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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Der Völkerbund

des bekannten französischen Politikeis und Delegierten Frankreichs auf der zweiten
Haager Friedenskonferenz Leon Bourgeois eingesetzt. Der Abgeordnete Rauberei
hat in seinem Bericht über das Budget des Ministers des Äußeren für 1918 ein
kurzes Resumö über die Arbeiten der Kommission gegeben. Danach hat am
17. Januar 1918 Bourgeois ein Expose über die Prinzipien der societe ach
nations abgeliefert, unter der jedenfalls nicht die Begründung eines neuen inter-
nationalen Staatßwesens zu verstehen sein soll, das über den Staaten steht,
sondern die lediglich die Aufrechterhaltung des Friedens durch Ersetzung der
Gewalt durch das Recht zum Ziele hat. Die Kommission hat also von vornherein
"jede Unruhe wegen etwaiger Eingriffe in die Souveränität der Staaten" ent¬
fernt. Im übrigen ist vorgeschlagen worden, daß die ausgearbeiteten Grundsätze,
die im einzelnen nicht veröffentlicht worden sind, schon jetzt dein Urteil der übrigen
Ententestaaten unterbreitet werden, damit die Einheit ihrer Anschauungen vor der
Eröffnung der Friedensverhandlungen herbeigeführt wird und die Feinde der
Entente nicht etwa als Überraschung irgendwelche Bestimmungen einführen könnten,
die die "Regeln der Gerechtigkeit und des Rechts beeinträchtigen oder kompro¬
mittieren könnten, ohne, welche kein Frieden hergestellt und aufrecht erhalten
werden kann." Der Rapport von Bourgeois zerfällt in mehrere Einzeldarstellungen
(1. Geschichtlicher Teil, 2. Sanktionen -- diplomatische, juristische, ökonomische --
3. Herstellung einer internationalen Gerichtsbarkeit). -- Also in Frankreich sind positive
Vorarbeiten im Gange. Bei diesen ist man jedenfalls viel vorsichtiger als dies Lord
Grey in seiner Broschüre gewesen ist. Während dieser ausdrücklich davon gesprochen
hat, daß der Völkerbund jedenfalls Beschränkungen der Souveränität der einzelnen
Nationen mit sich bringen und daß er unbequeme Verpflichtungen (inconvenient
odliMtioriZ) zur Folge haben muß, macht der Rapport von Bourgeois hier gleich
von vornherein Einschränkungen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die sehr ein¬
schränkenden Erklärungen von Lord Curzon im englischen Oberhause mit auf den
inzwischen ausgeübten Einfluß der französischen Regierung zurückzuführen sind.
Frankreich steht jedenfalls den Ideen Greys -- mit Ausnahme seiner Sozialisten
-- nicht freundlich gegenüber. Der "Temps" hat ausdrücklich gesagt, daß er voll
von Mißtrauen gegen die Greysche Formel sei (non8 ctsmeurons plsins 6e
mekianLS g als cette lormule) und die anderen maßgebenden französischen
Blätter haben in dasselbe Horn geblasen. In dem Frankreich CleMenceaus und
Pichons, die mit den alten aufregenden Phrasen die schon stumpfen Sinne der
sonst mit den Nerven erledigten französischen Nation zusammenhalten müssen,
kann es ja auch nicht anders sein. Das Hauptargument der französischen Blätter
ist das, daß es utopisch sei, im gegenwärtigen Moment, wo die deutsche Armee
Compiögne und Paris bedrohe, von einer Gesellschaft von Nationen zu sprechen,
bei der Deutschland ein Mitglied sein sollte."

In einem Interview des "Manchester Guardian vom 8. Juli 1918 (nach
"Matin") hat Bourgeois deutlicher seine Gedanken ausgesprochen. Er hat zu¬
nächst gesagt, daß es unmöglich sei, die Diskussion des Völkerbundsproblems
länger zu vertagen. Er hat sodann auf der Identität der Anschauungen seines
Komitees mit denen des Präsidenten Wilson bestanden (I) -- hinsichtlich des
Zieles: nämlich des Friedens durch Recht. Realisiert könne der Bund jetzt nur
von den Alliierten werden, später könne man den Eintritt offen lassen für solche
Nationen, die durch eine demokratische Organisation die nötigen Garantien geben
(das geht auf Deutschland.) Im übrigen müsse man jetzt die Liga unter den
Alliierten bilden, denn erstens werde dies das Band zwischen ihnen enger ziehen,
zweitens sie für die Friedensverhandlungen in dieser Beziehung vorbereiten,
drittens den moralischen Einfluß der Alliierten in der Welt vergrößern.

