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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr.

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Politik und Wissenschaft

duß die nicht wissenschaftlich zu findenden Hemmunger, im praktischen Leben so
ungeheuerlich, zahlreich und stark sind und stark sein werden, daß allein sinon
dadurch der Eintritt des idealen Zieles in die Wirklichkeit unmöglich wird. Die
politische Idee -- ein ethisches Ziel, bissen Notwendigkeit wir schlechterdings an¬
erkennend bejahen, kann eben nicht zur Wirklichkeit werden, weil sie, ihrer Her-
kunft aus jener ethischen Zielstimmung entsprechend, nur in einen; jeweils mehr
oder weniger gelungenen Versuch der Ausführung infolge jener wissenschaftlich
nicht faßbaren und dadurch nicht fortzuschaffenden Hemmungen in die Wirklichkeit
treten kann. Damit ist die Einschränkung der ..wissenschaftlichen" Erfassung des
Weltbildes, der Lebenselscheimmgen, des Lebens in dem umfassendsten Sinne
dieses Wortes behauptet. Es bleibt bei jedem Versuch der wissenschaftlichen Er¬
fassung des Lebens, ja der einzelnen unscheinbarsten Lebenserscheinung jener un¬
antastbare Restbcstanb übrig, der nicht auf wissenschaftlichem Wege regisinnt,
erfaßt oder einheitlich untergebracht werden kann. Die Einheit des Lebens ist
nicht durch wissenschaftliche Methode völlig erreichbar, der Logos als Methode zur
Einheit versagt. Vielleicht liegt das an dem Bau unserer Denknotwendigkeit.

Diese Hemmungen des Alltags sind es. die -- soll nicht der einzelne oder
die ganze Gemeinschaft zu Schaden kommen -- verhindern, daß die polnische
Idee, jene gefundene wissenschaftliche Grundlage der Politik, zur Wirklichreit mürb
und werden darf. Der Versuck der Anlegung der gefundenen Grundlugen einer
wissenschaftlich geleiteten Politik als Maßstab 'ein die einzelnen Gebiete der Tages¬
politik wird sich als unmöglich und unausführbar erweisen.

Die cwzelmn Gebiete txr Politik scheiden sich naturgemäß nach äußerer
und innerer Politik. Die innere Politik ist die jenige Willensei scheinung. die die
Gruppengemeinschast des im Staat organisierten Volles als soziales Objekt Hut,
während die äußere Politik mit den Subjekten der einzelnen Staaten in der
Gemeinschaft dieser das Objekt ihres sozialen Willens besitzt. Auch bei nutzerer
Politik ist das einzelne Individuum nicht auszuschalten in seiner Stellung zur
engeren Gemeinschaft des Staates, für den es sich z. B. im Falle des Krieges
unier Hintansetzung seines eigenen Willens vielleicht wird nusopfnn müssen.

Unsere Fragestellung lautet also: ist die Idee der Politik als Zielpunkt i es
politischen Handelns, nämlich die Schaffung einer reinen Gemeinschaft bei ?er
praktischen Handhabung der Politik, der äußeren und inneren, notwendig und --
brauchbar? Die äußere Politik arbeitet mit Objekten von Gruppengemeinschaften,
den einzelnen Saaten, aber auch mit den einzelnen Angehörigen dieser Gemein-
schalten. Es sind letzten Endes diese einzelnen, für die jenes Ziel der Gemein¬
schaft freiwolleuder Menschen aufgestellt ist.

Ob der politische Wille der einzelnen nun aber hinreichend genug ist, um
den Gang der äußeren Politik regeln zu können, ist unter Verwertung der to.t-
sächllchen fachwisjenichaftlich zu findenden Unterlagen, z. B. geographischer, histo¬
rischer, wirtschaftlicher und anthropologischer Art billigerweise zu bezweifeln. Sind
doch fast alle diese Tatsächiichkeiten -- so Lüge, Klima, Wirtschaftsform, Rasse
und ihre Eigentümlichkeit -- völlig unabhängig von dein sozialen Zweckwollen
des einzelnen Staatsbürgers, sowie auch unbeeinflußbar und nur in geringem
Maße durch fremden Einfluß veränderlich von dem Wollen der Gemeinschaft oder
der Gesamtheit der Gemeinschaft. - ,

Doch jene Idee, wenn sie nicht ihrem Wesen als Idee widersprechen will,
soll ja auch nur Zielpunkt sein und nicht etwa in tatsächliche Wirklichkeit umge¬
setzt werden. Was soll diese innere Unwahrhaftigkeit eines sophistischen Mrobatcn-
sprunges! Gewiß sind wir von der Wesensart der Idee als nie erreichbaren,.
Endziel durchdrungen', das hindert uns aber nicht daran, uns im ewigen Glauben
stets unter wieder erneuter Anspannung möglichst im Fortschritt zur Idee dem
als notwendig erkannten Zielpunkt nähern zu wollen, und unser Handeln, unsere
Politische Tat einzustellen nach dem Richlungspunkte. den Geist unseres Handelns
sich bestimmen zu lassen von der Idee.


