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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

auch auf die jetzt brennende Frage der Trennung von Kirche und Staat einiges
Licht dabei fallen. Ganz ohne in dieser Sache nämlich mit dem Gelüst Stellung
zu nehmen, läßt sich bereits sagen, daß das ganze Problem unpsychologisch gestellt
ist, daß es überhaupt gar nicht möglich ist, diese Trennung durchzuführen, daß
vielmehr überall, wo es Religion gegeben hat, sie auch in der Politik mitzureden
gestrebt hat. Weist man sie aber gewaltsam hinaus n le in Frankreich, oder billigt
man ihr offiziell keine Stimme zu wie in Amerika, so schleicht sie sich entweder
durch Seileniüren wieder ein, was ebenfalls in Frankreich zu beobachten ist, oder
sie spricht unter allerlei Marken mit. Seien wir uns doch klar darüber, daß in
kaum einem Lande der Welt die Religion so mitbestimmend ist in der Politik
wie gerade in Amerika, wo sie o'fuiell Völlig gewnnt ist vom Staate. Gerade
von unserm nur beobachtenden Standpunkt aus läßt sich ja erkennen, daß eine
gewaltsame Scheidung von Siaat und Kirche vielleicht das Gegenteil erzielen
würde von dem, was diejenigen erhoffen, die sie durchführen würden. Die
Trennung von Staat und Kobe und damit auch von Politik und Religion über¬
haupt wird trotzdem vermutlich eine der ersten Taten der neuen Regierung sein.
Sie wird sich nicht aufhalten lassen und gewiß geben manche unerfreuliche
Nebenerscheinungen jener Verquickung ihnen scheinbar allen Grund zu diesem
Vorgehen. Vielleicht aber ist es doch nicht ganz überflüssig, dabei auszusprechen,
daß buse radikale Trennung der beiden Mächte weder so natürlich, noch so
historisch gerechtfertigt noch so leicht ausführbar, noch so berechenbar und empfehlens¬
wert in den Konsequenzen ist, wie die meisten Rufer im Streit heute meinen.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Die Sozialdemokratie und die deutschen
Volksräte. Die deutschen Volksräte in West-
Preußen haben sich als Faktor im Politischen
und kulturellen Leben unserer HeimatPrMnz
erwiesen, dessen Wichtigkeit inzwischen wohl
allgemein erkannt worden ist. Das einigende
Band zwischen allen Parteien ist ja das
Bewußtsein, daß wir alle Deutsche sind, wie
verschieden auch das nationale Gefühl zum
Ausdruck kommen mag, und der einmütige
Wille, auch deutsch zu bleiben. Innerhalb
der sogenannten "bürgerlichen" Parteien gab
es auch keinen Parteipolitischen Gegensatz,
der stark genug wäre, daß er ein enges Zu¬
sammenarbeiten in einen, deutschen Volksrate
hätte unmöglich machen können, Von sozial¬
demokratischer Seite indessen wurde bezw.
wird ein Zusammenarbeiten mit den "Bürger¬
lichen" gegenüber eine Zurückhaltung geübt,
die auf die Dauer entweder die Bestrebungen
der Volksräte als einseitig erscheinen lassen
oder die Gesinnung der Sozialdemokratie,
der stärksten Reichspartei, als nicht national
genug kennzeichnen mußte. Jedenfalls stellt

[Spaltenumbruch]

sie einen Gegensatz zwischen "bürgerlicher"
rind sozialdemokratischer Beurteilung und Be¬
handlung des Polenproblems dar.

Dieser Gegensatz ist eine Konstruktion.
Tatsächlich ist er nicht in dem Maße vor¬
handen, wie es den Anschein hat. Die Mehr¬
heitssozialdemokratie empfindet -- das kommt
in Weimar oft genug zum Ausdruck --
national. Der Arbeiter will ebensowenig
seine völkischen Interessen Preisgeben, wie der
"Bürgerliche". Nur stellt das Programm der
Sozialdemokratie die proletarischen Interessen
über die völkischen und nutz infolgedessen
seine Anhänger einer Arbeitsgemeinschaft
gegenüber zurückhaltend machen, die mit
Parteiinteresson nichts zu tun hat. Diese
aus den Richtlinien der Sozialdemokratie
verständliche Zurückhaltung wird ergänzt
durch ein Mißtrauen allen Persönlichkeiten
und Organisationen gegenüber, die die bis¬
herige, verunglückte Polenpolitik geleitet und
ausgeübt haben. Dieses Mißtrauen ist um so
begreiflicher, als die Sozialdemokratie mit
ihren Zielen, die Nöte des internationalen

