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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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Materialien zur Polcnpolitik

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klingt aus In einem Jubel-
hijwmw an alle Freucle.
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schämt beiseite ßtehen, sofern
auch D u aeine Pflicht getan! Dein- Pflicht:
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Materialien zur Polenpolitik

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Die Polen bekennen Farbe. Sämtliche in
Deutschland erscheinenden Polnischen Blätter
veröffentlichen folgenden Aufruf zur Friedens¬
frage:

"Nach über vier Jahre lang tobenden
Kriegsschrecken und unermeßlichen Leiden, von
denen die besten Kräfte der Menschheit ver¬
nichtet werden, tauchen aus dem blutigen
Chaos die Konturen einer neuen Weltordnung
auf der Basis der Gerechtigkeit und des
Selbstbestimmungsrechtes aller Böller auf.
Das im Sinne obiger Grundsätze festgelegte
Programm eines dauerhaften Friedens, das
in den bekannten Erklärungen des Präsidenten
Wilson enthalten ist, wurde nunmehr auch
durch die deutsche Regierung, wie es aus der
letzten deutschen Friedensnote vom 6. Ok¬
tober 1913 zu ersehen ist -- angenommen.
Demgemäß hat auch für uns Polen die Stunde
geschlagen, in der wir unsere Stimme er¬
heben müsse", um die unverjährten Rechte
der Nation zu fordern. Die Teilung Polens
war die krasseste Vergewaltigung der inter¬
nationalen Gerechtigkeit in der Geschichte der
Neuzeit und dadurch schon wurde sie zur
Hauptquelle dieser Gewalt- und Bedrückungs¬
politik, die in Europa den Herd ewiger Un¬

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ruhen bis in die heutigen Tage hinein bildete.
Wer also aufrichtig und ehrlich die Hand zum
Aufbauen einer neuen, auf der Achtung des
Rechtes basierten Zukunft der Völker mitanlegen
Will, der muß die Restitution des den Polen
zugefügten Unrechtes als erste, unerläßliche
Bedingung dieses großen Werkes betrachten.

Nur die Vereinigung zu einem ganzen,
aller in den Polnischen Ländern wohnenden
Volksteile, die die vollen Rechte eines Staates
besitzen, kann die Gewährung eines dauernden
Bündnisses der Völker bilden.

Das hat der Präsident Wilson anerkannt,
indem er in seinem Friedensprogramm die
Bildung eines unabhängigen, aus allen pol¬
nischen Landesteilen zusammengesetzten und
eine eigene Meeresküste besitzenden Polens
aufstellte, als eine der Grundlagen einer ge¬
rechten, internationalen Weltordnung. Aus
der Tatsache, daß die deutsche Regierung das
Programm Wilsons ohne Vorbehalt als
Grundlage der Friedensverhandlungen ange¬
nommen hatte, muß man folgern, daß sie
mit den Richtlinien dieses Programmes in
bezug auf die Polnische Frage einverstanden ist.

Die Wichtigkeit dieser Stellungnahme hat
mit -Nachdruck der Vertreter der polnischen

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Materialien zur Polcnpolitik

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Materialien zur Polenpolitik

[Beginn Spaltensatz]

Die Polen bekennen Farbe. Sämtliche in
Deutschland erscheinenden Polnischen Blätter
veröffentlichen folgenden Aufruf zur Friedens¬
frage:

„Nach über vier Jahre lang tobenden
Kriegsschrecken und unermeßlichen Leiden, von
denen die besten Kräfte der Menschheit ver¬
nichtet werden, tauchen aus dem blutigen
Chaos die Konturen einer neuen Weltordnung
auf der Basis der Gerechtigkeit und des
Selbstbestimmungsrechtes aller Böller auf.
Das im Sinne obiger Grundsätze festgelegte
Programm eines dauerhaften Friedens, das
in den bekannten Erklärungen des Präsidenten
Wilson enthalten ist, wurde nunmehr auch
durch die deutsche Regierung, wie es aus der
letzten deutschen Friedensnote vom 6. Ok¬
tober 1913 zu ersehen ist — angenommen.
Demgemäß hat auch für uns Polen die Stunde
geschlagen, in der wir unsere Stimme er¬
heben müsse», um die unverjährten Rechte
der Nation zu fordern. Die Teilung Polens
war die krasseste Vergewaltigung der inter¬
nationalen Gerechtigkeit in der Geschichte der
Neuzeit und dadurch schon wurde sie zur
Hauptquelle dieser Gewalt- und Bedrückungs¬
politik, die in Europa den Herd ewiger Un¬

[Spaltenumbruch]

ruhen bis in die heutigen Tage hinein bildete.
Wer also aufrichtig und ehrlich die Hand zum
Aufbauen einer neuen, auf der Achtung des
Rechtes basierten Zukunft der Völker mitanlegen
Will, der muß die Restitution des den Polen
zugefügten Unrechtes als erste, unerläßliche
Bedingung dieses großen Werkes betrachten.

