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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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Der 8-Stundcntag -- ein nationales Unglück

Z10

schaftung möglich ist, auf einer Gartenfläche von 4--S00 Quadratmetern den
ganzen Bedarf einer durchschnittlichen Familie an Gemüse, Obst und Eiern
zu erzeugen. Wenn nun die Arbeitslöhne in den Betrieben so gestellt werden,
daß sie für die Bestreitung des normalen Lebensunterhalts ausreichend sind, so
wird der Arbeiter in der Lage sein, in seinem Nebenerwerbe rein sür sein Fort¬
kommen, seine Gütervermehrung tätig zu sein. , Es müssen ihm nur die Möglich¬
keiten eines solchen Nebenberufs geschaffen werden. Er muß die Fonbildungs-
möglichkeit haben- er muß die Möglichkeit haben, einen Nebenberuf zu erlernen-
und es müssen ihm die Mittel an die Hand gegeben werden, seinen Nebenberuf
auszuüben. Wenn er z. B. einen Garten bebauen will, so muß er einen solchen
haben; daß der deutsche Arbeiter vermöge seiner guten Schulbildung und seiner
Intelligenz hierzu befähigt ist, hat der Krieg in allen Berufen gezeigt. Kein
Volk der Welt konnte sich so schnell auf eine andere Arbeitsweise einstellen als
das deutsche.

Mit der Durchführung dieser Gedanken würden wir nicht nur ein arbeits¬
fähiges, seßhaftes Geschlecht von Arbeitern gewinnen, sondern auch unseren Volks^
Wohlstand beträchtlich vermehren. Ich glaube, daß nus viele zusümmcn werden,
wenn wir der Ansicht sind,, daß bei einer überlegten Durchführung dieses Systems
die Wahrscheinlichkeit besteht, in den meisten Betrieben in den 8 Sander mehr
zu leisten als früher in zehn, weil eben der Arbeiter hierbei physisch gleichmäßiger
beansprucht wird als vorher, und dadurch eine größere Arbeit^freudigkeit erzielt
wird. Die Unlust zur Arbeit ist doch nur eine Folge des Unhcfriedigtseins von
der Arbeit.

Was wir hier dem Leser in Form einer abstrakten Theorie vorgetragen
haben, ist nicht neu, es ist im Gegenteil in der Praxis schon vielfach erprobt.
Nur ist es nicht zum System erhoben, nicht allgemein durchgeführt und organisiert
worden! Vor allen Dingen haben die Arbeiter selbst und ihre Führer sich dieser
Frage prinzipiell zu wenig angenommen. Daß Bedürfnisse unter den Arbeitern in
dieser Richtung vorliegen, beweist die sozialdemokratische Literatur, und die Fort-
bildungsbesirebungcn in Arbeiterkreisen. DaS beweisen auch die Schrebergärten,
Laubenkolonien, die überall da, wo Fabriken und große Betriebe entstehen, wie
Pilze aus der Erde schießen und alle großen deutschen Städte wie ein Kranz umgeben.
Das zeigen auch die Bestrebungen großer Unternehmungen zur Arbeilerkolonisation.
Alles dies ist aber, unabhängig vom Betriebe und von der Betriebsart entstanden
und durchgeführt, und die Forderung müßte doch die sein, daß sie in Zusammen¬
hang und Harmonie damit gebracht würde. Es würde Aufgabe des Neichsarbeits-
amtcs sein, diese Frage im Zusammenhang mit sachverständigen Betriebsleitern
Arbeitern, Medizinern, Architekten und Gartenbausachversländigen zu prüfen und
Grundsätze aufzustellen für die künftige Organisation der großen Betriebe. Da¬
mit wäre die Verteilung der arbeitenden Bevölkerung neu zu gestalten.

Wird auch das theoretisch Mögliche nicht erreicht, und werden nur die
Grundgedanken Gemeingut, so wird Deutschland Fortschritte in der Produktion
einerseits und andererseits in der Volksgesundheit und Arbeitsfreudi^keit erzielen
zu denen die meisten unserer Konkurrenten auf dem Weltmärkte infolge der ge¬
ringeren Schulbildung der Mehrzahl ihrer Arbeiter und daher der geringeren
Verwendungsmöglichkeit derselben zunächst nicht befähigt sein werden.

So sehr der Achtstundentag als Schema und bei seiner Anwendung auf
alle arbeitenden Klassen ein Unding ist, und eine Schädigung des ganzen Volkes
bedeutet, so sehr kann die Verkürzung der Arbeitszeit, wenn sie nicht als Kampf¬
mittel gegenüber dem Kapital betrachtet und mit Maß und Ziel eingeführt wird
-- nämlich dem Ziele, die Volksgesundheit nicht zu schädigen, und eine aus¬
gleichende Ausnntzungsmöglichkeit der Volkskraft in anderer Richtung zu finden
-- von unübersehbarem Vorteil für unsere weitere wirtschaftliche Entwicklung werden.




