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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Der Völkerbund

Scheitern bringt, sondern England selbst. Lord Curzon hat gegen zwei Haupt¬
punkte der Völkerbundidee schon jetzt Verwahrung eingelegt: gegen die Abrüstungs¬
idee und gegen die Idee der politischen Schiedssprechung und Exekutive.

Curzon sagt zur Abrüstungssrage folgendes: "In solch einem Falle müßte
der Völkerbund die Macht haben, zu inspizieren und zu kontrollieren und das
würde die vollkommene Kontrolle der Produktionsquellen der verschiedenen in
Betracht kommenden Länder bedeuten". Curzon hat davor Angst. England
bringt also die Abrüstungsidee selbst zu Falle, trotzdem der ganzen Welt gegenüber
stets erklärt worden ist, daß Deutschland das schwarzeSchas sei, welches diese Abrüstung
hindere und zwar nur, weil Deutschland ehrlicherweise auf die technischen Schwierig¬
keiten der Ausführung hingewiesen hat. Wie berechtigt Deutschlands Bedenken
gegen die Loyalität der von der Entente in dieser Beziehung stets betriebenen
Politik gewesen sind, ergibt sich zur Evidenz aus den jetzt allmählich ans Tages¬
licht kommenden Enthüllungen über die Vorgeschichte der ersten Haager Friedens¬
konferenz. Der englische Publizist Dillon nennt das russische Vorgehen bei dieser
Konferenz iZnodle glrain"). Er schildert anschaulich, wie die Idee der Konferenz
entstanden ist, um Österreich davon abzuhalten, eine verbesserte Kanone einzu¬
führen, wie die Russen garnicht an Abrüstung dachten, sondern die große inter¬
nationale Idee nur benutzten, um ihre eigenen Ziele, zu erreichen. Witte hatte
diesen Vorschlag gemacht und er war von Murawieff mit der nötigen diploma¬
tischen Phraseologie umkleidet worden. "Witte erkannte (in dem Murawieff'schen
Vorschlag) die Frucht seiner Anregung und lachte über die humanitäre Einkleidung,
die so für Kuropatkius einfache Ideen gefunden war, denn er wußte, daß das
ganze Schema ein Stück Heuchelei und Arglist war". (Dillon a. a. O. S. 277).
Soll die Menschheit von neuem einer solchen Arglist zum Opfer fallen? Dillon
schildert in seinem Buche, wie Kaiser Wilhelms Ideen im Anfang seiner Regierung
darauf hinausgingen, Europa zu einigen, wie auch Witte erkannt hatte, daß diese
Idee richtig sei, daß, wenn nicht Europa eines Tages seine Streitigkeiten begrub
und sich zusammenschloß, es morgen, wie Witte sagte, "auf Gnade und Ungnade
Amerika und übermorgen Japan ausgeliefert sei". Hochinteressant ist noch heute
das Gespräch zwischen dem deutschen Herrscher und dem russischen Minister aus
Anlaß dieser Idee, Las Dillon in seinem Buche wiedergibt.


"Ich würde ganz Europa zu einem Staate machen", sagte Witte.
"

"Ganz Europa? fragte der Kaiser.

"Ich meine das kontinentale Europa. England muß ausgelassen werden.
England kann nicht ein Mitglied der Förderation werden, solange es eine
nur maritime Macht ist. Seine geographische Position trennt es heute von
kontinentalen Staaten.....Heute ist England nicht europäisch. Die See
trennt es und verteidigt es gegen den Kontinent".

"Darin, entgegnete der Kaiser, sind Sie und ich nicht länger mehr
einig. England ist genau ebenso europäisch wie jeder andere kontinentale
Staat und hat das Recht, sich sogar mehr europäisch zu dünken als manche
andere Staaten. Es muß auf irgendeine Weise dazu gebracht werden, sich
anzuschließen. Sein Beitritt ist eine Notwendigkeit. Die vereinigten Staaten
von Europa mit einem ausgelassenen England können nicht verwirklicht
werden". --


Dies Gespräch zeigt klar, wie der Kaiser im Interesse des allgemeinen
Friedens der Welt eine Einigung ganz Europas mit England erstrebte. Aber
England durchkreuzte diese Pläne und arbeitete mit der ihm eigenen Zielstrebig¬
keit an einer Einigung Europas gegen Deutschland. Als der .Kaiser dies erkannt
hatte, hat er noch einmal mit dem Vertrage von Björkö versucht, mit dem russischen
Zaren zusammen -- diesmal ohne England -- den Versuch einer Einigung Europas
im Interesse des Friedens zu machen. Doch sein Versuch blieb vergeblich. Hätte der
Vertrag von Björkö Bestand gehabt, so wäre es nicht zu diesem Kriege gekommen. --



) Dillon, /I'be Lelipse ok Kussia". S. 274. 341 kk.
Der Völkerbund

Scheitern bringt, sondern England selbst. Lord Curzon hat gegen zwei Haupt¬
punkte der Völkerbundidee schon jetzt Verwahrung eingelegt: gegen die Abrüstungs¬
idee und gegen die Idee der politischen Schiedssprechung und Exekutive.