Nur die Vereinigung zu einem ganzen,
aller in den Polnischen Ländern wohnenden
Volksteile, die die vollen Rechte eines Staates
besitzen, kann die Gewährung eines dauernden
Bündnisses der Völker bilden.

Das hat der Präsident Wilson anerkannt,
indem er in seinem Friedensprogramm die
Bildung eines unabhängigen, aus allen pol¬
nischen Landesteilen zusammengesetzten und
eine eigene Meeresküste besitzenden Polens
aufstellte, als eine der Grundlagen einer ge¬
rechten, internationalen Weltordnung. Aus
der Tatsache, daß die deutsche Regierung das
Programm Wilsons ohne Vorbehalt als
Grundlage der Friedensverhandlungen ange¬
nommen hatte, muß man folgern, daß sie
mit den Richtlinien dieses Programmes in
bezug auf die Polnische Frage einverstanden ist.

Die Wichtigkeit dieser Stellungnahme hat
mit -Nachdruck der Vertreter der polnischen

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[0091] Materialien zur Polcnpolitik ^v-'^ Ve ethov eus „nennt e", alle tiefste Offen¬ barung musikalischen Seistes, klingt aus In einem Jubel- hijwmw an alle Freucle. Wenn -lereinst ater „schöne Eöttersunke" as» Friecleno er¬ strahlt uncl ckao „Äeiä um¬ schlungen Millionen" am nach treuester Pflichterfüllung Heimüehrenclen entgegenüiingt, so brauchst Du nicht be¬ schämt beiseite ßtehen, sofern auch D u aeine Pflicht getan! Dein- Pflicht: Jeichnel > Al»«<„t.,^x»K^. Materialien zur Polenpolitik Die Polen bekennen Farbe. Sämtliche in Deutschland erscheinenden Polnischen Blätter veröffentlichen folgenden Aufruf zur Friedens¬ frage: „Nach über vier Jahre lang tobenden Kriegsschrecken und unermeßlichen Leiden, von denen die besten Kräfte der Menschheit ver¬ nichtet werden, tauchen aus dem blutigen Chaos die Konturen einer neuen Weltordnung auf der Basis der Gerechtigkeit und des Selbstbestimmungsrechtes aller Böller auf. Das im Sinne obiger Grundsätze festgelegte Programm eines dauerhaften Friedens, das in den bekannten Erklärungen des Präsidenten Wilson enthalten ist, wurde nunmehr auch durch die deutsche Regierung, wie es aus der letzten deutschen Friedensnote vom 6. Ok¬ tober 1913 zu ersehen ist — angenommen. Demgemäß hat auch für uns Polen die Stunde geschlagen, in der wir unsere Stimme er¬ heben müsse», um die unverjährten Rechte der Nation zu fordern. Die Teilung Polens war die krasseste Vergewaltigung der inter¬ nationalen Gerechtigkeit in der Geschichte der Neuzeit und dadurch schon wurde sie zur Hauptquelle dieser Gewalt- und Bedrückungs¬ politik, die in Europa den Herd ewiger Un¬ ruhen bis in die heutigen Tage hinein bildete. Wer also aufrichtig und ehrlich die Hand zum Aufbauen einer neuen, auf der Achtung des Rechtes basierten Zukunft der Völker mitanlegen Will, der muß die Restitution des den Polen zugefügten Unrechtes als erste, unerläßliche Bedingung dieses großen Werkes betrachten. Nur die Vereinigung zu einem ganzen, aller in den Polnischen Ländern wohnenden Volksteile, die die vollen Rechte eines Staates besitzen, kann die Gewährung eines dauernden Bündnisses der Völker bilden. Das hat der Präsident Wilson anerkannt, indem er in seinem Friedensprogramm die Bildung eines unabhängigen, aus allen pol¬ nischen Landesteilen zusammengesetzten und eine eigene Meeresküste besitzenden Polens aufstellte, als eine der Grundlagen einer ge¬ rechten, internationalen Weltordnung. Aus der Tatsache, daß die deutsche Regierung das Programm Wilsons ohne Vorbehalt als Grundlage der Friedensverhandlungen ange¬ nommen hatte, muß man folgern, daß sie mit den Richtlinien dieses Programmes in bezug auf die Polnische Frage einverstanden ist. Die Wichtigkeit dieser Stellungnahme hat mit -Nachdruck der Vertreter der polnischen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/91>, abgerufen am 24.11.2024.