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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Der neue tschechische Kurs

kratie; ebenso unter den Zeitschriften der Tschechen evangelischen Bekenntnisses
besonders der "Kauns", der im Banne der staatsrechtlichen Idee die Abkehr der
tschechischen Protestanten von der deutschen ReformationSidee und die Zuwendung
zum altnationalen böhmischen Brüdertum, die Bereinigung der tschechischen
evangelischen Bekenntnisse in eine Einheitskirche und die Befreiung von der
evangelischen Wiener Zentrale propagiert.

Zu diesen Zeitschriften gesellt sich eine erstaunlich große Reihe von Neu.
gründungen, die alle, meist gut geleitet, die Idee des souveränen Staates als
Ganzes oder Teilprobleme propagieren: "Mirovy List" (Friedensblatt), "Novo
Cechy" (Das neue Böhmen), "Novy Vek" (Die neue Zeit), die Studentenzeitschrift
"Mladä Generace" (Die junge Generation), selbst der vorzugsweise ästhetischen
Interessen gewidmete "Kam" (Stamm) u. a. in. Mährischen Verhältnissen ist
gewidmet die Revue "Moravsko-slezsky Sbornik".

Abseits von der Einflußsphäre des Närodni-Listy-Konzerns und im Gegensatz
zu Kranmrs Einheitspartei, doch völlig auf dem Boden des souveränen tschechischen
Staates steht die unlängst gegründete "CeM sträz" (Tschechische Wacht), heraus-
gegeben von einer wegen abweichender Ansichten in der Judenfrage im Konzern
nicht aufgegangenen Gruppe ehemaliger Masarykscher Realisten. Diese Gruppe hat
sich in den letzten Wochen mit der national-sozialistischen KlofKc-Partei vereinigt,
die als "Tschechische Sozialistenpartei" zum Ersatz für das eingestellte Parteiblatt
"Ceskö Slovo" die Blätter "Pondelnik" (Montagsblatt) und '"Cesky Socialista"
(Der tschechische Sozialist) gegründet hat.

Auf anhero-slawischen Standpunkt und damit auf dem Boden des alten
föderalistischen Staatsrechtes stehen die Reste der alttschechichen Presse: "Hiäh
NÄroda" (Volksstimme) und die klerikalen Blätter "Cens" (Der Tscheche), "Rahmen"
(Uanosmann). "Hiäh" (Die Stimme), "SelM Hlasy" (Bäuerliche Stimmen) u. a.
i!""?"^^ tschechischen Klerikalismus ist bekanntlich Mähren (Führer:
A"^^ ^: Hruban). Der niedere Klerus zeigt freilich starke staatsrechtlich-
s^i" ^''^ Neigungen. Neuerdings haben auch die "Aktivisten" eine Wochen-
schrrft gegründet: "CeM Svoboda" (Tschechische Freiheit),

in^- ^i" kritische Lage geriet durch die staatsrechtlich-nationalistische
A U-..?. ° 'S^'es? Sozialdemokratie, Tageblatt "Pavo Libu" (Volksrecht) und
^^."s ^?^^^ 2of diele Partei, die 1913 in der Resolution des Führers
^ ^^)ung der staatsrechtlichen Wünsche für das größte Unglück
^/^Z ?^?L"'5^klärt hatte, hat stärker als an die Internationale anderer
k ^ " 5 - abgefärbt. Dem tschechischen Sozialdemokraten stand
der Bourgeois näher als jeder nichttschechische
Proletarier B s rmgefahr 1910 war die tschechische Sozialdemokratie, besonders
^ gewer schaftlichen Organisationen, mit den deutschen, polnischen und den anderen
österreichischen in emex Zentralorganisation vereinigt. Nach dieser Zeit beginnt
die Gründung tschechisch-nationaler Gewerkschaften. Bereits 1911 war die Ent-
Wicklung soweü. daß ern Teü der in den Reichsrat gewählten tschechischen Sozial-
demokraten den zentraksttschen Standpunkt aufgegeben und eine unabhängige
tschechische Sozialistengruppe gebildet hat.

