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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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Das britische Indiamix'rrcich

Seeweg nach Indien ums Kap der guten Hoffnung "durch die Eröffnung des
Suezkanals verödete. Indessen seine geographische Lage hinderte es daran, zu
völliger Bedeutungslosigkeit herabzusinken.

Die Durchstechung der Landenge von Suez mußte England mit Freuden
begrüßen, da so der direkte Weg London--Bombay bedeutend verkürzt wurde.
Aber da der- Gedanke von Frankreich ausging, mußte England diesem Plane
Schwierigkeiten bereiten. 1869 war der Kanal trotz Widerstrebens Englands
fertiggestellt. Aber schon 1875 war der größte Teil der Kanalaktien in englischen
Händen, die wirtschaftliche Gewalt gewonnen, 1832 bemächtigte man sich mit der
Okkupation Ägyptens auch noch der politischen Gewalt. Damit begann der Aus¬
bau des neuen Weges nach Indien, des Landweges. Geographischer und
Polnischer Weitblick hatte schon Z861 das Eingangstor ins Note Meer, das wohl¬
bekannte "Tränentor", Bab el Mandeb, das dreimal so breit ist als die Gibraltar-
strasze, zusammen mit dem Festlandsstützpunkt, dem schönen Kraterhafen Aden,
in englischen Besitz gebracht. Als die Annäherungsversuche an den bis 1882
noch von der Türkei abhängigen Khediven des Nillandes mit der englischen
Oberhoheit endeten, führte dieser Khedive nur noch ein Scheindasein; der eigent¬
liche Herr Ägyptens war der englische Generalkonsul, in dessen Händen die Fäden
der englischen Afrikapolitik zusammenliefen und der kein Mittel scheute, den eng¬
lischen Einfluß in Ägypten zu stärken. Lord Cromer und Lord Kitchener waren
die treibenden Kräfte; ihr Ziel war es, eine Zusammenschweißung von Süd¬
afrika und Ägypten herbeizuführen. Der Fall Faschoda 1898, der ein Nachgeben
Frankreichs bedeutete, beweist dies. Bis in die achtziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts hatte England bei der Verteilung der außereuropäischen Einfluß-
gebiete nur mit Frankreich als eigentlichem Gegner rechnen müssen, Portugal
und Holland als kleinere Staaten waren nicht mehr zu fürchten gewesen. Da
taucht auf einmal in den Jahren 1879 bis 1883 Deutschland auf in der Zahl
der Mächte, die in Afrika eigene Interessen vertreten wollen. Zu den zwei Be¬
werbern um einen Platz an der afrikanischen Sonne kam jetzt ein dritter. Der
RückVersicherungsvertrag 1878 mit Nußland hatte zudem den Rücken gesteift, um
England deutlicher deutsche Pläne offenbaren zu können.

Sobald Karl Peters, Ludwig Jühlke, Graf Pfeil und die Gebrüder Den-
hardt in den Jahren 1884 und 1885 ihre ostafrikanischen Landerwerbungen ge¬
macht und unter deutschen Neichsschutz gestellt hatten, und als die Auseinander¬
setzung mit dem Sultan von Sansibar erfolgt war, streckte das um seine Welt¬
herrschaft bedrohte England auch hier seine Faust in den Handel. Am Golf
von Aden wurden 1884 die Hafenplätze Berbera und Zella besetzt, das nördliche
Somaliland (176 000 Quadratkilometer mit 50 000 Bewohnern) unter britischen
Schutz gestellt; 1886 ging Sokotra völlig in englischen Besitz über, nachdem schon
1876 die Zusicherung gegeben war, daß die Insel an keine fremde Macht ab¬
getreten werden dürfe. -- Mit der Festsetzung Deutschlands an Afrikas Ost¬
küste begann für England eine ausgesprochene Annexionspolitik, die sich in
erster Linie gegen Deutschland richtete, und die gleichzeitig dem Endzweck diente,
Englands Stellung am Suezkanal und gegenüber Indien fester und umfassender
zu stützen.

Noch 1886 stellte England das an Deutsch-Ostafrika angrenzende
Nyassalcind unter britischen Schutz; in Mestafrika war 1885 das Niger¬
gebiet schon englisch geworden; in Südafrika belaste man 1886 das
Betschuanciland mit der' Kalahariwüste ein. 1890 siel ihm im Sansibar-
Vertrag gegen das kleine Opfer Helgoland noch das Wien-Gebiet im
Norden des Tanaflusses und die Schutzherrschaft über Sansibar zu; 1894 kam
dazu noch die Schutzherrschaft über das nördlich vom Vi!toria-Nhanza-See ge¬
legene Königreich Uganda. Reichlich 1 MM. Quadratkilometer mit 7^ Mill.
Bewohnern waren englisch geworden. Der deutsche ostafrikanische Besitz war
ringsum abgegrenzt und dazu kontrolliert durch das englische Sansibar; dem
britischen Besitz war die Ausdehnungsmöglichkeit nach allen Seiten geblieben


Das britische Indiamix'rrcich

Seeweg nach Indien ums Kap der guten Hoffnung «durch die Eröffnung des
Suezkanals verödete. Indessen seine geographische Lage hinderte es daran, zu
völliger Bedeutungslosigkeit herabzusinken.

