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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Der Völkerbund

Auch in neuester Zeit sind also alle Ansätze einer wirklichen Völkerbundspolitik
Europas von England entzweigemacht worden. Selbst von unseren Feinden wird jetzt
anerkannt, daß Deutschlands Politik eine großzügige Friedenspolitik gewesen ist. --
Die englische offizielle Politik ändert sich nicht. Sie hat die Welt in Waffen
gegen Deutschland geeinigt und sie denkt vorläufig nicht daran, diese Waffen
niederzulegen oder sich selbst zu beschränken um humanitärer Ideen willen, oder
um, wie Grey dies möchte, die Zivilisation der Menschheit zu retten. Die Zivili¬
sation der Menschheit ist England ebenso gleichgültig, wie damals vor der ersten
Hanger Konferenz Rußland die Idee der Abrüstung'gleichgültig gewesen ist. Ein
Europa, in gegenseitigem Blutvergießen zerfleischt,' ist Englands Ideal. Dabei
blüht sein politischer Weizen, und wenn es jetzt England zuwege bringt, daß ein
enger militärisch-politischer Zusammenschluß Groß-Britanniens und seiner Kolonien
,anf der einen Seite und Amerikas auf der anderen Seite stattfindet, Frankreich --
,ur immer versklavt -- dauernd als Vorspann für den englischen Wagen dient,
o hat es auch noch die Hoffnung, übermorgen eine Koalition gegen Japan zu¬
stande zu bringen, wenn das nötig werden sollte.")

England duldet es aber -- und das unterscheidet seine kluge Politik von
der der übrigen europäischen Staaten, -- daß solche Humanitären Ideen, wie sie
von Grey jetzt vorgebracht werden, ani majorem glori-un LritanniaL und als
moralische Offensive erörtert werden, und liebt es, wenn es selbst dabei als
Förderer > dieser menschheitsrettenden Ideen und als Beglücker der Mensch¬
heit erscheint.

Also mag es nochmals konstatiert werden, daß England selbst der Ab¬
rüstungsidee, wie Lord Curzon dies ausdrücklich gesagt hat, zweifelnd gegenüber¬
steht, daß diese Idee aber mit großer Wärme von einem Verantwortlicher Staats¬
mann der Mittelmächte, nämlich von Graf Czernin/ öffentlich erörtert worden ist.
(Lord Grey ist nicht verantwortlich. DaS unterscheidet seine Anregungen von den
Czerninschen, die die Entente ohne weiteres zu den Akten gelegt hat).

Und nun zur Schiedsgerichtsbarkeit und internationalen Exekution, der
arideren großen Idee des Völkerbundes. Ein internationaler Staatengerichtshof,
bestimmt "über die Streitigkeiten der Völker zu entscheiden, und eine internationale
Exekution, für den Fall, daß ohne solchen Schiedsspruch zum Schwerte gegriffen
lard, das ist das alte Ideal, das jetzt wieder von neuem zur Diskussion ge¬
stellt wird.

Wir haben vorhin darauf hingewiesen, daß Deutschland der Völkerbund-
und damit der Schiedsgerichtsidee sympathisch gegenübersteht; Deutschland muß
nur den Nachweis verlangen, daß diese Idee so zur praktischen Ausführung kommt,
daß nicht von vornherein jede Schiedssprechung gegen uns ausfallen muß. Solcher
Nachweis ist bisher nicht erbracht. Wenn jetzt die Curzon und Bourgeois die
Entente für ewige Zeit zusammenschließen, so wird damit auch der Schiedsgerichts¬
idee für lange Zeit der Boden entzogen.

Deutschland war diejenige Macht, die bereit war, einen wirklichen inter¬
nationalen Gerichtshof, den Prisengerichtshof, einzusetzen; für Deutschland ist der
Gedanke der Aufgabe eines Teiles seiner Souveränität dabei nicht schrecklich ge¬
wesen. Unsere jetzigen Feinde haben diesen Gedanken zunichte gemacht, weil sie
ihre Willkür nicht aufgeben wollten. Das Sprichwort "KiZIrt or xvronZ,
countr^", ist nicht umsonst ein englisches Sprichwort. Für Deutschland hat auch
die Schiedsgerichtsbarkeit nichts Schreckliches, wenn ihre Unparteilichkeit verbürgt
ist. Unsere' Staatsideale sind keine räuberischen. Wir wollen nur behalten, was
wir haben, wir wollen nur unsere Freiheit und Existenz gegen den Angriff einer
uns vielfach überlegenen Mächtekoalition unserer Feinde wahren und im übrigen
uns friedlich und schiedlich entwickeln. Wir haben Mächte zu Nachbarn, die Teile
unseres Landes von uns begehren, wie dies die bis jetzt noch nicht aufgehobenen
Geheimverträge der Entente beweisen. Wir haben also alle Ursache, mißtrauisch



*) Vgl. die Ausführungen von Salzmann in der "Vossischen Zeitung" vom 14. Juli 1918.
Der Völkerbund

