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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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Lo'tsche'wisttsche vsrrückihcilc'n in ti'r Schule

achten der politischen Partei, bei der der Lehrer eingeschrieben war, beigelegt
werden. Da ober nach alter Vorschrift kein Lehrer einer politischen Partei
angehören ^durste, so mußten diejenigen Lehrer, welche auch nach der ersten
Revolution "parteilos" geblieben waren, ihr politisches Glaubensbekenntnis
schriftlich darlegen. Nicht zu vergessen ist, daß die Prüfung dieser Papiere von
der bolschewistischen Regierung vorgenommen wurde, von einer Partei, die jede
andere Partei als gegenrevolutwnär bekämpft. Die Neuwahl der Lehrer war in
folgender Weise angeordnet: es mußten erscheinen Vertreter des Kommissariats
der Volksaufklärung (des Ministeriums), Vertreter der Stadt, des Arbeiter- und
Soldatenrats, der Schuldiener, Vertreter der Eltern und Schüler, je zwei aus
jeder der oberen Klaffen; -- zur Direktorwahl auch die Lehrer. Dieselbe
Zusammensetzung war auch vorgesehen für die Beratungen der neu einzuführen¬
den Lehrpläne und auch bei den Konferenzen. Die Zahl der Lehrer und Schüler
zusammen darf aber nicht mehr als die Hälfte der ganzen Versammlung aus¬
machen. Bei welchen Fragen eine Ausnahme gestattet wird, ist mir nicht bekannt,
jedenfalls nicht bei den Mahlen und bei Festsetzung des Lehrstoffes. Den Borsitz
bei den Sitzungen und Konferenzen führt einer der Volksvertreter, nicht aber der
Direktor, der bei dieser Neuordnung überhaupt eine merkwürdige Stellung
einnimmt.

Das Programm der Gymnasien wurde völlig geändert. Die Religion als
Unterrichtsfach wurde nicht nur gestrichen, sondern direkt verboten. Die
Lutheraner dürfen wegen der Konfirmation zunächst privatim in der Religio"
unterrichtet werden, jedoch nicht in den Räumen der Schule, auch darf die
Religionsstunde nicht in den Stundenplan aufgenommen werden. Das Morgen-
gebet ist selbstredend -abgeschafft. Latein und Griechisch sind ganz beseitigt. In
den modernen Sprachen ist der Unterricht eingeschränkt; er beschränkt sich auf das
Übersetzen aus der neuen Sprache ins Russische. Jeder Schiller sollte die Wahl
habe" zwischen den drei Sprachen: Deutsch, Französisch und Englisch. Damals,
im letzten Frühjahr, war noch die Frage offen, ob nicht eine neue Sprache
obligatorisch sein sollte und die zweite wahlfrei. -- Für die russische Sprache
wurde die neue Orthographie eingeführt, "die Bauernorthographie", wie sie von
vielen genannt wurde. -- In der Geographie sollte nur die Geographie Rußland"!
genau bearbeitet werden. Die übrigen Länder Europas und die anderen Erd¬
teile sollten fast gar nicht besprochen werden. -- In der Geschichte wurde das
Programm stark geändert. Es darf nur die Geschichte Rußlands in allgemeinen
Zügen, sowie die Geschichte der französischen Revolution recht eingehend durch-
genommen werden. Besondere Aufmerksamkeit jedoch ist der vufsischeu
Revolution zu schenken; auch unterliegt das Wesen des Bolschewismus der
genauen, beileibe aber nicht abfälligen Besprechung.

Eine Kürzung erfahren natürlich auch die anderen Fächer, soll doch das
Gymnasium die Kinder nicht so lange festhalten wie früher. Die Zöglinge der
Abiturientenklassen wurden zunächst noch in der Schule belassen, sie wurden aber
jetzt im Dezember (das Schuljahr begann am 1. Oktober) mit dem Reifezeugnis
entlassen, und damit hört die oberste Klasse auf zu existieren -- das ist also in den
Gymnasien die achte Klasse, in den Realschulen die siebente. Ausgeschlossen ist es
nicht, daß noch eine oder zwei Klassen gestrichen werden, denn die Kinder sollen
mit spätestens 16 Jahren mit der Schule fertig fein, um dann ins Leben treten
zu können, oder die Hochschule zu beziehen.

