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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Wandlungen des historischen Interesses

Typen faßt, verliert die zeitliche Aneinanderreihung noch weiter an Wert und
Interesse. Wir verstehen die geschichtliche Mannigfaltigkeit als notwendige Aus¬
wirkung verschiedener psychologischer Typen, die keineswegs durch die Zeit¬
verhältnisse allein zu begreifen find. Wir sehen, daß sich dieselben Formen philo¬
sophischen Denkens oder religiöser Gewohnheiten ganz unabhängig voneinander
oder wenigstens in nur nachträglicher Anpassung in Indien, in Griechenland, in
Deutschland zeigen, und schließen daraus, daß nicht rein zeitliche und historische
Bedingungen zur Erklärung ausreichen, sondern daß es bestimmte psychologische
Typen sind, die sich oft gegen ihre Zeit zur Ausprägung durchringen. Damit
fällt natürlich der Anspruch jeder materialistischen Geschichtsschreibung, die aus
den gegebenen wirtschaftlichen oder sonstwie von außen gegebenen Tatsachen die
Entwicklung verstehen will. Es wird uns aber auch die Möglichkeit gegeben, die
durch geborene Genies bedingten Wandlungen wenigstens einigermaßen verständ¬
lich zu machen, indem wir in diesen Genies gewisse allgemein menschliche Typen
wieder erkennen und so ein psychologisches Oronungöprinzlp anstelle des rein
äußerlich historischen setzen.




Das Bedürfnis, das Geschehende nicht nur festzustellen, kausal zu ver¬
knüpfen und zu ordnen, sondern auch zu "erklären" führt jedoch noch weiter. Man
sucht die hinter den Geschehnissen wirksamen Mächte zu fassen. Das hatte gewiß
auch Ranke getan, wenn er von den "Ideen" als den wirkenden Mächten der
Geschichte sprach. Diese Auffassung erscheint jedoch heute zu intellektualistisch, um
nicht zu sagen: zu metaphysisch.

Dem naturwissenschaftlichen Geist der Zeit entsprechend, sucht man die
Verwurzelung lieber im Physiologischen oder im Psychologischen oder auch im
Materiellen, Ökonomischen.

Physiologische Erklärungen führen vor allem die Rafsetheoretiker
ein. Aus der Phhfis der Völker sollen sich deren Schicksale erklären
lassen. Diese Richtung begann in Gobineau, setzte sich fort in Chamberlain,
Gumplowicz und zahlreichen andern, blieb jedoch meist sehr im Hypothetischen
stecken, da der "Rasse"begriff nur eine Arbeitshypothese ist, nicht eine klar faßbare
Tatsache.

Übrigens gingen die meisten Rasfetheoretiker über das rein Physiologische
hinaus, indem sie auch psychologische Momente als Nassemerkmale heranbrachten.
Nun besteht aber kein Zweifel, daß Psychologisches keineswegs an der Physis der
Rasse haftet, vielmehr in de'träwtli^em Grade Übertrager ist. So tritt anstelle
der Nafsethpen der zeitpsychologische Typus. Diese 'zeitpshchologischen Typen
durchkreuzen sich wieder mit den individualpsychologischen, die wir oben
besprachen. Gewiß treten die gleichen individuellen Typen zu verschiedenen
Zeiten auf, sie haben jedoch stets auch zeittypisches Gepräge. Es hat z. B.
Sensualisten im Altertum, im Mittelalter und in der Neuzeit gegeben: sie haben
jedoch in jeder Zeit auch Züge, die sie zu Kindern ihrer Epoche stempeln. Diesen
Geist der Zeit nun sucht man psychologisch zu fassen und konstruiert zu diesem
Zwecke einen fiktiven Typus des "antiken Menschen", den man dem "mittelalter¬
lichen Menschen" und dem "modernen Menschen" entgegenstellt. Aus dieser so
personifizierten spezifischen Geistigkeit sucht man nun die historischen Tatsachen
zu begreifen, und es ist kein Zweifel, daß sich auch so ein Ordnungsprinzip ergibt,
das über die rein pragmatische Geschichtsschreibung hinausgreift. In ähnlicher
Weise lassen sich auch psychologische Volkstypen, Nationaltypen aufstellen, die
keineswegs mit den Ncrssetypen sich decken. Um das durch ein Beispiel zu
illustrieren: so kann man H. Heine als Typus jüdischer Rasse, aber auch als
deutschen Lyriker begreifen; denn er hat ohne Zweifel außer den rassethpischen,
in seiner physiologischen Abstammung verwurzelten Zügen viele psychologische
Eigenheiten, die ihn dem deutschen Kulturkreis zuordnen. -- Es gibt aber noch
andere psychologische Typen, z. B. solche, wie sie Sombart in seinem "Bourgeois'