Frankreich wünscht also die Liga nur unter der Entente als politisches und
moralisches Kampfmittel gegen Deutschland.¬

Die westschweizerischen Zeitungen, die ja gewöhnlich die französischen An
schauungen offener aussprechen, als die Franzosen selbst, sind in diesem Zusammen¬
hange beachtenswert. Sie geben den Befürchtungen Ausdruck, die in Frankreich


Der Völkerbund

des bekannten französischen Politikeis und Delegierten Frankreichs auf der zweiten
Haager Friedenskonferenz Leon Bourgeois eingesetzt. Der Abgeordnete Rauberei
hat in seinem Bericht über das Budget des Ministers des Äußeren für 1918 ein
kurzes Resumö über die Arbeiten der Kommission gegeben. Danach hat am
17. Januar 1918 Bourgeois ein Expose über die Prinzipien der societe ach
nations abgeliefert, unter der jedenfalls nicht die Begründung eines neuen inter-
nationalen Staatßwesens zu verstehen sein soll, das über den Staaten steht,
sondern die lediglich die Aufrechterhaltung des Friedens durch Ersetzung der
Gewalt durch das Recht zum Ziele hat. Die Kommission hat also von vornherein
„jede Unruhe wegen etwaiger Eingriffe in die Souveränität der Staaten" ent¬
fernt. Im übrigen ist vorgeschlagen worden, daß die ausgearbeiteten Grundsätze,
die im einzelnen nicht veröffentlicht worden sind, schon jetzt dein Urteil der übrigen
Ententestaaten unterbreitet werden, damit die Einheit ihrer Anschauungen vor der
Eröffnung der Friedensverhandlungen herbeigeführt wird und die Feinde der
Entente nicht etwa als Überraschung irgendwelche Bestimmungen einführen könnten,
die die „Regeln der Gerechtigkeit und des Rechts beeinträchtigen oder kompro¬
mittieren könnten, ohne, welche kein Frieden hergestellt und aufrecht erhalten
werden kann." Der Rapport von Bourgeois zerfällt in mehrere Einzeldarstellungen
(1. Geschichtlicher Teil, 2. Sanktionen — diplomatische, juristische, ökonomische —
3. Herstellung einer internationalen Gerichtsbarkeit). — Also in Frankreich sind positive
Vorarbeiten im Gange. Bei diesen ist man jedenfalls viel vorsichtiger als dies Lord
Grey in seiner Broschüre gewesen ist. Während dieser ausdrücklich davon gesprochen
hat, daß der Völkerbund jedenfalls Beschränkungen der Souveränität der einzelnen
Nationen mit sich bringen und daß er unbequeme Verpflichtungen (inconvenient
odliMtioriZ) zur Folge haben muß, macht der Rapport von Bourgeois hier gleich
von vornherein Einschränkungen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die sehr ein¬
schränkenden Erklärungen von Lord Curzon im englischen Oberhause mit auf den
inzwischen ausgeübten Einfluß der französischen Regierung zurückzuführen sind.
Frankreich steht jedenfalls den Ideen Greys — mit Ausnahme seiner Sozialisten
— nicht freundlich gegenüber. Der „Temps" hat ausdrücklich gesagt, daß er voll
von Mißtrauen gegen die Greysche Formel sei (non8 ctsmeurons plsins 6e
mekianLS g als cette lormule) und die anderen maßgebenden französischen
Blätter haben in dasselbe Horn geblasen. In dem Frankreich CleMenceaus und
Pichons, die mit den alten aufregenden Phrasen die schon stumpfen Sinne der
sonst mit den Nerven erledigten französischen Nation zusammenhalten müssen,
kann es ja auch nicht anders sein. Das Hauptargument der französischen Blätter
ist das, daß es utopisch sei, im gegenwärtigen Moment, wo die deutsche Armee
Compiögne und Paris bedrohe, von einer Gesellschaft von Nationen zu sprechen,
bei der Deutschland ein Mitglied sein sollte."

In einem Interview des „Manchester Guardian vom 8. Juli 1918 (nach
„Matin") hat Bourgeois deutlicher seine Gedanken ausgesprochen. Er hat zu¬
nächst gesagt, daß es unmöglich sei, die Diskussion des Völkerbundsproblems
länger zu vertagen. Er hat sodann auf der Identität der Anschauungen seines
Komitees mit denen des Präsidenten Wilson bestanden (I) — hinsichtlich des
Zieles: nämlich des Friedens durch Recht. Realisiert könne der Bund jetzt nur
von den Alliierten werden, später könne man den Eintritt offen lassen für solche
Nationen, die durch eine demokratische Organisation die nötigen Garantien geben
(das geht auf Deutschland.) Im übrigen müsse man jetzt die Liga unter den
Alliierten bilden, denn erstens werde dies das Band zwischen ihnen enger ziehen,
zweitens sie für die Friedensverhandlungen in dieser Beziehung vorbereiten,
drittens den moralischen Einfluß der Alliierten in der Welt vergrößern.