Die Durchstechung der Landenge von Suez mußte England mit Freuden
begrüßen, da so der direkte Weg London—Bombay bedeutend verkürzt wurde.
Aber da der- Gedanke von Frankreich ausging, mußte England diesem Plane
Schwierigkeiten bereiten. 1869 war der Kanal trotz Widerstrebens Englands
fertiggestellt. Aber schon 1875 war der größte Teil der Kanalaktien in englischen
Händen, die wirtschaftliche Gewalt gewonnen, 1832 bemächtigte man sich mit der
Okkupation Ägyptens auch noch der politischen Gewalt. Damit begann der Aus¬
bau des neuen Weges nach Indien, des Landweges. Geographischer und
Polnischer Weitblick hatte schon Z861 das Eingangstor ins Note Meer, das wohl¬
bekannte „Tränentor", Bab el Mandeb, das dreimal so breit ist als die Gibraltar-
strasze, zusammen mit dem Festlandsstützpunkt, dem schönen Kraterhafen Aden,
in englischen Besitz gebracht. Als die Annäherungsversuche an den bis 1882
noch von der Türkei abhängigen Khediven des Nillandes mit der englischen
Oberhoheit endeten, führte dieser Khedive nur noch ein Scheindasein; der eigent¬
liche Herr Ägyptens war der englische Generalkonsul, in dessen Händen die Fäden
der englischen Afrikapolitik zusammenliefen und der kein Mittel scheute, den eng¬
lischen Einfluß in Ägypten zu stärken. Lord Cromer und Lord Kitchener waren
die treibenden Kräfte; ihr Ziel war es, eine Zusammenschweißung von Süd¬
afrika und Ägypten herbeizuführen. Der Fall Faschoda 1898, der ein Nachgeben
Frankreichs bedeutete, beweist dies. Bis in die achtziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts hatte England bei der Verteilung der außereuropäischen Einfluß-
gebiete nur mit Frankreich als eigentlichem Gegner rechnen müssen, Portugal
und Holland als kleinere Staaten waren nicht mehr zu fürchten gewesen. Da
taucht auf einmal in den Jahren 1879 bis 1883 Deutschland auf in der Zahl
der Mächte, die in Afrika eigene Interessen vertreten wollen. Zu den zwei Be¬
werbern um einen Platz an der afrikanischen Sonne kam jetzt ein dritter. Der
RückVersicherungsvertrag 1878 mit Nußland hatte zudem den Rücken gesteift, um
England deutlicher deutsche Pläne offenbaren zu können.

Sobald Karl Peters, Ludwig Jühlke, Graf Pfeil und die Gebrüder Den-
hardt in den Jahren 1884 und 1885 ihre ostafrikanischen Landerwerbungen ge¬
macht und unter deutschen Neichsschutz gestellt hatten, und als die Auseinander¬
setzung mit dem Sultan von Sansibar erfolgt war, streckte das um seine Welt¬
herrschaft bedrohte England auch hier seine Faust in den Handel. Am Golf
von Aden wurden 1884 die Hafenplätze Berbera und Zella besetzt, das nördliche
Somaliland (176 000 Quadratkilometer mit 50 000 Bewohnern) unter britischen
Schutz gestellt; 1886 ging Sokotra völlig in englischen Besitz über, nachdem schon
1876 die Zusicherung gegeben war, daß die Insel an keine fremde Macht ab¬
getreten werden dürfe. — Mit der Festsetzung Deutschlands an Afrikas Ost¬
küste begann für England eine ausgesprochene Annexionspolitik, die sich in
erster Linie gegen Deutschland richtete, und die gleichzeitig dem Endzweck diente,
Englands Stellung am Suezkanal und gegenüber Indien fester und umfassender
zu stützen.

Noch 1886 stellte England das an Deutsch-Ostafrika angrenzende
Nyassalcind unter britischen Schutz; in Mestafrika war 1885 das Niger¬
gebiet schon englisch geworden; in Südafrika belaste man 1886 das
Betschuanciland mit der' Kalahariwüste ein. 1890 siel ihm im Sansibar-
Vertrag gegen das kleine Opfer Helgoland noch das Wien-Gebiet im
Norden des Tanaflusses und die Schutzherrschaft über Sansibar zu; 1894 kam
dazu noch die Schutzherrschaft über das nördlich vom Vi!toria-Nhanza-See ge¬
legene Königreich Uganda. Reichlich 1 MM. Quadratkilometer mit 7^ Mill.
Bewohnern waren englisch geworden. Der deutsche ostafrikanische Besitz war
ringsum abgegrenzt und dazu kontrolliert durch das englische Sansibar; dem
britischen Besitz war die Ausdehnungsmöglichkeit nach allen Seiten geblieben