Wandlungen des historischen Interesses

Typen faßt, verliert die zeitliche Aneinanderreihung noch weiter an Wert und
Interesse. Wir verstehen die geschichtliche Mannigfaltigkeit als notwendige Aus¬
wirkung verschiedener psychologischer Typen, die keineswegs durch die Zeit¬
verhältnisse allein zu begreifen find. Wir sehen, daß sich dieselben Formen philo¬
sophischen Denkens oder religiöser Gewohnheiten ganz unabhängig voneinander
oder wenigstens in nur nachträglicher Anpassung in Indien, in Griechenland, in
Deutschland zeigen, und schließen daraus, daß nicht rein zeitliche und historische
Bedingungen zur Erklärung ausreichen, sondern daß es bestimmte psychologische
Typen sind, die sich oft gegen ihre Zeit zur Ausprägung durchringen. Damit
fällt natürlich der Anspruch jeder materialistischen Geschichtsschreibung, die aus
den gegebenen wirtschaftlichen oder sonstwie von außen gegebenen Tatsachen die
Entwicklung verstehen will. Es wird uns aber auch die Möglichkeit gegeben, die
durch geborene Genies bedingten Wandlungen wenigstens einigermaßen verständ¬
lich zu machen, indem wir in diesen Genies gewisse allgemein menschliche Typen
wieder erkennen und so ein psychologisches Oronungöprinzlp anstelle des rein
äußerlich historischen setzen.




Das Bedürfnis, das Geschehende nicht nur festzustellen, kausal zu ver¬
knüpfen und zu ordnen, sondern auch zu „erklären" führt jedoch noch weiter. Man
sucht die hinter den Geschehnissen wirksamen Mächte zu fassen. Das hatte gewiß
auch Ranke getan, wenn er von den „Ideen" als den wirkenden Mächten der
Geschichte sprach. Diese Auffassung erscheint jedoch heute zu intellektualistisch, um
nicht zu sagen: zu metaphysisch.

Dem naturwissenschaftlichen Geist der Zeit entsprechend, sucht man die
Verwurzelung lieber im Physiologischen oder im Psychologischen oder auch im
Materiellen, Ökonomischen.

Physiologische Erklärungen führen vor allem die Rafsetheoretiker
ein. Aus der Phhfis der Völker sollen sich deren Schicksale erklären
lassen. Diese Richtung begann in Gobineau, setzte sich fort in Chamberlain,
Gumplowicz und zahlreichen andern, blieb jedoch meist sehr im Hypothetischen
stecken, da der „Rasse"begriff nur eine Arbeitshypothese ist, nicht eine klar faßbare
Tatsache.

Übrigens gingen die meisten Rasfetheoretiker über das rein Physiologische
hinaus, indem sie auch psychologische Momente als Nassemerkmale heranbrachten.
Nun besteht aber kein Zweifel, daß Psychologisches keineswegs an der Physis der
Rasse haftet, vielmehr in de'träwtli^em Grade Übertrager ist. So tritt anstelle
der Nafsethpen der zeitpsychologische Typus. Diese 'zeitpshchologischen Typen
durchkreuzen sich wieder mit den individualpsychologischen, die wir oben
besprachen. Gewiß treten die gleichen individuellen Typen zu verschiedenen
Zeiten auf, sie haben jedoch stets auch zeittypisches Gepräge. Es hat z. B.
Sensualisten im Altertum, im Mittelalter und in der Neuzeit gegeben: sie haben
jedoch in jeder Zeit auch Züge, die sie zu Kindern ihrer Epoche stempeln. Diesen
Geist der Zeit nun sucht man psychologisch zu fassen und konstruiert zu diesem
Zwecke einen fiktiven Typus des „antiken Menschen", den man dem „mittelalter¬
lichen Menschen" und dem „modernen Menschen" entgegenstellt. Aus dieser so
personifizierten spezifischen Geistigkeit sucht man nun die historischen Tatsachen
zu begreifen, und es ist kein Zweifel, daß sich auch so ein Ordnungsprinzip ergibt,
das über die rein pragmatische Geschichtsschreibung hinausgreift. In ähnlicher
Weise lassen sich auch psychologische Volkstypen, Nationaltypen aufstellen, die
keineswegs mit den Ncrssetypen sich decken. Um das durch ein Beispiel zu
illustrieren: so kann man H. Heine als Typus jüdischer Rasse, aber auch als
deutschen Lyriker begreifen; denn er hat ohne Zweifel außer den rassethpischen,
in seiner physiologischen Abstammung verwurzelten Zügen viele psychologische
Eigenheiten, die ihn dem deutschen Kulturkreis zuordnen. — Es gibt aber noch
andere psychologische Typen, z. B. solche, wie sie Sombart in seinem „Bourgeois'