Die neue Schule ist sine Einheitsschule, d. h. man wünscht den Unter¬
schied zwischen Gymnasium, Realschule und Handelsschule, Knaben- und
Mädchenschule aufzuheben. Mit der Abschaffung der alten Sprachen sowie der
obersten Klassen fällt der erstere Unterschied fast von selbst weg. Den Übergang
zur Koedukation erzielt man durch folgende Anordnung: alle neu eintretenden
Mädchen werden in die entsprechenden Klassen der Knabenschulen aufgenommen,
alle neu eintretenden Knaben in die Mädchenschulen, und das wird fortgesetzt s"
lange, bis in jeder Klasse die Zahl der Knaben und Mädchen die gleiche ist-


Lo'tsche'wisttsche vsrrückihcilc'n in ti'r Schule

achten der politischen Partei, bei der der Lehrer eingeschrieben war, beigelegt
werden. Da ober nach alter Vorschrift kein Lehrer einer politischen Partei
angehören ^durste, so mußten diejenigen Lehrer, welche auch nach der ersten
Revolution „parteilos" geblieben waren, ihr politisches Glaubensbekenntnis
schriftlich darlegen. Nicht zu vergessen ist, daß die Prüfung dieser Papiere von
der bolschewistischen Regierung vorgenommen wurde, von einer Partei, die jede
andere Partei als gegenrevolutwnär bekämpft. Die Neuwahl der Lehrer war in
folgender Weise angeordnet: es mußten erscheinen Vertreter des Kommissariats
der Volksaufklärung (des Ministeriums), Vertreter der Stadt, des Arbeiter- und
Soldatenrats, der Schuldiener, Vertreter der Eltern und Schüler, je zwei aus
jeder der oberen Klaffen; — zur Direktorwahl auch die Lehrer. Dieselbe
Zusammensetzung war auch vorgesehen für die Beratungen der neu einzuführen¬
den Lehrpläne und auch bei den Konferenzen. Die Zahl der Lehrer und Schüler
zusammen darf aber nicht mehr als die Hälfte der ganzen Versammlung aus¬
machen. Bei welchen Fragen eine Ausnahme gestattet wird, ist mir nicht bekannt,
jedenfalls nicht bei den Mahlen und bei Festsetzung des Lehrstoffes. Den Borsitz
bei den Sitzungen und Konferenzen führt einer der Volksvertreter, nicht aber der
Direktor, der bei dieser Neuordnung überhaupt eine merkwürdige Stellung
einnimmt.

Das Programm der Gymnasien wurde völlig geändert. Die Religion als
Unterrichtsfach wurde nicht nur gestrichen, sondern direkt verboten. Die
Lutheraner dürfen wegen der Konfirmation zunächst privatim in der Religio«
unterrichtet werden, jedoch nicht in den Räumen der Schule, auch darf die
Religionsstunde nicht in den Stundenplan aufgenommen werden. Das Morgen-
gebet ist selbstredend -abgeschafft. Latein und Griechisch sind ganz beseitigt. In
den modernen Sprachen ist der Unterricht eingeschränkt; er beschränkt sich auf das
Übersetzen aus der neuen Sprache ins Russische. Jeder Schiller sollte die Wahl
habe» zwischen den drei Sprachen: Deutsch, Französisch und Englisch. Damals,
im letzten Frühjahr, war noch die Frage offen, ob nicht eine neue Sprache
obligatorisch sein sollte und die zweite wahlfrei. — Für die russische Sprache
wurde die neue Orthographie eingeführt, „die Bauernorthographie", wie sie von
vielen genannt wurde. — In der Geographie sollte nur die Geographie Rußland«!
genau bearbeitet werden. Die übrigen Länder Europas und die anderen Erd¬
teile sollten fast gar nicht besprochen werden. — In der Geschichte wurde das
Programm stark geändert. Es darf nur die Geschichte Rußlands in allgemeinen
Zügen, sowie die Geschichte der französischen Revolution recht eingehend durch-
genommen werden. Besondere Aufmerksamkeit jedoch ist der vufsischeu
Revolution zu schenken; auch unterliegt das Wesen des Bolschewismus der
genauen, beileibe aber nicht abfälligen Besprechung.

Eine Kürzung erfahren natürlich auch die anderen Fächer, soll doch das
Gymnasium die Kinder nicht so lange festhalten wie früher. Die Zöglinge der
Abiturientenklassen wurden zunächst noch in der Schule belassen, sie wurden aber
jetzt im Dezember (das Schuljahr begann am 1. Oktober) mit dem Reifezeugnis
entlassen, und damit hört die oberste Klasse auf zu existieren — das ist also in den
Gymnasien die achte Klasse, in den Realschulen die siebente. Ausgeschlossen ist es
nicht, daß noch eine oder zwei Klassen gestrichen werden, denn die Kinder sollen
mit spätestens 16 Jahren mit der Schule fertig fein, um dann ins Leben treten
zu können, oder die Hochschule zu beziehen.