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

auch auf die jetzt brennende Frage der Trennung von Kirche und Staat einiges
Licht dabei fallen. Ganz ohne in dieser Sache nämlich mit dem Gelüst Stellung
zu nehmen, läßt sich bereits sagen, daß das ganze Problem unpsychologisch gestellt
ist, daß es überhaupt gar nicht möglich ist, diese Trennung durchzuführen, daß
vielmehr überall, wo es Religion gegeben hat, sie auch in der Politik mitzureden
gestrebt hat. Weist man sie aber gewaltsam hinaus n le in Frankreich, oder billigt
man ihr offiziell keine Stimme zu wie in Amerika, so schleicht sie sich entweder
durch Seileniüren wieder ein, was ebenfalls in Frankreich zu beobachten ist, oder
sie spricht unter allerlei Marken mit. Seien wir uns doch klar darüber, daß in
kaum einem Lande der Welt die Religion so mitbestimmend ist in der Politik
wie gerade in Amerika, wo sie o'fuiell Völlig gewnnt ist vom Staate. Gerade
von unserm nur beobachtenden Standpunkt aus läßt sich ja erkennen, daß eine
gewaltsame Scheidung von Siaat und Kirche vielleicht das Gegenteil erzielen
würde von dem, was diejenigen erhoffen, die sie durchführen würden. Die
Trennung von Staat und Kobe und damit auch von Politik und Religion über¬
haupt wird trotzdem vermutlich eine der ersten Taten der neuen Regierung sein.
Sie wird sich nicht aufhalten lassen und gewiß geben manche unerfreuliche
Nebenerscheinungen jener Verquickung ihnen scheinbar allen Grund zu diesem
Vorgehen. Vielleicht aber ist es doch nicht ganz überflüssig, dabei auszusprechen,
daß buse radikale Trennung der beiden Mächte weder so natürlich, noch so
historisch gerechtfertigt noch so leicht ausführbar, noch so berechenbar und empfehlens¬
wert in den Konsequenzen ist, wie die meisten Rufer im Streit heute meinen.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Die Sozialdemokratie und die deutschen
Volksräte. Die deutschen Volksräte in West-
Preußen haben sich als Faktor im Politischen
und kulturellen Leben unserer HeimatPrMnz
erwiesen, dessen Wichtigkeit inzwischen wohl
allgemein erkannt worden ist. Das einigende
Band zwischen allen Parteien ist ja das
Bewußtsein, daß wir alle Deutsche sind, wie
verschieden auch das nationale Gefühl zum
Ausdruck kommen mag, und der einmütige
Wille, auch deutsch zu bleiben. Innerhalb
der sogenannten „bürgerlichen" Parteien gab
es auch keinen Parteipolitischen Gegensatz,
der stark genug wäre, daß er ein enges Zu¬
sammenarbeiten in einen, deutschen Volksrate
hätte unmöglich machen können, Von sozial¬
demokratischer Seite indessen wurde bezw.
wird ein Zusammenarbeiten mit den „Bürger¬
lichen" gegenüber eine Zurückhaltung geübt,
die auf die Dauer entweder die Bestrebungen
der Volksräte als einseitig erscheinen lassen
oder die Gesinnung der Sozialdemokratie,
der stärksten Reichspartei, als nicht national
genug kennzeichnen mußte. Jedenfalls stellt

[Spaltenumbruch]

sie einen Gegensatz zwischen „bürgerlicher"
rind sozialdemokratischer Beurteilung und Be¬
handlung des Polenproblems dar.

Dieser Gegensatz ist eine Konstruktion.
Tatsächlich ist er nicht in dem Maße vor¬
handen, wie es den Anschein hat. Die Mehr¬
heitssozialdemokratie empfindet — das kommt
in Weimar oft genug zum Ausdruck —
national. Der Arbeiter will ebensowenig
seine völkischen Interessen Preisgeben, wie der
„Bürgerliche". Nur stellt das Programm der
Sozialdemokratie die proletarischen Interessen
über die völkischen und nutz infolgedessen
seine Anhänger einer Arbeitsgemeinschaft
gegenüber zurückhaltend machen, die mit
Parteiinteresson nichts zu tun hat. Diese
aus den Richtlinien der Sozialdemokratie
verständliche Zurückhaltung wird ergänzt
durch ein Mißtrauen allen Persönlichkeiten
und Organisationen gegenüber, die die bis¬
herige, verunglückte Polenpolitik geleitet und
ausgeübt haben. Dieses Mißtrauen ist um so
begreiflicher, als die Sozialdemokratie mit
ihren Zielen, die Nöte des internationalen

