in das Lehrzimmer treten, sondern eher mit heißem Kopfe
vom Arbeitstisch herkommen. Er muß Zeit und Mittel haben, um wissenschaftlich
zu arbeiten. Dazu gehört, außer der hauptamtlichen Stellung, von der oben die
Rede war. eine reiche, auf den Unterricht, und vor allem auf die Forschung (auch
auf die selbstüudige Weiterbildung des Zuhörers- berechnete) Bibliothek! In
Städten, wo keine solche bestehen, sind sie zu gründen, und mit reichen Mitteln
auszustatten, wie das in England und Amerika der Fall ist. Sonst fehlt der
Volkshochschule der belebende Atem, fehlt Lehrern und Schülern das tägliche Brot.
Im Verein aber mit einer guten Ausleihebibliothek und einem sorgfältig ausge¬
statteten Lesezimmer kann 'der Unterricht der Volkshochschule Erfolge zeitigen,
deren Wert und Bedeutung sich garnicht hoch genug einschätzen läßt/ Von dem
Arbeiter "ut Handwerker an, der tieferen Einblick in seine Arbeit und in sein
Handwerkszeug gewinnen, der sich aus geschichtlicher oder volkswirtschaftlicher
Grundlage über seine Bürgerpflichten unterrichten oder in allgemeinere Fragen der
Welt und des Menschenlebens eingeführt sehen will, bis hin zu dem Akademiker,
der mit der fortschreitenden Wissenschaft Schritt halten oder sein Wissensgebiet


Zur Volkshochschulfrage

in den Dienst geschickt worden istl Was aber kann sie selbst dem Akademiker
geben, der vielleicht auf der hohen Schule mit Schenklappen vor den Augen an
allem vorübergegangen ist. was nicht zum engsten Fach und auch da wieder zu
den Prüfungszweigen gehörte I

Die Notwendigkeit eines freieren Anblicks des Studierenden haben seit
lange die technischen Hochschulen, besonders der außerprenßischen Staaten erkannt.
Ich muß diesen Zusatz machen, denn die preußischen „Polytechnica" haben jene
festen Lehrstellen nicht für Philosophie, für neuere Sprachen, für Geschichte und
vor allem für deutsche Sprache und Literatur, durch die ihre Mittel- und süd¬
deutschen Schwestern sie überragen. Hand in.Hand mit der Einrichtung des
staatlichen Volkshochschnlwesens sollte also sine Ausgestaltung der „allgemeinen
Fakultäten" an unseren technischen Hochschulen gehen. In den Großstädten, die
holete Schulen haben und die zumeist auch über hervorragende Bücherbestände
verfügen, wären diese Vorlesungen auch Nicht-Akademikern zu öffnen (wie das ja
wohl im Süden längst der Fall ist) und könnten damit einen großen Teil der
Bottshochschularbeit leisten, zumal hier festangestellte Lehrer im Hauptamt in
Betracht kämen.

Auch die eigentliche Volkshochschule aber wird dem Akademiker mit „abge¬
schlossenen Bildungsgangs", besonders außerhalb seines eigentlichen Faches, eine
Fülle von Anregungen und neuen Gesichtspunkten selbst für sein« Berufsarbeit
geben können. Ich habe in Posen die erfreuliche Beobachtung gemacht, daß sich
nicht bloß die Vorlesungen über deutsche und allgemeine Literaturgeschichte, über
neuere Geschichte und Volkswirtschaft des hier üblichen Zulaufs erfreuten, sondern
daß in einer Vorlesung über die oft als langweilig verschrieene Geschichte der
deutschen Sprache über '200 eingeschriebene Hörer ein ganzes Winterhalbjahr durch
treulich aushielten — und zwar nicht bloß Lehrer und Lehrerinnen, sondern Arzte.
Juristen, Techniker u. a.. die sich also doch für den Gegenstand erwärmt haben
müssen. Den gleichen Erfolg konnten solche Zweige meines Fachs aufweisen, die
sich an Universitäten nicht immer begeisterter Teilnahme der Studierenden erfreuen,
wie die 'deutsche Volkskunde, die vielleicht gerade in den Mittelpunkt alles geistes¬
wissenschaftlichen Unterrichtes an der deutschen Volkshochschule treten könnte.
Ähnliche Erfahrungen aber haben der Philosoph und der Nationalökonom mit
recht eingehenden Fachvorlesungen, der Kunsthistoriker mit archäologischen Kursen
gcumÄt usw.

Welche Fülle von Ausgaben erwartet also den Lehrer, der seine ganze Kraft
und seine ganze Persönlichkeit in den Dienst der Bolkshochschulsache stellen soll!
Aber freilich, eins ist dazu notwendig. Der Lehrer darf nicht dauernd von dem
zehren, was er selber von einem früheren Bildungsgange her mitbringt. Er muß
durchaus mit der Forschung Schritt halten und sie an seinem Teil fördern helfen.
Er darf also nicht abgetrieben von anderen Leistungen (wie Unterricht, Praxis
und Verwaltungsdienst) in das Lehrzimmer treten, sondern eher mit heißem Kopfe
vom Arbeitstisch herkommen. Er muß Zeit und Mittel haben, um wissenschaftlich
zu arbeiten. Dazu gehört, außer der hauptamtlichen Stellung, von der oben die
Rede war. eine reiche, auf den Unterricht, und vor allem auf die Forschung (auch
auf die selbstüudige Weiterbildung des Zuhörers- berechnete) Bibliothek! In
Städten, wo keine solche bestehen, sind sie zu gründen, und mit reichen Mitteln
auszustatten, wie das in England und Amerika der Fall ist. Sonst fehlt der
Volkshochschule der belebende Atem, fehlt Lehrern und Schülern das tägliche Brot.
Im Verein aber mit einer guten Ausleihebibliothek und einem sorgfältig ausge¬
statteten Lesezimmer kann 'der Unterricht der Volkshochschule Erfolge zeitigen,
deren Wert und Bedeutung sich garnicht hoch genug einschätzen läßt/ Von dem
Arbeiter »ut Handwerker an, der tieferen Einblick in seine Arbeit und in sein
Handwerkszeug gewinnen, der sich aus geschichtlicher oder volkswirtschaftlicher
Grundlage über seine Bürgerpflichten unterrichten oder in allgemeinere Fragen der
Welt und des Menschenlebens eingeführt sehen will, bis hin zu dem Akademiker,
der mit der fortschreitenden Wissenschaft Schritt halten oder sein Wissensgebiet