Der 8-Stundcntag — ein nationales Unglück

Z10

schaftung möglich ist, auf einer Gartenfläche von 4—S00 Quadratmetern den
ganzen Bedarf einer durchschnittlichen Familie an Gemüse, Obst und Eiern
zu erzeugen. Wenn nun die Arbeitslöhne in den Betrieben so gestellt werden,
daß sie für die Bestreitung des normalen Lebensunterhalts ausreichend sind, so
wird der Arbeiter in der Lage sein, in seinem Nebenerwerbe rein sür sein Fort¬
kommen, seine Gütervermehrung tätig zu sein. , Es müssen ihm nur die Möglich¬
keiten eines solchen Nebenberufs geschaffen werden. Er muß die Fonbildungs-
möglichkeit haben- er muß die Möglichkeit haben, einen Nebenberuf zu erlernen-
und es müssen ihm die Mittel an die Hand gegeben werden, seinen Nebenberuf
auszuüben. Wenn er z. B. einen Garten bebauen will, so muß er einen solchen
haben; daß der deutsche Arbeiter vermöge seiner guten Schulbildung und seiner
Intelligenz hierzu befähigt ist, hat der Krieg in allen Berufen gezeigt. Kein
Volk der Welt konnte sich so schnell auf eine andere Arbeitsweise einstellen als
das deutsche.

Mit der Durchführung dieser Gedanken würden wir nicht nur ein arbeits¬
fähiges, seßhaftes Geschlecht von Arbeitern gewinnen, sondern auch unseren Volks^
Wohlstand beträchtlich vermehren. Ich glaube, daß nus viele zusümmcn werden,
wenn wir der Ansicht sind,, daß bei einer überlegten Durchführung dieses Systems
die Wahrscheinlichkeit besteht, in den meisten Betrieben in den 8 Sander mehr
zu leisten als früher in zehn, weil eben der Arbeiter hierbei physisch gleichmäßiger
beansprucht wird als vorher, und dadurch eine größere Arbeit^freudigkeit erzielt
wird. Die Unlust zur Arbeit ist doch nur eine Folge des Unhcfriedigtseins von
der Arbeit.

Was wir hier dem Leser in Form einer abstrakten Theorie vorgetragen
haben, ist nicht neu, es ist im Gegenteil in der Praxis schon vielfach erprobt.
Nur ist es nicht zum System erhoben, nicht allgemein durchgeführt und organisiert
worden! Vor allen Dingen haben die Arbeiter selbst und ihre Führer sich dieser
Frage prinzipiell zu wenig angenommen. Daß Bedürfnisse unter den Arbeitern in
dieser Richtung vorliegen, beweist die sozialdemokratische Literatur, und die Fort-
bildungsbesirebungcn in Arbeiterkreisen. DaS beweisen auch die Schrebergärten,
Laubenkolonien, die überall da, wo Fabriken und große Betriebe entstehen, wie
Pilze aus der Erde schießen und alle großen deutschen Städte wie ein Kranz umgeben.
Das zeigen auch die Bestrebungen großer Unternehmungen zur Arbeilerkolonisation.
Alles dies ist aber, unabhängig vom Betriebe und von der Betriebsart entstanden
und durchgeführt, und die Forderung müßte doch die sein, daß sie in Zusammen¬
hang und Harmonie damit gebracht würde. Es würde Aufgabe des Neichsarbeits-
amtcs sein, diese Frage im Zusammenhang mit sachverständigen Betriebsleitern
Arbeitern, Medizinern, Architekten und Gartenbausachversländigen zu prüfen und
Grundsätze aufzustellen für die künftige Organisation der großen Betriebe. Da¬
mit wäre die Verteilung der arbeitenden Bevölkerung neu zu gestalten.

Wird auch das theoretisch Mögliche nicht erreicht, und werden nur die
Grundgedanken Gemeingut, so wird Deutschland Fortschritte in der Produktion
einerseits und andererseits in der Volksgesundheit und Arbeitsfreudi^keit erzielen
zu denen die meisten unserer Konkurrenten auf dem Weltmärkte infolge der ge¬
ringeren Schulbildung der Mehrzahl ihrer Arbeiter und daher der geringeren
Verwendungsmöglichkeit derselben zunächst nicht befähigt sein werden.

So sehr der Achtstundentag als Schema und bei seiner Anwendung auf
alle arbeitenden Klassen ein Unding ist, und eine Schädigung des ganzen Volkes
bedeutet, so sehr kann die Verkürzung der Arbeitszeit, wenn sie nicht als Kampf¬
mittel gegenüber dem Kapital betrachtet und mit Maß und Ziel eingeführt wird
— nämlich dem Ziele, die Volksgesundheit nicht zu schädigen, und eine aus¬
gleichende Ausnntzungsmöglichkeit der Volkskraft in anderer Richtung zu finden
— von unübersehbarem Vorteil für unsere weitere wirtschaftliche Entwicklung werden.