Durch die neue staatsrechtliche Bewegung ist der Kampf zwischen tschechischen
Zentralisten und AutonMusten lo verschärft worden: die autonomistische Gruppe,
die auch gegen den kollektivistischen Sozialismus zugunsten des genossenschaftlichen
eintritt, die also marxistische Theorien gegen solche des französischen und englischen
Sozialismus eintauscht, ist als "radikalsozialistische" Richtung völlig der bürgerlich¬
staatsrechtlichen Ideologie beigetreten. Innerhalb der Partei schien vor kurzem
die zentralistische Gruppe an Boden gewonnen zu haben. Unlängst ist aber die
autonomistische Gruppe, die schon seit längerer Zeit ein mechanisches Zusammen¬
fließen mit der Klofüc-Partei verlangt hat, mit dieser eine Fusion eingegangen,
obwohl diese Partei radikalnationalistisch ist und den Marxismus wegen seines
deutschen Ursprunges verwarf. Die Spitze dieser Fusion geht ausdrücklich gegen
die als "kapitalistische Demokratie" aufgefaßte Einheitspartei des Dr. KramÄr


Der neue tschechische Kurs

kratie; ebenso unter den Zeitschriften der Tschechen evangelischen Bekenntnisses
besonders der „Kauns", der im Banne der staatsrechtlichen Idee die Abkehr der
tschechischen Protestanten von der deutschen ReformationSidee und die Zuwendung
zum altnationalen böhmischen Brüdertum, die Bereinigung der tschechischen
evangelischen Bekenntnisse in eine Einheitskirche und die Befreiung von der
evangelischen Wiener Zentrale propagiert.

Zu diesen Zeitschriften gesellt sich eine erstaunlich große Reihe von Neu.
gründungen, die alle, meist gut geleitet, die Idee des souveränen Staates als
Ganzes oder Teilprobleme propagieren: „Mirovy List" (Friedensblatt), „Novo
Cechy" (Das neue Böhmen), „Novy Vek" (Die neue Zeit), die Studentenzeitschrift
„Mladä Generace" (Die junge Generation), selbst der vorzugsweise ästhetischen
Interessen gewidmete „Kam" (Stamm) u. a. in. Mährischen Verhältnissen ist
gewidmet die Revue „Moravsko-slezsky Sbornik".

Abseits von der Einflußsphäre des Närodni-Listy-Konzerns und im Gegensatz
zu Kranmrs Einheitspartei, doch völlig auf dem Boden des souveränen tschechischen
Staates steht die unlängst gegründete „CeM sträz" (Tschechische Wacht), heraus-
gegeben von einer wegen abweichender Ansichten in der Judenfrage im Konzern
nicht aufgegangenen Gruppe ehemaliger Masarykscher Realisten. Diese Gruppe hat
sich in den letzten Wochen mit der national-sozialistischen KlofKc-Partei vereinigt,
die als „Tschechische Sozialistenpartei" zum Ersatz für das eingestellte Parteiblatt
„Ceskö Slovo" die Blätter „Pondelnik" (Montagsblatt) und '„Cesky Socialista"
(Der tschechische Sozialist) gegründet hat.