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[0036] Zur Volkshochschulfrage in den Dienst geschickt worden istl Was aber kann sie selbst dem Akademiker geben, der vielleicht auf der hohen Schule mit Schenklappen vor den Augen an allem vorübergegangen ist. was nicht zum engsten Fach und auch da wieder zu den Prüfungszweigen gehörte I Die Notwendigkeit eines freieren Anblicks des Studierenden haben seit lange die technischen Hochschulen, besonders der außerprenßischen Staaten erkannt. Ich muß diesen Zusatz machen, denn die preußischen „Polytechnica" haben jene festen Lehrstellen nicht für Philosophie, für neuere Sprachen, für Geschichte und vor allem für deutsche Sprache und Literatur, durch die ihre Mittel- und süd¬ deutschen Schwestern sie überragen. Hand in.Hand mit der Einrichtung des staatlichen Volkshochschnlwesens sollte also sine Ausgestaltung der „allgemeinen Fakultäten" an unseren technischen Hochschulen gehen. In den Großstädten, die holete Schulen haben und die zumeist auch über hervorragende Bücherbestände verfügen, wären diese Vorlesungen auch Nicht-Akademikern zu öffnen (wie das ja wohl im Süden längst der Fall ist) und könnten damit einen großen Teil der Bottshochschularbeit leisten, zumal hier festangestellte Lehrer im Hauptamt in Betracht kämen. Auch die eigentliche Volkshochschule aber wird dem Akademiker mit „abge¬ schlossenen Bildungsgangs", besonders außerhalb seines eigentlichen Faches, eine Fülle von Anregungen und neuen Gesichtspunkten selbst für sein« Berufsarbeit geben können. Ich habe in Posen die erfreuliche Beobachtung gemacht, daß sich nicht bloß die Vorlesungen über deutsche und allgemeine Literaturgeschichte, über neuere Geschichte und Volkswirtschaft des hier üblichen Zulaufs erfreuten, sondern daß in einer Vorlesung über die oft als langweilig verschrieene Geschichte der deutschen Sprache über '200 eingeschriebene Hörer ein ganzes Winterhalbjahr durch treulich aushielten — und zwar nicht bloß Lehrer und Lehrerinnen, sondern Arzte. Juristen, Techniker u. a.. die sich also doch für den Gegenstand erwärmt haben müssen. Den gleichen Erfolg konnten solche Zweige meines Fachs aufweisen, die sich an Universitäten nicht immer begeisterter Teilnahme der Studierenden erfreuen, wie die 'deutsche Volkskunde, die vielleicht gerade in den Mittelpunkt alles geistes¬ wissenschaftlichen Unterrichtes an der deutschen Volkshochschule treten könnte. Ähnliche Erfahrungen aber haben der Philosoph und der Nationalökonom mit recht eingehenden Fachvorlesungen, der Kunsthistoriker mit archäologischen Kursen gcumÄt usw. Welche Fülle von Ausgaben erwartet also den Lehrer, der seine ganze Kraft und seine ganze Persönlichkeit in den Dienst der Bolkshochschulsache stellen soll! Aber freilich, eins ist dazu notwendig. Der Lehrer darf nicht dauernd von dem zehren, was er selber von einem früheren Bildungsgange her mitbringt. Er muß durchaus mit der Forschung Schritt halten und sie an seinem Teil fördern helfen. Er darf also nicht abgetrieben von anderen Leistungen (wie Unterricht, Praxis und Verwaltungsdienst) in das Lehrzimmer treten, sondern eher mit heißem Kopfe vom Arbeitstisch herkommen. Er muß Zeit und Mittel haben, um wissenschaftlich zu arbeiten. Dazu gehört, außer der hauptamtlichen Stellung, von der oben die Rede war. eine reiche, auf den Unterricht, und vor allem auf die Forschung (auch auf die selbstüudige Weiterbildung des Zuhörers- berechnete) Bibliothek! In Städten, wo keine solche bestehen, sind sie zu gründen, und mit reichen Mitteln auszustatten, wie das in England und Amerika der Fall ist. Sonst fehlt der Volkshochschule der belebende Atem, fehlt Lehrern und Schülern das tägliche Brot. Im Verein aber mit einer guten Ausleihebibliothek und einem sorgfältig ausge¬ statteten Lesezimmer kann 'der Unterricht der Volkshochschule Erfolge zeitigen, deren Wert und Bedeutung sich garnicht hoch genug einschätzen läßt/ Von dem Arbeiter »ut Handwerker an, der tieferen Einblick in seine Arbeit und in sein Handwerkszeug gewinnen, der sich aus geschichtlicher oder volkswirtschaftlicher Grundlage über seine Bürgerpflichten unterrichten oder in allgemeinere Fragen der Welt und des Menschenlebens eingeführt sehen will, bis hin zu dem Akademiker, der mit der fortschreitenden Wissenschaft Schritt halten oder sein Wissensgebiet

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/36>, abgerufen am 05.02.2025.