Die neue Schule ist sine Einheitsschule, d. h. man wünscht den Unter¬
schied zwischen Gymnasium, Realschule und Handelsschule, Knaben- und
Mädchenschule aufzuheben. Mit der Abschaffung der alten Sprachen sowie der
obersten Klassen fällt der erstere Unterschied fast von selbst weg. Den Übergang
zur Koedukation erzielt man durch folgende Anordnung: alle neu eintretenden
Mädchen werden in die entsprechenden Klassen der Knabenschulen aufgenommen,
alle neu eintretenden Knaben in die Mädchenschulen, und das wird fortgesetzt s»
lange, bis in jeder Klasse die Zahl der Knaben und Mädchen die gleiche ist-


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[0024] Lo'tsche'wisttsche vsrrückihcilc'n in ti'r Schule achten der politischen Partei, bei der der Lehrer eingeschrieben war, beigelegt werden. Da ober nach alter Vorschrift kein Lehrer einer politischen Partei angehören ^durste, so mußten diejenigen Lehrer, welche auch nach der ersten Revolution „parteilos" geblieben waren, ihr politisches Glaubensbekenntnis schriftlich darlegen. Nicht zu vergessen ist, daß die Prüfung dieser Papiere von der bolschewistischen Regierung vorgenommen wurde, von einer Partei, die jede andere Partei als gegenrevolutwnär bekämpft. Die Neuwahl der Lehrer war in folgender Weise angeordnet: es mußten erscheinen Vertreter des Kommissariats der Volksaufklärung (des Ministeriums), Vertreter der Stadt, des Arbeiter- und Soldatenrats, der Schuldiener, Vertreter der Eltern und Schüler, je zwei aus jeder der oberen Klaffen; — zur Direktorwahl auch die Lehrer. Dieselbe Zusammensetzung war auch vorgesehen für die Beratungen der neu einzuführen¬ den Lehrpläne und auch bei den Konferenzen. Die Zahl der Lehrer und Schüler zusammen darf aber nicht mehr als die Hälfte der ganzen Versammlung aus¬ machen. Bei welchen Fragen eine Ausnahme gestattet wird, ist mir nicht bekannt, jedenfalls nicht bei den Mahlen und bei Festsetzung des Lehrstoffes. Den Borsitz bei den Sitzungen und Konferenzen führt einer der Volksvertreter, nicht aber der Direktor, der bei dieser Neuordnung überhaupt eine merkwürdige Stellung einnimmt. Das Programm der Gymnasien wurde völlig geändert. Die Religion als Unterrichtsfach wurde nicht nur gestrichen, sondern direkt verboten. Die Lutheraner dürfen wegen der Konfirmation zunächst privatim in der Religio« unterrichtet werden, jedoch nicht in den Räumen der Schule, auch darf die Religionsstunde nicht in den Stundenplan aufgenommen werden. Das Morgen- gebet ist selbstredend -abgeschafft. Latein und Griechisch sind ganz beseitigt. In den modernen Sprachen ist der Unterricht eingeschränkt; er beschränkt sich auf das Übersetzen aus der neuen Sprache ins Russische. Jeder Schiller sollte die Wahl habe» zwischen den drei Sprachen: Deutsch, Französisch und Englisch. Damals, im letzten Frühjahr, war noch die Frage offen, ob nicht eine neue Sprache obligatorisch sein sollte und die zweite wahlfrei. — Für die russische Sprache wurde die neue Orthographie eingeführt, „die Bauernorthographie", wie sie von vielen genannt wurde. — In der Geographie sollte nur die Geographie Rußland«! genau bearbeitet werden. Die übrigen Länder Europas und die anderen Erd¬ teile sollten fast gar nicht besprochen werden. — In der Geschichte wurde das Programm stark geändert. Es darf nur die Geschichte Rußlands in allgemeinen Zügen, sowie die Geschichte der französischen Revolution recht eingehend durch- genommen werden. Besondere Aufmerksamkeit jedoch ist der vufsischeu Revolution zu schenken; auch unterliegt das Wesen des Bolschewismus der genauen, beileibe aber nicht abfälligen Besprechung. Eine Kürzung erfahren natürlich auch die anderen Fächer, soll doch das Gymnasium die Kinder nicht so lange festhalten wie früher. Die Zöglinge der Abiturientenklassen wurden zunächst noch in der Schule belassen, sie wurden aber jetzt im Dezember (das Schuljahr begann am 1. Oktober) mit dem Reifezeugnis entlassen, und damit hört die oberste Klasse auf zu existieren — das ist also in den Gymnasien die achte Klasse, in den Realschulen die siebente. Ausgeschlossen ist es nicht, daß noch eine oder zwei Klassen gestrichen werden, denn die Kinder sollen mit spätestens 16 Jahren mit der Schule fertig fein, um dann ins Leben treten zu können, oder die Hochschule zu beziehen. Die neue Schule ist sine Einheitsschule, d. h. man wünscht den Unter¬ schied zwischen Gymnasium, Realschule und Handelsschule, Knaben- und Mädchenschule aufzuheben. Mit der Abschaffung der alten Sprachen sowie der obersten Klassen fällt der erstere Unterschied fast von selbst weg. Den Übergang zur Koedukation erzielt man durch folgende Anordnung: alle neu eintretenden Mädchen werden in die entsprechenden Klassen der Knabenschulen aufgenommen, alle neu eintretenden Knaben in die Mädchenschulen, und das wird fortgesetzt s» lange, bis in jeder Klasse die Zahl der Knaben und Mädchen die gleiche ist-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/24>, abgerufen am 05.02.2025.