Frankreich wünscht also die Liga nur unter der Entente als politisches und
moralisches Kampfmittel gegen Deutschland.¬

Die westschweizerischen Zeitungen, die ja gewöhnlich die französischen An
schauungen offener aussprechen, als die Franzosen selbst, sind in diesem Zusammen¬
hange beachtenswert. Sie geben den Befürchtungen Ausdruck, die in Frankreich


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[0196] Der Völkerbund des bekannten französischen Politikeis und Delegierten Frankreichs auf der zweiten Haager Friedenskonferenz Leon Bourgeois eingesetzt. Der Abgeordnete Rauberei hat in seinem Bericht über das Budget des Ministers des Äußeren für 1918 ein kurzes Resumö über die Arbeiten der Kommission gegeben. Danach hat am 17. Januar 1918 Bourgeois ein Expose über die Prinzipien der societe ach nations abgeliefert, unter der jedenfalls nicht die Begründung eines neuen inter- nationalen Staatßwesens zu verstehen sein soll, das über den Staaten steht, sondern die lediglich die Aufrechterhaltung des Friedens durch Ersetzung der Gewalt durch das Recht zum Ziele hat. Die Kommission hat also von vornherein „jede Unruhe wegen etwaiger Eingriffe in die Souveränität der Staaten" ent¬ fernt. Im übrigen ist vorgeschlagen worden, daß die ausgearbeiteten Grundsätze, die im einzelnen nicht veröffentlicht worden sind, schon jetzt dein Urteil der übrigen Ententestaaten unterbreitet werden, damit die Einheit ihrer Anschauungen vor der Eröffnung der Friedensverhandlungen herbeigeführt wird und die Feinde der Entente nicht etwa als Überraschung irgendwelche Bestimmungen einführen könnten, die die „Regeln der Gerechtigkeit und des Rechts beeinträchtigen oder kompro¬ mittieren könnten, ohne, welche kein Frieden hergestellt und aufrecht erhalten werden kann." Der Rapport von Bourgeois zerfällt in mehrere Einzeldarstellungen (1. Geschichtlicher Teil, 2. Sanktionen — diplomatische, juristische, ökonomische — 3. Herstellung einer internationalen Gerichtsbarkeit). — Also in Frankreich sind positive Vorarbeiten im Gange. Bei diesen ist man jedenfalls viel vorsichtiger als dies Lord Grey in seiner Broschüre gewesen ist. Während dieser ausdrücklich davon gesprochen hat, daß der Völkerbund jedenfalls Beschränkungen der Souveränität der einzelnen Nationen mit sich bringen und daß er unbequeme Verpflichtungen (inconvenient odliMtioriZ) zur Folge haben muß, macht der Rapport von Bourgeois hier gleich von vornherein Einschränkungen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die sehr ein¬ schränkenden Erklärungen von Lord Curzon im englischen Oberhause mit auf den inzwischen ausgeübten Einfluß der französischen Regierung zurückzuführen sind. Frankreich steht jedenfalls den Ideen Greys — mit Ausnahme seiner Sozialisten — nicht freundlich gegenüber. Der „Temps" hat ausdrücklich gesagt, daß er voll von Mißtrauen gegen die Greysche Formel sei (non8 ctsmeurons plsins 6e mekianLS g als cette lormule) und die anderen maßgebenden französischen Blätter haben in dasselbe Horn geblasen. In dem Frankreich CleMenceaus und Pichons, die mit den alten aufregenden Phrasen die schon stumpfen Sinne der sonst mit den Nerven erledigten französischen Nation zusammenhalten müssen, kann es ja auch nicht anders sein. Das Hauptargument der französischen Blätter ist das, daß es utopisch sei, im gegenwärtigen Moment, wo die deutsche Armee Compiögne und Paris bedrohe, von einer Gesellschaft von Nationen zu sprechen, bei der Deutschland ein Mitglied sein sollte." In einem Interview des „Manchester Guardian vom 8. Juli 1918 (nach „Matin") hat Bourgeois deutlicher seine Gedanken ausgesprochen. Er hat zu¬ nächst gesagt, daß es unmöglich sei, die Diskussion des Völkerbundsproblems länger zu vertagen. Er hat sodann auf der Identität der Anschauungen seines Komitees mit denen des Präsidenten Wilson bestanden (I) — hinsichtlich des Zieles: nämlich des Friedens durch Recht. Realisiert könne der Bund jetzt nur von den Alliierten werden, später könne man den Eintritt offen lassen für solche Nationen, die durch eine demokratische Organisation die nötigen Garantien geben (das geht auf Deutschland.) Im übrigen müsse man jetzt die Liga unter den Alliierten bilden, denn erstens werde dies das Band zwischen ihnen enger ziehen, zweitens sie für die Friedensverhandlungen in dieser Beziehung vorbereiten, drittens den moralischen Einfluß der Alliierten in der Welt vergrößern. Frankreich wünscht also die Liga nur unter der Entente als politisches und moralisches Kampfmittel gegen Deutschland.¬ Die westschweizerischen Zeitungen, die ja gewöhnlich die französischen An schauungen offener aussprechen, als die Franzosen selbst, sind in diesem Zusammen¬ hange beachtenswert. Sie geben den Befürchtungen Ausdruck, die in Frankreich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/196>, abgerufen am 29.06.2024.