Politik und Wissenschaft

duß die nicht wissenschaftlich zu findenden Hemmunger, im praktischen Leben so
ungeheuerlich, zahlreich und stark sind und stark sein werden, daß allein sinon
dadurch der Eintritt des idealen Zieles in die Wirklichkeit unmöglich wird. Die
politische Idee — ein ethisches Ziel, bissen Notwendigkeit wir schlechterdings an¬
erkennend bejahen, kann eben nicht zur Wirklichkeit werden, weil sie, ihrer Her-
kunft aus jener ethischen Zielstimmung entsprechend, nur in einen; jeweils mehr
oder weniger gelungenen Versuch der Ausführung infolge jener wissenschaftlich
nicht faßbaren und dadurch nicht fortzuschaffenden Hemmungen in die Wirklichkeit
treten kann. Damit ist die Einschränkung der ..wissenschaftlichen" Erfassung des
Weltbildes, der Lebenselscheimmgen, des Lebens in dem umfassendsten Sinne
dieses Wortes behauptet. Es bleibt bei jedem Versuch der wissenschaftlichen Er¬
fassung des Lebens, ja der einzelnen unscheinbarsten Lebenserscheinung jener un¬
antastbare Restbcstanb übrig, der nicht auf wissenschaftlichem Wege regisinnt,
erfaßt oder einheitlich untergebracht werden kann. Die Einheit des Lebens ist
nicht durch wissenschaftliche Methode völlig erreichbar, der Logos als Methode zur
Einheit versagt. Vielleicht liegt das an dem Bau unserer Denknotwendigkeit.

Diese Hemmungen des Alltags sind es. die — soll nicht der einzelne oder
die ganze Gemeinschaft zu Schaden kommen — verhindern, daß die polnische
Idee, jene gefundene wissenschaftliche Grundlage der Politik, zur Wirklichreit mürb
und werden darf. Der Versuck der Anlegung der gefundenen Grundlugen einer
wissenschaftlich geleiteten Politik als Maßstab 'ein die einzelnen Gebiete der Tages¬
politik wird sich als unmöglich und unausführbar erweisen.

Die cwzelmn Gebiete txr Politik scheiden sich naturgemäß nach äußerer
und innerer Politik. Die innere Politik ist die jenige Willensei scheinung. die die
Gruppengemeinschast des im Staat organisierten Volles als soziales Objekt Hut,
während die äußere Politik mit den Subjekten der einzelnen Staaten in der
Gemeinschaft dieser das Objekt ihres sozialen Willens besitzt. Auch bei nutzerer
Politik ist das einzelne Individuum nicht auszuschalten in seiner Stellung zur
engeren Gemeinschaft des Staates, für den es sich z. B. im Falle des Krieges
unier Hintansetzung seines eigenen Willens vielleicht wird nusopfnn müssen.

Unsere Fragestellung lautet also: ist die Idee der Politik als Zielpunkt i es
politischen Handelns, nämlich die Schaffung einer reinen Gemeinschaft bei ?er
praktischen Handhabung der Politik, der äußeren und inneren, notwendig und —
brauchbar? Die äußere Politik arbeitet mit Objekten von Gruppengemeinschaften,
den einzelnen Saaten, aber auch mit den einzelnen Angehörigen dieser Gemein-
schalten. Es sind letzten Endes diese einzelnen, für die jenes Ziel der Gemein¬
schaft freiwolleuder Menschen aufgestellt ist.

Ob der politische Wille der einzelnen nun aber hinreichend genug ist, um
den Gang der äußeren Politik regeln zu können, ist unter Verwertung der to.t-
sächllchen fachwisjenichaftlich zu findenden Unterlagen, z. B. geographischer, histo¬
rischer, wirtschaftlicher und anthropologischer Art billigerweise zu bezweifeln. Sind
doch fast alle diese Tatsächiichkeiten — so Lüge, Klima, Wirtschaftsform, Rasse
und ihre Eigentümlichkeit — völlig unabhängig von dein sozialen Zweckwollen
des einzelnen Staatsbürgers, sowie auch unbeeinflußbar und nur in geringem
Maße durch fremden Einfluß veränderlich von dem Wollen der Gemeinschaft oder
der Gesamtheit der Gemeinschaft. - ,

Doch jene Idee, wenn sie nicht ihrem Wesen als Idee widersprechen will,
soll ja auch nur Zielpunkt sein und nicht etwa in tatsächliche Wirklichkeit umge¬
setzt werden. Was soll diese innere Unwahrhaftigkeit eines sophistischen Mrobatcn-
sprunges! Gewiß sind wir von der Wesensart der Idee als nie erreichbaren,.
Endziel durchdrungen', das hindert uns aber nicht daran, uns im ewigen Glauben
stets unter wieder erneuter Anspannung möglichst im Fortschritt zur Idee dem
als notwendig erkannten Zielpunkt nähern zu wollen, und unser Handeln, unsere
Politische Tat einzustellen nach dem Richlungspunkte. den Geist unseres Handelns
sich bestimmen zu lassen von der Idee.