Auf anhero-slawischen Standpunkt und damit auf dem Boden des alten
föderalistischen Staatsrechtes stehen die Reste der alttschechichen Presse: „Hiäh
NÄroda" (Volksstimme) und die klerikalen Blätter „Cens" (Der Tscheche), „Rahmen"
(Uanosmann). „Hiäh" (Die Stimme), „SelM Hlasy" (Bäuerliche Stimmen) u. a.
i!""?"^^ tschechischen Klerikalismus ist bekanntlich Mähren (Führer:
A«^^ ^: Hruban). Der niedere Klerus zeigt freilich starke staatsrechtlich-
s^i» ^''^ Neigungen. Neuerdings haben auch die „Aktivisten" eine Wochen-
schrrft gegründet: „CeM Svoboda" (Tschechische Freiheit),

in^- ^i» kritische Lage geriet durch die staatsrechtlich-nationalistische
A U-..?. ° 'S^'es? Sozialdemokratie, Tageblatt „Pavo Libu" (Volksrecht) und
^^."s ^?^^^ 2of diele Partei, die 1913 in der Resolution des Führers
^ ^^)ung der staatsrechtlichen Wünsche für das größte Unglück
^/^Z ?^?L"'5^klärt hatte, hat stärker als an die Internationale anderer
k ^ « 5 - abgefärbt. Dem tschechischen Sozialdemokraten stand
der Bourgeois näher als jeder nichttschechische
Proletarier B s rmgefahr 1910 war die tschechische Sozialdemokratie, besonders
^ gewer schaftlichen Organisationen, mit den deutschen, polnischen und den anderen
österreichischen in emex Zentralorganisation vereinigt. Nach dieser Zeit beginnt
die Gründung tschechisch-nationaler Gewerkschaften. Bereits 1911 war die Ent-
Wicklung soweü. daß ern Teü der in den Reichsrat gewählten tschechischen Sozial-
demokraten den zentraksttschen Standpunkt aufgegeben und eine unabhängige
tschechische Sozialistengruppe gebildet hat.

Durch die neue staatsrechtliche Bewegung ist der Kampf zwischen tschechischen
Zentralisten und AutonMusten lo verschärft worden: die autonomistische Gruppe,
die auch gegen den kollektivistischen Sozialismus zugunsten des genossenschaftlichen
eintritt, die also marxistische Theorien gegen solche des französischen und englischen
Sozialismus eintauscht, ist als „radikalsozialistische" Richtung völlig der bürgerlich¬
staatsrechtlichen Ideologie beigetreten. Innerhalb der Partei schien vor kurzem
die zentralistische Gruppe an Boden gewonnen zu haben. Unlängst ist aber die
autonomistische Gruppe, die schon seit längerer Zeit ein mechanisches Zusammen¬
fließen mit der Klofüc-Partei verlangt hat, mit dieser eine Fusion eingegangen,
obwohl diese Partei radikalnationalistisch ist und den Marxismus wegen seines
deutschen Ursprunges verwarf. Die Spitze dieser Fusion geht ausdrücklich gegen
die als „kapitalistische Demokratie" aufgefaßte Einheitspartei des Dr. KramÄr


