Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.Wir bitten die Freunde der :: Bismarcks Vermächtnis v Gelo l^ammann on Wir entnehmen diesen Aufsatz mit Erlaubnis des Ver¬ anchem geschriebenen und gesprochenen Worte des Fürsten Bismarck Was den großen Meister vor allem auszeichnete, war das klare Erkennen In den vorangegangenen Jahrhunderten hatten die beiden Flügelländer "Alle äußere Politik ist eine außerordentlich komplexe Erscheinung: Wer nur Teile in der Hand hat und das geistige Band verschmäht, kann ihrer niemals Herr werden." Hermann Oncken: "Das alte und das neue Mitteleuropa"; Gotha 1917, Vorwort XI. Grenzboten IV 1918 23
Wir bitten die Freunde der :: Bismarcks Vermächtnis v Gelo l^ammann on Wir entnehmen diesen Aufsatz mit Erlaubnis des Ver¬ anchem geschriebenen und gesprochenen Worte des Fürsten Bismarck Was den großen Meister vor allem auszeichnete, war das klare Erkennen In den vorangegangenen Jahrhunderten hatten die beiden Flügelländer „Alle äußere Politik ist eine außerordentlich komplexe Erscheinung: Wer nur Teile in der Hand hat und das geistige Band verschmäht, kann ihrer niemals Herr werden." Hermann Oncken: „Das alte und das neue Mitteleuropa"; Gotha 1917, Vorwort XI. Grenzboten IV 1918 23
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[Abbildung]
Wir bitten die Freunde der ::
Grenzboten
den Bezug zum I, Vierteljahr 1919
erneuern zu wollen. — Bestellungen
nimmt jede Buchhandlung und jede
Postanstalt entgegen. Preis 9.-— M.Verlag der
Grensboten
«. in.». H.
Berlin SWu
Bismarcks Vermächtnis
v Gelo l^ammann on
Wir entnehmen diesen Aufsatz mit Erlaubnis des Ver¬
fassers und Verlages dem in diesen Tagen erscheinenden
Werk von Otto Hammann „Zur Vorgeschichte des Krieges.
Erinnerungen aus den Fahren 1897—1906." (Verlag von
Reimar Hvvbing in Berlin, 1918),
anchem geschriebenen und gesprochenen Worte des Fürsten Bismarck
ist das Unrecht widerfahren, daß es von der Zeit und d u Um¬
ständen, in denen er es gebrauchte, losgelöst und als allgemein
und fortdauernd gültige Wahrheit angesehen wurde. Da seine
ganze Politik den wechselnden Ereignissen und Bedürfnissen ange¬
paßt war, so können auch seine Aussprüche nur aus den Zusamnum-
tzaugen mit den Zwecken und Zielen, denen sie jeweilig dienen solum, richiig
begriffen werden. Wer den wahren Wert seiner staatsmännischen Kunst ert unen
will, darf die Bedingtheit seiner Worte nicht übel sehen, die in Fülle während
einer funfzigjährigen politischen Tätigkeit entstanden, oft genug scheinbare Wider¬
sprüche untereinander enthalten. Der bleibende Kern ruht in seinen Teller>)
Was den großen Meister vor allem auszeichnete, war das klare Erkennen
der geschichtlichen Gründe für das Müchteverhältnis in Europa, das feinste Emp¬
finden für die nationalen Schwächen und Kioske des deutschen Volkes, und der
hellseherische Blick, vereint mit Kühnheit im Ersoffen der Zukunft. In einfachen
großen Linien mögen wir uns die Grundgedanken, die sein Werk erfüllen, etwa
so vorstellen:
In den vorangegangenen Jahrhunderten hatten die beiden Flügelländer
Europas, Nußland im Osten, England im Westen, ihre Macht allmählich immer
weiter ausgebreitet, während sich die Grenzen im Zentrum, unter beständigen
Kriegen ohne große Eroberungen, bald so bald , so, in geringem Umfang ver¬
schoben. Wie tue Allianzen unter den Herrschern und Kabinetten wech'eilen, so
wechselten auch die Siege und die Niederlagen. Unter den blutigen Opfern der
Völker und der Verwüstung der von den Kriegen heimgesuchten Gegenden blieben
der Länderbesitz und die Mächteverhältnisse so ziemlich die alten. Als stärkste
Macht unter den Rivalen in den innereurvpäischen Kämpfen erwies sich Frank¬
reich, weil es in sich national geschlossen war und einheitlich regiert wurde. Was
es aber etwa an Landstreifen gewann, wurde reichlich aufgewogen durch die
Stellungen, die es in anderen Erdteilen, Amerika und Asien, zugunsten Englands
verlor. Ähnlich erging es der österreichischen Hausmacht. Nach den Erfolgen
„Alle äußere Politik ist eine außerordentlich komplexe Erscheinung: Wer nur Teile
in der Hand hat und das geistige Band verschmäht, kann ihrer niemals Herr werden."
Hermann Oncken: „Das alte und das neue Mitteleuropa"; Gotha 1917, Vorwort XI.
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