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[0256] Wandlungen des historischen Interesses Typen faßt, verliert die zeitliche Aneinanderreihung noch weiter an Wert und Interesse. Wir verstehen die geschichtliche Mannigfaltigkeit als notwendige Aus¬ wirkung verschiedener psychologischer Typen, die keineswegs durch die Zeit¬ verhältnisse allein zu begreifen find. Wir sehen, daß sich dieselben Formen philo¬ sophischen Denkens oder religiöser Gewohnheiten ganz unabhängig voneinander oder wenigstens in nur nachträglicher Anpassung in Indien, in Griechenland, in Deutschland zeigen, und schließen daraus, daß nicht rein zeitliche und historische Bedingungen zur Erklärung ausreichen, sondern daß es bestimmte psychologische Typen sind, die sich oft gegen ihre Zeit zur Ausprägung durchringen. Damit fällt natürlich der Anspruch jeder materialistischen Geschichtsschreibung, die aus den gegebenen wirtschaftlichen oder sonstwie von außen gegebenen Tatsachen die Entwicklung verstehen will. Es wird uns aber auch die Möglichkeit gegeben, die durch geborene Genies bedingten Wandlungen wenigstens einigermaßen verständ¬ lich zu machen, indem wir in diesen Genies gewisse allgemein menschliche Typen wieder erkennen und so ein psychologisches Oronungöprinzlp anstelle des rein äußerlich historischen setzen. Das Bedürfnis, das Geschehende nicht nur festzustellen, kausal zu ver¬ knüpfen und zu ordnen, sondern auch zu „erklären" führt jedoch noch weiter. Man sucht die hinter den Geschehnissen wirksamen Mächte zu fassen. Das hatte gewiß auch Ranke getan, wenn er von den „Ideen" als den wirkenden Mächten der Geschichte sprach. Diese Auffassung erscheint jedoch heute zu intellektualistisch, um nicht zu sagen: zu metaphysisch. Dem naturwissenschaftlichen Geist der Zeit entsprechend, sucht man die Verwurzelung lieber im Physiologischen oder im Psychologischen oder auch im Materiellen, Ökonomischen. Physiologische Erklärungen führen vor allem die Rafsetheoretiker ein. Aus der Phhfis der Völker sollen sich deren Schicksale erklären lassen. Diese Richtung begann in Gobineau, setzte sich fort in Chamberlain, Gumplowicz und zahlreichen andern, blieb jedoch meist sehr im Hypothetischen stecken, da der „Rasse"begriff nur eine Arbeitshypothese ist, nicht eine klar faßbare Tatsache. Übrigens gingen die meisten Rasfetheoretiker über das rein Physiologische hinaus, indem sie auch psychologische Momente als Nassemerkmale heranbrachten. Nun besteht aber kein Zweifel, daß Psychologisches keineswegs an der Physis der Rasse haftet, vielmehr in de'träwtli^em Grade Übertrager ist. So tritt anstelle der Nafsethpen der zeitpsychologische Typus. Diese 'zeitpshchologischen Typen durchkreuzen sich wieder mit den individualpsychologischen, die wir oben besprachen. Gewiß treten die gleichen individuellen Typen zu verschiedenen Zeiten auf, sie haben jedoch stets auch zeittypisches Gepräge. Es hat z. B. Sensualisten im Altertum, im Mittelalter und in der Neuzeit gegeben: sie haben jedoch in jeder Zeit auch Züge, die sie zu Kindern ihrer Epoche stempeln. Diesen Geist der Zeit nun sucht man psychologisch zu fassen und konstruiert zu diesem Zwecke einen fiktiven Typus des „antiken Menschen", den man dem „mittelalter¬ lichen Menschen" und dem „modernen Menschen" entgegenstellt. Aus dieser so personifizierten spezifischen Geistigkeit sucht man nun die historischen Tatsachen zu begreifen, und es ist kein Zweifel, daß sich auch so ein Ordnungsprinzip ergibt, das über die rein pragmatische Geschichtsschreibung hinausgreift. In ähnlicher Weise lassen sich auch psychologische Volkstypen, Nationaltypen aufstellen, die keineswegs mit den Ncrssetypen sich decken. Um das durch ein Beispiel zu illustrieren: so kann man H. Heine als Typus jüdischer Rasse, aber auch als deutschen Lyriker begreifen; denn er hat ohne Zweifel außer den rassethpischen, in seiner physiologischen Abstammung verwurzelten Zügen viele psychologische Eigenheiten, die ihn dem deutschen Kulturkreis zuordnen. — Es gibt aber noch andere psychologische Typen, z. B. solche, wie sie Sombart in seinem „Bourgeois'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/256>, abgerufen am 22.07.2024.