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[0017] Der neue tschechische Kurs kratie; ebenso unter den Zeitschriften der Tschechen evangelischen Bekenntnisses besonders der „Kauns", der im Banne der staatsrechtlichen Idee die Abkehr der tschechischen Protestanten von der deutschen ReformationSidee und die Zuwendung zum altnationalen böhmischen Brüdertum, die Bereinigung der tschechischen evangelischen Bekenntnisse in eine Einheitskirche und die Befreiung von der evangelischen Wiener Zentrale propagiert. Zu diesen Zeitschriften gesellt sich eine erstaunlich große Reihe von Neu. gründungen, die alle, meist gut geleitet, die Idee des souveränen Staates als Ganzes oder Teilprobleme propagieren: „Mirovy List" (Friedensblatt), „Novo Cechy" (Das neue Böhmen), „Novy Vek" (Die neue Zeit), die Studentenzeitschrift „Mladä Generace" (Die junge Generation), selbst der vorzugsweise ästhetischen Interessen gewidmete „Kam" (Stamm) u. a. in. Mährischen Verhältnissen ist gewidmet die Revue „Moravsko-slezsky Sbornik". Abseits von der Einflußsphäre des Närodni-Listy-Konzerns und im Gegensatz zu Kranmrs Einheitspartei, doch völlig auf dem Boden des souveränen tschechischen Staates steht die unlängst gegründete „CeM sträz" (Tschechische Wacht), heraus- gegeben von einer wegen abweichender Ansichten in der Judenfrage im Konzern nicht aufgegangenen Gruppe ehemaliger Masarykscher Realisten. Diese Gruppe hat sich in den letzten Wochen mit der national-sozialistischen KlofKc-Partei vereinigt, die als „Tschechische Sozialistenpartei" zum Ersatz für das eingestellte Parteiblatt „Ceskö Slovo" die Blätter „Pondelnik" (Montagsblatt) und '„Cesky Socialista" (Der tschechische Sozialist) gegründet hat. Auf anhero-slawischen Standpunkt und damit auf dem Boden des alten föderalistischen Staatsrechtes stehen die Reste der alttschechichen Presse: „Hiäh NÄroda" (Volksstimme) und die klerikalen Blätter „Cens" (Der Tscheche), „Rahmen" (Uanosmann). „Hiäh" (Die Stimme), „SelM Hlasy" (Bäuerliche Stimmen) u. a. i!""?"^^ tschechischen Klerikalismus ist bekanntlich Mähren (Führer: A«^^ ^: Hruban). Der niedere Klerus zeigt freilich starke staatsrechtlich- s^i» ^''^ Neigungen. Neuerdings haben auch die „Aktivisten" eine Wochen- schrrft gegründet: „CeM Svoboda" (Tschechische Freiheit), in^- ^i» kritische Lage geriet durch die staatsrechtlich-nationalistische A U-..?. ° 'S^'es? Sozialdemokratie, Tageblatt „Pavo Libu" (Volksrecht) und ^^."s ^?^^^ 2of diele Partei, die 1913 in der Resolution des Führers ^ ^^)ung der staatsrechtlichen Wünsche für das größte Unglück ^/^Z ?^?L"'5^klärt hatte, hat stärker als an die Internationale anderer k ^ « 5 - abgefärbt. Dem tschechischen Sozialdemokraten stand der Bourgeois näher als jeder nichttschechische Proletarier B s rmgefahr 1910 war die tschechische Sozialdemokratie, besonders ^ gewer schaftlichen Organisationen, mit den deutschen, polnischen und den anderen österreichischen in emex Zentralorganisation vereinigt. Nach dieser Zeit beginnt die Gründung tschechisch-nationaler Gewerkschaften. Bereits 1911 war die Ent- Wicklung soweü. daß ern Teü der in den Reichsrat gewählten tschechischen Sozial- demokraten den zentraksttschen Standpunkt aufgegeben und eine unabhängige tschechische Sozialistengruppe gebildet hat. Durch die neue staatsrechtliche Bewegung ist der Kampf zwischen tschechischen Zentralisten und AutonMusten lo verschärft worden: die autonomistische Gruppe, die auch gegen den kollektivistischen Sozialismus zugunsten des genossenschaftlichen eintritt, die also marxistische Theorien gegen solche des französischen und englischen Sozialismus eintauscht, ist als „radikalsozialistische" Richtung völlig der bürgerlich¬ staatsrechtlichen Ideologie beigetreten. Innerhalb der Partei schien vor kurzem die zentralistische Gruppe an Boden gewonnen zu haben. Unlängst ist aber die autonomistische Gruppe, die schon seit längerer Zeit ein mechanisches Zusammen¬ fließen mit der Klofüc-Partei verlangt hat, mit dieser eine Fusion eingegangen, obwohl diese Partei radikalnationalistisch ist und den Marxismus wegen seines deutschen Ursprunges verwarf. Die Spitze dieser Fusion geht ausdrücklich gegen die als „kapitalistische Demokratie" aufgefaßte Einheitspartei des Dr. KramÄr

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/17>, abgerufen am 02.10.2024.