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[0189] Maßgebliches und Unmaßgebliches auch auf die jetzt brennende Frage der Trennung von Kirche und Staat einiges Licht dabei fallen. Ganz ohne in dieser Sache nämlich mit dem Gelüst Stellung zu nehmen, läßt sich bereits sagen, daß das ganze Problem unpsychologisch gestellt ist, daß es überhaupt gar nicht möglich ist, diese Trennung durchzuführen, daß vielmehr überall, wo es Religion gegeben hat, sie auch in der Politik mitzureden gestrebt hat. Weist man sie aber gewaltsam hinaus n le in Frankreich, oder billigt man ihr offiziell keine Stimme zu wie in Amerika, so schleicht sie sich entweder durch Seileniüren wieder ein, was ebenfalls in Frankreich zu beobachten ist, oder sie spricht unter allerlei Marken mit. Seien wir uns doch klar darüber, daß in kaum einem Lande der Welt die Religion so mitbestimmend ist in der Politik wie gerade in Amerika, wo sie o'fuiell Völlig gewnnt ist vom Staate. Gerade von unserm nur beobachtenden Standpunkt aus läßt sich ja erkennen, daß eine gewaltsame Scheidung von Siaat und Kirche vielleicht das Gegenteil erzielen würde von dem, was diejenigen erhoffen, die sie durchführen würden. Die Trennung von Staat und Kobe und damit auch von Politik und Religion über¬ haupt wird trotzdem vermutlich eine der ersten Taten der neuen Regierung sein. Sie wird sich nicht aufhalten lassen und gewiß geben manche unerfreuliche Nebenerscheinungen jener Verquickung ihnen scheinbar allen Grund zu diesem Vorgehen. Vielleicht aber ist es doch nicht ganz überflüssig, dabei auszusprechen, daß buse radikale Trennung der beiden Mächte weder so natürlich, noch so historisch gerechtfertigt noch so leicht ausführbar, noch so berechenbar und empfehlens¬ wert in den Konsequenzen ist, wie die meisten Rufer im Streit heute meinen. Maßgebliches und Unmaßgebliches Die Sozialdemokratie und die deutschen Volksräte. Die deutschen Volksräte in West- Preußen haben sich als Faktor im Politischen und kulturellen Leben unserer HeimatPrMnz erwiesen, dessen Wichtigkeit inzwischen wohl allgemein erkannt worden ist. Das einigende Band zwischen allen Parteien ist ja das Bewußtsein, daß wir alle Deutsche sind, wie verschieden auch das nationale Gefühl zum Ausdruck kommen mag, und der einmütige Wille, auch deutsch zu bleiben. Innerhalb der sogenannten „bürgerlichen" Parteien gab es auch keinen Parteipolitischen Gegensatz, der stark genug wäre, daß er ein enges Zu¬ sammenarbeiten in einen, deutschen Volksrate hätte unmöglich machen können, Von sozial¬ demokratischer Seite indessen wurde bezw. wird ein Zusammenarbeiten mit den „Bürger¬ lichen" gegenüber eine Zurückhaltung geübt, die auf die Dauer entweder die Bestrebungen der Volksräte als einseitig erscheinen lassen oder die Gesinnung der Sozialdemokratie, der stärksten Reichspartei, als nicht national genug kennzeichnen mußte. Jedenfalls stellt sie einen Gegensatz zwischen „bürgerlicher" rind sozialdemokratischer Beurteilung und Be¬ handlung des Polenproblems dar. Dieser Gegensatz ist eine Konstruktion. Tatsächlich ist er nicht in dem Maße vor¬ handen, wie es den Anschein hat. Die Mehr¬ heitssozialdemokratie empfindet — das kommt in Weimar oft genug zum Ausdruck — national. Der Arbeiter will ebensowenig seine völkischen Interessen Preisgeben, wie der „Bürgerliche". Nur stellt das Programm der Sozialdemokratie die proletarischen Interessen über die völkischen und nutz infolgedessen seine Anhänger einer Arbeitsgemeinschaft gegenüber zurückhaltend machen, die mit Parteiinteresson nichts zu tun hat. Diese aus den Richtlinien der Sozialdemokratie verständliche Zurückhaltung wird ergänzt durch ein Mißtrauen allen Persönlichkeiten und Organisationen gegenüber, die die bis¬ herige, verunglückte Polenpolitik geleitet und ausgeübt haben. Dieses Mißtrauen ist um so begreiflicher, als die Sozialdemokratie mit ihren Zielen, die Nöte des internationalen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335181/189>, abgerufen am 05.02.2025.