Curzon sagt zur Abrüstungssrage folgendes: „In solch einem Falle müßte
der Völkerbund die Macht haben, zu inspizieren und zu kontrollieren und das
würde die vollkommene Kontrolle der Produktionsquellen der verschiedenen in
Betracht kommenden Länder bedeuten". Curzon hat davor Angst. England
bringt also die Abrüstungsidee selbst zu Falle, trotzdem der ganzen Welt gegenüber
stets erklärt worden ist, daß Deutschland das schwarzeSchas sei, welches diese Abrüstung
hindere und zwar nur, weil Deutschland ehrlicherweise auf die technischen Schwierig¬
keiten der Ausführung hingewiesen hat. Wie berechtigt Deutschlands Bedenken
gegen die Loyalität der von der Entente in dieser Beziehung stets betriebenen
Politik gewesen sind, ergibt sich zur Evidenz aus den jetzt allmählich ans Tages¬
licht kommenden Enthüllungen über die Vorgeschichte der ersten Haager Friedens¬
konferenz. Der englische Publizist Dillon nennt das russische Vorgehen bei dieser
Konferenz iZnodle glrain"). Er schildert anschaulich, wie die Idee der Konferenz
entstanden ist, um Österreich davon abzuhalten, eine verbesserte Kanone einzu¬
führen, wie die Russen garnicht an Abrüstung dachten, sondern die große inter¬
nationale Idee nur benutzten, um ihre eigenen Ziele, zu erreichen. Witte hatte
diesen Vorschlag gemacht und er war von Murawieff mit der nötigen diploma¬
tischen Phraseologie umkleidet worden. „Witte erkannte (in dem Murawieff'schen
Vorschlag) die Frucht seiner Anregung und lachte über die humanitäre Einkleidung,
die so für Kuropatkius einfache Ideen gefunden war, denn er wußte, daß das
ganze Schema ein Stück Heuchelei und Arglist war". (Dillon a. a. O. S. 277).
Soll die Menschheit von neuem einer solchen Arglist zum Opfer fallen? Dillon
schildert in seinem Buche, wie Kaiser Wilhelms Ideen im Anfang seiner Regierung
darauf hinausgingen, Europa zu einigen, wie auch Witte erkannt hatte, daß diese
Idee richtig sei, daß, wenn nicht Europa eines Tages seine Streitigkeiten begrub
und sich zusammenschloß, es morgen, wie Witte sagte, „auf Gnade und Ungnade
Amerika und übermorgen Japan ausgeliefert sei". Hochinteressant ist noch heute
das Gespräch zwischen dem deutschen Herrscher und dem russischen Minister aus
Anlaß dieser Idee, Las Dillon in seinem Buche wiedergibt.


„Ich würde ganz Europa zu einem Staate machen", sagte Witte.
"

„Ganz Europa? fragte der Kaiser.

„Ich meine das kontinentale Europa. England muß ausgelassen werden.
England kann nicht ein Mitglied der Förderation werden, solange es eine
nur maritime Macht ist. Seine geographische Position trennt es heute von
kontinentalen Staaten.....Heute ist England nicht europäisch. Die See
trennt es und verteidigt es gegen den Kontinent".

„Darin, entgegnete der Kaiser, sind Sie und ich nicht länger mehr
einig. England ist genau ebenso europäisch wie jeder andere kontinentale
Staat und hat das Recht, sich sogar mehr europäisch zu dünken als manche
andere Staaten. Es muß auf irgendeine Weise dazu gebracht werden, sich
anzuschließen. Sein Beitritt ist eine Notwendigkeit. Die vereinigten Staaten
von Europa mit einem ausgelassenen England können nicht verwirklicht
werden". —


Dies Gespräch zeigt klar, wie der Kaiser im Interesse des allgemeinen
Friedens der Welt eine Einigung ganz Europas mit England erstrebte. Aber
England durchkreuzte diese Pläne und arbeitete mit der ihm eigenen Zielstrebig¬
keit an einer Einigung Europas gegen Deutschland. Als der .Kaiser dies erkannt
hatte, hat er noch einmal mit dem Vertrage von Björkö versucht, mit dem russischen
Zaren zusammen — diesmal ohne England — den Versuch einer Einigung Europas
im Interesse des Friedens zu machen. Doch sein Versuch blieb vergeblich. Hätte der
Vertrag von Björkö Bestand gehabt, so wäre es nicht zu diesem Kriege gekommen. —