Auch in neuester Zeit sind also alle Ansätze einer wirklichen Völkerbundspolitik
Europas von England entzweigemacht worden. Selbst von unseren Feinden wird jetzt
anerkannt, daß Deutschlands Politik eine großzügige Friedenspolitik gewesen ist. —
Die englische offizielle Politik ändert sich nicht. Sie hat die Welt in Waffen
gegen Deutschland geeinigt und sie denkt vorläufig nicht daran, diese Waffen
niederzulegen oder sich selbst zu beschränken um humanitärer Ideen willen, oder
um, wie Grey dies möchte, die Zivilisation der Menschheit zu retten. Die Zivili¬
sation der Menschheit ist England ebenso gleichgültig, wie damals vor der ersten
Hanger Konferenz Rußland die Idee der Abrüstung'gleichgültig gewesen ist. Ein
Europa, in gegenseitigem Blutvergießen zerfleischt,' ist Englands Ideal. Dabei
blüht sein politischer Weizen, und wenn es jetzt England zuwege bringt, daß ein
enger militärisch-politischer Zusammenschluß Groß-Britanniens und seiner Kolonien
,anf der einen Seite und Amerikas auf der anderen Seite stattfindet, Frankreich —
,ur immer versklavt — dauernd als Vorspann für den englischen Wagen dient,
o hat es auch noch die Hoffnung, übermorgen eine Koalition gegen Japan zu¬
stande zu bringen, wenn das nötig werden sollte.")

England duldet es aber — und das unterscheidet seine kluge Politik von
der der übrigen europäischen Staaten, — daß solche Humanitären Ideen, wie sie
von Grey jetzt vorgebracht werden, ani majorem glori-un LritanniaL und als
moralische Offensive erörtert werden, und liebt es, wenn es selbst dabei als
Förderer > dieser menschheitsrettenden Ideen und als Beglücker der Mensch¬
heit erscheint.

Also mag es nochmals konstatiert werden, daß England selbst der Ab¬
rüstungsidee, wie Lord Curzon dies ausdrücklich gesagt hat, zweifelnd gegenüber¬
steht, daß diese Idee aber mit großer Wärme von einem Verantwortlicher Staats¬
mann der Mittelmächte, nämlich von Graf Czernin/ öffentlich erörtert worden ist.
(Lord Grey ist nicht verantwortlich. DaS unterscheidet seine Anregungen von den
Czerninschen, die die Entente ohne weiteres zu den Akten gelegt hat).

Und nun zur Schiedsgerichtsbarkeit und internationalen Exekution, der
arideren großen Idee des Völkerbundes. Ein internationaler Staatengerichtshof,
bestimmt "über die Streitigkeiten der Völker zu entscheiden, und eine internationale
Exekution, für den Fall, daß ohne solchen Schiedsspruch zum Schwerte gegriffen
lard, das ist das alte Ideal, das jetzt wieder von neuem zur Diskussion ge¬
stellt wird.

Wir haben vorhin darauf hingewiesen, daß Deutschland der Völkerbund-
und damit der Schiedsgerichtsidee sympathisch gegenübersteht; Deutschland muß
nur den Nachweis verlangen, daß diese Idee so zur praktischen Ausführung kommt,
daß nicht von vornherein jede Schiedssprechung gegen uns ausfallen muß. Solcher
Nachweis ist bisher nicht erbracht. Wenn jetzt die Curzon und Bourgeois die
Entente für ewige Zeit zusammenschließen, so wird damit auch der Schiedsgerichts¬
idee für lange Zeit der Boden entzogen.

Deutschland war diejenige Macht, die bereit war, einen wirklichen inter¬
nationalen Gerichtshof, den Prisengerichtshof, einzusetzen; für Deutschland ist der
Gedanke der Aufgabe eines Teiles seiner Souveränität dabei nicht schrecklich ge¬
wesen. Unsere jetzigen Feinde haben diesen Gedanken zunichte gemacht, weil sie
ihre Willkür nicht aufgeben wollten. Das Sprichwort »KiZIrt or xvronZ,
countr^«, ist nicht umsonst ein englisches Sprichwort. Für Deutschland hat auch
die Schiedsgerichtsbarkeit nichts Schreckliches, wenn ihre Unparteilichkeit verbürgt
ist. Unsere' Staatsideale sind keine räuberischen. Wir wollen nur behalten, was
wir haben, wir wollen nur unsere Freiheit und Existenz gegen den Angriff einer
uns vielfach überlegenen Mächtekoalition unserer Feinde wahren und im übrigen
uns friedlich und schiedlich entwickeln. Wir haben Mächte zu Nachbarn, die Teile
unseres Landes von uns begehren, wie dies die bis jetzt noch nicht aufgehobenen
Geheimverträge der Entente beweisen. Wir haben also alle Ursache, mißtrauisch