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[0322] Der 8-Stundcntag — ein nationales Unglück Z10 schaftung möglich ist, auf einer Gartenfläche von 4—S00 Quadratmetern den ganzen Bedarf einer durchschnittlichen Familie an Gemüse, Obst und Eiern zu erzeugen. Wenn nun die Arbeitslöhne in den Betrieben so gestellt werden, daß sie für die Bestreitung des normalen Lebensunterhalts ausreichend sind, so wird der Arbeiter in der Lage sein, in seinem Nebenerwerbe rein sür sein Fort¬ kommen, seine Gütervermehrung tätig zu sein. , Es müssen ihm nur die Möglich¬ keiten eines solchen Nebenberufs geschaffen werden. Er muß die Fonbildungs- möglichkeit haben- er muß die Möglichkeit haben, einen Nebenberuf zu erlernen- und es müssen ihm die Mittel an die Hand gegeben werden, seinen Nebenberuf auszuüben. Wenn er z. B. einen Garten bebauen will, so muß er einen solchen haben; daß der deutsche Arbeiter vermöge seiner guten Schulbildung und seiner Intelligenz hierzu befähigt ist, hat der Krieg in allen Berufen gezeigt. Kein Volk der Welt konnte sich so schnell auf eine andere Arbeitsweise einstellen als das deutsche. Mit der Durchführung dieser Gedanken würden wir nicht nur ein arbeits¬ fähiges, seßhaftes Geschlecht von Arbeitern gewinnen, sondern auch unseren Volks^ Wohlstand beträchtlich vermehren. Ich glaube, daß nus viele zusümmcn werden, wenn wir der Ansicht sind,, daß bei einer überlegten Durchführung dieses Systems die Wahrscheinlichkeit besteht, in den meisten Betrieben in den 8 Sander mehr zu leisten als früher in zehn, weil eben der Arbeiter hierbei physisch gleichmäßiger beansprucht wird als vorher, und dadurch eine größere Arbeit^freudigkeit erzielt wird. Die Unlust zur Arbeit ist doch nur eine Folge des Unhcfriedigtseins von der Arbeit. Was wir hier dem Leser in Form einer abstrakten Theorie vorgetragen haben, ist nicht neu, es ist im Gegenteil in der Praxis schon vielfach erprobt. Nur ist es nicht zum System erhoben, nicht allgemein durchgeführt und organisiert worden! Vor allen Dingen haben die Arbeiter selbst und ihre Führer sich dieser Frage prinzipiell zu wenig angenommen. Daß Bedürfnisse unter den Arbeitern in dieser Richtung vorliegen, beweist die sozialdemokratische Literatur, und die Fort- bildungsbesirebungcn in Arbeiterkreisen. DaS beweisen auch die Schrebergärten, Laubenkolonien, die überall da, wo Fabriken und große Betriebe entstehen, wie Pilze aus der Erde schießen und alle großen deutschen Städte wie ein Kranz umgeben. Das zeigen auch die Bestrebungen großer Unternehmungen zur Arbeilerkolonisation. Alles dies ist aber, unabhängig vom Betriebe und von der Betriebsart entstanden und durchgeführt, und die Forderung müßte doch die sein, daß sie in Zusammen¬ hang und Harmonie damit gebracht würde. Es würde Aufgabe des Neichsarbeits- amtcs sein, diese Frage im Zusammenhang mit sachverständigen Betriebsleitern Arbeitern, Medizinern, Architekten und Gartenbausachversländigen zu prüfen und Grundsätze aufzustellen für die künftige Organisation der großen Betriebe. Da¬ mit wäre die Verteilung der arbeitenden Bevölkerung neu zu gestalten. Wird auch das theoretisch Mögliche nicht erreicht, und werden nur die Grundgedanken Gemeingut, so wird Deutschland Fortschritte in der Produktion einerseits und andererseits in der Volksgesundheit und Arbeitsfreudi^keit erzielen zu denen die meisten unserer Konkurrenten auf dem Weltmärkte infolge der ge¬ ringeren Schulbildung der Mehrzahl ihrer Arbeiter und daher der geringeren Verwendungsmöglichkeit derselben zunächst nicht befähigt sein werden. So sehr der Achtstundentag als Schema und bei seiner Anwendung auf alle arbeitenden Klassen ein Unding ist, und eine Schädigung des ganzen Volkes bedeutet, so sehr kann die Verkürzung der Arbeitszeit, wenn sie nicht als Kampf¬ mittel gegenüber dem Kapital betrachtet und mit Maß und Ziel eingeführt wird — nämlich dem Ziele, die Volksgesundheit nicht zu schädigen, und eine aus¬ gleichende Ausnntzungsmöglichkeit der Volkskraft in anderer Richtung zu finden — von unübersehbarem Vorteil für unsere weitere wirtschaftliche Entwicklung werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/322>, abgerufen am 23.07.2024.