) Dillon, /I'be Lelipse ok Kussia". S. 274. 341 kk.
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[0234] Der Völkerbund Scheitern bringt, sondern England selbst. Lord Curzon hat gegen zwei Haupt¬ punkte der Völkerbundidee schon jetzt Verwahrung eingelegt: gegen die Abrüstungs¬ idee und gegen die Idee der politischen Schiedssprechung und Exekutive. Curzon sagt zur Abrüstungssrage folgendes: „In solch einem Falle müßte der Völkerbund die Macht haben, zu inspizieren und zu kontrollieren und das würde die vollkommene Kontrolle der Produktionsquellen der verschiedenen in Betracht kommenden Länder bedeuten". Curzon hat davor Angst. England bringt also die Abrüstungsidee selbst zu Falle, trotzdem der ganzen Welt gegenüber stets erklärt worden ist, daß Deutschland das schwarzeSchas sei, welches diese Abrüstung hindere und zwar nur, weil Deutschland ehrlicherweise auf die technischen Schwierig¬ keiten der Ausführung hingewiesen hat. Wie berechtigt Deutschlands Bedenken gegen die Loyalität der von der Entente in dieser Beziehung stets betriebenen Politik gewesen sind, ergibt sich zur Evidenz aus den jetzt allmählich ans Tages¬ licht kommenden Enthüllungen über die Vorgeschichte der ersten Haager Friedens¬ konferenz. Der englische Publizist Dillon nennt das russische Vorgehen bei dieser Konferenz iZnodle glrain"). Er schildert anschaulich, wie die Idee der Konferenz entstanden ist, um Österreich davon abzuhalten, eine verbesserte Kanone einzu¬ führen, wie die Russen garnicht an Abrüstung dachten, sondern die große inter¬ nationale Idee nur benutzten, um ihre eigenen Ziele, zu erreichen. Witte hatte diesen Vorschlag gemacht und er war von Murawieff mit der nötigen diploma¬ tischen Phraseologie umkleidet worden. „Witte erkannte (in dem Murawieff'schen Vorschlag) die Frucht seiner Anregung und lachte über die humanitäre Einkleidung, die so für Kuropatkius einfache Ideen gefunden war, denn er wußte, daß das ganze Schema ein Stück Heuchelei und Arglist war". (Dillon a. a. O. S. 277). Soll die Menschheit von neuem einer solchen Arglist zum Opfer fallen? Dillon schildert in seinem Buche, wie Kaiser Wilhelms Ideen im Anfang seiner Regierung darauf hinausgingen, Europa zu einigen, wie auch Witte erkannt hatte, daß diese Idee richtig sei, daß, wenn nicht Europa eines Tages seine Streitigkeiten begrub und sich zusammenschloß, es morgen, wie Witte sagte, „auf Gnade und Ungnade Amerika und übermorgen Japan ausgeliefert sei". Hochinteressant ist noch heute das Gespräch zwischen dem deutschen Herrscher und dem russischen Minister aus Anlaß dieser Idee, Las Dillon in seinem Buche wiedergibt. „Ich würde ganz Europa zu einem Staate machen", sagte Witte. " „Ganz Europa? fragte der Kaiser. „Ich meine das kontinentale Europa. England muß ausgelassen werden. England kann nicht ein Mitglied der Förderation werden, solange es eine nur maritime Macht ist. Seine geographische Position trennt es heute von kontinentalen Staaten.....Heute ist England nicht europäisch. Die See trennt es und verteidigt es gegen den Kontinent". „Darin, entgegnete der Kaiser, sind Sie und ich nicht länger mehr einig. England ist genau ebenso europäisch wie jeder andere kontinentale Staat und hat das Recht, sich sogar mehr europäisch zu dünken als manche andere Staaten. Es muß auf irgendeine Weise dazu gebracht werden, sich anzuschließen. Sein Beitritt ist eine Notwendigkeit. Die vereinigten Staaten von Europa mit einem ausgelassenen England können nicht verwirklicht werden". — Dies Gespräch zeigt klar, wie der Kaiser im Interesse des allgemeinen Friedens der Welt eine Einigung ganz Europas mit England erstrebte. Aber England durchkreuzte diese Pläne und arbeitete mit der ihm eigenen Zielstrebig¬ keit an einer Einigung Europas gegen Deutschland. Als der .Kaiser dies erkannt hatte, hat er noch einmal mit dem Vertrage von Björkö versucht, mit dem russischen Zaren zusammen — diesmal ohne England — den Versuch einer Einigung Europas im Interesse des Friedens zu machen. Doch sein Versuch blieb vergeblich. Hätte der Vertrag von Björkö Bestand gehabt, so wäre es nicht zu diesem Kriege gekommen. — ) Dillon, /I'be Lelipse ok Kussia". S. 274. 341 kk.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/234>, abgerufen am 01.07.2024.