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[0055] Das britische Indiamix'rrcich Seeweg nach Indien ums Kap der guten Hoffnung «durch die Eröffnung des Suezkanals verödete. Indessen seine geographische Lage hinderte es daran, zu völliger Bedeutungslosigkeit herabzusinken. Die Durchstechung der Landenge von Suez mußte England mit Freuden begrüßen, da so der direkte Weg London—Bombay bedeutend verkürzt wurde. Aber da der- Gedanke von Frankreich ausging, mußte England diesem Plane Schwierigkeiten bereiten. 1869 war der Kanal trotz Widerstrebens Englands fertiggestellt. Aber schon 1875 war der größte Teil der Kanalaktien in englischen Händen, die wirtschaftliche Gewalt gewonnen, 1832 bemächtigte man sich mit der Okkupation Ägyptens auch noch der politischen Gewalt. Damit begann der Aus¬ bau des neuen Weges nach Indien, des Landweges. Geographischer und Polnischer Weitblick hatte schon Z861 das Eingangstor ins Note Meer, das wohl¬ bekannte „Tränentor", Bab el Mandeb, das dreimal so breit ist als die Gibraltar- strasze, zusammen mit dem Festlandsstützpunkt, dem schönen Kraterhafen Aden, in englischen Besitz gebracht. Als die Annäherungsversuche an den bis 1882 noch von der Türkei abhängigen Khediven des Nillandes mit der englischen Oberhoheit endeten, führte dieser Khedive nur noch ein Scheindasein; der eigent¬ liche Herr Ägyptens war der englische Generalkonsul, in dessen Händen die Fäden der englischen Afrikapolitik zusammenliefen und der kein Mittel scheute, den eng¬ lischen Einfluß in Ägypten zu stärken. Lord Cromer und Lord Kitchener waren die treibenden Kräfte; ihr Ziel war es, eine Zusammenschweißung von Süd¬ afrika und Ägypten herbeizuführen. Der Fall Faschoda 1898, der ein Nachgeben Frankreichs bedeutete, beweist dies. Bis in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte England bei der Verteilung der außereuropäischen Einfluß- gebiete nur mit Frankreich als eigentlichem Gegner rechnen müssen, Portugal und Holland als kleinere Staaten waren nicht mehr zu fürchten gewesen. Da taucht auf einmal in den Jahren 1879 bis 1883 Deutschland auf in der Zahl der Mächte, die in Afrika eigene Interessen vertreten wollen. Zu den zwei Be¬ werbern um einen Platz an der afrikanischen Sonne kam jetzt ein dritter. Der RückVersicherungsvertrag 1878 mit Nußland hatte zudem den Rücken gesteift, um England deutlicher deutsche Pläne offenbaren zu können. Sobald Karl Peters, Ludwig Jühlke, Graf Pfeil und die Gebrüder Den- hardt in den Jahren 1884 und 1885 ihre ostafrikanischen Landerwerbungen ge¬ macht und unter deutschen Neichsschutz gestellt hatten, und als die Auseinander¬ setzung mit dem Sultan von Sansibar erfolgt war, streckte das um seine Welt¬ herrschaft bedrohte England auch hier seine Faust in den Handel. Am Golf von Aden wurden 1884 die Hafenplätze Berbera und Zella besetzt, das nördliche Somaliland (176 000 Quadratkilometer mit 50 000 Bewohnern) unter britischen Schutz gestellt; 1886 ging Sokotra völlig in englischen Besitz über, nachdem schon 1876 die Zusicherung gegeben war, daß die Insel an keine fremde Macht ab¬ getreten werden dürfe. — Mit der Festsetzung Deutschlands an Afrikas Ost¬ küste begann für England eine ausgesprochene Annexionspolitik, die sich in erster Linie gegen Deutschland richtete, und die gleichzeitig dem Endzweck diente, Englands Stellung am Suezkanal und gegenüber Indien fester und umfassender zu stützen. Noch 1886 stellte England das an Deutsch-Ostafrika angrenzende Nyassalcind unter britischen Schutz; in Mestafrika war 1885 das Niger¬ gebiet schon englisch geworden; in Südafrika belaste man 1886 das Betschuanciland mit der' Kalahariwüste ein. 1890 siel ihm im Sansibar- Vertrag gegen das kleine Opfer Helgoland noch das Wien-Gebiet im Norden des Tanaflusses und die Schutzherrschaft über Sansibar zu; 1894 kam dazu noch die Schutzherrschaft über das nördlich vom Vi!toria-Nhanza-See ge¬ legene Königreich Uganda. Reichlich 1 MM. Quadratkilometer mit 7^ Mill. Bewohnern waren englisch geworden. Der deutsche ostafrikanische Besitz war ringsum abgegrenzt und dazu kontrolliert durch das englische Sansibar; dem britischen Besitz war die Ausdehnungsmöglichkeit nach allen Seiten geblieben

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/55>, abgerufen am 02.10.2024.