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[0245] Politik und Wissenschaft duß die nicht wissenschaftlich zu findenden Hemmunger, im praktischen Leben so ungeheuerlich, zahlreich und stark sind und stark sein werden, daß allein sinon dadurch der Eintritt des idealen Zieles in die Wirklichkeit unmöglich wird. Die politische Idee — ein ethisches Ziel, bissen Notwendigkeit wir schlechterdings an¬ erkennend bejahen, kann eben nicht zur Wirklichkeit werden, weil sie, ihrer Her- kunft aus jener ethischen Zielstimmung entsprechend, nur in einen; jeweils mehr oder weniger gelungenen Versuch der Ausführung infolge jener wissenschaftlich nicht faßbaren und dadurch nicht fortzuschaffenden Hemmungen in die Wirklichkeit treten kann. Damit ist die Einschränkung der ..wissenschaftlichen" Erfassung des Weltbildes, der Lebenselscheimmgen, des Lebens in dem umfassendsten Sinne dieses Wortes behauptet. Es bleibt bei jedem Versuch der wissenschaftlichen Er¬ fassung des Lebens, ja der einzelnen unscheinbarsten Lebenserscheinung jener un¬ antastbare Restbcstanb übrig, der nicht auf wissenschaftlichem Wege regisinnt, erfaßt oder einheitlich untergebracht werden kann. Die Einheit des Lebens ist nicht durch wissenschaftliche Methode völlig erreichbar, der Logos als Methode zur Einheit versagt. Vielleicht liegt das an dem Bau unserer Denknotwendigkeit. Diese Hemmungen des Alltags sind es. die — soll nicht der einzelne oder die ganze Gemeinschaft zu Schaden kommen — verhindern, daß die polnische Idee, jene gefundene wissenschaftliche Grundlage der Politik, zur Wirklichreit mürb und werden darf. Der Versuck der Anlegung der gefundenen Grundlugen einer wissenschaftlich geleiteten Politik als Maßstab 'ein die einzelnen Gebiete der Tages¬ politik wird sich als unmöglich und unausführbar erweisen. Die cwzelmn Gebiete txr Politik scheiden sich naturgemäß nach äußerer und innerer Politik. Die innere Politik ist die jenige Willensei scheinung. die die Gruppengemeinschast des im Staat organisierten Volles als soziales Objekt Hut, während die äußere Politik mit den Subjekten der einzelnen Staaten in der Gemeinschaft dieser das Objekt ihres sozialen Willens besitzt. Auch bei nutzerer Politik ist das einzelne Individuum nicht auszuschalten in seiner Stellung zur engeren Gemeinschaft des Staates, für den es sich z. B. im Falle des Krieges unier Hintansetzung seines eigenen Willens vielleicht wird nusopfnn müssen. Unsere Fragestellung lautet also: ist die Idee der Politik als Zielpunkt i es politischen Handelns, nämlich die Schaffung einer reinen Gemeinschaft bei ?er praktischen Handhabung der Politik, der äußeren und inneren, notwendig und — brauchbar? Die äußere Politik arbeitet mit Objekten von Gruppengemeinschaften, den einzelnen Saaten, aber auch mit den einzelnen Angehörigen dieser Gemein- schalten. Es sind letzten Endes diese einzelnen, für die jenes Ziel der Gemein¬ schaft freiwolleuder Menschen aufgestellt ist. Ob der politische Wille der einzelnen nun aber hinreichend genug ist, um den Gang der äußeren Politik regeln zu können, ist unter Verwertung der to.t- sächllchen fachwisjenichaftlich zu findenden Unterlagen, z. B. geographischer, histo¬ rischer, wirtschaftlicher und anthropologischer Art billigerweise zu bezweifeln. Sind doch fast alle diese Tatsächiichkeiten — so Lüge, Klima, Wirtschaftsform, Rasse und ihre Eigentümlichkeit — völlig unabhängig von dein sozialen Zweckwollen des einzelnen Staatsbürgers, sowie auch unbeeinflußbar und nur in geringem Maße durch fremden Einfluß veränderlich von dem Wollen der Gemeinschaft oder der Gesamtheit der Gemeinschaft. - , Doch jene Idee, wenn sie nicht ihrem Wesen als Idee widersprechen will, soll ja auch nur Zielpunkt sein und nicht etwa in tatsächliche Wirklichkeit umge¬ setzt werden. Was soll diese innere Unwahrhaftigkeit eines sophistischen Mrobatcn- sprunges! Gewiß sind wir von der Wesensart der Idee als nie erreichbaren,. Endziel durchdrungen', das hindert uns aber nicht daran, uns im ewigen Glauben stets unter wieder erneuter Anspannung möglichst im Fortschritt zur Idee dem als notwendig erkannten Zielpunkt nähern zu wollen, und unser Handeln, unsere Politische Tat einzustellen nach dem Richlungspunkte. den Geist unseres Handelns sich bestimmen zu lassen von der Idee.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_88238/245>, abgerufen am 22.07.2024.