*) Vgl. die Ausführungen von Salzmann in der „Vossischen Zeitung" vom 14. Juli 1918.
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[0235] Der Völkerbund Auch in neuester Zeit sind also alle Ansätze einer wirklichen Völkerbundspolitik Europas von England entzweigemacht worden. Selbst von unseren Feinden wird jetzt anerkannt, daß Deutschlands Politik eine großzügige Friedenspolitik gewesen ist. — Die englische offizielle Politik ändert sich nicht. Sie hat die Welt in Waffen gegen Deutschland geeinigt und sie denkt vorläufig nicht daran, diese Waffen niederzulegen oder sich selbst zu beschränken um humanitärer Ideen willen, oder um, wie Grey dies möchte, die Zivilisation der Menschheit zu retten. Die Zivili¬ sation der Menschheit ist England ebenso gleichgültig, wie damals vor der ersten Hanger Konferenz Rußland die Idee der Abrüstung'gleichgültig gewesen ist. Ein Europa, in gegenseitigem Blutvergießen zerfleischt,' ist Englands Ideal. Dabei blüht sein politischer Weizen, und wenn es jetzt England zuwege bringt, daß ein enger militärisch-politischer Zusammenschluß Groß-Britanniens und seiner Kolonien ,anf der einen Seite und Amerikas auf der anderen Seite stattfindet, Frankreich — ,ur immer versklavt — dauernd als Vorspann für den englischen Wagen dient, o hat es auch noch die Hoffnung, übermorgen eine Koalition gegen Japan zu¬ stande zu bringen, wenn das nötig werden sollte.") England duldet es aber — und das unterscheidet seine kluge Politik von der der übrigen europäischen Staaten, — daß solche Humanitären Ideen, wie sie von Grey jetzt vorgebracht werden, ani majorem glori-un LritanniaL und als moralische Offensive erörtert werden, und liebt es, wenn es selbst dabei als Förderer > dieser menschheitsrettenden Ideen und als Beglücker der Mensch¬ heit erscheint. Also mag es nochmals konstatiert werden, daß England selbst der Ab¬ rüstungsidee, wie Lord Curzon dies ausdrücklich gesagt hat, zweifelnd gegenüber¬ steht, daß diese Idee aber mit großer Wärme von einem Verantwortlicher Staats¬ mann der Mittelmächte, nämlich von Graf Czernin/ öffentlich erörtert worden ist. (Lord Grey ist nicht verantwortlich. DaS unterscheidet seine Anregungen von den Czerninschen, die die Entente ohne weiteres zu den Akten gelegt hat). Und nun zur Schiedsgerichtsbarkeit und internationalen Exekution, der arideren großen Idee des Völkerbundes. Ein internationaler Staatengerichtshof, bestimmt "über die Streitigkeiten der Völker zu entscheiden, und eine internationale Exekution, für den Fall, daß ohne solchen Schiedsspruch zum Schwerte gegriffen lard, das ist das alte Ideal, das jetzt wieder von neuem zur Diskussion ge¬ stellt wird. Wir haben vorhin darauf hingewiesen, daß Deutschland der Völkerbund- und damit der Schiedsgerichtsidee sympathisch gegenübersteht; Deutschland muß nur den Nachweis verlangen, daß diese Idee so zur praktischen Ausführung kommt, daß nicht von vornherein jede Schiedssprechung gegen uns ausfallen muß. Solcher Nachweis ist bisher nicht erbracht. Wenn jetzt die Curzon und Bourgeois die Entente für ewige Zeit zusammenschließen, so wird damit auch der Schiedsgerichts¬ idee für lange Zeit der Boden entzogen. Deutschland war diejenige Macht, die bereit war, einen wirklichen inter¬ nationalen Gerichtshof, den Prisengerichtshof, einzusetzen; für Deutschland ist der Gedanke der Aufgabe eines Teiles seiner Souveränität dabei nicht schrecklich ge¬ wesen. Unsere jetzigen Feinde haben diesen Gedanken zunichte gemacht, weil sie ihre Willkür nicht aufgeben wollten. Das Sprichwort »KiZIrt or xvronZ, countr^«, ist nicht umsonst ein englisches Sprichwort. Für Deutschland hat auch die Schiedsgerichtsbarkeit nichts Schreckliches, wenn ihre Unparteilichkeit verbürgt ist. Unsere' Staatsideale sind keine räuberischen. Wir wollen nur behalten, was wir haben, wir wollen nur unsere Freiheit und Existenz gegen den Angriff einer uns vielfach überlegenen Mächtekoalition unserer Feinde wahren und im übrigen uns friedlich und schiedlich entwickeln. Wir haben Mächte zu Nachbarn, die Teile unseres Landes von uns begehren, wie dies die bis jetzt noch nicht aufgehobenen Geheimverträge der Entente beweisen. Wir haben also alle Ursache, mißtrauisch *) Vgl. die Ausführungen von Salzmann in der „Vossischen Zeitung" vom 14. Juli 1918.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/235>, abgerufen am 29.06.2024.